32. Kapitel
Greg
Mit weniger als zehn Schritten war er bei ihr, packte sie am Arm und zerrte sie von der Couch herunter. Die linke Hand richtete er dabei drohend auf Terence. »DU BLEIBST SITZEN!« Und dann auf die blonde Schlampe. »UND DU AUCH!«
Er schüttelte April an den Schultern, bis diese die Augen aufschlug. Ihr Mund bildete ein breites Lächeln, als sie erkannte, wer störte. »Ohhhhh, Greggy-Baby! Bist du doch noch gekommen!« Sie kicherte und legte ihre flache Hand auf seine Brust. »Weißt du was? Du bist ein ziemliches … also ein ziemliches … ziemliches …« Ihre Stirn legte sich in Falten. »Arschloch! Genau, ein Arschloch! Und ich lass mir nichts von dir befehlen! Hast du kapiert? Wopanmow… äh … Womanmow … Fuck! WOMANWOPER, ich hab’s! Womanwoper Forever!« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn direkt in die Augen sehen zu können. »Hast du kapiert? WOMANWOPER!« Wieder kicherte sie und sah zu Helen. »Ich glaub, der hat Angst vor uns. Und stumm ist er auch noch.«
»Ach du Scheiße!«, knurrte Greg.
»Oh, doch nicht stumm«, sagte April kichernd.
»Wie viel hat sie getrunken?«, verlangte Greg zu wissen.
»Nur ein bisschen Schampus«, versicherte Terence eilig.
April sang derweil: »Womanwoper, Womanwoper, haut den stärksten Greg vom Hocker.«
»Kann ich nicht glauben!«, knurrte Greg und drückte die summende April zurück in die Polster. »Du!« Damit deutete er auf Helen, »besorgst ein Handtuch und einen kalten Lappen. Und DU!« Das galt Terence. »Du bringst mir literweise Kaffee!«
»Was hast du vor?«
Greg antwortete nicht, sondern schüttelte April, damit diese nicht einschlief. Als sie trotzdem wegzudriften drohte, tätschelte er leicht ihre Wange. »Jetzt wird nicht geschlafen. Aufwachen! Wir haben noch einen Termin!«
»GREG!« Terence packte ihn am Arm. »Das kannst du vergessen, die ist hinüber. Die bekommst du nicht mehr auf irgendeine Party, und auf diese besondere darfst du sie einfach nicht mitnehmen.«
Wütend sah Greg auf. »Ach nein? Hättest du sie nicht abgefüllt, dann wäre ich jetzt nicht in der verdammten Situation, sie in einer halben Stunde wieder nüchtern bekommen zu müssen. Und wenn du nicht von mir krankenhausreif geprügelt werden willst, dann holst du jetzt den verdammten Kaffee. Espresso! Er muss so stark sein, dass ein Löffel darin steht. Geh !«, knurrte er, als Terence ihn noch immer ungläubig betrachtete. Endlich machte der Idiot, dass er wegkam.
Greg widmete sich der betrunkenen April, die wenigstens wieder die Augen offen hatte. Das Make-up war versaut, etliche Strähnen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst. Fuck, sie sah wirklich bezaubernd aus, und gleichzeitig so abstoßend, dass er sie hätte schlagen können. Er hasste betrunkene Frauen! Er hasste sie einfach! Seine Mutter war ständig betrunken, was natürlich streng unter der Oberfläche gehalten wurde. Aber er hasste es, wenn sie lallte, kokettierte und jeden Mann anbaggerte, der so dämlich war, ihr über den Weg zu laufen. Bloß nicht ihren eigenen. Er hasste die rot unterlaufenen Augen, hasste die unkoordinierten Bewegungen, hasste, wie sie roch, wenn sie ihn küsste. Er hasste es!
Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
»Was hast du dir bloß bei der Scheiße gedacht!«, knurrte er und schüttelte sie wieder leicht.
April grinste. »Womanwoper«, hauchte sie, ein Finger legte sich auf seine Lippen, sie zeichnete andächtig die Konturen nach und kicherte erneut. »W-O-M-E-N-W-O-P-E-R!«
Terence erschien mit dem Kaffee, doch Greg wartete damit, bis diese Blondine endlich mit Handtüchern und Lappen gekommen war. Er drapierte das Tuch um Aprils Hals – wer war eigentlich auf die verdammte Idee gekommen, ihr ein weißes Kleid anzuziehen? Das konnte doch nur schiefgehen! »Gib her!«, knurrte er, nahm die Tasse, die Terence ihm reichte, und zwang Aprils Mund auf. »Trink das!«
Sie versuchte sich zu wehren, machte Anstalten, vor ihm zurückzuweichen, doch er hielt sie unerbittlich fest. »April, entweder du schluckst freiwillig oder ich flöße dir das Zeug mit Gewalt ein. Zur Not intravenös. Trink
Das hatte gewirkt, sie trank tatsächlich. In kleinen Schlucken, und sie verzog immer wieder den Mund – möglicherweise war es zu heiß – aber sie trank.
»Was stehst du hier so rum?«, brüllte Greg seinen Freund an. »Mach den nächsten, das reicht doch nicht!«
»Alter, das ist total …«
»Mach! «
Terence wirkte nicht unbedingt erheitert, verschwand aber wieder, während Greg zu der Blondine hochsah, die bisher offenbar leicht unter Schock stehend neben ihnen ausgeharrt hatte.
»Hast du Schminkzeug dabei?«
»Was?«
Greg verdrehte die Augen, er hatte momentan nicht unbedingt sehr viel Geduld. Aber sie war blond, dementsprechend dämlich und benötigte daher mehr Worte als normal verständige Menschen, um seinen Ausführungen folgen zu können. »Ihr Make-up ist jetzt schon ruiniert, wenn ich deinen Lappen da …« Er nickte zu dem tropfenden Ding in ihrer Hand. »… zum Einsatz bringe, dann wird es nicht besser werden. Hast du was dabei, um die Schäden irgendwie zu … reparieren?«
Zack! Sie hatte kapiert. Ein empörtes Schnauben ertönte. »Klar hab ich was bei, für wen hältst du mich? Aber du hast doch nicht ehrlich vor, sie zu dieser aufgeblasenen Party zu bringen. Sie ist total abgefüllt!«
Greg packte April, die gerade einzuschlafen drohte, unter den Armen und setzte sie wieder aufrecht. Dann sah er finster zu der unterbelichteten Blondine. »Und ob ich das werde, genau so, wie es geplant war. Habt ihr euch in euren Spatzenhirnen wirklich gedacht, mich auf diese selten dämliche Art ausbooten zu können? Es war ja auch unglaublich schwer, euch hier aufzugabeln.«
Die Blondine schnappte nach Luft. »Aber sie will nicht, kapiert? Sie hat dir eine Abfuhr erteilt, das musst doch sogar du gemerkt haben! «
Trocken lachte Greg auf. »Ach wirklich? Ja, ich dachte mir so was, als sie nicht zum vereinbarten Zeitpunkt in der Tiefgarage auf mich gewartet hat. Ich schätze, die ganze Scheiße hier geht auf dein Konto, und ich verspreche dir, dass wir das noch auswerten werden. Ausgiebig! Später! Wenn April und ich auf dieser abgefuckten Party waren, in einhundert verschiedene Kameras gegrinst haben und jeder sich davon überzeugen konnte, was für eine reizende, folgsame, sympathische, süße und über alle Vorurteile erhabene Frau ich neuerdings an meiner Seite habe. Und ich werde garantiert nicht dich um Erlaubnis darum bitten, die Nummer durchzuziehen.«
Wenn er geglaubt hatte, dieser blonden Schlampe endlich erfolgreich das Maul gestopft zu haben, dann wurde Greg fünf Sekunden später bitter enttäuscht. So lange benötigte sie, um hinter den Sinn seiner Ansage zu gelangen. Dann keifte sie los. »SIE WILL NICHT! Schon mal was von Bürgerrechten gehört? Lies es von meinen Lippen: Sie. Will. Nicht. Auf. Diese. Dämliche. Schickeria-Party! Das kannst du doch nicht einfach übergehen, verdammt!«
»Das ist aber der DEAL!«, brüllte Greg zurück und starrte sie zornig an. Seine Geduld hatte soeben ein jähes Ende erreicht. »Darauf haben wir uns geeinigt und sie hat sich daran zu halten! Ansonsten erkläre ich das gesamte Arrangement hiermit als geplatzt und sie kann wieder in ihre stinkende Bude zurückkehren. Aber was red ich überhaupt mit dir, wer bist du überhaupt? Ist es das, was du willst?« Letzteres hatte er an April direkt gerichtet. Als sie ihn zögernd ansah und prompt loskicherte, winkte er stöhnend ab und wandte sich wieder an die dümmliche Blondine, die gerade Terences edlen Parkettfußboden mit dem triefenden Lappen volltropfte. »Ich werde das nicht mit dir diskutieren, denn du interessierst mich einen Fuck, und es geht dich absolut nichts an. Halt einfach deinen Mund und misch dich gefälligst nicht mehr in Dinge ein, mit denen du nichts zu tun hast. Ist das klar?«
Terence kam mit Kaffeenachschub. »Mach neuen!«, knurrte Greg, sobald er ihm die Tasse abgenommen hatte. »Und nimm größere Tassen, sonst werden wir hier nie fertig!«
* * *
Er brauchte geschlagene zwanzig Minuten, bis Aprils glasiger Blick wieder etwas klarer geworden war und sie endlich das dümmliche Kichern eingestellt hatte. Inzwischen hatte er sich darauf geeinigt, überhaupt nicht mehr zu diskutieren. Alles konnte warten, die Party war momentan wichtiger.
»Stell dich hin!«, befahl er April, die ihn mit erhobenen Augenbrauen anstarrte, dann aber tatsächlich aufstand.
Er betrachtete sie kritisch, doch es war kein Schwanken mehr auszumachen.
»Das reicht! Hol deinen Kram raus!« Letzteres galt der unterbelichteten Blondine, die während der gesamten Zeit da gestanden und ihn nicht aus ihren grellblauen Augen gelassen hatte.
»Hör mal, wie redest …«
»TU ES!«, schnauzte er die Blondine an und sie gehorchte endlich, wenn auch grummelnd.
Greg betrachtete das Zeug, das es nach und nach aus den Tiefen ihrer Tasche ans Tageslicht schaffte, und sonderte alles aus, was ihm zu grell erschien. Dann deutete er auf April, die sich zwischenzeitlich wieder hingesetzt hatte. Nicht, ohne gelangweilt zu schnauben, aber mit solchen Nebensächlichkeiten beschäftigte Greg sich momentan nicht. » Bring ihr Gesicht in Ordnung!«
Die Blondine lachte auf. »Ich glaub’s ja n…«
»Mach’s einfach!«, empfahl Terence, der inzwischen wieder zu ihnen getreten war. »Umso schneller sind wir ihn los.«
»Ja, aber dann nimmt er meine Freundin mit!«, jammerte die Blondine, die unter Garantie nicht ganz dicht war.
»Dagegen können wir erst mal nichts machen, aber ich schwöre, ich denk mir was aus, wie wir sie schnellstmöglich aus seinen Fängen retten können.«
Greg lachte auf. Was für ein Trottel! Aber selbst Terence war momentan egal. Die Blondine drängte ihn zur Seite und begann, an Aprils Gesicht herumzufuhrwerken. Verbissen bemühte Greg sich, den Nonsens zu überhören, den sie dabei ihrer Freundin erzählte:
»Du hattest vollkommen recht, er ist ein riesiges Arschloch. Ganz ehrlich, und wenn du sagst, dass du keinen Bock hast, mitzugehen, dann kann er dich an deinem Hintern lecken und wir hauen ab. Verheiratet hin oder her, er hat kein Recht, dich zu entführen. Womanpower, schon vergessen? Du bist ihm absolut nichts schuldig, auch wenn er dir das einreden will. Das ist ihre Masche, weißt du? Sie tun so, als hättest du ihnen gegenüber irgendwelche Verpflichtungen, dann benehmen sie sich wie die Idioten, und wenn du genug hast, erinnern sie dich an die Verpflichtungen, die doch in Wahrheit gar nicht existieren. Klingt nach tieferer Psychologie, ist in Wahrheit aber nur ein riesiger Haufen Scheiße. Den wir nicht nötig haben. Also, was ist? Wollen wir abhauen? Terence kommt garantiert mit.«
»Japp!«
»Hörst du, Terence kommt mit und dann kann uns Greg kreuzweise. Was sagst du?«
April – der das Kichern glücklicherweise gründlich vergangen war –, musterte die Blondine mit einem leichten Lächeln – Helen hieß sie, oder? – und winkte ab. »Lass nur, das kläre ich allein.«
Das genügte, um diesem blonden Gift das Maul zu stopfen. Während Greg und Terence stumm dabei zusahen, tat die Blondine ihr Bestes, um Aprils Gesicht wiederherzustellen. Als Nächstes machte sie sich an die Frisur, bis auch diese von Greg abgenickt wurde.
Bevor noch irgendwas gesagt werden konnte, packte er Aprils Hand und zog sie die Stufen hinauf zum Aufzug. Die Türen glitten sofort auseinander, das Ding war mit einer Lichtschranke ausgestattet. Kein Wort des Grußes verlor er, Greg verspürte auch nicht den geringsten Wunsch dazu. Als die Aufzugtüren sich schlossen, galt sein letzter Blick seinem ehemaligen Freund, der nicht unbedingt glücklich aussah.
Es war Greg egal.
Sein Zorn war so groß, der Wunsch, die fällige Abrechnung sofort zu starten, so überwältigend, dass er die Lippen fest aufeinanderpresste und überhaupt nichts von sich gab. Jedes Wort hätte den brodelnden Vulkan unweigerlich ausbrechen lassen.
* * *
Er ließ April erst los, als sie auf dem Beifahrersitz seines SUV saß. »Anschnallen!«, befahl er und schlug die Tür zu. Nur mit Mühe konnte er sich davon abhalten, die Zentralverriegelung zu aktivieren. Wer wusste schon, ob sie nicht ein weiteres Mal Womanwoper demonstrieren und eine actionlastige Flucht inszenieren wollte? Mittlerweile traute er diesem Weib alles zu! Sobald Greg hinter dem Lenkrad Platz genommen hatte, startete er den Motor und fuhr los.
Die nächsten zehn Minuten vergingen schweigend. Greg genoss es, schaffte es sogar, ein wenig zu entspannen, runterzukommen, zu relaxen, bis … Ja, bis sie sich neben ihm räusperte. Verdammt!
»Wohin fahren wir?«
»Ich glaube, es ist besser, du hältst einfach den Mund, April«, stieß er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
Sie sah ihn an, während er den Blick starr aus dem Fenster gerichtet hielt. »Du glaubst also wirklich, dass es so laufen wird? Du kommst und gehst, wann es dir passt, und wenn du schnippst, dann kusche ich und komme angeschlichen, um dir zur Seite zu stehen?«
»Ich wiederhole mich nur ungern, aber wenn du jetzt nicht den Mund hältst, dann lernst du mich kennen, April«, knurrte Greg. »Dies ist weder der geeignete Zeitpunkt noch der richtige Ort für eine Grundsatzdiskussion. Wir werden das auf später verschieben, wenn wir diesen abgefuckten Tag perfekt überstanden haben und jeder Idiot aus meiner Familie der Ansicht ist, noch nie eine charmantere, schönere, eloquentere und sittsamere Person als April McCarthy gesehen zu haben.« Er hielt den Wagen an einer roten Ampel und sah sie an.
Fuck, sie war wirklich schön … und es hatte ihm wirklich egal zu sein. »Hast du das verstanden, April?«, erkundigte er sich drohend. Sie verschränkte die Arme, ihre Augen sandten wahre Blitzpfeile in seine Richtung. Sein Herz klopfte schneller, und als er sah, wie sie die Zähne in die rosa Unterlippe presste, wurde seine Mundhöhle trocken.
Diese Rosmerta war tatsächlich gut!
Zu gut.
»Ja«, erwiderte sie zu seiner großen Erleichterung. »Fahren wir doch einfach auf eine Party.«
Greg nickte und für die nächsten zwanzig Minuten herrschte abermals Stille. Bis ihm der Duft ihres Parfüms in die Nase stieg und Bilder in seinem Kopf heraufbeschwor, die er bis dahin in die tiefsten Winkel seines Gedächtnisses verbannt hatte.
April in seinen Armen, April, die die Augen schloss, während er sich immer und immer wieder in ihre einladende Feuchtigkeit vergrub. April vor ihm kniend, mit diesem unvergleichlichen Talent, ihm den Blowjob seines Lebens zu bereiten. Wie sie unter ihren dichten Wimpern zu ihm aufsah, wie sich die vollen, dunkelroten Lippen um seinen Schwanz gelegt hatten, wie sie die Augen genussvoll verdreht hatte, als sie an ihm saugte, ihn leckte … ihn schluckte. April neben ihm in genau diesem abgefuckten Wagen, wie sie ihren Rock hochgezogen hatte und mit einem tiefen Keuchen kam. Er würde wetten, dass sie auf dem Sitz ihre Spuren hinterlassen hatte, so feucht wie sie gewesen war. Seltsam nur, dass ihn die Vorstellung nur noch schärfer machte, anstatt ihn anzuwidern und eine Polsterwäsche in Betracht zu ziehen. April, die am Tisch seiner Eltern gesessen hatte und fröhlich über Kackvögel und deren widerlichen Ruf referierte …
Nein!
Einziger Ausweg aus dem Dilemma war es, irgendwas zu sagen und damit den widerlichen, irrealen Zauber zu vertreiben.
»Das Anwesen liegt außerhalb der Stadt«, begann er unvermittelt. »Nahe Ithaka, wir werden in ungefähr zwanzig Minuten da sein. Etwas verspätet, aber wir werden uns nicht entschuldigen, ist das klar?«
Er sah rasch zu ihr. Sie nickte, ohne ihn anzusehen. Ihre Lippen waren leicht vorgeschoben, als erwarte sie einen Kuss. Greg nahm an, es handelte sich eher um ein Schmollen, ganz egal, beides war heiß und erinnerte ihn wieder an das Gefühl, das durch seinen Körper gejagt war, als sie seine pulsierende Erregung mit diesen Lippen umschlossen hatte. Auch wenn sie an jenem Abend bedeutend dunkler gewesen waren.
Hastig sprach er weiter.
»Gott und die Welt werden da sein, vorrangig meine Familie und das sind schon allein fast 150 Personen, aber auch familienfremde Leute, viele Geschäftspartner und ihre Frauen, etliche Gönner, ein paar aus der Politik und natürlich auch ausgesuchte Medienvertreter. Und alle wollen sie dich sehen, April. Uns. Ich wünsche, dass du nichts sagst, es sei denn, ich fordere dich dazu auf. Du wirst keinen weiteren Alkohol trinken, davon hattest du heute nun wirklich schon genug. Lehne es einfach ab, wenn dir was angeboten wird. Die Gerüchte, weshalb du das tust, dürften alle in eine Richtung gehen …«
Greg verstummte. Fuck, ja, sie würden alle in eine Richtung gehen, nämlich die, dass die süße Mrs. McCarthy einen süßen Braten in der Röhre hatte.
Gut/schlecht? Entscheiden Sie sich jetzt, Mr. McCarthy!
Schlecht, urteilte Greg nach kurzer Überlegung. Sie würden davon ausgehen, dass er mit ihr gefickt hat, während er noch mit Keira zusammen gewesen war.
»Okay, Planänderung, du trinkst ein paar Schlucke Champagner. Behalte das Glas in der Hand und nippe nur dann daran, wenn es unumgänglich wird. Der Kaffee hat zwar geholfen, aber deshalb ist der Alkohol noch immer in deinem Blutkreislauf. Du würdest umkippen, wenn du zu viel trinkst.«
»Das weiß ich selbst, verdammt! Ich bin kein Baby!«, sagte sie und er sah sie scharf an.
»Ich sagte, du sollst deinen vorlauten Mund halten«, fauchte Greg. »Tu endlich, was ich dir sage, bevor du mich mit deiner dämlichen Tour noch zu Tode nervst!«
Sie wollte antworten, er sah es in ihre dunklen, nun blitzenden Augen, entschied sich dann aber anders und blickte wieder nach vorn.
Umso besser. Nach einer Weile fuhr er fort, als hätte es das kleine Intermezzo nicht gegeben.
»Wir sagen allen wichtigen Leuten Hallo und verschwinden wieder. Das Ganze wird nicht länger als zwei Stunden dauern und in denen wirst du dich ja wohl zusammenreißen können.«
Keine Antwort war auch eine Antwort und beruhigte ihn ungemein. Jetzt galt es nur noch, diese Geschichte ohne Aufsehen über die Bühne zu bringen. Was danach kommen würde, fand derzeit in Greg’s Gedanken schlicht nicht statt. Er würde es entscheiden, wenn es so weit war und vor allem, wenn er den Kopf dafür freihatte. Nein, er hatte es selbstverständlich nicht der trotzigen April erklärt, aber er würde bei seinen Eltern einen Eklat auslösen, indem er mit ihr dort auftauchte. Die Anweisungen seiner Mutter waren unmissverständlich gewesen. Genau aus diesem Grund missachtete er sie ja auch. Ein Greg McCarthy ließ sich von seiner Mutter nämlich schon längst keine Anweisungen mehr erteilen.