34. Kapitel
April
Vor ihnen lag eine riesige Wiese, auf der unzählige weiße Tische angeordnet waren. Auf einem überdachten Podium spielte eine Band, zu deren Musik sich schon etliche Paare auf der davor angelegten, mit Parkett versehenen Tanzfläche wiegten. Die Damen jeden Alters waren allesamt in hellen luftigen Kleidern gewandet, nicht wenige trugen Hüte, während die Männer in legere Anzüge gekleidet waren, wie der Wichser neben ihr einen trug.
Ja, gedanklich hatte April das ›Arschloch‹ durch ›Wichser‹ ersetzt. Das war ihre neue Standardbezeichnung für den verboten attraktiven Mann an ihrer Seite. In ihr brodelte nach wie vor das Verlangen – sie sah momentan keine Chance, es zu befriedigen –, daneben war aber auch die Wut sehr, sehr stark in ihr am Arbeiten. Letztere jedoch war eine neue Abart ihres Zorns. Er war nicht mehr so affektiv, sondern überlegt und besonnen. Möglich, dass das Pochen in ihrem Unterleib auch das seine dazu beitrug, dass April so wach wie selten durch die versammelten Massen schritt, nach links und nach rechts lächelte und sich von Greg derweil ganz elegant in die Reihen der oberen Zehntausend einführen ließ.
Das war es nämlich, ihr ganz persönliches Debüt.
»Mr. und Mrs. Montgomery«, sagte Greg gerade und reichte einem älteren, dicklichen Mann mit Segelohren und Glatze die Hand. »Freut mich, dass wir uns endlich einmal wiedersehen. Darf ich vorstellen, das ist meine Frau, April.«
»Ohhhhhh«, gurrte die gebotoxte Tante in dem aprikosenfarbenen Kostüm an der Seite des Dicken, die ungefähr die Hälfte seines Gewichtes auf die Waage brachte, die typische Solariumbräune aufwies, genauso knochig war und deren Dekolleté ebenso faltig und alt wirkte, wie das bei den meisten der hier anwesenden Frauen der Fall war. »Wie reizend!«
April vollführte einen Knicks, so wie sie es bereits bei Greg’s Mutter getan hatte. Was einmal gut gewesen war, konnte beim zweiten Mal garantiert nicht verkehrt sein. »Sehr erfreut, Ma’am«, sagte sie und das Lächeln der Tante wurde zu einem Strahlen.
»Eine außergewöhnliche Schönheit, Greg«, lobte der Dicke währenddessen, und seine feisten Wangen färbten sich in einem fleckigen Rot. Sein Blick auf ihre Brüste aber war so anzüglich, dass April schlagartig übel wurde.
»Wir werden uns sicher nachher noch länger unterhalten können«, sagte Greg und zog sie lächelnd weiter. Sobald sie außer Hörweite waren, ließ er sie los. »Du bist meine Frau!«, herrschte er sie an. »Eine McCarthy knickst vor niemandem, außer vor meiner Mutter, hast du das verstanden?«
»Ich hab mir nichts dabei gedacht«, druckste April herum, fühlte aber, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. »Ich … ja, Himmel, das wusste ich nicht! Vielleicht hättest du mich vorher mal instruieren sollen, als mich hier vor allen Leuten anzubrüllen!«
»Jetzt weißt du es«, knurrte Greg und nahm wieder ihren Arm. »Wir können nur hoffen, dass keine verdammte Kamera in der Nähe war, um das aufzunehmen. Ansonsten wäre die erste Schlagzeile schon mal perfekt. ›Die junge Mrs. McCarthy machte einen sehr
schüchternen und wenig selbstbewussten Eindruck.‹ Heilige Scheiße, was habe ich mir nur dabei gedacht?«
»Weißt du, wenn du dich weiter so über mich beschwerst, wäre es vielleicht besser, wenn ich mich einfach aus dem Staub mache. Ich meine, bevor ich dich noch wirklich in Verlegenheit bringe«, schlug April mit vor Wut zitternder Stimme vor.
»Wo denkst du hin?«, erwiderte Greg, dem ihr Sarkasmus offenbar entgangen war. »Sie haben dich bereits gesehen, jetzt müssen wir da durch.«
Damit griff er wieder ihre Hand, legte sie diesmal aber in seine Armbeuge und weiter ging es.
April lernte unzählige Leute kennen, deren Namen sich ihr überlastetes Kurzzeitgedächtnis genau für fünf Sekunden merken konnte, bevor sie wieder im Nirwana des ewigen Vergessens verschwanden.
Dann trat ein Mann in Greg’s Alter zu ihnen. »Da seid ihr ja!«, sagte er und strahlte April an. »Wow!« Er fasste sich ans Herz. »Alle haben sich Gedanken darüber gemacht, weshalb er dich uns vorenthält, aber jetzt ist alles klar. Der Kerl will dich für sich allein haben. Er war schon immer ein Egoist.« Und zu Greg: »Das kannst du vergessen!«
Lachend fielen sich die beiden Männer in die Arme. »Oh verzeih«, sagte der Fremde, der, wie April bemerkte, verdammt gut aussah, mit dem dunklen, vollen Haar, der natürlichen Bräune und den blitzenden blauen Augen. Er trug einen hellen Anzug und keinen Schlips, was hier eher eine Rarität war. »Bitte entschuldige meine Unhöflichkeit. Ich bin Bill, der Cousin deines Mannes. Eigentlich William, aber der Name klingt so antiquiert, dass ich mir immer wie ein Idiot vorkomme. Ich hasse meinen Vater dafür, das kannst du mir glauben. Und wie geht es dir? Schon eingewöhnt? Ich muss sagen, du hast dir für deinen ersten Auftritt gleich den ganz harten Tobak ausgesucht. Heute haben sich alle hier versammelt …« Er breitete die Arme aus. »Die ganze bucklige Verwandtschaft und alle die, die sonst noch gern dazugehören würden.«
April rang sich ein Lächeln ab, denn innerlich schäumte sie noch immer, außerdem wollte sie Sex, verdammt!
»Sir, ein Foto?« Ein Fotograf hatte sich ihnen unbemerkt genähert und dieser Bill schaltete im Blitztempo von halbwegs privat auf absolut professionell um. »Aber selbstverständlich!« Er nahm April in die Mitte, beide Männer legten einen Arm um ihre Schultern, alle grinsten in die Kamera, das Blitzlicht blendete April, und schon ließ Greg sie wieder los. Bill jedoch gab sie nicht frei.
»Allerliebst«, brummte der Kameramann, der die Aufnahme kontrollierte, nickte noch einmal in die Runde und ging.
»Dein wievieltes Pressefoto war das?«, erkundigte sich Bill bei April in vertraulichem Ton.
»Mein … äh … na ja … Mein Erstes«, erwiderte sie und wurde rot, weil das garantiert wieder die falsche Antwort gewesen war. Sie schielte zu Greg, der mit den Händen in den Taschen seiner Jacke vor ihnen stand, sie nicht aus den Augen ließ und jetzt selbige entnervt verdrehte. »Na ja, stimmt doch!«, brauste sie auf. »Wenn dir das auch wieder nicht passt, dann sag vorher, was ich antworten soll! Da war doch so ein verdammter Katalog im …«
»Genug!«, knurrte Greg, der ihr plötzlich sehr nah war. Unsicher sah sie zu Bill, welcher sie mit erhobenen Augenbrauen musterte. Nichts war mehr von dem jovialen, witzigen
Mann übrig, den sie eben kennengelernt hatte. Offenbar mochte man es überhaupt nicht, wenn ein Familienmitglied in der Öffentlichkeit außer Kontrolle geriet.
»Ich schätze, das klärt ihr besser unter euch«, sagte er knapp, nickte und ging.
Verzweifelt sah April ihm nach, dann wieder in Greg‘s Gesicht, in dem der Zorn nur mühsam unterdrückt wurde und fühlte gleichzeitig die Blicke der Umstehenden auf sich. Plötzlich wünschte sie sich weit, weit weg. Die kurz aufgekeimte Hoffnung, es wäre unter diesen entarteten Menschen doch das eine oder andere humanoide Exemplar vertreten, hatte sich soeben in Luft aufgelöst. Erst jetzt bemerkte sie, dass Greg ihren Oberarm gepackt hatte und sie mit unerbittlicher Miene aus der starrenden Menschenmenge zum Haus zog. Bevor sie aber mehr als drei Meter gekommen waren, hielt ein Mann sie auf. Er war groß, schlank, dunkelhaarig, um die sechzig, mit blitzenden blauen Augen, und verdammt attraktiv. April wusste, wer vor ihr stand, noch bevor er sich vorgestellt hatte.
Er klang dunkel und angenehm, mit einem Hauch von Sinnlichkeit. »Greg, mein Junge, es freut mich, dass du es doch noch geschafft hast. Willst du mir deine reizende Begleitung nicht vorstellen?«
Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde war aller Zorn aus Greg’s Gesicht verschwunden. Seine Lippen verzogen sich zu einem strahlenden Lächeln, der Griff um Aprils Arm aber blieb unvermindert stark. »Onkel William! Wie geht es dir?«
»Bestens«, erwiderte Onkel William, sein Blick lag jedoch nur auf April.
»Das ist April, meine Frau«, sagte Greg höflich.
William McCarthy lächelte sie freundlich an. »Oh, ich habe schon viel von dir gehört, und endlich darf ich dich auch kennenlernen. Amüsierst du dich?«
»Ja«, hauchte April, die versuchte, sich so unauffällig wie möglich aus Greg’s Griff zu befreien, was nur leider dem Oberguru der gesamten Veranstaltung nicht entging. Sein Blick heftete sich auf Greg’s Hand, dann fragend auf Aprils Gesicht. Sie spürte, wie sie abermals errötete und konnte nichts dagegen tun. Mittlerweile war sie so erschöpft, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als endlich die Stätte des Grauens verlassen zu können.
Dummerweise würde das wohl bis auf Weiteres flachfallen.
»Wie wäre es, wenn du deine Eltern begrüßen würdest, Greg?«, erkundigte William sich mit dieser fucking sinnlichen Stimme. »Sie suchen dich schon und dein Vater wirkt alles andere als glücklich.«
Greg’s Augen verengten sich, und William – der Ältere – lachte auf. »Oder eher nicht. Die zweite Option wäre, dass wir erst einmal miteinander auf eure Hochzeit anstoßen. Zeit wird es.« Er hielt April seinen Arm hin, so wie Greg es sonst tat. »Komm, hake dich bei mir unter, April, wir besorgen uns was zu trinken.«
Endlich ließ Greg sie los, maß sie noch einmal mit einem drohenden Blick und lächelte dann seinen Onkel an. »Nichts lieber als das.«
April legte ihre Hand um den Arm des Älteren und gemeinsam schoben sie sich durch die wogende Menge. Greg war im Umgang mit den vielen Menschen schon sehr gelassen, aber William schlug ihn noch um Längen. Er war in der Lage, jeden der vielen Leute, die alle mit ihm sprechen wollten, mit einem Lachen, einem kurzen Händedruck oder einem leichten Schlag auf die Schulter – für die Frauen einen Kuss auf die ledernen Wangen – abzuwimmeln und weiterzugehen, ohne dass sich jemand der eiskalt Zurückgewiesenen eiskalt zurückgewiesen fühlte.
Kurz darauf hielt April ein Glas mit perlendem Champagner in der Hand. Genau wie
William und Greg McCarthy. »Einen Augenblick bitte!«, rief William zu ihrem Entsetzen. Irgendwer musste der Band ein Zeichen gegeben haben, denn die Musik brach ab und ein junger Mann kam, um ihm ein Mikro zu reichen. April wurde immer übler. Ihre Hände waren so schweißnass, dass das Glas zu fallen drohte. Verstohlen griff sie stärker zu.
»Jaaaa, hervorragend!«, sagte William mit seiner dunklen Stimme gedehnt und ließ seinen Blick durch die Runde der nähertretenden Gäste schweifen, die allesamt nur Augen für April hatten. Er lächelte, was seine makellosen weißen Zähne entblößte. »Meine Lieben, ich freue mich, euch heute hier begrüßen zu dürfen. Die echte Ansprache folgt noch, keine Sorge. Zunächst zu den wirklich wichtigen Dingen, bevor wir uns wieder auf die schönen Nebensächlichkeiten besinnen. Wir alle freuen uns und gratulieren unserem Neffen, Greg, zu seiner Vermählung mit der reizenden April. Hebt euer Glas, damit wir ihnen Glück wünschen können!« Er wandte sich Greg und April zu und wirkte in seiner nahezu unverschämten Attraktivität gepaart mit dieser lässigen Eleganz wie überirdisch, nicht von diesem Planeten. »Ich wünsche euch alles Glück der Welt und … Wenn euer erstes Kind geboren wird, hätten wir zur Abwechslung gern eine Party, ja? Nichts für ungut, aber diese Überraschungen haben einen Makel: man kann sie nicht rechtzeitig anständig begießen.« Und an die Menge gewandt, die über seine kleinen Witze brav lachte. »Hoch lebe das frisch vermählte Brautpaar!«
April hätte wieder beinahe das Glas fallen lassen, denn die Versammelten wiederholten wirklich den vollständigen Sermon. Diesen Satz aus so vielen Kehlen zu hören, erweckte den Eindruck, als handele es sich um eine Art Beschwörungsformel innerhalb einer reichen, aber garantiert irren Sekte. Sie lächelte in die Runde, fühlte, wie Greg ihr einen Arm um die Schulter legte, sie an sich zog und ihre Schläfe küsste, und blinzelte verwirrt, als die Menge in heillosen Jubel ausbrach.
Standen die alle unter Drogen?
Dann sah sie, dass die Ersten ihre verdammten Jubelgläser endlich auch zum Mund führten, und tat es ihnen nach. Greg’s Warnung war vergessen. April genehmigte sich einen großen Schluck. Und noch einen, denn dann wurde ihr das Glas aus der Hand genommen.
William betrachtete sie lächelnd. »Ihr habt uns um die Hochzeitsfeier gebracht.« Noch immer sprach er in dieses verdammte Mikrofon und noch immer mit dieser sexy Stimme, von der man nach einer Weile wie benebelt war. Wenn das der Ton war, mit dem er seine Geschäfte tätigte, dann musste man sich nicht darüber wundern, dass er nicht nur unverschämt gut aussehend, sondern auch noch unverschämt reich war. »Aber ihr werdet uns nicht auch noch um den ersten Tanz betrügen.«
Die Band musste eine von der ganz teuren Sorte sein, denn sie begann zu spielen, kaum dass seine Worte verklungen waren. Und zwar – und das sandte tatsächlich einen Schauder über Aprils Rücken – mit ›Only You‹.
›ONLY YOU!‹
Es war ja schon ziemlich witzig, dass es überhaupt ein Lied für sie beide gab, aber dass die Musiker aus der Auswahl unendlich vieler Lovesongs genau dieses gezogen hatten, das musste
doch ein verdammtes Zeichen sein!
Greg blickte auf sie hinab und hielt ihr charmant seine Hand entgegen. »Darf ich bitten?«
April zwang sich zu einem Lächeln und legte ihre Hand in seine. Zu ihrem maßlosen Entsetzen führte er sie an seine Lippen und drückte einen Kuss auf ihren Handrücken. Dann geleitete er April in die Mitte der nun leeren Tanzfläche und zog sie an sich. Nichts verriet,
dass sie Krach hatten, oder sich vielleicht nicht in allen Dingen einig waren. Greg lieferte wie immer die perfekte Show und sorgte dafür, dass sie als Paar glänzten. Sie bewegten sich zu der Melodie und April registrierte erstaunt, dass Greg nicht die Gelegenheit nutzte, um sie anzuherrschen. Sie sah das schmale Lächeln, wagte, es schüchtern zu erwidern und wusste im nächsten Moment, was er vorhatte.
Dieser manipulative Arsch!
Alles in ihr brüllte, seine miese Show nicht mitzuspielen. Mindestens eine Stimme davon kam ihr äußerst bekannt vor. Die schrie unentwegt: Nein! Lass dich nicht einwickeln, tritt ihm in die Eier, mach sonst was, aber lass es nicht zu! Womanwoper, verdammt! WOMANWOPER! APRIL!
Sie klang verdächtig nach einer sehr hysterischen Helen, aber April konnte nichts tun. Sie sah nur diese wunderschönen Lippen näherkommen, wusste in diesem Moment, dass sie noch nie etwas so sehr begehrt hatte wie diesen Mann und schloss die Augen, als er den Kopf senkte.
Von wegen Womanwoper!
Sein Kuss war zunächst zart, fast jungfräulich und süß, während er seine Hand auf ihren Rücken legte und die andere auf ihren Hinterkopf. Wie aus weiter Ferne hörte sie das Raunen, das durch die Menge ging, und musste an seinen Lippen lächeln. Ja, sie lieferten eine perfekte Show, sie waren die Stars und verdammt, es war wirklich heiß, es gefiel ihr!
Leise aufstöhnend ließ sie ihre Finger über seinen Nacken tänzeln, drängte sich gegen ihn, spürte, wie er seine Hüften an ihren kreisen und seine harte Erregung, die sie aufkeuchen ließ. Sie schmiegte sich noch näher, wie von selbst teilten sich ihre Lippen. Das Raunen wurde lauter, entfernte sich aber auch gleichzeitig, denn sie fühlte sich immer entrückter, während er sanft ihren Mund erforschte, sie dabei im Takt zur Musik bewegte, und so tat, als würde ihm tatsächlich etwas an ihr liegen.
In diesen Minuten wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass es wirklich so war.
Irgendwann löste er sich von ihr, bedachte sie mit einem so zärtlichen, siegreichen Lächeln, dass sie es ihm fast abgenommen hätte, und zog sie wieder an sich. Er legte seine Lippen an ihre Schläfe und tanzte mit ihr. Vor den Augen der gesamten Schickeria der USA.
Nach einem Drittel des Liedes kamen auch die anderen Paare auf die Tanzfläche und April schloss die Augen. Es war wieder nur eine Selbsttäuschung, das war klar, und ihr Zorn auch nicht im Mindesten eingedämmt. Aber sie nutzte diese Auszeit, um neue Kraft zu sammeln. Greg war ein Wichser – nein, sie sah keine Veranlassung, an ihrer Wortwahl irgendwas zu ändern –, aber zumindest in einer Hinsicht hatte er recht: Für Ärger und Zorn war hier kein Platz. Auch wenn er sie belogen hatte, denn von: ›den Ärger vor der Chinesischen Mauer lassen‹, konnte ja wohl keine Rede sein, oder?
* * *
Sobald der Song geendet hatte, verbeugte sich Greg vor ihr, eine Hand flach auf seiner Brust, womit er fast einen hysterischen Lachkrampf bei April provozierte, dann nahm er wieder ihre Hand, küsste erneut deren Rücken und führte sie schließlich von der Tanzfläche. Sie gingen zurück zur Bar, wo Aprils Champagnerglas auf sie wartete, das sie in einem Zug leerte, ohne auf Greg’s tadelnde Blicke zu achten. Als sie aufsah, entwich ihr ein »Oh!« und nun wäre ihr doch fast das Glas aus den Händen gerutscht. Es gelang ihr gerade noch so, die Katastrophe zu verhindern
.
Vor ihnen standen George und Ginger McCarthy. George mit einer Miene, als wäre er bereit, genau jetzt
dreißig Bäume zu fällen, und das nur mit seiner stumpfen Axt, und Ginger mit diesem speziellen Lächeln, das sowohl ›Leck mich!‹ als auch ›Freut mich unglaublich, dich zu treffen‹ heißen konnte.
»Ohhh, Greg, wie ich sehe, ist es euch doch gelungen, gemeinsam herzukommen. Was für eine Freude!«, gurrte sie und küsste der verdutzten April links und rechts die Wangen. Sie hatte eine ziemliche Whiskyfahne, die April anwiderte, weshalb diese froh war, als ihre Schwiegermutter sich in ihren persönlichen Wohlfühlbereich zurückzog und damit Aprils wieder verließ.
Im Gegensatz dazu war selbst Georges McCarthy’s Nicken in Aprils Richtung kaum wahrnehmbar. Er hatte nur Augen für seinen Sohn. »Dad!« Greg grinste breit. »Ich hoffe, du amüsierst dich?«
George blieb stumm, aber April meinte zu sehen, dass er auf seiner Zunge kaute. Das konnte natürlich auch Einbildung sein. Welcher vernünftige Mensch kaute denn auf seiner Zunge herum? »April war unglaublich aufgeregt, wie ihr euch vorstellen werdet, aber ich habe ihr versichert, wie unangebracht ihre Nervosität ist, und wie liebend gern sie von den anderen in den Schoß der Familie aufgenommen werden wird. Was ja auch prompt eingetroffen ist. William ist ganz begeistert von ihr.«
Das Kauen wurde eklatanter, die Augen verengten sich und Ginger McCarthy war endlich das Lachen vergangen. April zählte in Gedanken den Countdown bis zur endgültigen Detonation hinunter und zog schon mal prophylaktisch den Kopf zwischen die Schultern. Nur Greg schien von diesen besorgniserregenden Entwicklungen nichts mitzubekommen. Er verschränkte die Arme und nickte strahlend. »Und damit sie auch ja niemanden entgeht, hat er sie gleich vorgestellt. Noch perfekter konnte ihr Debüt nicht verlaufen, oder?«
George kaute und Ginger betrachtete ihren Sohn mit deutlichem Missfallen.
»Champagner?«, erkundigte sich ein Kellner, der gerade mit einem vollen Tablett an ihnen vorbeikam.
»Nein!«, knurrte der schöne George McCarthy, ohne den jungen Mann auch nur anzusehen. Dieser war nicht so ignorant wie Georges Sohn, denn er machte, dass er davonkam.
»Auf ein Wort!«, knurrte der Alte McCarthy als Nächstes und wandte sich ab, um sich durch die Menschenmenge zum Haus durchzukämpfen. Ginger musterte Greg bittend, bevor auch sie ging, ohne einen Blick für April übrig zu haben.
Seufzend sah Greg ihnen nach, seine Miene jedoch war so hart wie immer, wenn es eine Auseinandersetzung gab, bei der er sich unter allen Umständen durchsetzen wollte. »Sie verlieren keine Zeit. Bleib hier, ich kläre das. Und stell um Himmels willen nichts an, ja?«, befahl er, bevor auch er in der Menge verschwand.
Entgeistert starrte April den Dreien nach. Zunächst hatte sie echte Schwierigkeiten zu begreifen, dass man sie einfach allein zurückgelassen hatte. Jedenfalls so lange, bis sich der erste Journalist einstellte. Er tauchte plötzlich neben ihr auf. »Hey, ich bin Bernie Crane von der New York Times.
Ein paar Fragen?«
»Ein paar Antworten?«, erwiderte April spontan, doch als Bernie sie verständnislos anglotzte, verdrehte sie die Augen. »Ich weiß wirklich nicht …«
Der Typ fingerte schon an seinem Handy herum. »Keine Panik, ich bin ganz zahm,
versprochen.« Er lächelte sie so warm an, dass sie sich unwillkürlich zu ihm hingezogen fühlte, denn damit war er hier ein echtes Novum. Offenbar war er der einzige Mensch innerhalb dieser Monsterparty.
»Gern!«, erwiderte sie. »Aber beschweren Sie sich nachher nicht, wenn ich nur Mist erzähle.«
Bernie sah von seinem Handy auf und betrachtete sie für einen Moment lang schweigend. »Ich verstehe …«, meinte er schließlich. »Keine Sorge, ich bin ein sehr geduldiger Mensch. Dann suchen wir doch am besten einen weniger belebten Ort auf, oder was sagen Sie?« Obwohl er die Aufnahmefunktion bereits aktiviert hatte, stellte er das Handy wieder aus, schob es in die Tasche seines schwarzen Jacketts zurück und bot ihr seinen Arm. »Folgen Sie mir unauffällig!«
April war noch nie so dankbar gewesen, sich von einer Party wenigstens ein wenig zurückziehen zu können. Strahlend hakte sie sich bei ihm unter und Bernie führte sie durch die Massen, während April jedes Mal, wenn sie angesprochen wurde, mit einem Lächeln antwortete. Das hatte sie von William gelernt, auch wenn das Familienoberhaupt natürlich viel professioneller wirkte. Irgendwer drückte ihr ein neues Glas Champagner in die Hand, das sie dankbar nahm und sich auch gleich einen Schluck genehmigte. Mittlerweile war ihr egal, was Greg dazu sagen würde. Diese Feier konnte man nur betrunken überstehen.
An einem etwas abseits gelegenen Pavillon stoppte Bernie. Es war ein riesiges, hölzernes, sehr edles Bauwerk, mit einer kleinen, aber exklusiven Bar in einer entlegenen Ecke. Die Pfeiler waren mit Rosenranken geschmückt und die Polster der Bänke, die sich rings um das Innere zogen, wirkten äußerst bequem. Noch war niemand hier, doch April konnte sich vorstellen, dass sich die Leute über kurz oder lang auch hierher zurückziehen würden, wenn sie genug von dem aufgeblasenen Zirkus hatten.
»Ist das hier in Ordnung?«, erkundigte Bernie sich.
»Perfekt«, murmelte April und ließ sich aufatmend auf der Polsterbank nieder. Sie wollte gerade die Füße von den unbequemen Pumps befreien, als ihr aufging, dass sie es hier keineswegs mit einem Freund zu tun hatte und sich prompt wieder aufrichtete.
Bernie, der wieder sein Smartphone gezückt hatte, sah lächelnd auf. »Keine Panik, ich bin einer von der pflegeleichten, nicht hinterhältigen Sorte.«
»Das sagen Sie so einfach«, entgegnete April, erwiderte aber das Lächeln.
»So eine Party zu überstehen ist harte Arbeit und absolut nicht leicht zu bewältigen, oder?«, erkundige er sich fürsorglich.
»Nun, wenn man sich nicht auskennt, ist es auf jeden Fall … ungewöhnlich«, antwortete April und bemühte sich um eine slangfreie Aussprache. »Aber ich schätze, es wird mit jedem Mal einfacher werden.«
»Das wird es, davon bin ich überzeugt. Übrigens halten Sie sich ganz gut, wenn ich das sagen darf.«
»Sie dürfen.« April nahm einen Schluck von ihrem Champagner, versuchte irgendwie, ihren hämmernden Herzschlag zu beruhigen und konzentrierte sich für einen langen Moment auf ihre Schuhe, bevor sie wieder aufsah und lächelte. »Sie sind sehr nett, danke.«
»Keine Ursache.« Wieder zeigte Bernie seine blitzenden, weißen, sehr geraden Zähne. Er war kein wirklich attraktiver Mann, gegen die McCarthy’s, welche die Schönheit für sich gepachtet zu haben schienen, wirkte er fast nichtssagend. Aber die Art wie er sprach, diese sanfte Stimme, das verständnisvolle Lächeln und der warme Blick aus den dunklen Augen
machten ihn für sie sogar überwältigend attraktiv. Ein Mensch, dem April problemlos Vertrauen entgegenbrachte.
»Wie haben Sie sich kennengelernt?«
Das war einfach, Rosmerta hatte die Antwort mit ihr geübt. Aprils Lächeln wurde breiter. »Wir lernten uns in Atlantic City in der Hotellobby kennen. Ich war gerade am Einchecken und Greg kam aus dem Aufzug, in den ich einsteigen wollte. Es kam zu einem kleinen Zusammenstoß, wir sahen uns an und … Es war Liebe auf den ersten Blick, unsere Herzen schlagen im gleichen Takt, das fühlte ich sofort. Selbstverständlich war mir klar, dass er vielleicht vergeben sein könnte und ich kämpfte dagegen an, so wie er auch, aber … am Ende waren wir beide gegen die Liebe machtlos.« April hatte diese hanebüchene Story als zu kitschig empfunden, doch Miss Rosmerta hatte abgewinkt. »Schätzchen, das ist genau das, was die Leute hören wollen. Je kitschiger, desto besser. Die Cinderella-Story hat schon immer gepunktet und das wird sie auch noch in 1000 Jahren. Sobald die Rede von der wahren Liebe ist, verzeihen die Menschen jeden Fehltritt. Das können Sie mir glauben.«
»Das alles ist passiert, als Sie sich vor den Aufzügen trafen?«, erkundigte Bernie sich ungläubig. Sein Blick fiel auf ihr Glas. »Oh, möchten Sie noch etwas trinken?«
Wollte sie? Definitiv. »Ja!«
Bernie lächelte. »Einen Moment, Madam.«
Er erhob sich, schlenderte zur Bar und wenige Sekunden später hörte April einen Korken knallen. Dann kehrte Bernie zurück, in seiner Hand hielt er ein frisches Champagnerglas, in der anderen die Flasche, die er lächelnd hob. »Ich dachte, bevor ich jedes Mal aufstehen muss, um Nachschub zu holen, bringe ich diese hier gleich mit.«
April kicherte. »Sehe ich so versoffen aus?«
Bernie wirkte empört. »Das ist Champagner
, der wird in Fachkreisen als Brause mit leichtem Alkoholgehalt gehandelt. Wenn Sie Whisky auch in dem Tempo trinken würden, dann würde ich Bedenken anmelden.«
Abermals kicherte April und hob ihr Glas. »Na dann, Cheers!«
Er wartete, bis sie wieder sprechen konnte. »Zurück zu Ihrem Kennenlernen. Also haben Sie all das bereits empfunden, während Sie sich in der Hotellobby getroffen haben?«
Wegwerfend schwang April eine Hand. »Nein, solche Wunder funktionieren nicht mal bei uns.« Erneut kicherte sie. »Er lud mich zum Essen ein, weil er gegen meinen Trolley gerannt war. Der Trolley fiel um, es gab einen lauten Knall – die halbe Lobby sah zu uns –, Greg hob ihn auf, entschuldigte sich und …« Sie zuckte mit den Schultern. »So ist es passiert.«
»So ist es passiert …«, echote Bernie hingerissen. »Und dann gingen Sie essen und unterhielten sich, verstanden sich … erzählen Sie den Lesern ein wenig über das Wunder der Liebe, Mrs. McCarthy, lassen Sie Ihre Fans daran teilhaben!«
April hatte gerade getrunken und schluckte hastig. »Nennen Sie mich April.«
Bernies Augen weiteten sich. »Oh, das … äh … Sehr gern.«
Sie musterte ihn besorgt. »Ist das ungewöhnlich?«
Bernie lachte. »Nun ja, ich bin Reporter, und Sie haben in eine der einflussreichsten Familien der Welt eingeheiratet.« Er nickte entschlossen. »Japp, das ist definitiv ungewöhnlich. Und soll ich Ihnen etwas sagen? Ich fühle mich geehrt.«
April kicherte, nahm einen Schluck, senkte die Hand, in der sie das Glas hielt, und
musterte ihn. »Also unser Kennenlernen … Sie wollen die ausführliche Version, ja?«
»Ich bitte sogar darum!«
»In Ordnung.« Wieder betrachtete sie ihre Schuhe, holte tief Luft und sah auf. »Es trug sich zu, dass April McCarthy, damalige Palmer, zufällig und total spontan mit dem großen Greg McCarthy essen ging. Sie unterhielten sich, sie plauderten, lachten und amüsierten sich und kamen sich dabei immer näher. Heiße, bedeutungsvolle Blicke wurden gewechselt, unausgesprochene Versprechen getauscht …«
»Wussten Sie, wer er war?«, grätschte er dazwischen
»Wie? … Äh, er hatte sich vorgestellt, wenn Sie das meinen.«
»Nein, nein, ich meine, wussten Sie wer
er war?«
»Dass er der Sohn des superreichen McCarthy ist? Nein, das wusste ich nicht, wo denken Sie hin?«
Bernie lächelte. »Soll das heißen, dass Sie sich sonst nicht mit ihm getroffen hätten?«
»Äh …« Diese Frage hatte Rosmerta nicht mit ihr erörtert. Hastig versuchte April zu überlegen, was mit ihrem Champagner gesättigten Hirn gar nicht so einfach war. »Ich denke schon«, sagte sie langsam. »Denn das ändert ja nichts an der Anziehungskraft, die zwischen uns herrscht.«
»Wussten Sie, dass er verlobt war?«
»Ich wusste irgendwann, dass er auf seinem Junggesellenabschied war, also ja.«
Bernie strahlte. »Ich sehe es vor mir … und es ist so unendlich romantisch. Sie haben ihn davor bewahrt, die Falsche zu heiraten. Und um das zu erreichen, beschlossen Sie, gleich in Atlantic City alles klarzumachen. Allerliebst. Wie war das, hatte Ihr Mann seiner Verlobten noch vorher den Laufpass gegeben, oder erst danach?«
April hatte sich selbst von dem Champagner nachgegossen, einen großen Schluck genommen und gebot ihm mit einen erhobenen Finger zu warten. Sie schluckte eilig. »Das ging so schnell, er konnte sie gar nicht vorwarnen oder die Entlobung lösen. Wir waren … trunken vor Liebe …«
»… und Alkohol, nehme ich an?«
»Wie?«
»Na, Sie waren in Atlantic City, da sind die Hemmschwellen doch viel niedriger als sonst, oder? Man trinkt viel mehr, man spielt, man … verliebt sich und denkt nicht halb so angestrengt über die Konsequenzen nach, als befände man sich im Alltag.«
»Äh …« Schon wieder so eine verflixte Frage, die Rosmerta nicht vorausgeahnt hatte. »Na ja, wir haben beim Essen was getrunken, aber wir haben uns nicht BEtrunken, oder so.«
»Also sind Sie aus dem Restaurant gekommen und haben sofort den nächsten Traualtar angesteuert? Obwohl sie vollkommen nüchtern waren?« Bernies Lächeln wurde immer breiter. »Dann muss es wirklich Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Betörende, überwältigende, die Sinne schwinden lassende Liebe.«
»Äh …« Um Zeit zu schinden, trank sie noch einen Schluck. »Nein, wir haben uns natürlich noch unterhalten.«
»Auf dem Weg zum Traualtar?«
»Nein!« Ärgerlich musterte April den netten Bernie, der mittlerweile nicht mehr ganz so nett wirkte, weil seine Fragen sie gefährlich in die Enge trieben. »Wir haben uns verabschiedet und am nächsten Tag wieder
getroffen.«
»Kein Sex? Oh! Ich hatte gedacht, es hätte sofort gefunkt!«
»Ja, aber deshalb gehe ich ja nicht gleich mit einem fremden Mann ins Bett!« Dass sie jedoch exakt
das getan hatte, fiel April genau jetzt ein, und ihr ging auf, wie widerlich das auf Fremde wirken musste. Entschlossen musterte sie Bernie. »Ich brauche meine Zeit, bevor ich mich so weit öffnen kann.«
Bernie lächelte. »Das ehrt Sie, ich finde, er hätte keine schönere, bessere und intelligentere Frau finden können, April.«
»Danke«, hauchte sie und nahm einen nächsten Schluck. Diesmal war ihre Verlegenheit ausschlaggebend für das Verlangen nach Champagner.
»Was für eine romantische Geschichte«, sinnierte Bernie derweil. »Und auch Sie können sich glücklich schätzen, nicht wahr?«
»Ich bin nicht auf sein Geld aus, war ich nie!«, protestierte April sofort. »Ich wusste
überhaupt nichts davon!«
Beschwichtigend hob er die Hände. »Und ich käme niemals auf die Idee, Ihnen irgendetwas in dieser Richtung zu unterstellen. Ich bezog mich vielmehr auf Greg’s Wesen. Er ist ein außergewöhnlich guter Mann. Zuvorkommend und vor allem – wie ich finde – steht er noch zu seinen Gefühlen und lässt sich nicht von den Konventionen mitreißen. Es gehört jede Menge Mut dazu, seiner Braut nur Stunden vor der Trauung den Laufpass zu geben, um eine andere zu ehelichen. Die Evens haben keine Kosten und Mühen gescheut, um das publik zu machen, besonders, wie empört sie über Greg’s Verhalten sind, doch er wankte nicht in seiner Haltung, sondern stand zu der Liebe seines Lebens.«
»Pah!« Sobald es rausgerutscht war, schlug sich April eine Hand vor den Mund.
Bernie hielt inne und musterte sie. »Was ist?«
»Nichts, nichts!«, stieß April hervor und fühlte unerklärlicherweise, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Verdammt noch mal! Das war der total falsche Zeitpunkt.
»April …« Betroffen sah er sie an. »Wenn ich Sie verletzt habe …«
»Nein!« Wütend kippte sie sich den Rest des Glases in den Mund. Sie hob eine Hand, als wolle sie ihn abwehren, und sobald sie wieder sprechen konnte, sah sie ihn bedauernd an. »Sie sind Reporter und ich …«
»Moment!« Er tippte auf seinem Handy herum, und zeigte es ihr dann. »Hier, sehen Sie, nichts wird mitgeschnitten, Sie sind absolut sicher.« Nach kurzem Zögern rückte er näher und legte einen Arm um ihre Schultern. »Manchmal braucht man einfach einen Freund, mit dem man reden kann. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie sehr einsam sind, schließlich kennen Sie diese neue Welt überhaupt noch nicht.«
Wie wahr!
»Ich …« Die Tränen brannten immer mehr, April wollte sich ihnen so gern hingeben, doch der Gedanke an ihr Make-up half dabei, sie irgendwie zurückzudrängen. »Das war alles ganz anders«, jammerte sie schließlich. »Aber ich habe wirklich nichts in der Art vorgehabt und ich habe auch nicht gewusst, dass er so reich ist, das müssen Sie mir einfach glauben!«
Bernie tätschelte ihren Arm. »Das glaube ich Ihnen, keine Sorge.« Er hob die Flasche auf, obwohl noch genügend Champagner in ihrem Glas war, goss er ihr nach.
»Aber er glaubt es nicht!«, schluchzte April. »Und wissen Sie auch, warum? Danke!« Sie nahm einen großen Schluck und sah ihn bekümmert an. »Weil ich eben genau am ersten Abend mit ihm …«
»Darf ich fragen, was hier los ist?«