44. Kapitel
Greg
Sie wusste es nicht, wie auch?, aber Greg wäre nie auf die Idee gekommen, ihre Aussage anzuzweifeln, denn er kannte seinen Onkel viel zu gut. Die Gerüchte, die sich um all die jungen Mädchen rankten, die er sich schon in sein Bett geholt hatte, waren nie verstummt, weil er regelmäßig für Nachschub sorgte. Selbstverständlich hatte es niemals eine Story nach außen geschafft, William McCarthy bezahlte eine sehr fähige Armee von Leuten, die einzig und allein dafür da war, genau dies zu verhindern. Doch Greg war auch zu Ohren gekommen, wie viele Dienstmädchen im Hause William McCarthy bereits ihren Job quittiert hatten und mit einer enormen Abfindungssumme gegangen waren.
Das alles war nichts Neues, im Gegenteil, es gab kaum eine Familie, in der solche Übergriffe durch den alternden Patriarchen oder mindestens einen der Söhne nicht stattfanden. Niemand echauffierte sich sonderlich darüber, denn auch wenn sich die Zeiten geändert hatten, ging man dennoch stets mit einem verständnisvollen Lächeln über derartige Verfehlungen hinweg. Ein Mann war eben ein Mann, niemand konnte, niemand wollte
sie ändern. Männer standen auf junge hübsche Frauen, reiche
Männer waren gewöhnt, sich zu nehmen, was sie wollten. Und sie nahmen sich im Allgemeinen auch genau das. Wen scherten die Gesetze und neuen Zeiten, wenn man genug Geld besaß, um eine sexuelle Entgleisung mit jeder Menge Schweigegeld in der Versenkung zu belassen?
Dass William jedoch versucht hatte, April zu vergewaltigen, war etwas ganz anderes. Es erzählte nämlich von Respektlosigkeit. Nicht gegenüber April, sie hatte schlicht keinen Respekt zu erwarten. Auch das war keineswegs Greg’s Erfindung. Wer auf diese Art in eine milliardenschwere Familie einheiratete – ob gewollt oder nicht –, besaß nun einmal nicht die geringste Aussicht darauf, jemals akzeptiert oder auch nur respektiert zu werden.
Greg war düpiert worden, und das auf so abgefuckte, offensichtliche Weise, dass es ihn schüttelte, sobald er länger darüber nachdachte. Das war die Rache seines Onkels gewesen, weil er die Familie ins Gerede gebracht hatte. Nicht
in die Schlagzeilen, alle Artikel, die über die geplatzte Hochzeit hatten erscheinen sollen, waren zuvor von Williams Anwälten gestoppt worden. Auf legale und wenn es nicht anders ging, eben illegale Weise. Evens – Keiras Vater – war mit Geld das Maul gestopft worden, aber Greg’s Abreibung hatte noch ausgestanden.
Der Zorn schüttelte ihn, Wut über die Art, wie er vorgeführt worden war, aber auch bei dem Gedanken, dass dieser abgefuckte Typ sich an die kleine, meistens so unschuldige April herangemacht hatte. Sie war so unbedarft, so arglos, möglicherweise hatte sie in William einen Freund ausgemacht, und war ihm auf den Leim gegangen wie so viele junge Mädchen vor ihr. Dieser Wichser hatte seine Finger an ihr und auch in ihr gehabt. Sie hatte es nicht erzählt, die Beichte war ihr schwer genug gefallen, doch er hatte dieses Detail in ihren Augen gesehen.
William hatte sie gefingert! GREG’S EIGENTUM! Wenn auch nur zeitlich begrenzt, so
gehörte April momentan ihm, und dieses widerliche Arschloch hatte sich an ihr vergriffen!
Er schluckte, würgte und zwang seinen Zorn dann hinunter. Zorn war eine grandiose Angelegenheit, wenn man ihn ausleben und nutzen konnte, um dem Verursacher dessen Mist heimzuzahlen. Wenn es aber keine Chance für eine Revanche gab, dann empfahl es sich, so schnell wie möglich dafür zu sorgen, dass der Zorn verschwand, denn er konnte hemmen und dafür sorgen, dass man Fehler beging, die man besser vermieden hätte.
Genau das konnte Greg sich derzeit nicht leisten.
Und so schluckte er noch einmal, würgte erneut und nickte dann, bevor er sich zurücklegte und die Hand nach ihr ausstreckte. »Komm her, Honey.«
Sie kam sofort, schmiegte ihren perfekt geformten Körper an ihn und der frische, blumige Duft ihres Haars stieg ihm in die Nase. »Ich glaube dir«, sagte er leise und küsste zärtlich ihre Schläfe.
Dann schlang er einen Arm um sie, überlegte, wie gut sich ihre festen Nippel an seiner Haut anfühlten und wie überwältigend es erst war, sein Knie zwischen ihre Beine zu drängen und an ihrer Scham zu reiben, die sogar jetzt einladend feucht war.
Es war fast perfekt … und er würde das Einzige tun, was ihm möglich war, um sie für das Vorgefallene hinwegzubringen: Er würde sie entschädigen. Mit seiner Aufmerksamkeit und indem er sich mit ihr beschäftigte. Barbados war ein wunderbarer Ort, um Ausflüge zu unternehmen. Kulturell war die Halbinsel sowohl britisch als auch lateinamerikanisch angelegt. Greg hatte bereits viele Urlaube hier verbracht, kannte sich dementsprechend sehr gut aus und nahm sich vor, das in den nächsten Tagen zu nutzen und ihr die Halbinsel von einer Seite zu zeigen, die ein Tourist niemals zu Gesicht bekommen hätte.
Er hatte bereits die Augen geschlossen, als sie sich in seinen Armen regte, vorsichtig von ihm abrückte und verschwand. Kurz darauf fühlte er die Kühle eines sauberen Lakens über sich und dann, wie sie zu ihm darunter schlüpfte. Sobald er die Arme wieder um sie geschlungen, und sein Knie wieder zwischen ihre Beine geschoben hatte, spürte er ihre zarten, warmen unendlich weichen Hände auf seiner Brust. Als Nächstes fühlte er ihre Lippen und hörte ein leises »Danke!«, bevor er endgültig ins Reich der Träume hinüberdriftete.