46. Kapitel
April
Der Rückflug gestaltete sich nicht einmal halb so spektakulär wie der Hinflug. Es gab keinen heißen Sex auf der Bordtoilette, was allerdings daran lag, dass April während der gesamten Zeit schlief. Sie hatten sich die ganze Nacht über geliebt und waren am Morgen, ohne auch nur für eine Sekunde Schlaf gefunden zu haben, mittels Taxi zum Airport gefahren, wo sie wenig später die Maschine bestiegen hatten, die sie heimbringen sollte. Und so war April kaum Gelegenheit für Wehmut geblieben, weil sie diesen wunderschönen Ort verließen. Sie musste alle Sinne beisammenhalten, um die vielen Souvenirs einzupacken, die sie auf ihren Ausflügen auf der Halbinsel gekauft hatte, und ja nichts zu vergessen. Wer konnte schon wissen, ob sie noch einmal hierherkommen würde? Nicht der Deal und dessen Ende waren dabei übrigens ihre Sorge, sondern dass Greg sich ja von seiner Familie losgesagt hatte und das Haus nun einmal seiner Mutter gehörte. Gut möglich, dass er demnächst Barbadosverbot genoss.
Am frühen Abend betraten sie das Appartement und April ging in ihren Teil, um auszupacken und sich den Flugzeuggestank vom Körper zu duschen.
Danach saß sie nur mit Top und Slip bekleidet auf der Couch und wusste nicht, was sie tun sollte. Hinübergehen? Oder hierbleiben? Wie lauteten die Regeln in dieser neu ausgehandelten Beziehung? Die geänderte Vertragsklausel hatte sie noch in Barbados gegengezeichnet, wofür sie sich jetzt hätte schlagen können. Warum war sie nicht so clever gewesen, gleich noch ein paar Eckdaten für ein zwangloses Miteinander mit anfügen zu lassen?
»Keine Ahnung«, murmelte April. »Auf jeden Fall war es Scheiße.« Offenbar unterschätzte Greg sie gewaltig, denn in Sachen cleverer Verhandlungsführung war sie eine glatte Null.
Irgendwann rief sie vor lauter Verzweiflung Helen an, doch leider war deren Handy ausgestellt und April bekam es nur mit der Mailbox zu tun. Das bedeutete, Helen war entweder im Kino oder im Bett. Meistens traf Letzteres zu. Es waren die einzigen beiden Beschäftigungen, bei denen Helen auf die Permanentverbindung zur Außenwelt verzichten konnte.
Seufzend sah April sich in dem Raum um, den sie mögen gelernt hatte, wenn auch nicht lieben. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, hier irgendwas zu verändern, soweit ging ihr Besitzdenken nicht, aber sie fühlte sich auch nicht mehr fremd. Dieses Appartement gefiel ihr, sie wusste dessen Weitläufigkeit und Reinheit zu schätzen, für die sie nicht selbst sorgen musste. Ganz besonders aber mochte sie die Helligkeit und Freundlichkeit, die ihrer Brooklyner Wohnung, mit den zwei kleinen Fenstern, die auch noch auf die gegenüberliegende Häuserwand zeigten, ja nun völlig abging.
Gerade als sie in ihrer Ratlosigkeit eine Flasche Wein öffnen wollte, klopfte es an ihrer
Tür.
Nein, es handelte sich nicht um die Wohnungstür, sondern um jene, die direkt in Greg’s Teil des Appartements führte. Bevor sie reagieren konnte, war er eingetreten und betrachtete sie sichtlich not amused. »Wo bleibst du denn?«
»Was?«
Greg verdrehte die Augen. Auch er war frisch geduscht und trug nun Jeans mit T-Shirt, was sie schmerzlich an ihre glücklichen Tage auf Barbados erinnerte. »Ich dachte, du machst dich nur schnell frisch und kommst rüber. Ich warte, das Essen wird kalt!«
»Essen?«
Doch er hatte sich bereits umgedreht und war wieder gegangen. Allerdings nicht schnell genug, als dass April sein leichtes Grinsen hätte entgehen können. Und auch der Blick, mit dem er ihre langen, nackten Beine betrachtet hatte, war ihr ganz und gar nicht verborgen geblieben.
Sobald sie allein war, rannte April ins Schlafzimmer und zerrte eine der Shorts, die sie mit Greg auf Barbados gekauft hatte, aus ihrem Schrank. Schon wieder laufend versuchte sie, das Scheißteil überzustreifen, was natürlich gründlich danebenging.
Mit einem schrillen, zornigen Aufschrei schlug April der Länge nach hin und … blieb erst einmal so liegen, bis sie keine Sterne mehr vor Augen sah, weil sie sich nämlich ziemlich gemein das Knie angeschlagen hatte. Ihr nächster Blick – als Sehen wieder ohne Blitze funktionierte – galt ihrer Schlafzimmertür. Sie war nur angelehnt gewesen, dahinter befand sich der Flur, der zum Greg-Teil des Appartements führte. Doch Greg hatte sie nicht gehört, denn er erschien nicht mit verbissener Miene im Türrahmen, um sich zu erkundigen, was sie nun wieder angestellt hatte. Was zweifelsohne zu einem ausgewachsenen Streit geführt hätte, weil April ihrer bescheidenen Meinung nach nie
irgendwas anstellte. Ihr gelangen nur manche Dinge nicht auf Anhieb, weil gewisse Trottel nicht in der Lage waren, sie vorher ordentlich einzuweisen. Und dass sie gerade gestolpert war und … April stöhnte, als sie an sich hinab auf ihr verletztes Bein sah … sich das Knie blutig geschlagen hatte, war nichts weiter als ein Unfall gewesen.
Einer, der momentan absolut nicht interessierte.
Mühsam rappelte sie sich wieder auf, biss die Zähne zusammen, weil es sogar höllisch wehtat, und setzte sich diesmal auf das Bett, um die Shorts anzuziehen. Ihrem Knie gönnte sie nur einen flüchtigen Blick – nein, es blutete nicht stark, war nur eine aufgeschrammte Wunde, wie sie sich diese als Kind zigfach zugezogen hatte –, dann machte sie, dass sie aus dem Raum kam.
* * *
Es gab wirklich Essen, allerdings hatte Greg es liefern lassen. Doch es stand hübsch angerichtet in einem Raum, den April bisher nicht gesehen hatte. Er wirkte wie die Mischung aus Salon und Esszimmer. Groß, mit einer riesigen Tafel in der Mitte, aber direktem Zugang zur Terrasse. An einem Fenster stand ein viel kleinerer, runder Tisch, mit weißer Damastdecke und zwei Kerzen in langen Kristallhaltern, an dem nur zwei Stühle angeordnet worden waren. Und genau auf diesem war das Dinner angerichtet worden.
»Fuck, hättest du doch was gesagt, dann hätte ich mich umgezogen!«, klagte April und Greg lachte laut.
»Warum? Wir sind hier allein. Meinetwegen kannst du auch nackt umherrennen, solange das der Fall ist. Was hast du mit deinem
Knie angestellt?«
Er deutete auf das leicht geschwollene puckernde Etwas.
»Hab mich gestoßen.«
»Du solltest dich vorsehen«, erwiderte er, ohne dabei überfürsorglich zu klingen, und zog einen Stuhl zurück, damit sie sich setzen konnte. »Ich hab im Bad Kühlgel, wenn das nicht hilft, solltest du morgen zum Arzt gehen. Wir haben hier einen guten Allgem…«
»Greg, mir geht es gut«, unterbrach sie ihn vielleicht eine Spur zu laut.
Er hatte sich mittlerweile auch gesetzt und betrachtete sie nun mit erhobenen Augenbrauen. »Ich sagte wenn
, April«, informierte er sie kühl, und sie hätte sich sofort schlagen können. Warum musste sie sich auch ärgern, wenn er um sie besorgt war?
»Ich wollte keinen Kellner, deshalb habe ich es einfach gehalten«, informierte er sie wieder in normalem Ton. »Ich hoffe, du magst Miesmuscheln?« Bevor sich ihr Entsetzen ausbreiten konnte, lachte er. »Nein, keine Panik. Wir haben ganz ordinäre Rindslende, allerdings vom Kobe Rind. Ich dachte mir, damit kann ich nichts falsch machen. Mir ist noch nicht bekannt, was du bevorzugst.«
Ganz ordinäre Rindslende, allerdings vom Kobe Rind.
Nun ja.
»Es ist perfekt, danke«, sagte April und nahm die goldene Wärmeglocke von ihrem Teller. Es sah wirklich köstlich aus, und sie würde im Laufe des Abends dahinterkommen, dass es auch genauso gut schmeckte. Greg schenkte ihnen Wein ein und in ein zweites Glas Tafelwasser.
Dann sah er auf. »Was ist? Greif zu!«
»Ich dachte, da kommt noch ein Spruch oder so.«
Wieder lachte Greg. »Nun, im Allgemeinen beginnt man nach dem Gebet und vor allem zusammen, aber wir sind hier unter uns, wie ich schon sagte. Also entspann dich!«
Sie nickte, fühlte sich aber dennoch beklommen und wusste nicht warum. Vielleicht lag es an der pompösen Aufmachung oder an der aufgeblasenen Art, in der Greg mit ihr sprach, aber sie mochte es nicht sonderlich und von Wohlfühlen oder Entspannung konnte keine Rede sein. April spürte schon wieder diesen Knebel in ihrem Hals, der immer dann erschien, wenn sie sich auf dem Prüfstand befand. Sie überlegte, was sie alles zu beachten hatte, in welchem Winkel der Arm ausgerichtet sein musste, wie sie den Kopf zu halten hatte, dass sie ja die Serviette nicht vergessen durfte, und herrschte sich an, bloß daran zu denken, die Gabel zum Munde und nicht umgekehrt zu führen.
Neuerdings hasste sie das Essen manchmal, denn es war wirklich verdammt harte Arbeit. Sehr vorsichtig schnitt sie einen schmalen Streifen vom butterweichen Fleisch ab und führte es formvollendet zu ihrem Mund, wo sie es mit den Lippen abnahm.
Das laute Klirren, als Greg sein Besteck auf den Teller fallen ließ, hätte beinahe dazu geführt, dass sie das Stück edler Rinderlende über den ganzen Tisch gespuckt hätte.
»Nein!«, knurrte er, stand auf, nahm links sein Besteck sowie seinen Teller und raubte Aprils mit der rechten Hand. »Komm mit!«
»Was?«
»Komm!«, rief er über die Schulter, schon damit beschäftigt, den Raum zu verlassen.
Sie folgte ihm bis ins Wohnzimmer. »Hier oder Terrasse, entscheiden Sie sich jetzt. Sie haben drei Sekunden. drei … zw…«
»Hier!«, sagte sie schnell und ließ sich wie zur Bekräftigung auf die Couch fallen. In ihr stritten sich der Wunsch, in ein aufgeregtes Kichern auszubrechen, mit dem, ihn einfach nur hingerissen anzustrahlen. Sie liebte es, wenn er so dominant war und auch, wenn er
verstand, was sie hemmte und es umgehend beseitigte. Beide möglichen Reaktionen wären dämlich bis total dämlich gewesen, deshalb klemmte sie einfach ihre Hände zwischen die Oberschenkel, schaukelte mit den übereinander geschlungenen Beinen und musterte ihn unter ihren Wimpern hervor.
Greg betrachtete sie kopfschüttelnd, brummte dann irgendwas von »Was habe ich mir da nur eingebrockt«, vor sich hin und stellte ihren Teller vor ihr ab. »Hast du dein …«
April hielt die rechte Hand hoch, in der sich ihr Besteck befand. »Hier!«
Diesmal lachte er, stellte auch seinen Teller ab und hob einen Finger. »Fehlen nur noch die Getränke.«
Nachdem er auch diese geholt hatte, setzte er sich April gegenüber in den Sessel und sah sie erwartungsvoll an. »Besser?«
»Viel besser!«, schwor sie und provozierte das nächste Lachen.
»Na dann, hau rein!«, meinte er schließlich und das taten sie auch. Für die nächsten zehn Minuten war nichts zu vernehmen, abgesehen vom Geräusch, wenn Gläser angestoßen werden oder Besteck leise auf dem Teller klirrt. Was übrigens auch nicht hätte geschehen dürfen, wenn man Rosmerta Shaw Glauben schenkte, was April tat. Immer wieder warf sie ihm verstohlene Blicke zu, beobachtete, wie er scheinbar vollständig in seine Essensaufnahme vertieft, kaum einmal zu ihr aufsah. Ihre Art, miteinander umzugehen, war wirklich anders, sie hatte sich nicht getäuscht. Ein wohliges Gefühl durchzog ihren Körper, erfüllte ihr Herz, sodass sie meinte, vor Freude implodieren zu müssen und ging weiter hinab in ihren Bauch, der sich mit neuem Verlangen nach ihm füllte, kaum dass sie seine schlanken, wunderschönen Hände genauer betrachtete. Noch schlimmer wurde es, als ihr Blick auf seine fetttriefenden Lippen fiel, die schimmerten, als hätte er sie gerade wieder an ihrer intimsten Stelle verwöhnt.
Mehr wollte April nicht – nicht im Moment, jedenfalls. Dass er sie nicht wieder ausschloss, dass er mit ihr scherzte und dass er sie scheinbar verstand, reichte ihr fürs Erste. Wann war sie so genügsam geworden?
April nahm einen Schluck Wein und schüttelte sich unwillkürlich.
Greg sah auf. »Schmeckt er dir nicht? Ich dachte, er wäre zum Fleisch passend.«
»Nein, ich glaube einfach, ich habe erst mal genug von Alkohol«, erwiderte sie lächelnd und griff stattdessen zum Wasserglas.
Das überdachte Greg flüchtig und nickte dann. »Möglicherweise hast du recht. Wir haben in letzter Zeit vielleicht etwas zu viel Alkohol getrunken.«
Sie grinsten einander über den Tisch hinweg an, und das warme, wohlige, hinreißende Gefühl in Aprils Brust verstärkte seine Wirkung noch einmal.
Als er fertig war, legte Greg das Besteck beiseite und musterte sie für einen langen Moment. Die Arme hatte er dabei aufgestützt, die Hände in der Mitte zusammengebracht und sein Kinn darauf gelegt. Genauso wie damals in der Kanzlei, und dennoch trennten beide Situationen Welten. Denn sein Blick war nicht eisig, sondern … nun, wenn sie mutig gewesen wäre, hätte sie ihn als liebevoll deklariert, aber April wagte nur ein ›wohlwollend‹ zu denken. Er schien nicht mehr den Wunsch zu haben, sie zu erwürgen, sondern eher, sie gleich hier auf der Couch zu vögeln. Immer wieder sah er in ihren Ausschnitt, auf ihre Lippen und manchmal auch in ihre Augen. Die Wärme sammelte sich in ihrem Bauch und noch weiter darunter. Sie fühlte, wie ihr Verlangen nach ihm stieg, und schlang auch die Hände ineinander, nur um nicht doch noch sexuelle Übergriffe zu starten, die gerade total un
angebracht gewesen wären. Denn in Wahrheit war nichts geklärt!
»Ich hatte mir schon gedacht, dass du dich in einer leichten Zwickmühle befinden würdest, sobald wir hier sind«, begann er unvermittelt. »Da war dieser Urlaub, in dem wir uns sehr nahe gekommen sind – das siehst du doch auch so, oder?«
»Äh … klar!«
Greg grinste. »Dann sind wir uns ja schon mal in einem Punkt einig, was ich sehr gut finde.«
»Ja«, hauchte sie und ihre Blicke versanken ineinander. Die heißen, elektrisierenden Schwingungen nahmen wieder zu und ließen die Luft knistern. Aprils Mund wurde trocken, sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und provozierte damit sein sinnliches Stöhnen. Doch als sie aufstehen wollte, hob er die Hände.
»Nein!«, sagte er strikt. »Ich will das erst klären. Vernünftig und so, dass wir beide zufrieden sein können. Also bleib, wo du bist, kapiert?«
»Aber …« Sie neigte den Kopf zur Seite und betrachtete ihn interessiert. »Hast du Angst vor mir?«, erkundigte sie sich langsam.
Greg lachte auf. »Nein, wirklich nicht. … Okay, doch. Ein wenig.« Er fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes Haar, mied dabei Aprils Blick, aber als er aufsah, grinste er. »Du lenkst mich ab, was meistens gut ist, manchmal aber eben nicht. Ich will dieses Gespräch zu Ende bringen, denn es ist wichtig, dass wir das klären, bevor wir weitermachen. Also bleib mit deinem kleinen Arsch auf der Couch, bis wir das geregelt haben, okay?«
April nickte. Inzwischen floss ihr Herz über vor Wärme und ihr Höschen war so nass, dass sie Angst hatte, Greg würde es wittern, wie sonst auch immer. Vielleicht war es sogar an dem, denn sein Mund verzog sich zu diesem spöttischen Lächeln, das ihr neuerdings nur noch halb so gefährlich vorkam. »Bleib, wo du bist!«, warnte er noch einmal.
Sie nickte erneut, konnte sich aber nicht verkneifen, ihre Unterlippe zwischen die Zähne zu ziehen.
»Okay«, begann er erneut. »Also, wir haben zwar vertraglich geregelt, dass wir miteinander Sex haben dürfen, aber nicht, wie das nun im Einzelnen ablaufen wird. Du musst nichts sagen, ich weiß selbst, dass man nicht alles über Paragrafen klären kann und sollte, deshalb dieses Essen. Wie wäre es …« Inzwischen hatte er wieder die Hände zusammengebracht und das Kinn darauf gestützt. »Wie wäre es, wenn du dich die meiste Zeit hier aufhalten würdest? In meinen Räumen?«
Atemnot überfiel April, doch sie ermahnte sich, ihr Pokerface beizubehalten. »Das wäre eine Option«, stimmte sie vage zu.
»So sehe ich das auch. Wir könnten versuchen, miteinander auszukommen, auch wenn ich ein verdammt schlechter Mitbewohner bin, das sag ich dir gleich.«
»Inwiefern?«
»Ich brauche einfach meinen Freiraum, weil ich für eine feste Beziehung nicht geschaffen bin.«
Es kostete sie einige Mühe, aber April schaffte es auch jetzt, ihr Pokerface beizubehalten. »Du wolltest heiraten, wenn ich mich nicht irre.«
»Das weiß ich!« Noch nie hatte er so offen und verletzlich gewirkt. Aprils Herz schwoll über vor lauter Zuneigung, doch sie verzog keinen Muskel. »Ich bin mir auch nicht sicher, ob es funktionieren wird, ständig jemanden hier zu haben, aber wir können es versuchen.
Und wenn es scheitert, dann gehst du eben wieder hinüber. Es ist eine gute Übung, schätze ich.«
»Wofür?«, erkundigte April sich und wusste, dass dies ein Fehler war, sobald sie die unschuldige Frage gestellt hatte.
Greg zuckte mit den Schultern. »Für später, wenn ich eine richtige Ehe führen sollte. Wenn …
« Er hob die Augenbrauen. »Ich bin mir nämlich überhaupt nicht sicher, ob ich …«
»Okay, okay, verstanden«, sagte April rasch, ihr eben noch von Wärme gesättigtes Herz war gerade von einer der berühmten Greg-Eisduschen überschüttet worden. Sie beschwor sich, seinen Worten nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Vor ihr lagen noch mehr als elf Monate. Elf Monate, in denen alles geschehen konnte. Es wäre wohl etwas viel verlangt gewesen, zu hoffen, er hätte seine Meinung bereits geändert. Sie musste das Positive sehen, und das war nicht von der Hand zu weisen: Er wollte eine echte Beziehung führen. Das war mehr, als sie noch vor wenigen Stunden – ahhh, Scheiß – vor wenigen Minuten
zu hoffen gewagt hatte.
»Und wie wird dieses … Miteinanderleben im Einzelnen aussehen?«, fragte sie sanft und fuhr sich erneut mit der Zunge über die Lippen.
»Keine Ahnung, lassen wir es auf uns zukommen«, erwiderte Greg, den Blick auf ihren Mund geheftet.
»Das Frauchen bereitet dir morgens das Frühstück zu, verabschiedet dich mit einem Kuss in die Arbeit und erwartet dich abends mit einem selbst gekochten Dinner?«
»Das würdest du tun?« Greg strahlte, doch sein Blick war nun auf ihre Finger gerichtet, die sich an den Spaghettiträgern ihres Tops zu schaffen machten. Allein sein Blick ließ sie wieder feucht werden und sandte Schauer über ihre Haut. Die Atemnot nahm zu, der Sauerstoffgehalt in der Luft schien sich dramatisch verringert zu haben, kühler schien es auch zu sein, obwohl draußen derzeit über dreißig Grad im Schatten herrschten, denn ihre Nippel hatten sich unter dem dünnen Stoff des Tops zusammengezogen und rieben sich nun daran. April sah zu ihm auf, die Augen nur zur Hälfte geöffnet, während sie den ersten Träger über die Schulter streifte. »Willst du, dass ich dich nackt empfange?«, flüsterte sie mit rauer Stimme und ließ den zweiten Träger folgen. Es war ein weites, luftiges Top, daher genügte eine leichte Bewegung, und sie saß mit bloßen Brüsten vor ihm. Einen Finger ließ sie an ihren Lippen beginnend über ihren Hals wandern, berührte dann ihren linken Nippel und schloss hingerissen die Augen, während sie ihn sanft massierte. Allerdings sah sie Greg schnell wieder an, denn der Anblick, wie er sichtlich um Fassung bemüht trocken schluckte, entschädigte für vieles. »Nackt neben der Tür auf dich wartend, weil du mir so gefehlt hast«, fuhr sie fort. Als er aufspringen wollte, hob sie einen Finger. »Wir hatten uns darauf geeinigt, erst alles Relevante zu klären«, erinnerte sie ihn streng. »Und das in angemessener Entfernung.«
»Richtig«, murmelte er, den Blick auf ihre Brüste gesenkt, wo sie den aufgerichteten Nippel jetzt zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her rollte.
»Und dann werde ich dich küssen. Lange und ausgiebig«, fuhr sie fort. »Ich werde dich danach fragen, wie dein Tag gewesen ist, ob die bösen, bösen Kollegen dich wieder gemobbt haben. Natürlich halte ich ein Glas Scotch in der Hand, damit du dich sofort entspannen kannst. Wie würde dir das gefallen?«
»Das wäre eine Überlegung wert«, erwiderte er mit belegter Stimme und beobachtete sichtlich fasziniert, wie sie mit der freien Hand hinabwanderte, einmal über ihren
flachen Bauch strich und dann die Reise fortsetzte, um als Nächstes unter den Bund ihrer Shorts zu schlüpfen.
»Und dann werde ich dich hierherbringen, dich in den Sessel drücken, in dem du gerade sitzt, und mich zwischen deine Beine knien … Klingt das gut?« Sie hob ihre Hüften und streifte rasch Shorts und Höschen herunter. Der nächste Part war etwas knifflig, denn es wollte ihr partout nicht einfallen, wie sie beides über ihre Beine ziehen und gleichzeitig sexy wirken sollte. Aber Greg wirkte so von der Situation absorbiert, dass sie es kurz und schmerzlos hielt. Nur Sekunden später hatte sie beides in der Hand. Die Shorts ließ sie fallen, das Seidenhöschen behielt sie. Langsam ließ sie es durch ihre Finger gleiten und warf es im nächsten Moment über den Tisch. »Fang!«
Seine Hand schnellte hoch und legte sich um das Höschen, als hätte er nichts anderes erwartet. Inzwischen zuckten seine Lippen leicht. Er roch an dem Slip, nickte anerkennend und beließ ihn dann in seiner Faust, die sich wieder neben seinen Teller legte. Mist, sie konnte von hier aus nicht sehen, was sich unter seiner Hose abspielte, aber April hätte geschworen, dass er inzwischen steinhart war.
»Dann öffne ich langsam deine Hose«, fuhr sie fort und ließ gleichzeitig wieder ihre Finger über ihren Körper tänzeln. Sie schob sich mit dem Hintern zurück, bis sie die hintere Lehne der Couch berührte, und spreizte leicht die Schenkel. Bloß gut, dass sie sich vorhin beim Duschen rasiert hatte. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, lehnte sie sich zurück und ließ wieder ihre Finger über ihren Körper gleiten, langsamer diesmal. Als sie ihre Brüste berührte und erneut mit ihren Nippeln spielte, die inzwischen so klein und hart waren, dass sie kaum noch ihre Form verändern konnte, schloss sie die Augen. Gänsehaut hatte sich ihres Körpers bemächtigt, die dafür sorgte, dass beide Brüste etwas kleiner, aber damit auch fester waren. Sie stöhnte und leckte sich über die Lippen, bevor sie weiter hinabglitt. Zu wissen, dass er ihr dabei zusah, war so elektrisierend, dass April viel weiter ging, als sie ursprünglich gewollt hatte. Mittlerweile war sie so erregt, dass es weniger Handgriffe bedurft hätte, um sich kommen zu lassen. Andererseits sehnte sie sich nach diesem Mann, von dem derzeit nur sein leises Atmen zu hören war.
Als sie ihre äußeren Schamlippen erreichte, stöhnte sie erneute und gleich noch einmal, sobald sie diese überwand und ihre eigene Feuchtigkeit spürte. Sie schien fast auszulaufen, ihr Becken kreiste wie von selbst, animierend, ihn rufend, doch von der anderen Seite des Tisches war keine Bewegung zu vernehmen. Aus einer Laune heraus nahm sie einen ihrer benetzten Finger und schob ihn zwischen ihre Lippen, die Wangen eingezogen, den Mund kreisrund geformt. Und als sie die Augen aufschlug, begegnete sie seinem Blick. Seine Lippen hatten sich geteilt, er atmete hörbar schneller und ließ sie für keine Sekunden aus den dunklen, leidenschaftlichen, erregten Augen.
Sie zog den Finger zurück, biss sich lasziv auf die Unterlippe und senkte halb die Lider, um ihn unter den Wimpern hervor zu betrachten. Die rechte Hand befand sich noch immer an ihrer Weiblichkeit, fuhr an der feuchten Länge auf und ab, sparte den Kitzler bisher aber aus. April wusste, dass sie sofort kommen würde, wenn sie ihn berührte. Stattdessen ließ sie einen Finger in sich hineingleiten, stöhnte auf, weil es sie nur noch mehr anheizte, und spreizte die Beine etwas weiter.
Als ihr Verlangen so groß war, dass sie es nicht länger ertragen konnte, ohne Erlösung zu finden, sah sie ihn an. »Greg, ich …
«
Er war so schnell bei ihr, dass ihr Herz kaum zwei Schläge zustande brachte. Grob zerrte er den Tisch aus dem Weg, schob sich zwischen sie und öffnete seine Hose. Seine harte Erregung sprang aus seinen Shorts und sie sah, dass die Spitze feucht schimmerte, was sie zu einem nächsten Stöhnen veranlasste. »Bitte«, wimmerte sie und seufzte zufrieden, als er sich in sie hineinschob. Seine Hände glitten unter sie, packten ihren Hintern und zogen sie so weit vor, bis er sich vollständig in ihr versenkt hatte. April bog den Oberkörper zurück und erschauerte, als sie seine Lippen zwischen ihren Brüsten fühlte, während er begann, sich in ihr zu bewegen.
»Du bist heiß«, murmelte er dabei und stieß noch tiefer in sie hinein. Ihre Brüste wippten bei seinen kräftigen Stößen auf und ab. »Du überraschst mich immer wieder«, sagte er weiter. Seine Lippen vollzogen eine feuchte Spur zu ihrer linken Brust und umschlossen dann ihre harte Spitze, was sie zum nächsten Aufstöhnen brachte. Immer wieder trieb er sich in sie hinein, der Orgasmus, eben schon greifbar gewesen, war nun nicht mehr aufzuhalten. Dennoch versuchte April, ihn noch ein wenig hinauszuzögern, gab dann jedoch mit einem spitzen Aufschrei auf und registrierte, während die Wellen der Emotionen über ihr zusammenbrachen, entgeistert, dass er nur zwei Sekunden später folgte.
Er zog sie mit auf den kühlen Boden, der ihre verschwitzten, erhitzten Haut guttat, und für eine Weile lagen sie einfach nur so da. Eng umschlungen, hektisch atmend, mit vor Schweiß glänzenden Körpern und geschlossenen Augen.
»Das war …«, murmelte er irgendwann und schluckte hörbar. »Das war der Wahnsinn.« Greg schob sich ein Stück weit zurück, um April ansehen zu können und grinste. »Also, meinetwegen kannst du mich gern mal so empfangen.«
»Ach, das würde dir gefallen?«
Er gab vor, darüber nachdenken zu müssen. Dann nickte er. »Ja, würde es. Und weißt du was?«
Sie ließ einen Finger an seiner feuchten Schläfe entlanggleiten und spannte gleichzeitig die Muskeln an, sodass sie seine abflachende Erregung noch immer fest umschlossen hielt. Sinnlich stöhnte er auf, schloss kurz die Augen, sah sie aber gleich darauf wieder an. »Ich glaube, wir werden uns wirklich miteinander amüsieren. Frag nicht danach, warum das so ist, denk nicht über die Zukunft nach, lass dich einfach fallen und genieße es.«
April nickte, beugte sich vor um ihn zu küssen und legte sich dann flach auf den Holzboden.
»Ja, das werde ich.«