D ie Sonne hatte sich noch nicht über die Bäume erhoben, als die immer noch an die Bank im Lastwagen gefesselten Kirow und Pekkala aus dem Schlaf hochfuhren. Jemand im raschelnden Laub kam auf sie zu.

Der junge Soldat, der Andreas hieß, kletterte auf die Ladefläche und setzte sich neben Pekkala. Seine MP hatte er auf dem Schoß liegen.

Sein Freund Berthold stieg in die Fahrerkabine, ließ den Motor an, und bald darauf waren sie in westlicher Richtung und nach Berlin unterwegs.

Andreas betrachtete die beiden Gefangenen, die seinen Blick mieden.

»Sprecht ihr Deutsch?«

Pekkala, der zu Boden gestarrt hatte, hob den Kopf. »Ein bisschen.«

Kirow schwieg.

»Wir müssen den Befehlen des Hauptmanns Folge leisten, sonst gibt’s Ärger«, erklärte Andreas, »aber wisst ihr, was Major Rademacher sagen wird, wenn wir mit euch aufkreuzen?«

Pekkala schüttelte den Kopf.

Andreas beugte sich vor. Er trug keine Handschuhe, sondern hatte nur zwei dreckige graue Wollsocken mit abgeschnittenen Enden, damit er die Finger durchstecken konnte. Seine blasse Haut und die verdreckten Fingernägel hoben sich vom Schwarz der Maschinenpistole ab. »Major Rademacher wird sagen, dass wir ihn mit solchen Fragen nicht behelligen sollen. Er wird sagen, wir hätten wertvolles Benzin für diesen Blödsinn verschwendet.«

»Ihr werdet also so oder so Ärger bekommen«, sagte Pekkala.

Andreas nickte. »Genau.«

»Und was wird er nun entscheiden, dieser Major Rademacher?«

»Vielleicht entscheidet er, dass wir euch erschießen sollen.« Andreas zuckte mit den Schultern. »Vielleicht erschießt er euch auch selbst. Kommt ganz drauf an.«

»Worauf kommt das an?«

»Ob er betrunken ist oder nüchtern. Ob seine Frau ihn angekeift hat oder nicht. Ob ihm das Frühstück geschmeckt hat. Versteht ihr, es gibt keine Regeln, außer das, was er sagt. Und was er sagt, bleibt ein Rätsel, es ist sogar ihm ein Rätsel, bis er es sagt.«