16:35 Uhr — Prinses Margrietschool
Es herrschte Verwirrung. Eltern wollten sich einen Weg bahnen zum einzigen Zugang zu den Kulissen, während die Schulleiterin die Losverkäufer von der anderen Seite her in den Saal schob. Opas, Omas und Kleinkinder drängten in die Richtung der extra für diese Gelegenheit zusammengezimmerten Bar. Die Mütter, die Limonade, Kakao, Kaffee und Tee verkauften, hatten nicht mit dieser verfrühten Pause gerechnet und versuchten, die Plastikbecher möglichst schnell einzuschenken, sodass ziemlich viel danebenging. Kaffee und Limonade liefen in kleinen Rinnsalen über den Tisch auf den Boden.
Die Lehrerinnen und die Direktorin unternahmen zweifelhafte Versuche, etwas Ordnung im Chaos zu schaffen, aber alles, was sie damit bewirkten, war eine Vergrößerung des allgemeinen Durcheinanders. Der Hausmeister passte auch unter diesen erschwerten Umständen auf, dass die Kinder in der Schule kein Kaugummi kauten.
Die Turnhalle war nicht der geeignetste Saal für eine Theateraufführung. Zwei Väter hatten die hohen Fenster mit rotem Krepppapier abgedunkelt, was nicht so sehr Weihnachtsstimmung hervorrief als vielmehr die Turnhalle aussehen ließ wie ein großes Bordell. Obwohl man in einem Bordell meistens keine Sprossenwände, Ringe und hundertfünfzig Klappstühle findet. Ausklappbare Weihnachtsglocken aus rotem und weißem Papier sollten, zusammen mit einem viel zu kleinen Weihnachtsbaum, für »die einmalige Atmosphäre sorgen, die zu einem Fest des Lichts gehört«. Einen größeren Baum lehnte der Hausmeister entschieden ab, denn, wie er sagte: »Wer muss dann hinterher die ganzen Nadeln wegmachen? Außerdem hab ich sowieso nicht genug Lichter.« Und so hatte er der Schule schon wieder ein hübsches Sümmchen Geld gespart.
Hausmeister Harry van Staveren war ein sparsamer Mann. Er hatte eine spezielle Adresse, wo er sich immer Makronen kaufte, die das Haltbarkeitsdatum schon knapp überschritten hatten. Dass man für jede Tasse Tee einen eigenen Teebeutel brauchte, kümmerte ihn nicht weiter. Die Kantine führte er in Eigenregie, wobei er jeden Cent zweimal umdrehte. Und als Hüter des Erste-Hilfe-Kastens schnitt er die Pflaster so knapp zurecht, dass die Ränder der Schürfwunden darunter hervorschauten. »Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert«, heuchelte er, wenn jemand ihn vorsichtig kritisierte. Dabei war er so faul wie ein Löwe im Amsterdamer Zoo. Vor dreiundzwanzig Jahren hatte irgendjemand den Fehler gemacht, ihm eine feste Anstellung zu geben. »Da«, sagte Harry, »bräuchte es schon einen besonders gescheiten Kerl, um mich hier vor meinem Fünfundsechzigsten rauszukriegen.«
Der Hausmeister stand unten an der Treppe zur Bühne, die Direktorin oben.
»Es ist was Schreckliches passiert. Es ist … äh … es ist … schrecklich, ganz furchtbar, alles geht den Bach runter«, stotterte sie. »Alles geht den Bach runter« würde sie normalerweise niemals sagen. Eher so was wie: »Es läuft ein wenig anders, als wir uns das vorgestellt hatten.«
Jetzt sag doch endlich, was los ist, dachte er bei sich. »Ganz ruhig, Hetty, erzähl erst mal, was los ist, und dann finde ich vielleicht sogar jemanden, der das Problem lösen kann.«
Sie holte tief Luft. »Harry, das Jesuskind ist verschwunden.«