20:30 Uhr — Hendriks Wohnung
Fünf Minuten sagte keiner ein Wort. Das war bemerkenswert. Evert nippte an einem Schnaps. Ich rührte in meiner Kaffeetasse. Beide schauten wir in die Luft. Der Fernseher lief noch. Alle paar Sekunden ertönte Gelächter aus der Konserve bei etwas, was in der Programmzeitschrift als »Comedy« bezeichnet wurde. Von außen betrachtet bildeten wir wahrscheinlich ein surrealistisches Bühnenbild zu diesen Lachsalven: zwei schweigende, in Grübeleien versunkene alte Männer auf dem Sofa.
Ich stand auf. »Ich geh noch mal anrufen. Die Eltern müssen doch verrückt werden vor Sorge.«
»Was willst du dann sagen?«, fragte Evert.
»Dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Dass ihr Baby morgen unversehrt irgendwo abgeliefert wird. Dass das alles nur so eine Art Missverständnis ist. Ein kleiner Unfall. Dass wir absolut kein Lösegeld wollen oder so.« Ich schaute Evert eindringlich an. Er nickte langsam.
»Okay.«
Ich zog meine Jacke an. »Bis gleich.«
»Bis gleich.«
Als sein Freund die Tür hinter sich ins Schloss gezogen hatte, seufzte Evert. Er nahm einen kleinen Schluck Genever und stand auf. Ganz vorsichtig ging er ins Schlafzimmer, in dem der Kinderwagen stand, und schaute hinein. Unter der provisorischen Decke, einem doppelt zusammengelegten Badehandtuch, kam ein kleiner Kopf mit ein paar dunklen Locken zum Vorschein. Christina schlief und machte einen sehr zufriedenen Eindruck. Ihre eigene Decke und Laken hingen zum Trocknen über der Heizung. Evert musste kurz schlucken und ging zurück ins Wohnzimmer. Vor dem Fenster blieb er stehen, um zu warten, bis sein Freund zurückkam. »Das alte Ass«, murmelte er.