11:15 Uhr — Hendriks Wohnung
Es war ein rührendes häusliches Bild. Evert saß auf dem Sofa, die Beine auf dem Hocker. Auf dem Schoß hatte er das Baby. Ich stand in der Küche und bereitete ihr nächstes Fläschchen vor. Über den oberen Rand meiner Brillengläser hinweg kontrollierte ich, ob ich die korrekte Menge hineingetan hatte. Da klopfte es. Gut schütteln. Ein bisschen Milch auf die Innenseite meines Handgelenks tropfen, um die Temperatur zu überprüfen. Dann brachte ich das Fläschchen zu Evert. Ich selbst setzte mich in meinen alten Ledersessel und schaute zu.
Ich hörte den Schlüssel im Schloss der Wohnungstür, aber es drang nicht sofort zu mir durch.
»Herr Groen, hier ist der häusliche Pflegedienst.«
Die Zimmertür ging auf, und auf der Schwelle erschien Jennifer, meine Haushaltshilfe, eine fröhliche, untersetzte Dame aus Surinam von ungefähr fünfzig Jahren. Ich hatte total vergessen, dass heute ihr fester Tag war. Ihre Augenbrauen schnellten überrascht nach oben. Danach gerunzelt nach unten. Ihr Mund ging ein kleines Stück auf.
»Was ist denn hier los?«
Evert schaute ein wenig einfältig von der Frau zu dem Baby auf seinem Schoß und wieder zurück.
»Was geht hier vor?«
»Ja, äh … das ist eine lange Geschichte.«
»Na, dann werd ich mich mal kurz hinsetzen.« Sie setzte sich neben Evert aufs Sofa, wandte sich dem Baby zu und fing an, in fröhlichem Surinamisch mit ihr zu sprechen. Die kleine Christina nuckelte unverdrossen weiter an ihrem Fläschchen, mit einem schiefen Blick auf den Neuankömmling. Der wendete sich vom Baby zu Evert: »Ich bin Jennifer von der häuslichen Altenpflege, aber du kannst ruhig Jenny zu mir sagen.«
»Ich bin Evert«, brummte Evert.
»Und Sie sind unerwartet Vater geworden. Glückwunsch«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln.
»Nein, also, ganz so ist es nicht«, sagte ich. »Das ist nämlich mein Freund, und er ist der Opa von diesem …«
»Hendrik, jetzt erzähl halt einfach, wie es wirklich ist«, sagte Evert, »das ist doch mittlerweile auch schon egal.«