9.
Eine halbe Stunde später betrat sie Travis´ Wohnung, der sie erwartungsvoll ansah. »Wie ist es gelaufen?«
»Super. Es hat richtig Spaß gemacht und alle waren zufrieden.« Aria legte Bart und Mütze auf den Tisch. Danach schälte sie sich aus dem Kostüm.
Erleichtert ließ Travis sich aufs Sofa sinken. »Gott sei Dank.«
»Hey. Hast du mir das nicht zugetraut?«
»Natürlich, aber es war dein erster Auftritt als Santa. Ich wusste nicht, wie du dich schlägst.«
»Sehr gut.« Aria grinste breit.
»Muss ich noch was wissen?« Argwöhnisch sah Travis sie an.
Aria setzte sich neben ihn. »Der Auftraggeber sieht sexy aus.«
Travis rollte die Augen. »Oh Mann.«
Aria knuffte ihn in die Seite. »Gönn mir die kleinen Freuden des Lebens.«
»Klar.« Travis grinste. »Hast du nach seiner Nummer gefragt?«
»Was? Du spinnst. Natürlich nicht. Du hättest damit am Ende Ärger bekommen, wenn ich den Auftraggeber anmache.«
»Aber du hättest seine Nummer gerne.«
»Nein. So schlimm ist es nicht. Er ist nett und sieht gut aus. Das war es schon.«
»Und die Erde ist eine Scheibe.« Grinsend verschränkte Travis die Arme hinter dem Kopf.
Aria warf ihm ein Kissen ins Gesicht. »Du bist unmöglich.«
»Ich wollte nur behilflich sein.«
»Danke. Kein Bedarf.« Aria stand auf. »Ich fahre nach Hause. Meinst du, morgen bist du fit genug für die Arbeit?«
»Ja. Auf jeden Fall. Ich fühle mich besser. Denke, morgen bin ich wieder topfit.«
»Ich fahre jetzt. Ruh dich aus.«
»Zu Befehl.«
»Wegtreten.« Lachend verließ Aria die Wohnung. Auf der Heimfahrt kreisten ihre Gedanken erneut um Ben.
***
Gähnend betrat Aria die Backstube. Gerne wäre sie länger im Bett geblieben. Dort war es kuschelig warm gewesen. Draußen war ihr Schneeregen ins Gesicht geweht und sie war in eine Pfütze getreten. Der Tag fing bereits gut an.
Sie heizte den Ofen vor und widmete sich den Muffins. Flink bereitete sie die Teige vor und befüllte die Formen.
»Ab mit euch.« Aria öffnete die Ofentür, aber statt wohliger Wärme, empfing sie Kälte. »Was ist denn das?« Aria kontrollierte die Knöpfe, aber alles war richtig eingestellt. Trotzdem heizte er nicht. »Verdammt!« War jetzt der Ofen defekt? Das fehlte noch. Sie griff zum Telefon, um ihren Vater anzurufen. Zuerst wollte sie ihn nachschauen lassen. Vielleicht übersah sie etwas.
»Da bin ich, Kleines.« Tom klappte den Schirm zu.
»Danke Dad, dass du gekommen bist.«
»Dann schauen wir uns das Schätzchen mal an.« Tom krempelte die Ärmel hoch und widmete sich dem Herd.
Einige Minuten später drehte er sich kopfschüttelnd zu Aria herum. »Der muss repariert werden. Da kann ich leider nichts ausrichten.«
Aria schloss kurz die Augen. Noch mehr Schulden.
»Gib mir das Telefon. Ich kenne da jemanden, der günstig ist.«
Aria gab ihm das Telefon.
»Hey, hier ist Tom. Ich habe einen Notfall. Hast du Zeit? Ja? Klasse.« Tom nannte die Adresse und legte auf. »Er kommt gleich.«
»Guten Morgen.« June betrat die Backstube und stutzte, als sie Tom sah. »Haben wir einen Praktikanten?« Lachend schälte sie sich aus der Jacke.
»Der Backofen ist defekt.«
»Oh nein.«
»Leider doch«, sagte Aria seufzend. »Zum Glück kennt Dad jemanden, der ihn sich ansieht.«
»Wir haben echt Pech.« June nahm sie in den Arm.
»Aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Ich habe eine Idee.«
»Lass hören.«
»Ich schnappe mir die vorbereiteten Sachen, fahre nach Hause und backe sie dort. In der Zwischenzeit bestückst du die Auslage mit der gestrigen Ware. Sobald ich fertig bin, komme ich zurück.«
»Klingt nach einem Plan«, sagte June.
»Dad. Wartest du, bis dein Bekannter da ist, und erklärst ihm alles?«
»Natürlich. Ich habe Zeit.«
»Ich koche Ihnen einen Kaffee«, versprach June.
»Mit einem Muffin?« Hoffnungsvoll sah Tom sie an.
»So viele Sie möchten.«
»Das höre ich gerne.« Tom grinste breit.
»Lass das nicht Mum hören.« Aria stellte sich das Gesicht ihrer Mutter bildlich vor.
»Wenn ihr nicht petzt, wird sie es nie erfahren.«
»Unsere Lippen sind versiegelt«, sagte June.
»Genau. Von uns erfährt sie nichts.«
»Wenn ihr wieder etwas kaputt habt, sagt mir Bescheid.« Tom leckte sich über die Lippen.
»Sie sind ein Schleckermaul«, sagte June mit einem Zwinkern.
»Sagt Mum auch.«
»Nur ihr gefällt es nicht«, sagte Tom grummelnd.
»Sie ist nur um deine Gesundheit besorgt.« Aria bedeckte die Bleche mit Handtüchern, um sie gegen den Schneeregen zu schützen.
»Ich helfe dir.« June nahm sich ebenfalls ein Blech, ebenso wie Tom.
Einige Minuten später war alles verstaut. »Hoffentlich schaffe ich es damit heil nach Hause.« Zweifelnd betrachtete Aria ihre Fracht.
»Fahr nicht so schnell und sanft in die Kurven gleiten. Du schaffst das.« Tom klopfte ihr auf die Schulter.
»Ansonsten schiebst du das Auto komplett in den Ofen.«
»Na klar, sieht bestimmt nett aus.« Aria grinste bei der Vorstellung.
»Bis nachher«, sagte June.
»Drückt mir die Daumen für die Fahrt.« Aria klemmte sich hinter das Lenkrad und startete den Wagen.