36.
»Guten Morgen. Frohe Weihnachten.« Ben küsste Aria auf den Mund.
Die zog sich die Decke über den Kopf. »Noch fünf Minuten.«
»Nichts da. Frühstück ist fertig.« Ben zog ihr die Decke weg.
»Gib die zurück. Mir ist kalt.«
»Hol sie dir.« Rückwärtsgehend hielt Ben die Decke hoch.
»Na warte.« Mit einem Satz sprang Aria auf und sie rangelten um die Bettdecke. Nach einigen Minuten lagen beide lachend im Bett.
»Bist du jetzt wach?«
»Ja.«
»Ziel erreicht.« Ben schlang die Arme um Aria, die sich an ihn kuschelte. Seit der Feier schwebte sie auf einem rosafarbenen Wölkchen. Es war fast zu schön, um wahr zu sein. Seine Schwester hatte sie inzwischen auch kennengelernt, die genauso sympathisch war, wie Ben. Zu Silvester flogen sie nach Florida, um mit seinen Eltern, das neue Jahr zu begrüßen. Sie freute sich darauf, sie zu treffen. Bis jetzt kannten sie sich nur vom Telefon, aber sie sahen wohl schon eine zweite Tochter in ihr. Dass das Jahr so wunderschön zu Ende ging, hätte sie sich vor wenigen Wochen nicht träumen lassen. Manchmal hielt das Leben Überraschungen bereit.
Ben küsste sie auf die Stirn. »Raus aus den Federn. Die Eier werden kalt.«
»Mit Speck?«
»Ja.«
»Ich liebe dich.«
»Ich dich auch, aber ich hoffe, nicht nur wegen meiner Speckbratkünste.« Grinsend stand Ben auf.
»Natürlich auch, weil du hervorragende Rühreier zubereitest.« Aria schwang die Beine aus dem Bett.
»Ich wusste es.« Ben warf ihr ein Kissen ins Gesicht.
»Hey.« Aria schmiss das Kissen zurück, aber es traf nur den Türrahmen. Ben hatte schnell das Weite gesucht.
Lächelnd lief sie ins Bad, um zu duschen. Sie freute sich auf Weihnachten, wie seit Jahren nicht mehr.
***
»Ich gehe«, rief Aria, als es klingelte. Traditionell feierten sie immer bei ihren Eltern. Die Familie kam zum Weihnachtsfest zusammen und sie half ihrer Mutter bei den Vorbereitungen. Ben war unterwegs, seine Großmutter abholen. Ihre Eltern hatten es sich nicht nehmen lassen, sie einzuladen. Aria war sicher, ihre Großmutter verstand sich blendend mit Estelle.
Vor der Tür standen June und Travis. »Frohe Weihnachten.« June umarmte Aria.
»Dir auch ein frohes Fest.« Anschließend schloss sie ihren Bruder in die Arme.
»Ist das Essen fertig?« Travis schälte sich aus der Jacke.
»Fresssack.« Aria schloss die Tür.
»Ich habe dich auch lieb.« Travis ging ins Wohnzimmer.
»Dann deponiere ich mal die Geschenke unter dem Baum.« June hielt eine Tüte hoch. »Hast du eine Ahnung, was ich von Travis bekomme?«
»Nein. Ich habe versucht, ihn auszuhorchen, aber er hatte Bedenken, ich verrate es dir.«
»Er kennt uns zu gut.« June schüttelte ihre Haare. »Hab ich noch Schnee auf dem Kopf?«
»Nein, alles weg.«
Es klingelte erneut. »Das wird Ben sein, geh ruhig vor.« Aria ging zur Tür.
»Aria, meine Liebe.« Estelle schloss Aria in die Arme, die das Gefühl hatte, eine Großmutter dazu gewonnen zu haben. Sie war ihr schon sympathisch gewesen, als sie den Mietvertrag unterschrieben hatte. Dass sie eines Tages praktisch ihre zweite Großmutter wurde, hätte sie da für utopisch gehalten.
»Kommt herein.« Aria nahm Estelle die Jacke ab.
»Sind wir die Letzten?« Ben küsste Aria.
»June und Travis sind auch gerade erst gekommen.«
»Wo darf ich die Geschenke hinlegen?«, fragte Estelle.
»Ich lege sie für dich unter den Baum.«
»Das ist lieb.« Estelle gab ihr die Tüte.
»Folgt mir, die anderen sind alle im Wohnzimmer.« Aria stellte Estelle ihrer Familie vor und wie erwartet, waren alle von ihr angetan.
Charlotte belegte sie sofort mit Beschlag und bald waren sie in eine angeregte Unterhaltung vertieft.
Aria und Ben legten die Geschenke unter den Baum. »Eine Kulisse wie auf einer Postkarte«, sagte Aria grinsend.
»Stimmt.« Ben legte einen Arm um Aria, die sich an ihn schmiegte. Es fühlte sich alles so richtig an. Sie war unsagbar glücklich. Lächelnd sah sie Ben an. »Ich bin so froh, dich zu haben.«
»Das geht mir genauso.« Ben küsste sie auf die Stirn.
»Ist jetzt Bescherung?«, fragte Charlotte.
Lucy nickte. »Ja, der Braten braucht noch ein wenig.«
»Sehr gut.« Charlotte rieb sich die Hände. An Estelle gewandt sagte sie: »Hoffentlich bekomme ich keinen Nierenwärmer, wie im letzten Jahr.«
»Ich habe letztes Weihnachten von Ben mein Lieblingsparfüm und ein Wellnesswochenende bekommen«, sagte Estelle.
»Seht ihr, das sind Geschenke nach meinem Geschmack.« Charlotte sah Lucy und Tom auffordernd an.
»Wir werden es uns merken«, sagte Lucy.
»Ja, ich erinnere euch daran.« Charlotte trank einen Schluck Wein.
»Fangen wir mit der Bescherung an«, mischte Aria sich ein. Sonst saßen sie um Mitternacht noch hier.
Alle suchten sich einen Platz und Travis übernahm die Verteilung der Geschenke.
***
»Kommt gut nach Hause.« Aria verabschiedete Travis und June, die sich angeboten hatten, das Großmutterduo mitzunehmen und nach Hause zu bringen.
»Na klar«, sagte Travis und hielt galant die Tür für Estelle auf, die sich zu Charlotte auf die Rückbank setzte.
»Bis morgen.« June stieg ein und Aria wartete mit Ben, bis der Wagen hinter der nächsten Ecke verschwand.
»Ob die zwei auf dem Rücksitz gleich selig schlummern?« Kichernd schloss Aria die Tür.
»Bei dem Weinkonsum wäre es nicht verwunderlich.«
Aria gähnte.
»Bist du müde?«
»Ein wenig.«
»Mh.«
»Was ist?«
»Ich habe eine Überraschung für dich, aber wenn du müde bist ...« Ben ließ den Satz in der Luft hängen.
»So müde bin ich dann doch nicht«, sagte sie grinsend.
»Sehr gut.« Ben nahm sie unvermittelt auf die Arme und trug sie in ihre Wohnung. Im Schlafzimmer legte er sie aufs Bett. »Bleib hier. Ich bin gleich zurück.« Mit einem geheimnisvollen Lächeln schloss er die Tür hinter sich.
Aria streifte die Schuhe von den Füßen und drapierte sich, hoffentlich sexy, auf dem Bett. Kurz darauf öffnete sich langsam die Tür.
Aria riss die Augen auf. Auf den Anblick war sie nicht vorbereitet. Hoffentlich sabberte sie nicht. Sie schluckte trocken. Ben trug einen Weihnachtsmantel, der offen stand und den Blick auf seine Brust freiließ. Dazu eine passende Mütze und ansonsten nichts. Sie leckte sich über die Lippen.
»Santa frei Haus.« Ben kam langsam näher. »Nur für dich. Sondervorstellung.« Er stützte die Arme aufs Bett.
Aria packte ihn am Mantel und zog ihn näher. »Das gefällt mir.« Sie fuhr mit den Fingern unter den Mantel und streichelte seine nackte Haut. »Mein Santa.«
»Mit Haut und Haaren.« Ben küsste sie zärtlich. »Ich liebe dich, Aria.«
»Ich liebe dich auch.« Aria schlang die Arme um Ben. Sie wusste, sie war angekommen und würde ihn nie wieder loslassen.
Ende