»Wir haben die beiden gefunden. Aber da lungert jede Menge RFB rum. Und die sind bewaffnet. Vermutlich haben sich noch ein paar mit Grabenspritzen versteckt.« Der Mann stand stramm vor Heydrichs Schreibtisch im Münchener Büro. Der deutete auf den Stuhl. Der Sturmbannführer setzte sich.
Heydrich überlegte. Er hatte am Morgen mit Himmler gefrühstückt. Der hatte gesagt, der Führer wolle keinen Bürgerkrieg in Berlin. Die Schießereien müssten aufhören. »Ich verstehe es, wenn unsere Kameraden sich gegen die Bastarde verteidigen«, sagte Himmler. »Aber offensive Maßnahmen machen wir nicht. Bis wir an der Macht sind. Wir brauchen die Deutschnationalen, den Reichspräsidenten, den Oberintriganten von Papen, Meißner, Schleicher vielleicht auch. Und Hindenburgs Sohn hat einen gehörigen Einfluss auf den alten Herrn. Wir können Mordgeschichten in der Presse nicht gebrauchen. Und diese Esser-Sache läuft aus dem Ruder.« Der Führer, sagte Himmler, habe ein gutes Gefühl. Obwohl sich Goebbels bald von einem Giftzwerg in ein Rumpelstilzchen verwandeln würde. Habe der Führer wirklich gesagt. Alles umsonst, fürchte Goebbels. Der 6. November 1932 könne die Götterdämmerung des Nationalsozialismus eingeleitet haben. Wo sollten sie das Geld hernehmen für den nächsten Wahlkampf? Noch so ein Wahlkampf, und sie könnten den Laden dichtmachen. Von den Strassers wollte der Führer erst gar nicht reden, hatte dann aber einen Wutanfall. Er habe gehört, Otto Strasser kungele mit dem General Schleicher, wolle den zum Reichskanzler machen mit einem Bündnis von den Gewerkschaften bis zu den Strasser-Leuten. Gregor übe schon mal Minister im Labor seiner Apotheke, wo er sonst seine Pillen drehe.
Das alles ging durch Heydrichs Kopf, während er den Sturmbannführer Eckes vor ihm anblickte. Auch kein Musterarier mit seinem italienischen Einschlag.
»Hat Sie einer erkannt?«, fragte Heydrich.
»Natürlich nicht, Standartenführer.«
»Sehr gut, sagen Sie den Kameraden, wir schnappen uns die anderen, wenn wir die Macht ergriffen haben. Bis dahin abtauchen. Verstanden?«
»Abtauchen! Jawohl, Standartenführer!« Eckes hatte sich halb erhoben.
»Lassen Sie doch die Mätzchen.«
»Jawohl, Standartenführer!«
»Raus!«
Eckes sprang auf, salutierte mit zusammengeklappten Hacken. Eilte hinaus.
Als er an der Tür war, fragte Heydrich: »Wollen Sie mich verarschen?«
»Nein, Standartenführer!«
»Dann ist es ja gut. Ausgezeichnete Arbeit, Sturmbannführer. Und jetzt hauen Sie ab.«
»Jawohl …!«
»Raus!«