Kapitel 15

 

Matthew hatte erwartet, den Ausruf »Land in Sicht!« zu hören, doch stattdessen kündigte ein Trompetenstoß den Anblick von Pendulum Island an.

Matrosen, die es nicht erwarten konnten, feste Erde unter die Füße zu bekommen, drängten an die Reling. Matthew stand in der hellen, warmen Morgensonne unter ihnen und beobachtete, wie die Insel Gestalt annahm.

Vielleicht hatte sie aus Möwensicht die Form eines Pendels, aber vom Schiff aus war nur eine Masse schroffer schwarzer Felsen und zerklüfteter grauer Klippen zu sehen, die spärlich mit Moos und Flechten bedeckt waren. Beim Inselinnern schien es sich um eine grüne Wildnis zu handeln, was Matthews Nerven nicht beruhigte. Bisher konnte er nirgendwo von Menschenhand gefertigte Gebäude entdecken und fragte sich, ob Professor Fells Reich irgendwo tief in den Felsen lag.

Er hatte sich so gekleidet, dass Nathan Spade vom Erfolg gekrönt sein würde. Sein kohlegrauer Anzug mit Nadelstreifen in einem helleren Grau saß wie eine Gefängniszelle. Sein hellblaues Hemd war am Kragen und den Manschetten mit Rüschen verziert, was Matthew für einen ehemaligen Zuführer etwas affektiert erschien, aber für einen vornehmen Loddel vermutlich perfekt war. Seine Strümpfe waren kreideweiß und die schwarzen Stiefel bewundernswert blankpoliert; sie glänzten bei jedem Schritt. Er war glattrasiert, seine Wangen gerötet, die Haare hatte er sich nach hinten gekämmt und – auf Aria Chillanys Beharren – mit zwei Fingern voller Pomade gezähmt, die nach Sandelholz und scharf süßlichem Parfüm roch wie der Rauch, der in Polly Blossoms Salon aus einer türkischen Lampe stieg. Man konnte es den Geruch der Lasterhaftigkeit nennen, fand Matthew.

Er hielt es für passend, dass Nathan Spade ein solches Aroma aus den Poren quoll.

»Es sieht nicht sonderlich beeindruckend aus, was?«

»Nein, tut es nicht.« Matthew merkte, dass Berry – die tagsüber ihre Kajüte verlassen durfte – sich neben ihn gestellt hatte. Die Matrosen um sie herum hatten sie ebenfalls bemerkt und schienen sich alle wie Schösslinge in starkem Wind in ihre Richtung zu neigen, um den weiblichen Duft ihrer Haare und Haut einzufangen. Aber ein Blick des angeblichen Nathan Spade genügte, um sie wieder den Rücken durchdrücken und ihrer Arbeit nachgehen zu lassen, denn sie wussten, dass der junge Mann in der Gunst des Herrschers von Pendulum Island stand.

Matthew sah Captain Falco am Steuerrad stehen und die Nightflyer ein paar Grad nach Backbord lenken. Matthew betrachtete den Stand der Sonne und schlussfolgerte, dass sie Kurs auf Südost hielten. »Nicht beeindruckend«, sagte er zu Berry in Bezug auf ihre Bemerkung, »aber es ist offenbar ein wichtiger Zielhafen.« Er musterte Berrys Gesicht und stellte fest, dass ihre Augen aufgeregt dreinschauten. Ihre Wangen waren fast so gebräunt von der Sonne wie seine. Dutzende von Sommersprossen lagen auf ihren Wangen und ihrem Nasenrücken, und ihre Locken, die wie das Braun-Rot von Karamellbonbons wirkten, wehten in der Brise. Sie fühlt sich wie auf einem großartigen Abenteuer , dachte er. Wie ein Drachen ohne Schnur.

Obwohl er Madam Chillany und dem riesigen Sirki Mut und Entschlossenheit vorgegaukelt hatte, konnte er sich bisher nicht dazu bringen, Berry zu sagen, dass sie und Zed an Land hinter Schloss und Riegel sitzen würden. Er vertraute Sirki, dass man sich um die beiden gut kümmern würde. Ihm blieb im Grunde keine andere Wahl, als Sirki zu vertrauen.

Berry streckte plötzlich die Hand aus und suchte nach seiner. Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. Berry schaute ihm ins Gesicht. »Wird es für uns ein gutes Ende nehmen?«

»Ja, wird es«, antwortete er, ohne zu zögern.

Die Insel rückte näher. Wellen brachen sich an den Felsen und spuckten weißen Schaum. Schwirrende Möwenflügel schlugen auf den Wind ein.

»Hast du Angst?«, fragte Berry leise.

»Ja«, sagte Matthew. »Habe ich.« Aber er schaffte es, sich von diesem Eingeständnis schnell genug zu erholen, um ihr ein selbstsicheres, aus vorgetäuschtem Mut entwachsenes Lächeln zu schenken. »Wenn ich hier fertig bin, werden die vor mir Angst haben«, fügte er hinzu.

Und obwohl er es nicht ganz glaubte, meinte er das ernst.

Die Nightflyer schob sich mit ihrer Steuerbordseite am nördlichsten Punkt von Pendulum Island vorbei. Matthew und Berry hielten sich noch immer bei der Hand, als die ersten Anzeichen menschlichen Lebens sichtbar wurden, und es konnte sein, dass sie ihre Hände bei diesem Anblick fester drückten. Zwei dunkle Segelschiffe lagen an einem Dock vertäut. Matthew nahm an, dass es sich um zwei von Fells Piratenschiffen handelte, mit denen die Zuckerhändler ausgeraubt wurden. Ein Blick auf die Kanonenschlünde, die aus den Geschützpforten herausschauten, und jede Frage von Widerstand hatte sich erledigt. Unweit der Anleger stand ein niedriges Holzhaus, in dem vermutlich die Fracht gelagert wurde. Ein unbefestigter Weg wand sich vom Hafen in den Wald und verschwand zwischen grünen Palmwedeln und der dichten Mauer aus Baumstämmen. Und hoch oben auf einer grauen Klippe, wenn auch zum Teil von der Vegetation verdeckt, befand sich die Steinmauer eines Forts, die ebenfalls von Kanonen bewacht wurde. Das Anwesen des Professors? , fragte Matthew sich.

Die Nightflyer segelte weiter, glitt übers blaue Meer und die weiße, aufpeitschende Gischt. Captain Falco hatte das Steuerrad fest im Griff. Auf sein Drängen hin schob das Schiff sich zwischen die klaffenden schwarzen Felsen. Steuerbords konnten Matthew und Berry jetzt noch einen weiteren Pier sehen, einen, der sich tief in einer kleinen Bucht befand, wo die Wellen gnädiger und die Felsen nicht so beißfreudig waren. Zehn, fünfzehn Meter hohe Klippen ragten aus dem Meer auf, und an ihnen entlang wand sich eine Straße nach oben. Matthew schätzte, dass die Straße, bevor sie oberhalb der Steilfelsen um eine Kurve verschwand, fast dreißig Meter über dem Wasser liegen musste. Zwei Kutschen, jede mit einem Gespann aus vier Pferden, warteten am Pier. Offenbar war jemand gekommen, um die Ankunft des bekannten hartherzigen Schurken Nathan Spade mitzuerleben.

»Miss Grigsby, ich möchte Euch bitten, in Eure Kajüte zurückzukehren.«

Die so nah hinter ihnen lautwerdende Stimme erschreckte sie beide. Sirki beobachtete den Hafen. »Vielleicht benutzt jemand ein Fernrohr«, sagte er. »Wir wollen nicht, dass nach dem rothaarigen Mädchen gefragt wird.« Er fasste Berry beim Ellbogen. »Bitte kommt unter Deck.«

»Was?« Sie widersetzte sich seinem Zerren mit bemerkenswerter Kraft – dabei klopfte ihr das Herz im Halse und sie bekam das Wort kaum heraus. Hilfesuchend sah sie Matthew an, und als sie erneut sprach, zwang sie die Worte einzeln heraus: »Warum muss ich in meine Kajüte gehen?«

»Wartet kurz«, sagte Matthew zu Sirki, woraufhin der indische Riese seine Hand sinken ließ und sich ein paar Schritte zurückzog. Matthew sah Berry eindringlich in die Augen. »Hör mir zu«, sagte er leise, während über ihnen die Möwen schrien. »Du darfst von niemandem auf der Insel gesehen werden. Und Zed auch nicht. Sirki wird euch an einen Ort bringen, wo ihr … in Sicherheit seid«, entschied er zu sagen. »Es wird keine Zelle sein. Oder? « Er warf Sirki einen Blick zu, bis der seinen turbanbedeckten Kopf schüttelte. Dann sah Matthew wieder Berry in die Augen. Dort entdeckte er Angst und den feuchten Hinweis auf aufsteigende Tränen. »Hör mir zu.« Er nahm ihre Hände. »In diesem Fall bin ich Sirkis Meinung. Ich will nicht, dass du oder Zed auch nur von einer einzigen dieser … dieser Gestalten gesehen wirst, auf die ich treffen werde. Ich will, dass ihr aus dem Weg seid.« Sie begann zu protestieren, aber er legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Nein« , erklärte er. »Sag nichts. Wenn das vorbei ist, können wir wieder nach Hause. Wir drei, gesund und munter. Aber damit das klappt, wirst du darauf vertrauen müssen, dass ich meine Arbeit mache.«

»Ich kann dir helfen «, sagte sie bettelnd.

»Nein, das kannst du nicht. Nicht auf die Art, die du gern möchtest. Du kannst mir aber helfen, indem du mit Sirki zu deiner Kajüte gehst und dort wartest, bis er dir sagt, dass du das Schiff verlassen kannst. Und indem du Zed unter Kontrolle behältst, wenn das geht. Mach ihm verständlich, dass er für eine Weile unsichtbar bleiben muss. Nicht nur er, ihr beide. Sirki!« Matthews Ton war harscher als beabsichtigt, veranlasste den Riesen aber, gehorsam zu ihnen zu kommen. »Wohin werden die beiden gebracht? Sagt es mir jetzt – und zwar die Wahrheit.«

»Natürlich. Sie werden in das Dorf Templeton auf der Ostseite der Insel gebracht. Dort leben viele Menschen, von denen aber niemand eine Gefahr für Eure Freunde darstellt. Miss Grigsby und der Ga werden Zimmer im Templeton Inn bekommen, das von einem sehr erfolgreichen Schotten geführt wird, der keine Fragen stellt. Das Inn wird hauptsächlich von Gästen des Professors benutzt, die keine Einladung ins Schloss erhalten haben. Und ich kann Euch verraten, dass die Frau des Gastwirts eine ausgezeichnete Köchin ist.« Er schwieg ein paar Sekunden lang, bevor er weitersprach. »Ich kann Euch auch sagen, dass stets zwei Wächter dort sein werden. Falls Miss Grigsby und der Ga im Dorf spazieren gehen sollten, werden sie nie allein gehen. Reicht Euch das an Wahrheit?«

»Fürs Erste«, kam die knappe Antwort. Matthew war nicht nach Höflichkeiten zumute; dieses Gesprächsthema missfiel ihm außerordentlich, und doch wusste er, welche bedeutenden – und unvermeidlichen – Konsequenzen sich daraus ergeben konnten. »Du musst jetzt gehen«, wies er Berry an. »Sofort« , fügte er mit einem Blick auf den nahenden Anleger hinzu. Captain Falco hatte den Befehl zum Segel einholen gegeben, und mit Gewichten beschwerte Seile waren über die Reling geworfen worden, um ihre Einfahrt in die Bucht zu verlangsamen.

Berry erkannte, dass ihr keine andere Wahl blieb. Normalerweise hätte sie das wütend gemacht, aber sie wusste, dass es in diesem Fall sinnlos war, ihrer Verärgerung nachzugeben. Matthew tat, was er tun musste, und es stimmte: Sie musste ihm vertrauen. Sie nickte. »Gut.« Sie hielt Matthew noch immer bei der Hand. Jetzt ließ sie ihn los. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich von ihm ab und Sirki folgte ihr über Deck zur Treppe nach unten.

Matthew wollte ihr hinterherrufen: Es ist ja nicht für lange , aber da er nicht lügen wollte, behielt er den Mund geschlossen. Er hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde. Mehrere Tage? Wochen? Einen Monat oder mehr? Er mochte nicht daran denken und verschloss sich deshalb allen Überlegungen, die diese Frage mit sich brachte.

Die Fahrt der Nightflyer hatte sich dramatisch verlangsamt. Die Brigantine trieb jetzt nur noch im Wasser. Vier Ruderboote hatten sich vom Hafen aus in Richtung Schiff in Bewegung gesetzt. Ihnen wurden von der Nightflyer Taue zugeworfen, und den Rudermännern fiel jetzt die Arbeit zu, Captain Falcos Schiff den Rest der Strecke zu schleppen und es an den Pollern festzumachen. Falco marschierte an den Bug und beobachtete die Arbeit so peinlich genau, dass er sich fast auf den Spriet stellte. Bis auf ein paar Befehle an den Matrosen am Steuerrad schwieg er.

Nach ungefähr zwanzig weiteren Minuten war das Schiff am Pier vertäut und die Ruderboote machten sich auf den Rückweg. Matthew sah Jonathan Gentry und Aria Chillany für den Landgang in ihren feinsten Kleidern an Deck kommen. Ein paar unglückliche und müde aussehende Seemänner waren dazu abbestellt worden, ihnen das Gepäck zu tragen. Matthew sah auch Croydon und Squibbs umherwandern, aber sie mochten keinen Blick in seine Richtung werfen. Dagegen hatte er nichts. Das Fallreep wurde gesenkt. »Alle Mann an Land!«, ertönte ein fieberhafter Aufschrei. Und doch hatte die Besatzung es nicht eilig, das Schiff zu verlassen – denn es gab noch einige Arbeiten zu verrichten, bis die Nightflyer tatsächlich ganz angekommen war. Falco stand auf dem Achterdeck und warf einen langen Schatten. Matthew sah, dass auf den Kutschböcken der zwei am Dock wartenden schwarzen Wagen jeweils ein Mann saß. Bei den Fuhrwerken handelte es sich um Berlinen : Im geschlossenen Kutschkasten hatten vier Passagiere Platz und der Kutscher saß vorn auf dem Bock. Auf dem Dach des einen Wagens jedoch saßen zwei Männer in grauen Anzügen. Beide hatten grellorange Haare und sonnten sich, während sie wohl darauf warteten, dass die Passagiere der Nightflyer vom Schiff gingen. Neben der zweiten Kutsche stand eine geschmeidige junge Frau mit kurzgeschnittenen blonden Haaren. Ihre Körperhaltung war locker, und in New York hätte ihr Anblick für offene Münder gesorgt, denn sie trug braune Kniehosen wie ein Mann, hohe braune Stiefel und eine dunkellila Weste über einer cremefarbenen Bluse.

Wer sie auch sein mochten, Matthew nahm an, dass sie gekommen waren, um zu sehen, wie Nathan Spade Fuß auf Pendulum Island setzte. Entweder das oder Pendulum bot so wenig an Zeitvertreib, dass sie nichts Besseres zu tun hatten.

»Seid Ihr bereit?«

Matthew sah nach links, direkt in die saphirblauen Augen von Aria Chillany. Gentry stand einen Meter hinter ihr. Seine Augen waren gerötet. Er trug ein dümmliches Lächeln im Gesicht, das sich an niemanden richtete. Matthew fragte sich, ob Gentrys Vorliebe für seine Elixiere etwas damit zu tun hatte, dass er bald die Stimme seines Gebieters vernehmen würde. Vielleicht hatte dieses unentrinnbare Schicksal den Ausbund gutaussehenden Charmes die Nerven gekostet. So oder so, Gentry war sternhagelvoll.

»Ich bin bereit«, schaffte Matthew zu antworten.

»Ihr kennt Eure Rolle durch und durch?« Ihr Mund war sehr nah an seinem.

»Ich sagte, dass ich bereit bin.« Er sprach mit Nachdruck, aber wenig Überzeugung.

»Da ist Euer Gepäck.« Sie zeigte auf einen Seemann, der unweit von ihnen eine braune Leinwandtasche auf der Schulter balancierte. Sie war Matthew am Morgen gegeben worden, und er hatte pflichtbewusst seine Habseligkeiten hineingepackt. »Ihr solltet als Erster vom Schiff gehen. Ich komme gleich hinterher.«

Er nickte. Es war Zeit für den großen Auftritt und den Anfang dieses speziellen – und eigentümlichen – Theaterstücks. Er überquerte das Deck in Richtung Laufplanke, warf einen Blick auf die zwei Männer und die Frau, die den Anleger beobachteten, und blies dann seine Brust auf. Er beschloss, ein bisschen zu stolzieren, wie es sich für einen eingebildeten Gockel gehörte. Matthew ging die Schiffstreppe mit langen Schritten hinunter, als gehörte ihm die Welt und als wären alle anderen nur flüchtige Besucher.

Plötzlich kippte seine Welt zur Seite weg. Zu spät merkte er, dass seine Beine nach drei Wochen auf dem Atlantik immer noch das Schwanken des Schiffs ausglichen. Er stolperte nach links und taumelte nach rechts, trunken vom festen Grund unter den Füßen. Beim dritten Taumeln streckte er die Hand nach dem Geländer aus, aber es gab kein Geländer, nach dem man greifen konnte. Er verfluchte sowohl Nathan Spades Eitelkeit als auch die Tatsache, dass Gott von einer schadenfroheren Verschlagenheit war, als es sich selbst ein Priester in seiner volltönigen Sonntagspredigt ausmalen konnte.

Und dann fiel er kopfüber vom Fallreep ins Wasser zwischen dem Anleger und der Nightflyer .

Das Wasser war wesentlich wärmer als der winterliche Hafen von Manhattan, aber immer noch kühl genug, dass es ihm beim Schwimmen ungemütlich um die Kronjuwelen wurde. Er nahm an, dass er unter Wasser aufgeschrien haben musste, denn eine Explosion von Luftblasen schlug ihm ins Gesicht, gefolgt von einem Schwall Salzwasser in den Mund. Das war’s mit der Pomade , dachte er entweder ergrimmt oder hysterisch. Dann wurde ihm klar, dass er sich besser an die Oberfläche strampeln sollte, denn es war eine Schande, seinen feinen Anzug derartig zu durchtränken. Sein nächster Gedanke war: Verdammt, ich hab das jetzt schon in den Sand gesetzt!

Als er auftauchte, wurde gejohlt und gepfiffen, und irgendwer schrie mit ungezügeltem Lachen: »Mann über Bord!« Er stieß sich die Haare aus dem Gesicht und sah, wie Aria wankend die Laufplanke herunterkam. Aber sie war auf diesen Augenblick vorbereitet und machte kleine Schritte. Sie durchbohrte ihn mit ihrem Blick wie ein Speer einen fettbäuchigen Wels. Ein Seemann erschien mit einem langen Holzpfahl, an dessen Ende ein mit Leder umwickelter Haken befestigt war, den er Matthew hinhielt. Als Matthew sich daran festhielt, zog man ihn hoch, bis er die Kante des Anlegers zu fassen bekam. Mühsam wie ein dummer, dem Untergang geweihter Krebs krabbelnd, hievte er sich schließlich auf die Bohlen.

Oh, das Gelächter! Die Freude! Der Horror! Selbst Captain Falco hielt sich strategisch die Hand vors Gesicht und beäugte irgendeinen interessanten Fleck am Hauptmast.

Matthew kam auf die Beine und stand tropfend da. Wie Peitschenschläge hörte er das harte, kratzige Gelächter der beiden orangehaarigen Männer auf sich zuschnellen. Die junge blonde Frau beobachtete ihn schweigend, Gott segne sie.

Matthew spürte, wie sich die Wände einer Falle um ihn herum schlossen. Vielleicht die eines Sarges. Er beschloss, sie nicht zuklappen zu lassen. Es war Zeit – oh ja –, dass Nathan Spade zum Vorschein kam.

Er sah zu der grinsenden Besatzung der Nightflyer hoch. Er sah zu dem Gelächter hoch und klebte sich von irgendwo selbst ein breites Grinsen ins Gesicht, blies wieder die Brust auf wie ein Gockel und brüllte mit voller Lautstärke seiner salzgetränkten Lungen: »Gottverdammte Scheiße! Hab ich mir voll in die Hosen gepisst oder was?«

Die Worte mundeten ihm nicht, aber das Gefühl dahinter war herrlich.

Das Gelächter veränderte sich; wie genau, war schwer zu sagen, aber es wurde anders. Denn auch Matthew begann zu lachen, und jetzt war der Witz nicht mehr, dass ein daher stolzierender Mann ins Wasser gefallen war, sondern dass allen Männern, die ihr Schicksal einem trügerischen Pfad anvertrauen, dabei unerwartet hereinfallen.

Sie grinsten und nickten und jubelten ihm fast zu, und dann wandte Matthew sich mit einer ausladenden Armbewegung von ihnen ab, die sagte: Ich bin genau wie ihr, nur besser angezogen. Er marschierte in seinen wassergefüllten Stiefeln an Aria Chillany vorbei, die ihm Platz machte, und bemerkte auf seinem zielstrebigen, wenn auch weiterhin taumelnden Weg den Anleger hinunter, dass die beiden orangehaarigen Männer nicht mehr lachten, sondern ihn mit ihren fuchsartigen Gesichtern schmaläugig beobachteten. Die blonde Frau war in ihre Berline gestiegen und nicht mehr zu sehen.

Er ging weiter, hinterließ bei jedem Schritt Pfützen aus Atlantikwasser. Madam Chillany holte ihn ein und sagte vorsichtig: »Passt bei den beiden auf. Jack und Mack Thacker. Denen solltet Ihr nicht den Rücken zudrehen.«

Die Thacker-Brüder. Matthew erinnerte sich, dass Hudson sie erwähnt hatte – und hier waren sie nun höchstpersönlich, hässlich wie die Nacht. Sie machten sich auf dem Kutschdach breit, in identische graue Anzüge, weiße Hemden, weiße Strümpfe und schwarze Stiefel gekleidet. Sie waren tatsächlich eineiige Zwillinge, oder das nächstbeste dazu. Sie sahen aus wie faule Tiere in der Morgensonne. Einer sagte etwas zum andern, der etwas erwiderte, aber die Augen ihrer kantigen, scharfnasigen Gesichter wandten sich nie von Nathan Spade ab. Sie scheinen Anfang vierzig zu sein, waren klein und kompakt gebaut wie rüpelhafte Raufbolde, die in der nächsten Schänke eine Wette auf einen Mund zerbrochener Zähne abschließen. Natürlich auf die zerbrochenen Zähne von jemand anderes, denn die Thackers hatten dicke Arme und Schultern, Beine wie gedrungene Baumstämme, und Hälse, die ein Henkersseil sprengen konnten. Ihre Gesichter waren rot von Blut, das knapp unter der Hautoberfläche pulsierte – oder vielleicht vertrugen sie die Sonne nicht. Als Matthew auf die Berlinen zuging, sah er, dass einer der Zwillinge vorn in den von der Stirn weggekämmten und mit Pomade glänzenden Haaren eine graue Strähne hatte. Seinem Zwilling fehlte dies, und es war der einzige Unterschied, den Matthew zwischen ihnen entdecken konnte. Ihre kleinen, tiefliegenden Augen sahen blassgrün wie Glassplitter aus.

Sie sagten nichts und veränderten nichts an ihrer Haltung, als Matthew näherkam.

»Nathan!«, sagte Aria hinter ihm. »Wir werden die andere Kutsche nehmen.«

Matthew änderte seinen Kurs. Fast im selben Moment hörte er die Brüder keckern.

Der Grausträhnige sagte mit schwerem irischem Akzent: »Kusch, kusch! Hör auf deine …«

»Mama!«, sagte der andere, und beide kicherten erneut.

Matthew warf ihnen einen finsteren Blick zu, aber gleichzeitig bedachte er sie mit einem dünnen Lächeln. Er blieb in seinen nassen Fußstapfen stehen. Dieser Moment war genauso geeignet wie jeder andere, um zu beweisen, aus welchem Holz er geschnitzt war – auch wenn es ein hauchdünnes Brettchen war.

»Sollte ich Euch Gentlemen kennen?«

»Keine Ahnung«, sagte einer von ihnen, und der andere schob nach: »Solltet Ihr?«

Interessant , dachte Matthew. Sie beendeten gegenseitig die Sätze des anderen. Sie hatten dasselbe blöde Grinsen. Ihr Kutscher hielt den Kopf gesenkt und seine Aufmerksamkeit nach vorn gerichtet, als befürchtete er, dass ein Gewaltausbruch unmittelbar bevorstand. Matthew konnte es in der Luft riechen. Diese beiden schlugen ihre Opfer gern blutig und nahmen vielleicht gerade Maß für ihre Fäuste.

»Mein Name ist Nathan Spade«, sagte Matthew. »Besitzt Ihr ebenfalls Namen?«

Einer antwortete mit vorgestrecktem Kinn. »Ich glaube, Ihr heißt …«

»Nassarsch«, sagte der mit der grauen Strähne, woraufhin beide angespannt grinsten, ohne dass sich ein Sinn für Humor auf ihren Gesichtern zeigte.

»Nathan?« Auch Arias Stimme war angespannt. »Kommt schon. Ja?«

»Nicht die Schürzenbänder verlieren, Nathan!«, sagte der Grausträhnige.

»Kusch, kusch!«, rief der andere, der vielleicht etwas größere Ohren als sein Bruder hatte.

Aber Matthew rührte sich nicht. »Ach«, sagte er leicht, obwohl sein Herz hämmerte. »Ich hab von Euch zwei gehört. Die Thackers. Wer von Euch ist Jack und wer ist Mack? Oder wisst Ihr das nicht mehr?«

Ihr Grinsen verblasste langsam.

Eine Bewegung in ihrer Kutsche erregte Matthews Aufmerksamkeit.

Er sah, wie sich jemand vorbeugte, um aus dem offenen Kutschenfenster zu spähen. Es war eine Frau. Er begegnete ihrem Blick und hatte das Gefühl, splitternackt dazustehen.

Sie starrte ihn nur kurz an, vielleicht fünf Sekunden lang, bevor sie sich wieder auf ihrem Sitz zurücklehnte. Aber Matthew hatte den betäubenden Eindruck bekommen, soeben eine der schönsten Frauen gesehen zu haben, denen er je begegnet war. Ihre braune Haut strahlte förmlich. Ihre langen schwarzen Haare, auf denen ein keck schräg sitzender Hut mit schwarzer Spitze vor der Stirn thronte, umflossen in dichten Wellen ihre Schultern. Sie hatte ein ovales Gesicht mit hohen Wangenknochen, eine gerade, schmale Nase und volle Lippen, die für Matthew so aussahen, als wären dahinter viele Geheimnisse versiegelt. Ihre Augen waren äußerst dunkel, vielleicht so schwarz wie ihre Haare, und betrachteten Matthew beiläufig – leblos, temperamentlos, abgestumpft.

Wer sie auch sein mochte, sie war nicht wirklich präsent. Nur durch den kurzen Blick bekam Matthew den Eindruck, dass diese wunderschöne Kreatur herzzerreißend einsam war. Und er fand, dass das eine Schande war. Ein so hübsches Mädchen sollte nicht allein sitzen müssen.

»Was guckste so …«

»… Jungchen?«

Die Brüder glitten vom Kutschdach herunter. Sie bauten sich mit ein, zwei Metern Abstand zueinander links und rechts von Matthew auf. Ihr Grinsen war ihnen abhandengekommen. Ihre Gesichter waren gleichgültig und durch die Ausdruckslosigkeit brutal.

»Die Frau in der Kutsche …«, begann Matthew.

»Kümmert Euch nicht drum«, sagte der Grausträhne.

»Kümmert Euch um Euren eigenen Kram«, sagte der andere – zweifelsohne eine Warnung.

»Nathan!« Arias Stimme klang hart. »Zu unserer Kutsche, bitte.« Gentry kam stolpernd auf sie zu, ob wegen der Seereise oder seines Elixiers, war schwer zu sagen. Hinter ihm folgten die Matrosen mit ihrem Gepäck.

Die beiden Brüder schwiegen. Es war, als warteten sie auf Nathan Spades nächsten Zug in diesem kleinen, aber potenziell tödlichen Spiel. Matthew fiel auf, dass das stämmige Paar ihm ungefähr bis an die Nasenspitze reichte. »Freut mich, Eure Bekanntschaft gemacht zu haben, Gentlemen«, sagte er und wandte sich in Arias Richtung. Als er zwei Schritte weit gekommen war, gab einer der Thackers ein nasses, hässliches Furzgeräusch von sich und der andere ein schnelles, kratzendes Lachen, das Matthew eine Gänsehaut den Nacken hochjagte.

»Lasst uns weitergehen«, sagte Aria leise, ein gelähmtes Lächeln im Gesicht. Aber in ihren dunkelblauen Augen funkelte entweder unterdrückte Wut oder so etwas wie Angst, falls sie Angst überhaupt kannte. Die Thacker-Zwillinge hielten offenbar nichts von guten Manieren, und Matthew schätzte, dass seine Maskerade – und seine Einsatzfähigkeit – womöglich hier am Dock ein Ende gefunden hätten, wenn die beiden zu einer explosiven Schlägerei angespornt worden wären. Vielleicht war das indianische Mädchen ihr Pulverfass.

Eine Indianerin , dachte Matthew und öffnete die Tür seiner Kutsche. Die schöne Frau in dem anderen Gefährt war definitiv eine Indianerin … aus der Welt des Wanderers.

Er rutschte auf der lederüberzogenen Sitzbank durch und blieb gegenüber der blonden Frau in der feinen Männerkleidung sitzen. Sie richtete Augen von der Farbe goldenen Biers auf ihn. »Ihr tropft mir auf die Stiefel«, sagte sie mit tiefer, beherrschter Stimme, der es nicht an Drohung fehlte.

»Verzeihung.« Er setzte sich sofort anders hin und nahm an, dass Nathan Spade das nicht getan hätte – aber in seinem Herzen und Benehmen war er immer noch Matthew Corbett. Das war etwas, an dem er arbeiten musste, entschied er. Er sah zu dem dritten Passagier in ihrer Berline hinüber, einem rundlichen, glatzköpfigen Mann mit drei Kinns. Der mit einem beigefarbenen Anzug und dunkelgrüner Bluse mit lavendelfarbenen Rüschen bekleidete Herr bediente sich gerade aus einer goldenen Schnupftabakdose. Seine runden Brillengläser vergrößerten seine wässrigen blauen Augen und betonten die roten Äderchen darin. Sieben kleine Goldornamente in verschiedenen geometrischen Formen zierten den Rand seines rechten Ohrs. Seine Lippen waren so schmal wie der Geldbeutel eines Bettlers, seine Knollennase so groß wie Lord Cornburys Ehrgeiz. Matthew schätzte ihn auf ungefähr fünfzig Jahre.

»Guten Morgen«, sagte der Mann, nachdem die beiden klaffenden Nasenlöcher sich den Tabakstaub einverleibt hatten. »Ich bin Augustus Pons. Ihr seid Nathan Spade.« Es war eine Feststellung und keine Frage.

»Der bin ich.« Sie boten sich nicht die Hand.

»Mhm«, sagte Pons mit einem leichten Nicken. Seine Augenlider blinzelten müde. Beim Sprechen bebten seine Wangen. »Wir haben auf Eure Ankunft gewartet. Ich bin schon seit fast einem Monat auf dieser Insel. Darf ich fragen, warum es so lange gedauert hat, dass Ihr zu uns stoßen konntet?«

»Es gab Komplikationen«, sagte Aria, die einstieg und sich neben Matthew setzte. Mehr sagte sie nicht, sondern starrte Pons mit einem Blick an, der ihm bedeutete, keine weiteren Fragen zu stellen. Pons lächelte schwach und entblößte dabei eine Ansammlung kleiner brauner Zähne. Er zog sich so spürbar zurück, als schlüpfte er in ein Loch und zöge es hinter sich zu.

Das Gepäck war hinten in der Frachtklappe der Berline verstaut worden. Jonathan Gentry hatte einen Platz in der anderen Kutsche gefunden, da nur vier Passagiere Platz hatten. Aria klopfte an die Wand hinter dem Kutscher. Eine Peitsche knallte und die Pferde zogen an.

»Nathan Spade«, sagte die blonde Frau. Sie musterte ihn eingehend mit schiefgelegtem Kopf, als versuchte sie irgendetwas zu entscheiden. »Von wo seid Ihr mit dem Schiff gekommen?«

»Aus New York«, sagte Matthew, bevor Aria sich zu Wort melden konnte. Er hatte beschlossen, dass es für ihn an der Zeit war, seinen eigenen Kurs zu wählen. »Ich hatte dort Geschäfte zu erledigen.«

»Haben wir die nicht alle?«, fragte sie mit einem halben Lächeln und einer hochgezogenen, dichten blonden Augenbraue. »Ich bin Minx Cutter«, sagte sie dann. »Freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen.« Sie reichte ihm die Hand und Matthew schüttelte sie. »Willkommen auf Pendulum«, erklärte sie mit einem Händedruck, bevor sie seine Hand freigab.

»Danke. Die beiden anderen da haben mich nicht so nett willkommen geheißen.«

»Jack und Mack Thacker«, sagte sie. »Die gehen überall zusammen hin. Ich habe gehört, dass Jack der Ältere ist – um ein paar Minuten. Er ist der mit der grauen Strähne.«

»Aha.« Matthew wartete ein paar Sekunden, bevor er ihr eine Frage stellte. »Und wer ist die junge Indianerin?«

Minx Cutter zuckte mit den Schultern. »Sie nennen sie Fancy.«

Die Kutsche schaukelte die Straße an den Klippen hoch. Matthew sah rechts an Aria vorbei aus dem Fenster und beobachtete, wie sie über der sonnenbeschienenen blauen Bucht an Höhe gewannen. Seine durchweichte Kleidung war unangenehm, aber er hatte schon Schlimmeres durchgemacht. Er tat, als würde er seine Fingernägel betrachten, die sehr sauber waren, und machte sich dabei ein Bild von Minx Cutter.

Sie besaß eine harte Art von Schönheit. Nichts an ihr war weich, außer vielleicht ihren Locken. Aber selbst die mochten sich kratzig anfühlen. Sie hatte ein festes, kantiges Kinn, einen straffen Mund, und eine Nase, die anscheinend einmal gebrochen und nicht korrekt gerichtet worden war, denn in der Mitte war ein kleiner Höcker und sie zeigte leicht nach links. Sie war schlank, aber alles andere als schwächlich. Matthew fand, dass sie nach Schnelligkeit und Wendigkeit aussah. Sie saß ruhig und gefasst da und hielt offenbar sehr viel von sich. Ihre intelligenten Augen – hellbraun mit einem Ton ins Goldene – täuschten Gleichgültigkeit vor, aber Matthew hatte das Gefühl, dass sie ihn ebenfalls taxierte. Sie war wohl zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre alt, denn ihre pfirsichfarbene Haut war faltenlos. Matthew schien, dass sie im Lächeln nur wenig Übung hatte. So jung, und trotzdem schon so vom Professor beherrscht , dachte er. Der Gedanke brachte ihn auf die Frage, was genau Minx Cutter für den Kaiser der Verbrecher und Besitzer von Pendulum Island wohl machte.

Er ließ sich gerade die verschiedenen Möglichkeiten durch den Kopf gehen, als er einen Mann schreien hörte. Er sah links aus dem Fenster und stellte unangenehm berührt fest, dass die vier Pferde der anderen Berline fast Rad an Rad neben seiner Kutsche herdonnerten – und dass der gefährliche Pfad zurzeit nur breit genug für ein Paar Räder war. Er entdeckte, dass der Kutscher gewaltsam seines Amtes enthoben worden war. Mack Thacker saß mit den Zügeln in der Hand da, während Jack über dem Gespann mit wilder Hingabe die Peitsche schwang.

»Ach herrje!«, krächzte Augustus Pons. Seine Augen waren riesengroß. »Ich befürchte, die beiden haben nichts Gutes …«

Die Peitsche knallte gegen die Seite von Matthews Kutsche, woraufhin Pons zusammenzuckte und fast den gesamten Inhalt seiner Schnupftabakdose verschüttete. Matthew sah, wie Jack Thacker die Zähne zusammenbiss und mit der Peitsche nach ihrem Kutscher schlug, den der Schlag getroffen haben musste, denn ein durchdringender Schmerzensschrei erschallte. Der nächste Peitschenschlag war besonders gemein. Die beiden Brüder grinsten und stießen sich gegenseitig die Ellbogen in die Rippen.

Matthew hatte das ungute Gefühl, dass ihr Tempo auf der sowieso schon gefährlichen Straße jetzt äußerst riskant wurde. Es gab weder Mauern noch Balustraden; falls zwei Räder über die Klippen kippten, würde der Rest der Berline folgen.

Und dann begann Jack Thacker mit rotbäckiger Leidenschaft noch rücksichtsloser und schneller auf die Pferde vor Matthews Kutsche einzupeitschen. Mit einem Ruck wurde Matthew voller Angst bewusst, dass ihr gepeitschter Kutscher die Zügel und seinen Sitz auf dem Bock aufgegeben haben musste. Sie saßen hinter durchgehenden Pferden, zentimeterweit vom Abgrund entfernt. Minx Cutter erkannte die Situation fast im selben Moment, denn sie schrie ganz undamenhaft »Scheiße!« Unter den gegebenen Umständen mochte das durchaus ein Befehl sein, nahm Matthew an.