Gründung der westsibirischen Stadt Tobolsk. In den folgenden hundert Jahren entwickelt sie sich zum wichtigsten Zentrum für den Pelzhandel in Sibirien.
Russen erreichen über Land durch Sibirien zum ersten Mal den Pazifik.
Bartolomeo Cristofori, Instrumentenmacher am Hof eines Medici-Fürsten in Florenz, stellt eine neue Erfindung vor, die leise (piano) und laut (forte) spielen kann.
Zar Peter der Große gründet Russlands neue Hauptstadt St. Petersburg nach dem Vorbild einer europäischen Stadt, was ihr den Beinamen »Venedig des Nordens« einträgt.
Russland beginnt den Großen Sibirischen Trakt anzulegen, eine Überland-Handelsroute von Moskau nach China.
Vitus Bering erreicht von Russland aus Alaska und dehnt das Kaiserreich damit auf das später so benannte »russische Amerika« aus.
Katharina die Große wird Zarin aller Russen, nachdem ihr Gemahl Peter III. bei einem Palastputsch umgekommen ist.
Katharina bestellt in London ein Klavier. In den nächsten drei Jahrzehnten gibt es rasche Weiterentwicklungen in der Technologie dieses Instruments.
Wolfgang Amadeus Mozart und Muzio Clementi »duellieren« sich am Hof Kaiser Josephs II. in Wien. Beginn der Bauarbeiten am Schloss Pawlowsk, einem Zentrum der russischen Musikkultur im 19. Jahrhundert.
John Broadwood in London baut jetzt mehr Klaviere als Cembalos.
Die Französische Revolution, sie dauert bis 1799, destabilisiert die europäischen Monarchien — und erregt das Interesse russischer Liberaler.
Beethoven komponiert die erste seiner 32 Sonaten und erfindet das Genre der Musik für Solo-Tasteninstrumente neu.
Katharina die Große stirbt. Cembalo und Orgel treten in den Hintergrund, je mehr das Klavier an Beliebtheit gewinnt.
Clementi veröffentlicht das erste Buch über die Kunst des Klavierspiels, Clementi’s Introduction to the Art of Playing on the Piano Forte.
Napoleon dringt mit seiner Armee in Russland ein. Die Schlacht von Borodino im September wird die bis zum ersten Tag der Somme-Schlacht 1916 blutigste an einem Tag ausgefochtene Schlacht der Geschichte. Napoleon gelingt es, Moskau einzunehmen, aber wegen des brutalen russischen Winters ist er rasch zum Rückzug gezwungen.
Der französische Klavierbauer Sébastien Érard lässt die Repetitionsmechanik patentieren. Da es nun möglich ist, eine Note schnell hintereinander anzuschlagen, ohne die Taste erneut ganz niederdrücken zu müssen, kommt es zu einer Explosion der Virtuosität.
Der Dekabristenaufstand endet mit der Verbannung von mehr als hundert Angehörigen des hohen und niederen Adels nach Sibirien.
Inzwischen ähnelt das Klavier dem modernen Instrument, wie es heute gespielt wird. Beginn der Romantik und des goldenen Zeitalters der Virtuosen. Im selben Jahr schlägt Russland den Novemberaufstand in Polen nieder; beinahe zwei Drittel der im nächsten Jahrzehnt wegen politischer Verstöße verbannten Polen gehören der kulturell gebildeten Adelsschicht an.
Franz Liszt erlebt sein fulminantes Debüt in Russland.
Der »Völkerfrühling« — die am weitesten verbreitete revolutionäre Bewegung in der Geschichte Europas — stürzt mehrere absolutistische Regime, nicht aber dasjenige in Russland.
Eines der bedeutendsten Jahre in der Klavierindustrie: In New York wird Steinway & Sons gegründet, in Leipzig Blüthner, in Berlin Bechstein.
Alexander II. wird Zar. Ein Jahr später gewährt er den Dekabristen Amnestie, Überlebende dürfen aus Sibirien ins westliche Russland zurückkehren.
Zar Alexander II. schafft die Leibeigenschaft ab, vier Jahre vor dem Ende der Sklaverei in Amerika. Um diese Zeit erscheinen Dostojewskis Aufzeichnungen aus einem Totenhause, inspiriert von den vier Jahren, die er in den 1850ern im sibirischen Exil verbrachte.
Eröffnung des St. Petersburger Konservatoriums, der ersten Schule, in der Musik als Beruf gelehrt wird.
Der durch Russland niedergeschlagene Januaraufstand in Polen löst einen neuen Zustrom politischer Exilanten nach Sibirien aus.
Russland verkauft für 7,2 Millionen Dollar Alaska an Amerika.
Zarin Maria Alexandrowna erhält einen Steinway-Konzertflügel, Seriennummer 25.000.
Der Phonograph oder Plattenspieler wird erfunden; allerdings beginnt er erst ab den 1910er Jahren das Klavier als hauptsächliche Quelle von Musik in den Haushalten zu ersetzen.
Zar Alexander II. wird in St. Petersburg von Anarchisten ermordet.
Die Arbeiten an der Transsibirischen Eisenbahn beginnen.
Nikolaus II. wird Zar. George Bernard Shaw erklärt: »Das Pianoforte ist das wichtigste aller Musikinstrumente; seine Erfindung war für die Musik, was die Erfindung des Buchdrucks für die Poesie.«
Die amerikanische Klavierfabrikation befindet sich auf ihrem Höhepunkt.
Lenin wird zusammen mit anderen Anführern des »Bundes für die Befreiung der Arbeiterklasse« für drei Jahre nach Sibirien verbannt. Seine hervorgehobene Stellung bedeutet, dass es ihm im Exil weit besser ergeht als seinen ärmeren Genossen.
Josef Stalin wird zum ersten Mal nach Sibirien verbannt. Zwischen 1903 und 1913 wird er siebenmal verbannt, sechsmal gelingt ihm die Flucht.
Die Transsibirische Eisenbahn wird eröffnet.
Am »Blutsonntag« reagieren die zaristischen Behörden gewaltsam auf friedliche Proteste. Als Folge des Russisch-Japanischen Krieges verliert Russland die Südhälfte der Insel Sachalin.
Henry Ford bringt das Modell T auf den Markt. Im Westen überholt das Auto bald das Klavier als Statussymbol.
Zar Nikolaus II. feiert den 300. Jahrestag der Dynastie Romanow.
Beginn des Ersten Weltkriegs. Deutschland und Österreich-Ungarn erklären Russland den Krieg.
Februarrevolution. Zar Nikolaus II. dankt ab, die Zarenfamilie wird nach Sibirien gebracht. In der Oktoberrevolution kommt Lenin an die Macht. Beginn des Russischen Bürgerkriegs.
Der Zar und seine Familie werden in Jekaterinburg ermordet. Lenin führt das sowjetische System der Zwangsarbeitslager ein.
Wladiwostok fällt an die Rote Armee, der Russische Bürgerkrieg ist endgültig vorüber. Schamanismus, Animismus und Totemismus werden offiziell verboten.
Lenin stirbt, Stalin folgt ihm nach; er wird einer der mächtigsten und blutrünstigsten Diktatoren der Geschichte.
In der UdSSR beginnt die »Entkulakisierung«, sie bedeutet das Ende des privaten Grundbesitzes und den Beginn einer weitverbreiteten Hungersnot.
Beginn der großen Säuberungen durch Stalin.
Im Zweiten Weltkrieg kommt die Klavierproduktion weltweit mehr oder minder zum Erliegen. Material und Arbeitskräfte sind knapp.
Dmitri Schostakowitschs Symphonie Nr. 7 in C-Dur erlebt in Leningrad während der Belagerung durch die deutsche Wehrmacht ihre Erstaufführung.
Die russische Klavierproduktion erhöht sich bis 1970 um das Zehnfache. Nikita Chruschtschow ist an der Macht, es ist die Zeit der »Entstalinisierung«.
Der amerikanische Pianist Harvey Van Cliburn gewinnt den ersten Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau, ein Indiz für ein Tauwetter in den sowjetisch-amerikanischen Beziehungen.
Leonid Breschnew kommt an die Macht. Ideologische Verhärtung setzt ein.
Aus kleinen Anfängen ist Japan nun zu jener Nation geworden, die mehr Klaviere baut als jede andere.
Michail Gorbatschow kommt an die Macht. Es beginnt die Perestroika, eine politische Bewegung zur Reform der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, was 1991 zur Auflösung der UdSSR führt.
Der russische Pianist Swjatoslaw Richter reist durch Sibirien. Vladimir Horowitz unternimmt eine Reise in seine alte Heimat, die Sowjetunion; er kommt mit seinem Konzertflügel von Steinway & Sons, Modell D.
Die sowjetische Flagge mit Hammer und Sichel wird am Kreml eingezogen und durch die neue Trikolore der russischen Föderation ersetzt.
Wladimir Putin gewinnt die Präsidentenwahlen.
Die Suche nach den vergessenen Klavieren beginnt.