Nettie hatte es nicht einmal mitbekommen, doch sie war diejenige gewesen, die Oscar die Augen geöffnet hatte: War er zuvor auf Ashley und seine Eifersucht darauf, wie gut er sich mit Florence verstand, fixiert gewesen, hatte ein Blick auf die kleine, unglückliche Nettie genügt, um ihm das gesamte Bild zu offenbaren – das vollständige Dilemma, in dem er steckte. Seit vielen, vielen Jahren übrigens schon. Seit er Florence das erste und einzige Mal geküsst hatte.
Auf dem Weg zurück zur Küche versuchte Oscar, nicht weiter darüber nachzudenken, wie hübsch Florence auf ihn wirkte, wenn sie lachte – und wie leicht es seinem Kollegen Ashley scheinbar gelang, ihr dieses Lachen aufs Gesicht zu zaubern. Florence war eine irrsinnig zurückhaltende Person. Sicherlich das schüchternste Mädchen, das er kannte. Es war nicht einfach, sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Und bisher war Oscar der Meinung gewesen, dass es ihm noch vor allen anderen am besten gelang. Nun. Man konnte sich täuschen, nicht wahr?
»Da bist du ja!«, raunzte Dottie Penhallow ihn an, sobald er durch die Hintertür die Küche betrat. »In einer Stunde soll was zu essen auf dem Tisch stehen, und du tust was? Machst einen Verdauungsspaziergang?«
»Ich habe nur kurz frische Luft geschnappt«, murmelte Oscar, und Hazel, seine feinfühlige und offensichtlich mit mehr als sieben Sinnen ausgestattete Kollegin, warf ihm einen fragenden Blick zu. Ja, er war nicht oft nicht gut gelaunt. Ja, er ließ sich nur selten anmerken, was ihn über die Arbeit hinaus bewegte. Selbst die strenge Küchenchefin schien zu bemerken, dass mit Oscar etwas nicht stimmte, denn sie stellte ohne ein weiteres Wort den Korb mit den Würstchen vor ihm ab und wandte sich ihren Kartoffeln zu.
Oscar räusperte sich. Dann machte er sich daran, die Pfannen zu befeuern, bevor er sich das riesige Zwiebelnetz griff. Der Rat, den er Nettie gerade selbst mitgeteilt hatte, hallte durch seinen Kopf wie ein Echo zwischen zwei Bergwänden, nur in leicht abgewandelter Form.
Von dieser Freundschaft wird nichts übrig bleiben, wenn sie einen anderen hat.
Bisher hatte das keine Rolle gespielt. Auf einmal jedoch schien es nichts mehr zu geben, das wichtiger war.