51.

Guten Morgen, Schlafmütze.« Gretchen drehte sich in Nicks Armen und verschränkte die Hände in seinem Nacken, woraufhin er sie ein kleines bisschen fester an sich zog. »Dich hatte ich ganz vergessen.«

»Du hast mich vergessen?«

»Nun ja – hast du mal aus dem Fenster gesehen? Ich denke, ich habe einen Schock erlitten und darüber irgendwie versäumt, dich zu wecken.«

»Mmh.« Nicholas legte den Kopf schief. »Es ist bereits nach acht. Wie lange hattest du vor, mich liegen zu lassen?« Er konnte in Gretchens Gesicht lesen, dass sie ihn tatsächlich vergessen hatte, und musste lachen.

»Ich hab noch nie so viel Schnee auf einmal gesehen«, verteidigte sie sich. »Nicht in Cornwall zumindest. In Norwegen, ja, dort gehört Schnee zum Winter, aber hier an der Küste … Sag es ihm, Theo. Du hast das auch noch nie erlebt, richtig?«

Aus den Augenwinkeln beobachtete Nick, wie sich der alte Mann äußerst seltsam fortbewegte – ungefähr so, als würde ein Storch versuchen zu schleichen. Als er ihm einen fragenden Blick zuwarf, rief er: »Ich werde mal sehen, ob die mich im Restaurant brauchen können«, und stakste mit eiligen Schritten davon.

»War das ein Wink mit dem Zaunpfahl?«, fragte Nick mit hochgezogenen Brauen.

»Selbst Theo ist aufgefallen, dass heute ein besonderer Tag ist. Die ganze Welt ist irgendwie in Watte gepackt. Alles ist verlangsamt. Man kann sich viel Zeit nehmen. Vielleicht denkt er, es wäre eine gute Idee, wenn wir zwei uns auch mal wieder richtig Zeit füreinander nehmen.«

»Richtig Zeit«, murmelte Nicholas, während er sie noch ein wenig enger an sich zog.

»Oder musst du los? Was ist mit dem Tearoom

»Lori hat entschieden, dass er heute geschlossen bleibt. Ich sollte später allerdings vorbeischauen und Schnee räumen, bevor man ihn ausgraben muss.«

»Mmmh«, machte Gretchen und lächelte.

Nick beugte sich vor und begann damit, kleine Küsse auf ihrem Kinn zu verteilen, unterhalb ihrer Wangen, hinter ihrem Ohr. Sie war dabei, genüsslich die Augen zu schließen, als ihr wieder einfiel, dass sie in der hell erleuchteten Lobby ihres Hotels standen. Die meisten Gäste waren zwar beim Frühstück im Restaurant und würden womöglich so schnell nicht herauskommen, aber … Wer wusste das schon?

»Komm mit«, raunte sie Nicholas zu, bevor sie ihn an der Hand nahm und hinter sich her in ihr Büro zog. Dort schloss sie die Tür und sperrte zu, bevor sie sich mit dem Rücken dagegenlehnte und einladend, wie sie hoffte, die Unterlippe zwischen die Zähne sog.

»Mir gefällt, wie du denkst«, sagte Nick und machte einen Schritt auf Gretchen zu.

»Und mir gefällt, dass du Gedanken lesen kannst«, erwiderte Gretchen, die Nicholas jetzt zu sich heranzog und ihrerseits Küsse verteilte, träge, andauernde, genussvolle Küsse, die der glückliche Empfänger mit einem zufriedenen Brummen quittierte.

»Weißt du noch, wann wir uns hier zuletzt so geküsst haben? In diesem Büro, vor dieser Tür?«

»Mmmh«, machte Gretchen erneut. Das wusste sie allerdings noch genau. Es war im Sommer gewesen, kurz nachdem aus ihrer Freundschaft etwas mehr geworden war und zu einer Zeit, in der sie sich noch gar nicht darüber im Klaren gewesen war, ob sie mit Nicholas eine Beziehung eingehen wollte. Sie hatte damals sehr oft an Christopher gedacht. Und das tat sie heute auch noch, allerdings empfand sie kein schlechtes Gewissen mehr dabei. Sowohl Nettie als auch Theo freuten sich, dass Gretchen nach dem Tod ihres Mannes wieder jemanden gefunden hatte, und sie war sich ziemlich sicher, dass Christopher selbst es auch so sehen würde.

Gut.

Und nun hatte sie genug an Christopher gedacht.

Während Nicholas vielleicht oder vielleicht auch nicht auf Gretchens Antwort wartete, begann sie damit, sein T-Shirt nach oben zu schieben, so weit, bis er den Kopf durch die Öffnung steckte, um es ganz auszuziehen.

»Willst du … du willst …«, begann er, da hatte Gretchen schon den Knopf seiner Jeans geöffnet und war dabei, den Reißverschluss nach unten zu zerren.

»Gar nicht weit von hier steht ein ziemlich geräumiges Bett«, setzte er erneut an, doch auch er machte sich seinerseits an Gretchens Kleidung zu schaffen, streifte den Hotelblazer von ihren Schultern und löste die Knöpfe ihrer Bluse.

»Die letzten Male, die wir uns in dieses geräumige Bett haben fallen lassen«, erwiderte Gretchen, »sind wir auf der Stelle vor Erschöpfung eingeschlafen.« Erneut küsste sie Nicholas auf den Mund, kurz und fest, bevor sie seine Hände beiseiteschob, die Bluse von ihren Schultern strich und nach dem Reißverschluss ihres Rocks tastete.

»Zieh die Hose aus.«

Nick grinste. »Ich mag es wirklich, wie du denkst«, sagte er, während er tat, wie ihm geheißen. Denn wer war er, eine Frau auf ihrer Mission aufzuhalten, nicht wahr?