Mona
Februar 201
9
»Sie machen sich einen Jux mit mir.« Belustigt sah Sander Mona an, nachdem sie ihm erklärt hatte, sie bräuchten einen Schlagbohrer und einen Vorschlaghammer, ob er dergleichen in seiner Werkzeugkiste hätte.
»Ich meine das ernst. Aber ich schaffe das zur Not auch alleine.«
»Und warum wollen Sie die Wand einreißen?«
»Weil ich eine Vermutung habe, warum die Abstellkammer zugemauert ist. Eine ziemlich verrückte. Zugegeben. Aber sie wird mir keine Ruhe lassen, bis ich weiß, ob es stimmt oder nicht.«
»Und was ist das für eine Idee?«
»Sie werden mich auslachen. Und ich hoffe ja eigentlich, dass es nicht so ist. Helfen Sie mir nun?«
»Obwohl Sie mir nicht verraten, was bei der Aktion herauskommen soll? Das ist viel verlangt. Aber gut. Fahren wir in den Baumarkt. Der große Heimwerker bin ich nämlich nicht.«
»Danke.
«
Der nächstgelegene Baumarkt befand sich in einem Gewerbegebiet nördlich des Mittleren Rings. Die Bohrmaschine konnte man ausleihen, nur den Vorschlaghammer mussten sie kaufen. Sie entschieden sich für das mittlere Gewicht. Fünf Kilo waren zu wenig, zehn zu viel. Acht erschien ihnen passend. Der Verkäufer riet ihnen zu Schutzbrillen und Handschuhen.
Die Entscheidung für den Achtkilohammer bereuten sie bald. Die Löcher entlang der ursprünglichen Türöffnung waren zwar schnell gebohrt, doch die Wand war stabil und der Hammer schwerer als gedacht. Man musste ihn mit großer Wucht gegen die Mauer schlagen. Das hatte ihnen der Verkäufer erklärt. Mehr als fünf, sechs Schläge hintereinander schafften sie beide nicht. Sie wechselten sich ab. Mona stand schnell der Schweiß auf der Stirn. Sander ebenfalls. Putz sprang ab. Risse taten sich auf. Endlich lockerten sich Steine und fielen in die Kammer. Ein Loch entstand. Sie sahen sich an. »Gerne nach Ihnen.« Sander wies mit der Hand auf die Öffnung.
Mona schob die Schutzbrille ins Haar und sah durch die Öffnung. Modriger Geruch stieg ihr in die Nase. Staubig, muffig, abgestanden. Erkennen konnte sie nichts. Drinnen war es stockfinster. »Sie haben nicht zufällig eine Taschenlampe dabei?«
»Nur als App.« Sander zog sein Smartphone hervor und aktivierte die Taschenlampenfunktion. Sie leuchtete damit in den kleinen Raum. Der Lichtkegel reichte nicht weit und war nicht wirklich hell. Linker Hand erschien ein leeres Regal. Weiter hinten ein Stuhl und daneben etwas, das wie eine Kiste aussah. Etwas war darüber gebreitet.
»Können Sie etwas sehen?
«
»Nicht viel. Ein Regal und eine Kiste. Wir müssen weitermachen.«
Nachdem die ersten Steine gepurzelt waren, ging es leichter, und das Loch vergrößerte sich rasch. Bald war es so groß, dass sie hindurchsteigen konnten. Sander ließ ihr wieder den Vortritt. Er aktivierte erneut die Taschenlampenfunktion seines Smartphones. Die Abstellkammer war nicht groß. Etwa drei Meter lang und anderthalb breit und befand sich direkt hinter Klaras Küchenzeile. Es war kühl darin. Die Kiste entpuppte sich im Lichtkegel des Handys als Weidenkorb. Er stand in der Ecke am Ende des Raums. Ein helles Stück Stoff war darüber gebreitet. Schichten von feinem grauem Staub hatten sich darauf in Mulden und Falten abgelagert. Denn das Tuch war nicht glatt gespannt. Eine Landschaft aus Bergen und Tälern. Etwas verbarg sich darunter.