Prolog
Blut klebte an seinen Händen, an seiner Kleidung. Angst scharrte in seiner Brust wie ein in die Enge getriebenes Tier. Atemlos rannte er über den Hof, sah sich um. Wo konnte er sich verstecken?
Da! Die Tür zur Ölmühle stand offen. Er lief hinein. Vor ihm eine Mauer aus gestapelten Pressmatten. Er kletterte hinüber, duckte sich in den Spalt dahinter, spürte kalten Stein im Rücken und den rauen Sisal der öligen Matten an der Wange. Er machte sich winzig, wollte unsichtbar sein, musste das Angsttier in sich beruhigen, seinen Atem kontrollieren. Das Keuchen würde ihn verraten! Er bestand nur noch aus zitternder, japsender, bebender Angst, die jeden Gedanken vertrieb, bis ein Rauschen seinen Schädel füllte und nur eines ihn beherrschte: der archaische Wille zu überleben.
Der vertraute Duft von Oliven stieg aus den Matten auf, weckte die Erinnerung an kargen Boden, an die Weite des Himmels und den sachten Wind, der von Norden her über das Gebirge zum Meer strich. All das, was er vielleicht nie wieder sehen würde, nahm er für einen tröstlichen Augenblick wahr, der ihm Ruhe und Zuversicht schenkte. Sie würden ihn nicht finden.
Aber dann überrollte ihn erneut Panik, und er wollte nach Mama rufen, doch sie lag im Stall, in ihrem Blut, das an ihm klebte. Die Schreie seiner Schwestern in der Küche waren verstummt, und die Stille machte ihm mehr Angst als alles andere.
Ein Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Es war über ihm, kam aus dem Zwischenboden. Ein leises Scharren. Mäuse. Sicher nur Mäuse, beruhigte er sich.
Wo waren sein Vater und sein Bruder? Wo waren die Mörder?
Vorsichtig reckte er den Kopf über den Stapel, ließ den Blick durch den Raum gleiten, vorbei an den Mühlsteinen, die im Koller stillstanden, bis zum Fenster, durch das gleißend die Nachmittagssonne fiel. Da sah er sie aus dem Haus kommen, ihre Kleidung blutgetränkt. Einer blieb stehen, schloss den Hosenschlitz und zündete sich eine Zigarette an. Der andere hob die Hand, in der ein Messer aufblitzte, und wies zur Mühle, direkt auf ihn.