Arne Mandal hatte in der Menge einen komischen alten Vogel ausfindig gemacht, der ihm am ehesten einem Lensmann in diesem baumlosen Leben ähnlich zu sehen schien, weil er der Einzige war, der so etwas wie eine Schirmmütze trug. Es handelte sich um den alten Jón von Vindheimar, dessen Hof nach seinen Blähungen genannt wurde und wie eine Einsiedlerklause über einer Kiesbank aussah, die eigentlich ein Haufen Geröll und in der Art winddicht war, dass dort niemand eingelassen wurde. Jón besaß nur ein Auge, das stets weit aufgerissen war, seit einem halben Jahrhundert hatte er nicht mehr geblinzelt, und sein Gesicht war darum herum in einer zusammengekniffenen Maske erstarrt, als würde er beständig durch ein Fernrohr spähen. Über diesem unsichtbaren Fernrohr trug er diese schirmmützenähnliche Kopfbedeckung, die seine Begriffsstutzigkeit so beschattete, dass der norwegische Kapitän annahm, der Mann verstehe seine Sprache, und ihm nun die Ohren mit einer langen Rede vollquatschte, die obendrein viele Fragen enthielt.
Der alte Jón verstand kein Norwegisch, doch durch sein verkniffenes Gesicht war ihm das nicht anzusehen, im Gegenteil erweckte er damit den Eindruck, der weiseste Greis zu sein, der die Ansprache des Raumschiffkommandanten mit klugem Schweigen quittierte. Seine einzige Reaktion bestand darin, Arne und seinen Begleitern, ganz gewöhnlichen jungen Kerlen, die allerdings auch solche Gummidinger trugen, ein Zeichen zu geben, ihm zu folgen. Er setzte sich in Richtung von Egertbrandsens neuem Haus in Bewegung, das neben dem Norwegerhaus stand und von den Scherzkeksen »Aquawitz« genannt wurde.
Der Walwärter kam völlig verschlafen, verkatert und noch nachtumnebelt im Kopf in weißem Unterhemd an die Tür. Sein Bauch wölbte die Hosenträger so, dass sie wie die Dauben der Decksfässer aussahen. Aber als er Landsmänner erkannte, kam große Freude auf, und die vier plauderten miteinander wie eine Gruppe von Kosmopoliten unter Primitiven, denn eine ansehnliche Horde von Jungen und Mädchen, Männern, Hunden und Landstreichern war dem großen Blonden gefolgt und umringte ihn wie einen Popstar späterer Zeiten. Gestur verschlang die großen Männer mit den Augen und versuchte, ihre Art zu reden und ihr ganzes Auftreten in sich aufzusaugen.
Die Norweger unterbrachen ihre Unterhaltung, als der alte Jón derart krachend einen fliegen ließ, dass sie zuerst an Steinschlag in einem der Berghänge glaubten, oder, dass an Bord der Marsey eine Ankertrosse gerissen sei, und entsprechend irritiert um sich blickten. Doch da folgte ein zweiter Furz, der menschlicher klang, und sie erkannten, worum es sich handelte, zumal ihnen Egertbrandsen die Sachlage erklärte. Sie lachten erleichtert und noch lauter, als sie der Geruch erreichte. Ho, ho! Herregud! Dabei fiel ihnen auf, dass keiner der Eingeborenen das Gesicht verzog, sie standen noch ebenso ernst und mit großen Augen um sie herum wie vorher und schienen keinerlei Anstoß zu nehmen. Niemand zuckte, als sei Furzen in der Öffentlichkeit allgemein üblicher Brauch in diesem Land. Allerdings ließ sich aus diesen wettergegerbten Gesichtern nicht herauslesen, ob ihre unbeteiligte Miene auf Takt, Co-Abhängigkeit, Ermattung oder einen Hang zum Schnüffeln zurückzuführen war.
Doch nun hörte man jemanden rufen und sah eine dreiköpfige Gesandtschaft vom Madamenhaus kommen; die Honoratioren des Orts hatten ihre Konferenz beendet und schritten zur Begegnung mit den neuen Landnehmern. Der Gemeindevorsteher, der Pfarrer und der neue Arzt, Guðmundur Hermannsson, ein stämmiger Brillenträger mit schaukelndem Gang. Die Marseyjer stiegen von den Treppenstufen Aquawitzs, während der Walwärter ins Haus eilte, um sich etwas überzuziehen. Er stieß wieder zu der Gruppe, als sich beide Seiten gerade trafen und die dreiköpfige Besatzung dem dreiköpfigen Gemeindeausschuss die Hände schüttelte. Sieh an, die Isländer sehen doch nicht so anders aus als wir, dachte Arne Mandal, jedenfalls hat dieser Pfarrer unglaubliche Ähnlichkeit mit meinem Vetter Végard. Die gleichen buschigen Augenbrauen und der gleiche gerade Rücken, der gleiche Stolz unter dem Schnauzbart verborgen. Auf diese Männer verstand er sich sofort, hier trafen sich alte Verwandte an einem schöneren Ende der Welt.