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AM RAND DER RUINENSTADT, 15. AUF DEN 16. APRIL 2013

Das Innere von Spykers Polarmobil sah aus wie eine Mischung aus einer Weltraumkapsel und dem Nightliner einer Rockband. Unmittelbar hinter dem breiten, über eine ausfahrbare Rampe erreichbaren Eingangsschott führte eine schmale Treppe in ein Obergeschoss. Henry vermutete, dass sich dort die Kojen der Mannschaft befanden. Für einen kurzen Moment beneidete er die Soldaten um die behagliche Wärme, in der sie ihre Reise hatten verbringen dürfen, ganz ohne den umständlichen Auf- und Abbau von Polarzelten. Bevor er sich weiter umsehen konnte, spürte er erneut den Lauf einer MP zwischen den Rippen und beeilte sich weiterzugehen.

Durch einen kurzen Korridor, von dem metallene Schiebetüren mit Aufschriften wie LABOR, CATERING oder MAGAZIN abzweigten, gelangten sie in einen erstaunlich großen Raum, der von einem elliptischen Tisch dominiert wurde. Auf einer umlaufenden Schiene waren acht Drehstühle angebracht. Riesige Flatscreens dominierten die Wände. Auf einigen flackerten Zahlenkolonnen, die wie Positionsdaten aussahen, andere zeigten animierte Satellitenbilder des antarktischen Kontinents. Durch eine große Scheibe konnte man ganz nach vorn, ins Cockpit des Gefährts sehen. Es erinnerte an die Steuerkanzel eines Jumbojets. Unzählige Regler, Digitalanzeigen und Lämpchen blinkten und flackerten wie die Skyline einer nächtlichen Großstadt.

Auf Geheiß der Soldaten nahmen Henry und die anderen am Tisch Platz. Spyker rollte um das Möbel herum, bis er das Cockpit im Rücken hatte. Der Asiat, den er Mr Isidro genannt hatte, bezog schweigend hinter ihm Aufstellung und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Glasscheibe. Ohne weitere Anweisung zogen die Soldaten sich in die Ecken des Raumes zurück, jedoch nach wie vor mit gezückten Waffen.

Wayne Spykers Blick glitt langsam über seine Gefangenen hinweg. Vor ihm auf dem Tisch lag eine Handvoll Pässe – ihre Reisedokumente, die die Soldaten aus den Zelten geholt hatten. Ohne Eile nahm Spyker einen nach dem anderen auf, verglich die Fotos mit den Gesichtern am Tisch.

Als er fertig war, schenkte er der Runde erneut ein mildes Lächeln. Für einen kurzen Moment erinnerte er Henry an eine Raubkatze, die soeben eine Gazelle erlegt und gefressen hat: zufrieden und milde gestimmt, aber jederzeit in der Lage, unerwartet und mit tödlicher Macht wieder zuzuschlagen.

»Darf ich Ihnen etwas anbieten? Drinks? Einen Imbiss vielleicht?« Spyker wies den Flur entlang. »Wir sind die ganze Nacht gefahren, daher ist mein Koch noch wach. Die Küche hat noch nicht geschlossen.« Er kicherte leise.

»Ihr Koch?« Eileens Tonfall verriet, dass sie ebenso wenig wie Henry von dem verstand, was hier vorging.

»So ein Fahrzeug habe ich noch nie gesehen.« Professor Albrecht schob seine Brille auf dem Nasenrücken hoch und schaute sich mit unverhohlener Neugier um.

»Wie konnten Sie mit diesem schwerfälligen Klotz so weit ins antarktische Inland vordringen?« Dr. Golitzins Stimme klang gepresst. »Sie können niemals ausreichend Diesel mitführen, um dieses Monstrum auch nur hundert Kilometer weit übers Eis zu steuern.«

Spyker lehnte sich in der ergonomisch geformten Sitzschale seines Rollstuhls zurück und verschränkte die Arme. »Der S1 ist mit einem neuartigen, extrem effizienten System zur Energiegewinnung bestückt, das von meiner Firma entwickelt wurde. Es basiert auf dem Prinzip molekularer Kollision. Ursprünglich war es für die Verwendung in Flugzeugträgern und militärischen Aufklärungsfahrzeugen vorgesehen, die nur begrenzte Kraftstoffvorräte mitführen können. Die Menge an Treibstoff, den der S1 für den Weg von McMurdo bis hierher verbraucht hat – nebst dem, den er später für den Rückweg benötigen wird –, fände in einem Bahnhofsschließfach Platz.«

»Sapperlot«, entfuhr es dem Professor. »Das ist genial!«

»Sinnlose Protzerei.« Golitzin schnaubte verächtlich durch die Nase. »Wie haben Sie dieses Riesenbaby über den Polarkreis gebracht? Haben Sie eigens ein Frachtflugzeug bauen lassen, das groß genug war?«

»Dr. Golitzin«, sagte Spyker ruhig. »Es ist Ihnen vielleicht nicht bewusst, aber vor Ihnen sitzt einer der wohlhabendsten Männer der Welt. Sie werden kaum erwarten, dass jemand wie ich in einer engen, schlecht beheizten Blechbüchse über das Eis rumpelt, wie Sie es seit fast zwei Wochen tun.«

Seine blassen Augen glitten versonnen über das Sammelsurium von Monitoren und Anzeigetafeln an den Wänden. »Die Entwicklung des S1 hat Jahre in Anspruch genommen und etliche Millionen US-Dollar verschlungen«, sagte er zu niemand Bestimmtem. »Glücklicherweise ahnte ich bereits zu einem frühen Punkt meiner Karriere, dass mich das Schicksal eines Tages in die Antarktis führen würde. Als dieser Tag schließlich kam, war ich vorbereitet.«

»Aber was suchen Sie im ewigen Eis, um Himmels willen?«, fasste Eileen die Frage in Worte, die sich in dieser Sekunde wohl alle am Tisch stellten. »Wozu betreiben Sie so einen ungeheuren Aufwand?«

»Und wieso haben Sie die Expedition meines Vaters finanziert und ausgestattet?«, schaltete sich Henry ein. »Warum sind Sie nicht gleich persönlich gekommen, wenn es hier etwas gibt, das Ihnen so wichtig ist?« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Wissen Sie, was aus Dad geworden ist?«

Als Spyker sich Henry zuwandte, wirkte sein sanftes Lächeln für einen Moment beinahe echt. Ganz kurz hätte der weißhaarige Mann als Großvater durchgehen können, der seinen Neffen interessiert und ein wenig stolz ansieht.

»Du bist neugierig, Henry Wilkins«, sagte er. »Und mutig. Du erinnerst mich an mich selbst, als ich in deinem Alter war.« Das gütige Lächeln zerbröckelte und machte einer kalkulierten, nachdenklichen Miene Platz. »Ich hatte eigentlich nicht vor, Ihnen tiefere Einblicke in meine Hintergründe zu gewähren. Aber der junge Wilkins hat ein Recht darauf zu erfahren, wie meine Abmachung mit seinem Vater aussah.«

Ein unbewaffneter Soldat betrat den Raum. Er trug ein Tablett mit mehreren runden Gläsern, in denen eine bernsteinfarbene Flüssigkeit schwappte.

»Whisky?« Freigiebig deutete Spyker auf das Tablett. »Talisker, zwanzig Jahre alter schottischer Single Malt. Meine Hausmarke, mild und kraftvoll. Genau das Richtige bei diesen Außentemperaturen. Bitte, bedienen Sie sich.«

Niemand reagierte. Als der Soldat bei Spyker ankam, nahm sich dieser schulterzuckend ein Glas und trank einen großen Schluck. Hinter ihm lehnte Isidro mit einem knappen Kopfschütteln ab.

»Zu Beginn dieses Jahres«, begann Spyker, den Blick in sein Glas gerichtet, »gelang es mir, im Dschungel von Neuguinea etwas an mich zu bringen, das … nun, ich will es der Einfachheit halber als ›Artefakt‹ bezeichnen. Dieses Artefakt lieferte mir Hinweise, dass sich etwas, wonach ich während der letzten zwanzig Jahre auf dem gesamten Erdball gesucht hatte, hier befinden könnte, im Herzen der Antarktis. Leider waren die Positionsangaben zu vage, um eine Expedition mit dem S1 zu legitimieren.«

»Positionsangaben? Auf einem historischen Artefakt?« Professor Albrecht runzelte die Stirn. »Was für ein Artefakt soll das sein?«

Spyker ignorierte die Unterbrechung und nippte erneut an seinem Whisky. »Ungefähr zur gleichen Zeit berichteten norwegische Glaziologen vom Fund gewisser Symbole unter dem antarktischen Eis. Die Fundstelle lag ungefähr in jenem Bereich, auf den ich durch das Artefakt aufmerksam geworden war. Doch noch immer bestand eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass ich mich täuschte oder die astronomischen Zeichen auf dem Idol falsch interpretiert hatte. Oder dass sich die Sache letztlich nur als Mythos herausstellte.«

Henry hatte nicht den leisesten Schimmer, wovon der weißhaarige Mann sprach, aber er hörte aufmerksam zu. Irgendwann musste sein Vater in dieser merkwürdigen Geschichte auftauchen.

»Während ich noch abwog, ob der enorme Aufwand, den S1 über den Polarkreis zu schaffen, angemessen sei, erfuhr ich, dass ein Anthropologe namens Donald Wilkins eine Antarktis-Expedition plante, um die Entdeckung der Norweger zu untersuchen. Er hatte jedoch Schwierigkeiten, die nötigen Geldmittel aufzutreiben. Ein Problem, das ich verschärfte, indem ich einigen größeren Forschungsinstituten davon abriet, sich finanziell an seiner Erkundungsfahrt zu beteiligen.«

»Sie haben Dad seine Sponsoren abspenstig gemacht?«, wiederholte Henry entgeistert.

»Wenig später nahm ich selbst Kontakt zu ihm auf. Ich unterbreitete ihm ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte: Sein Team würde mit modernster Technik ausgestattet, und ich versprach, sämtliche Auslagen zu übernehmen, die durch seine Reise zum Südpol anfielen. Die einzige Bedingung war, dass er mir als Erstem – und, sofern ich dies anordnen würde, weltexklusiv – von dem berichten würde, was er im Eis vorfand.«

»Allmählich verstehe ich …«, murmelte Professor Albrecht.

»Hat Dad deshalb kurz nach Verlassen der norwegischen Bohrstelle den Kontakt zu McMurdo abgebrochen?«, wollte Henry wissen.

Spyker bedachte ihn mit einem zufriedenen Grinsen. »Du bist ein aufgeweckter Junge.« Er leerte sein Whiskyglas und fuhr fort: »Die Wegbeschreibung, die Donald Wilkins unter dem Eis entdeckt hatte, basierte auf äonenalten Sternenkonstellationen. Sie war ein untrüglicher Beweis, dass ich auf der richtigen Spur war. Als er darum bat, der verzeichneten Route folgen zu dürfen, gestattete ich ihm dies – unter der Bedingung, dass ab sofort niemand mehr wissen durfte, wohin sich sein Team bewegte. Niemand außer mir.«

»Was für ein Irrsinn«, schnaubte Golitzin. »Ein Team ohne Verbindung zur Außenwelt durch die Antarktis zu schicken! Was, wenn den Wissenschaftlern etwas zugestoßen wäre? Niemand hätte gewusst, wo sie stecken.«

»Unglücklicherweise ist genau das passiert, wie Sie sich fraglos erinnern werden, Dr. Golitzin.« Spykers blassblaue Augen blitzten böse. »Als Dr. Wilkins’ Funksprüche gegen Ende immer sporadischer und wirrer wurden …«

»Sie hatten also noch Funkkontakt mit Dad, nachdem er die Satellitentelefone und die GPS-Peilung ausgeschaltet hatte?« Henry glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.

»Natürlich. Dein Vater führte ein extrem leistungsstarkes Spezialfunkgerät mit sich, ebenfalls eine Entwicklung der Spyker Corporation. Damit hielt er über eine verschlüsselte Militärfrequenz Kontakt. Nach der Ankunft seines Teams in diesem Gebirge schienen sich die Ereignisse dann allerdings zu überschlagen. Dr. Wilkins berichtete von merkwürdigen Zwischenfällen, bis seine tägliche Statusmeldung irgendwann ausblieb.«

»Was hat Dad Ihnen in den letzten Tagen berichtet?«, wollte Henry mit bebender Stimme wissen.

»Nichts, was Sie nicht bereits selbst herausgefunden hätten.«

Kurz herrschte Stille. Dann sagte Eileen lauernd: »Woher wollen Sie wissen, was wir in den letzten Tagen zusammengetragen haben?«

Spyker winkte dem Soldaten mit dem Tablett und ließ sich einen weiteren Whisky bringen. Er schnupperte daran und schloss genießerisch die Augen. »Als mein Kontakt zu Dr. Wilkins’ Team abbrach, war mir klar, dass er gefunden haben musste, wonach ich suchte. Ich setzte diverse Hebel in Bewegung und ließ den S1 sowie eine kleine, exzellent ausgebildete Spezialeinheit in die Antarktis schaffen. Während ich noch dabei war, die nötigen Arrangements vorzunehmen, erreichte mich die Information, dass Sie, werter Professor Albrecht« – er schwenkte das Whiskyglas in Albrechts Richtung – »ebenfalls im Begriff standen, eine Expedition in die Antarktis auf den Weg zu bringen. Entgegen meinen Anweisungen hatte Dr. Wilkins Ihnen vor seinem Aufbruch zur Bohrstelle von seiner Entdeckung berichtet und Sie um technische Unterstützung gebeten. Offenbar stand er unserer kleinen Abmachung zu skeptisch gegenüber, um die zusätzlichen Geräte bei mir anzufordern.« Spyker zuckte mit den Schultern. »Ich wusste, dass ich noch etwas Zeit benötigen würde, weshalb Sie McMurdo einige Tage vor mir erreichen mussten. Kurz erwog ich, meine Verbindungen spielen zu lassen und Ihren Weiterflug von Neuseeland nach Ross Island zu blockieren. Doch Mr Isidro hatte eine andere Idee. Er schlug vor, Ihr Team als Speerspitze zu verwenden, eine Art Blitzableiter für unvorhersehbare Ereignisse. Ereignisse wie jene, mit denen Dr. Wilkins hier offenbar konfrontiert worden war.« Ein Lächeln breitete sich auf Spykers Zügen aus. Zufrieden fügte er hinzu: »Mr Isidro neigt dazu, ganz ausgezeichnete Ideen zu haben, wenn es um die Durchsetzung meiner Interessen geht.«

Der Asiat, der in unveränderter Pose an der Glaswand lehnte, neigte kaum merklich den Kopf.

»Als Blitzableiter?« Dr. Lamont, der die ganze Zeit über schweigend, mit verkniffenem Blick dagesessen hatte, schüttelte verständnislos den Kopf.

»Wie konnten Sie verfolgen, was wir bei unserer Suche nach Donald Wilkins entdeckten, wenn Sie gar nicht vor Ort waren?«, wiederholte Eileen ihre letzte Frage.

In diesem Moment ertönten Schritte vom Eingangsbereich des S1 her. Eine große, hagere Gestalt erschien im Verbindungskorridor und betrat ohne Eile den Besprechungsraum. Henry und die anderen drehten die Köpfe.

»Aber das …« Lamont schnappte nach Luft.

»Ah, Mr Gray«, fiel ihm Spyker ins Wort. »Schön, dass Sie es einrichten konnten. Nehmen Sie sich einen Talisker und setzen Sie sich zu uns.«

»Danke, Mr Spyker.« Gray verhalf sich zu einem Whisky und nahm dicht neben dem Großindustriellen Platz.

»Gray war also ein Maulwurf?« Golitzins Stimme troff vor Abscheu.

»So abfällig würde ich es nicht ausdrücken«, widersprach Spyker. »Immerhin hat Mr Gray seinen Job als Funker zu Ihrer vollen Zufriedenheit erledigt, oder? Zumindest, bis Sie das Gebirge erreichten. Und wenn mich nicht alles täuscht, hat er Ihnen auch als Fahrer gute Dienste geleistet. Hat er auf dem Weg nicht sogar einigen von Ihnen das Leben gerettet?«

»›Bis wir das Gebirge erreichten‹?« Eileens Augen verengten sich zu Schlitzen. »Soll das heißen …«

»Der Funkausfall gestern war nur vorgetäuscht!«, platzte Henry heraus.

Gray sagte nichts, nippte lediglich an seinem Drink.

»Ich kannte Mr Gray von einer anderen Unternehmung einige Jahre früher«, erläuterte Spyker beinahe fröhlich. »Glücklicherweise war er gerade verfügbar. Ich lockte den bisherigen Leiter der Funkstation, Mr Decker, unter einem falschen Vorwand in die Heimat zurück und schleuste an seiner Stelle Mr Gray ein, der sich wenige Tage später Ihrem Team anschloss. Vom Tag Ihrer Abreise an hielt er mich via Funk über alles auf dem Laufenden, was Sie entdeckten und planten.« Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck leerte er auch sein zweites Glas. »Nachdem ich ebenfalls in McMurdo angekommen war, folgte ich Ihnen an Bord des S1 im Abstand von rund einer Tagesreise. Als Sie Dr. Wilkins’ zerstörtes Lager in diesem Talkessel entdeckten, beschloss ich, dass es an der Zeit war einzuschreiten.«

»Aber wozu die Heimlichtuerei? Wozu die ganzen Waffen?« Professor Albrecht blinzelte fragend zu den Soldaten mit den MPs hinüber. »Und warum behandeln Sie uns wie Gefangene, wenn Sie wie wir auf der Suche nach Dr. Wilkins und seinen Leuten sind?«

Als Spyker nicht sofort antwortete, sagte Henry grimmig: »Es geht ihm nicht darum, meinen Vater zu finden. Er ist auf der Suche nach dem, was Dad für ihn lokalisiert hat. Etwas, das ihm so wichtig ist, dass er keine Einmischung durch Außenstehende gebrauchen kann.«

Spyker musterte ihn mit gehobenen Brauen. »Wirklich, du bist ein aufgeweckter Bursche, Henry. Aus dir könnte mal etwas werden. Vorausgesetzt, du und deine Freunde macht in den kommenden Tagen keine Dummheiten.« Er schob die Reisepässe vor sich zu einem Stapel zusammen und hielt sie in die Höhe. Lautlos glitt Mr Isidro an seine Seite und nahm sie an sich.

»Schaffen Sie sie ins größte der Zelte«, trug Spyker dem Asiaten auf. »Bewaffnete Posten, Schichtwechsel alle vier Stunden.« Das maliziöse Raubkatzenlächeln erschien wieder auf seinem Gesicht. »Sorgen Sie dafür, dass es unseren Gästen an nichts fehlt. Sollte allerdings einer von ihnen Schwierigkeiten machen …«

Isidro legte stumm den Kopf schief.

»Die Männer haben uneingeschränkten Feuerbefehl, falls jemand ohne Aufforderung die Eingangsschleuse öffnet oder das Zelt auf andere Weise zu verlassen versucht.«

»Feuerbefehl?« Lincoln, der seit ihrer Ankunft im Polarmobil mit verstörtem Gesichtsausdruck am Ende des Tischs gekauert hatte, riss die Augen auf. »Sie wollen uns abknallen lassen wie Tiere?«

»Nur, wenn Sie sich meinen Anordnungen widersetzen.« Spyker wendete sein Gefährt vom Tisch ab. Seine desinteressierte Miene verkündete, dass das Gespräch für ihn beendet war.

»Sie können uns nicht festhalten«, stieß Professor Albrecht hervor. »Das ist Kidnapping!«

»Wenn alles glattgeht, wird Ihr Aufenthalt hier nur wenige Tage dauern.« Spyker drehte den Rollstuhl und summte um den Tisch herum Richtung Ausgang. »Bis ich fündig geworden bin.«

Eileen starrte den kleinen weißhaarigen Mann fassungslos an. Ihre Augen schienen Funken zu sprühen.

»Was könnte so wichtig sein, dass Sie bereit sind, dafür solche Mühen einzugehen? Was hoffen Sie in der Ruinenstadt zu bergen?«

»Das, meine Liebe, werden Sie erfahren, wenn ich es gefunden habe.«