Tarantula Krumpfea

Bester Laune marschierten Albi und Lulu an diesem Tag nach Hause. Egon ließ sich zufrieden in Albis Kapuze schaukeln. Er war mehr als stolz auf sich! Albi hatte gar nicht geschimpft, obwohl Egon gegen ihre Verabredung aus dem Ranzen herausgekommen war. Und dass Egon in der Früh den Füller seines Freundes verbogen hatte, fand der auch nicht so schlimm, weil er noch einen zweiten besaß.

„Ich glaube, Frau Brettschneider hat die Strafe für unser Zuspätkommen ganz vergessen“, sagte Albi zufrieden, gerade als sie den Brünnleinpark durchquerten. „Sonst hätte sie uns eine Nachricht an die Eltern ins Hausaufgabenheft geschrieben.“ Dann fragte er kichernd: „Habt ihr gesehen, wie schnell Gottlieb in seiner rosa Unterhose aufs Lehrerpult gekrabbelt ist?“

Lulu sprang mit einem Satz auf eine Parkbank und riss theatralisch die Arme in die Luft.

„Die Monsterspinne will mich angreifen! Hiiiiilfäää!“, äffte sie Götz nach.

„Der Feiglingkaktus hat doch mehr Angst vor Spinnen als alle anderen“, trötete Egon aus der Kapuze heraus. „Das hab ich gleich gemerkt. Da soll Oma Krumpfling noch mal behaupten, ich sei deppelig.“

Plötzlich stöhnte Lulu auf. „Das kann doch nicht wahr sein. So ein Karpfenkack!“

Von ihrer erhöhten Position auf der Parkbank hatte sie als Erste gesehen, wer ihnen unbemerkt gefolgt war: Götz und seine drei Gefährten.

„Was will der denn schon wieder?“, fragte Egon verblüfft.

„Ich frag ihn einfach!“ Albi, der von den Ereignissen des Tages immer noch ganz beglückt war, trat mutig auf Götz zu. Er hoffte insgeheim sogar, dass Götz ihm ein Friedensangebot machen wollte. Aber da hatte er sich getäuscht!

„He, Spinnenjunge!“, giftete Götz ihn an. „Heute hast du meine Geduld ziemlich überstrapaziert.“

Maxi und Lukas bauten sich bedrohlich neben Albi auf. Götz zog eine Schere aus seiner Jackentasche.

„Dafür muss ich dich leider bestrafen.“ Er trat langsam auf Albi zu.

„Das würde ich an deiner Stelle mal bleiben lassen.“ Mit Egon in der Kapuze fühlte Albi sich absolut sicher.

„Und wieso sollte ich?“, fragte Götz mit einem belustigten Lächeln.

„Weil ich die grüne Spinne im Müllbeutel gar nicht weggeworfen habe, deswegen. Sie hat mir so leid getan“, antwortete Albi freundlich. „Und du wirst es nicht glauben: Aus Dank für ihre Rettung folgt sie mir nun wie ein Hündchen.“

Götz lachte und sagte zu seinen Freunden: „Habt ihr gehört? Unser Spinnendompteur hat den Weberknecht gezähmt!“

„Ist ja süß!“, kicherte Lukas.

Aber Lulu quäkte von ihrer Bank herüber: „Ich finde sie gar nicht süß. Es ist nämlich eine ganz gefährliche Spinne. Um genau zu sein, eine vierbeinige, doppeltgiftige Tarantula Krumpfea! Ein Tropfen ihrer Spucke kann einen Bison umbringen.“

Götz grinste dümmlich. „Sehr witzig!“

„Doch, Lulu hat recht. Übrigens: Spinne schreibt man mit zwei N. Und Dompteur kommt aus dem Französischen.“ Albi fing an zu buchstabieren: „D-O-M … Achtung, jetzt kommt nämlich ein P …“

Da verlor Götz die Geduld. Dieser eingebildete Lackaffe wagte es, ihn zu verbessern!

„Du brauchst wohl noch eine richtige Abreibung, bevor ich dir eine Glatze verpasse!“

Er steckte die Schere wieder ein und wollte Albi zu Boden schubsen. Aber in dem Moment, als er seine Hände auf Albis Brust setzte, rief der: „Krumpfea, fass!“

Da wieselte tatsächlich eine giftgrüne Spinne mit gefährlich aufgestellten grünen Stachelhaaren aus seiner Kapuze auf Albis rechte Schulter! Sie fauchte Götz aus ihrem aufgerissenen Riesenmaul böse an. Ihre spitzen Zähne funkelten weiß in der Sonne. Dann schmatzte sie … und spuckte in hohem Bogen auf den Angreifer.

Mit einem Aufschrei rannte Götz aus dem Brünnleinpark. Seine Kameraden kamen kaum hinterher.

„So kreischen möchte ich können“, sagte Lulu.

„Aber der Sprint war auch nicht schlecht“, stellte Albi fest.

Egon sagte nichts, aber er lachte, bis ihm sein Kugelbauch wehtat und sie in der Villa Artich angekommen waren.