Zur selben Zeit saßen Bertram und Albi Artich beim Frühstück.
„Na, Sohnemann, warum verziehst du denn deine sichtbaren Gesichtsmuskeln zu solch einer missmutigen Miene?“, fragte Bertram Artich und musterte Albi über den Rand seiner Zeitung. „Ist etwas?“
„Nein, Papa, alles in Ordnung.“
Albi lächelte verkrampft und rührte dann wieder lustlos in seinem Müsli herum. Heute war Dienstag, Turntag. Der schlimmste von fünf schlimmen Tagen in der Woche.
Als Albi neu in die Schule gekommen war, hatte er sich so gefreut, dass er endlich Freunde finden würde. Und die meisten seiner Klassenkameraden waren anfangs auch sehr nett zu ihm gewesen. Bis Gottlieb Mauser – oh, Entschuldigung, Albi musste ihn ja Götz, nennen – beschlossen hatte, dass Albi ein geeignetes Opfer für ihn wäre. Seitdem machte der hinterhältige Zwerg ihm das Leben zur Hölle.
Aber das würde Albi seinem Vater sicher nicht erzählen. Die Eltern sollten sich keine Sorgen um ihn machen. Außerdem hatte er Angst, dass sie dann schnurstracks zu Frau Brettschneider, seiner Klassenlehrerin, marschieren und sich über Götz beschweren würden. Das musste auf jeden Fall vermieden werden – denn Albi wollte auf keinen Fall vor den anderen als jämmerliche Petze dastehen. Nein, sein Problem musste er schon alleine lösen. Aber wie?
„Was soll ich dir für die Pause einpacken, Albi-Spatz?“, rief seine Mutter jetzt aus der Küche. „Eine Dinkelsemmel mit Frischkäse und Gürkchen oder lieber Knäckebrot mit Sojasalami?“
„Egal.“ Albi schob seine Müslischale beiseite. „Hab nicht so großen Hunger.“
Kurz darauf kam Rosalie Artich ins Esszimmer und legte vor Albi seine Brotbox auf den Tisch. Sie lächelte verschwörerisch. „Überraschung. Aber du darfst erst in der Schule nachsehen, was drin ist.“
Albi bemühte sich, angemessen neugierig auszusehen. Obwohl ihm der Appetit angesichts des bevorstehenden Tages wirklich vergangen war.
„So, meine Lieben, höchste Zeit. Wir wollen doch nicht zu spät kommen.“
Bertram Artich klopfte auf die Uhr und trieb seinen Sohn in die Diele. Kopfschüttelnd trug Rosalie die Brotbox hinterher.
„Hier, du Schusselchen, vergiss das nicht!“
Albi klappte seufzend den Deckel seiner Schultasche hoch. Aber was war das? Um nicht aufzuschreien, biss er sich schnell auf die Lippen. Aus dem Inneren seiner Schultasche strahlten ihm zwei leuchtende Glupschaugen entgegen. Egon Krumpfling kauerte zwischen Federmäppchen und Lesebuch und winkte seinem Freund fröhlich zu!
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