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Wertschätzung beginnt bei dir selbst
E in weiteres sehr wichtiges Thema für dich, das wir oben zwar schon hie und da angerissen, aber noch nicht so richtig unter die Lupe genommen haben:
Warum fühlen sich so viele Menschen wertlos?
Weil sie diese Wertlosigkeit in ihrem Kopf selbst erschaffen haben.
Wenn ein Mensch immer wieder denkt: »Ich bin nichts wert«, und er jeden Tag mit diesem (unbewussten!) Fokus durch sein Leben geht, sucht er – und das ist das Spannende und Fatale daran – ständig nach Beweisen, die seine eigene Wertlosigkeit untermauern.
Immer wenn ihm etwas nicht gelingt, denkt er unbewusst: »Ich wusste doch, ich bin nichts wert.« Oder abgewandelt: »Ich wusste doch, dass ich das nicht kann.«
Ich kannte zwei Schwestern, die auf dasselbe Gymnasium gingen. Lisa hatte in Englisch bei Frau Scheidt eine Fünf. Ansonsten war sie keine schlechte Schülerin, aber irgendwie mochte sie die Lehrerin nicht. Als ihre drei Jahre jüngere Schwester Anna Frau Scheidt als Englischlehrerin bekam, dachte Anna: »Oje, das wird nix, meine Schwester hatte bei ihr ja schon eine Fünf in Englisch.« Und prompt schrieb Anna als erste Note eine Vier. Mündlich war sie aber gar nicht so schlecht. Und da sagte eines Tages Frau Scheidt zu Anna: »Du musst nicht denken, dass ich dich und deine Schwester miteinander vergleiche. Du kannst auch im Schriftlichen besser werden. Versuch es doch!« Und siehe da, Anna war motiviert, lernte nun auch mehr und schrieb von da an Zweien und Einsen in Englisch.
Das ist ein eher harmloses kleines Beispiel aus der Schule, aber auch solche kleinen Beispiele können ungeahnte Folgen haben. In diesem Fall positive.
Ein anderes Beispiel von einem unserer Seminarteilnehmer, das schon schwerer wiegt:
Andreas, der Sohn eines Handwerkers, sollte einmal mehr erreichen als sein Vater. Die Eltern schickten den Jungen aufs Gymnasium, und der Vater, der seinen Sohn durchaus liebte und nur sein Bestes wollte, redete ihm ein, er solle Zahnarzt werden. Dann werde er gutes Geld verdienen und keine Sorgen haben. Also besuchte Andreas den naturwissenschaftlichen Zweig eines Gymnasiums.
Dann stellte sich aber heraus, dass Andreas besonders begabt für die geisteswissenschaftlichen Fächer war. Er hatte Einsen in Deutsch, Sozialkunde, Politik, aber eine Fünf in Mathe. Sein Mathelehrer entmutigte Andreas komplett, indem er sagte: »Andreas, aus dir wird nie was!«
Andreas setzte das sehr zu. Er entwickelte regelrecht Angst vor den Mathestunden. Und er dachte mir Grauen ans Abitur. Der Traum des Vaters, Andreas Zahnmedizin studieren zu lassen, schien dahin. Andreas wurde unglücklich, denn er konnte es weder dem Vater noch dem Lehrer recht machen. Da er selbst nicht mehr an sich glaubte, wurde er in den Mathestunden derart nervös, dass er gar nicht mehr in der Lage war, die Aufgaben mit klarem Kopf zu lösen. Und je schlechter er wurde, desto mehr Verachtung ließ ihn der Lehrer spüren. Meist ganz subtil, aber mit enorm großer Wirkung.
Aber Andreas hatte Glück: Kai, sein Klassenkamerad und bester Freund, war in Mathe spitze. Kai half Andreas, erklärte ihm geduldig die Aufgaben und redete ihm gut zu. Und da Andreas nicht dumm war, holte er langsam auf. Kai bewunderte Andreas' Redetalent, seine guten Noten in Deutsch und anderen Fächern. Kai war es auch, der Andreas in Mathe durchs Abi half.
Andreas studierte nach dem Abi nicht Zahnmedizin, sondern Geisteswissenschaften. Er promovierte in Philosophie, was seinen Vater sehr stolz machte. Und heute ist Andreas als Manager mit großem Verhandlungsgeschick erfolgreich.
Der Vater hatte es gut mit seinem Sohn gemeint, aber ihm den Gedanken eingepflanzt, er müsse Zahnarzt werden.
Für Andreas war das eine schwere Hypothek, er kam nur mit Mühe im naturwissenschaftlichen Zweig in der Schule klar. Als er dann noch von seinem Mathelehrer restlos entmutigt wurde, hätte er beinahe aufgegeben.
Wenn du einmal glaubst, nichts wert zu sein, und wenn du dich entsprechend verhältst, bekommst du ständig durch andere die Bestätigung, nichts wert zu sein. Das ist ein Teufelskreis, aus dem du nicht mehr herausfindest ohne Bewusstheit .
Dieses Wertlossein erschaffst du letzten Endes selbst, auch wenn die Wurzeln dafür falsche Glaubenssätze sind, die du irgendwann in deinem Leben angenommen hast und unbewusst pflegst. Unser Umfeld ist der Spiegel für unsere eigene Geisteshaltung.
Wertlosigkeit erschafft ein Mensch sich unbewusst selbst in seinem Kopf. Er nährt diese Wertlosigkeit ständig aufs Neue. Aus diesem fatalen Teufelskreis kann er jedoch ausbrechen: Er kann es ändern, indem er anders denkt .
In meinem Seminar war einmal eine Teilnehmerin, nennen wir sie hier mal Katja, mit genau dieser Thematik. Jeden Tag wurde sie von Kollegen im Job gemobbt. Auch mit ihren Kindern gab es ständig Konflikte, weil ihr Nachwuchs sie herumkommandierte und nicht respektierte. Und ihr Mann machte Katja auch noch jeden Tag mental fertig. Irgendwann war sie innerlich total gebrochen.
Langsam wurde ihr während des Seminars bewusst, dass sie selbst, dass ihr eigenes Verhalten, die Ursache für diese Wertlosigkeit war. Ihr Umfeld war nur der Spiegel für das, was Katja selbst von sich dachte. Da machte es klick in ihrem Kopf, und etwas Ungeheuerliches geschah mit ihr.
Kurz nach dem Seminar ging Katja fest entschlossen zur Arbeit, bat die Kollegen um ein Gespräch und erklärte ihnen mit fester Stimme, dass sie das Mobbing ihrer Person ab sofort nicht mehr akzeptieren würde. Sie fing an, sich zu wehren.
Die Kollegen waren erstaunt, und das Mobbing ließ tatsächlich deutlich nach. Es hörte nicht komplett auf, wie es Katja sich erhofft hatte, doch immerhin wurde es deutlich besser. Und Katja trainierte regelrecht, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen. Nach sechs Monaten kündigte sie ihren Job und fand sofort einen neuen Arbeitgeber. Nun konnte sie mit Kollegen zusammenarbeiten, die Katja als selbstbewusste Kollegin wahrnahmen. Von Katjas Vergangenheit wussten sie ja nichts. Bis heute wird sie am neuen Arbeitsplatz geschätzt und geachtet.
Nach der Kündigung suchte Katja als Nächstes die kon- struktive Auseinandersetzung mit ihrem Mann. Als diese nach einigen Monaten nicht den Erfolg brachte, den Katja sich wünschte, trennte sie sich von ihrem Mann und machte sich damit selbst ein Geschenk. Sie kam innerlich zur Ruhe, hatte Zeit, über sich selbst und das, was sie im Leben wirklich wollte, nachzudenken. Und sie öffnete sich für eine Partnerschaft, in der ihr Wesen geschätzt wurde. Es dauerte genau drei Monate, bis dieser Seelenpartner vor der Tür stand.
Ihren Kindern gegenüber ist Katja heute viel konsequenter und umsetzungsstärker geworden. Das hat ihr deutlich mehr Respekt eingebracht.
Und ganz nebenbei hat sie ihren Kindern vorgelebt, wie sie selbst ihr Leben aktiv gestalten und aus einer Misere glücklich hervorgehen können.
Heute führt Katja ein völlig anderes Leben und vor allem: Sie liebt sich selbst. Der Startschuss für diese Veränderung war die Bewusstheit, die sie im Seminar erlangt hat. Von da an dachte sie anders über sich selbst und fühlte sich auch anders.
Ob das Leben für dich ist, entscheidest du selbst
Es sind immer deine Gedanken, die häufig unbewusst in dir wirken und so deine äußere Lebensrealität gestalten.
Trainiere also zwei Dinge:
  1. Beobachte deine negativen Gedanken und Gefühle und ersetze sie bewusst durch positive.
    Übe das so lange, bis du dieses Training beherrschst. (Anmerkung: Das kann dauern!)
    Anstatt immer wieder zu denken: »Ich bin nichts wert« oder »Ich kann das nicht«, und damit automatisch Beweise zu sammeln, die dir die eigene Wertlosigkeit belegen, denke lieber bei jedem Schritt, den du gehst: »Ich bin wertvoll«, und sammle Beweise für diese Aussage.
  2. Optimisten sind die wahren Realisten.
    Gewöhne dir an, positiv über dich selbst, über andere Menschen und über das Leben zu denken. Denn alles geschieht immer so, wie du denkst. Dein (unbewusster) Glaube steuert dich.
Baue in deinem Kopf ein klares Bild auf, wer und wie du wirklich sein möchtest. Setze dir dabei keine Grenzen.
Denke an das, was du in deinem Leben erleben und sein möchtest. Erlebe innerlich diese Bilder, als wären sie jetzt bereits Realität. Spüre bei diesem Erleben all die damit verbundenen positiven Gefühle. Sobald du dies denken, sehen und fühlen kannst, ist es bereits Realität – in deinem Innern.
Diese Realität ist ab heute deine neue Wahrheit. Deine bessere Wahrheit. Mit der du deine Lebenszeit besser nutzt. Und ein immer besserer Mensch wirst.
Denke daran:
Nur du entscheidest darüber, was du von dir selbst glaubst.
Dein Glaube wird deine Realität. Nur du erschaffst diese Realität.
Das Leben muss nicht Ja zu dir sagen. Du musst auch nicht um etwas bitten.
Du musst auch nicht würdig sein. Du musst dich auch nicht erst innerlich frei von Schuld und Sünde sprechen.
Du musst innerlich nur zu 100 Prozent wissen, glauben und fühlen, dass das Wer-und-wie-du-wirklich-sein-Möchtest, das, was du dir vorstellst, deine Realität ist und sein wird.
Der größte Irrglaube, den ein Mensch haben kann, ist, dass das Leben, die Mitmenschen, die Politiker oder unsere Gesellschaft ihm etwas Böses antun wollen. Dass das Leben gegen ihn gerichtet sei.
Nichts und niemand ist gegen dich!
Jeder Mensch handelt so, wie er das für richtig hält. Mein Mentor Jens Corssen sagt immer: »Jeder Mensch hat recht in seinem Angst- und Denksystem. Das Gleiche gilt für dich: Du hast recht – immer.« Und so hast du das, was du aktuell bist und hast, an dich gezogen – mit deiner Art, so zu sein, wie du heute bist.
Ob alle für oder gegen dich sind, entscheidest du ganz allein in deinem Kopf.
Entscheide bitte weise!
Angst und Vertrauen – zwei intensive Grundgefühle
Menschen, die (noch) nicht glauben, dass sie mit ihren Gedanken und Gefühlen ihre Realität erschaffen, öffnen ihrem größten Feind die Tür: der Angst.
Alles, was du denkst, fühlst und tust, basiert letztlich auf einem von zwei Grundgefühlen: deiner Angst oder deinem Vertrauen .
Das Gefühlspendel der meisten Menschen schwingt permanent zwischen diesen beiden Polen hin und her.
Die Sprache deiner Seele soll Vertrauen sein. Wie wichtig Vertrauen und vor allem Selbstvertrauen sind, davon haben wir hier schon gesprochen. Doch ich kann es nicht oft genug betonen. Für deinen neuen Lebensweg, für deine neue Zukunft ist es ganz wesentlich, dass du dich von der Angst verabschiedest. Denn Angst tötet Vertrauen.
Vertrauen in dich selbst und in das Leben, in deine Zukunft zu investieren, ist für dich wie eine Lebensversicherung.
Mit Bewusstheit wirst du die Angst vertreiben können und dein Vertrauen stärken.
Befreie dich von Angst!
Die Angst tragen wir als Erbe der Evolution in uns. Im Zusammenhang mit der Intuition habe ich dir von unserem Reptiliengehirn erzählt, das reflexhaft funktioniert.
Wenn der Löwe, das Flusspferd oder sonst ein Raubtier auf der Spur unserer Urahnen war, hat ihr »Bauchgefühl« unseren Ahnen »geraten«, die Flucht anzutreten. Die Angst vor dem tödlichen Angriff hat eine reflexhafte Flucht aktiviert, wie wir sie auch von Tieren kennen. Daher sprechen wir ja auch von unserem »Reptiliengehirn«, weil es der entwicklungsgeschichtlich älteste Teil unseres Gehirns ist, der unbewusst funktioniert.
Diese Angst spürst du »im Bauch«. Sie hält dich davon ab, so frei zu leben, wie du wirklich leben möchtest. Mit Bewusstheit wirst du sie identifizieren und dich von ihr verabschieden können.
Wie du sie erkennen kannst, das haben wir schon im Abschnitt über den Glauben besprochen. Das Negative, woran du glaubst, was dir sehr früh eingeimpft wurde, was sich in dir festgesetzt hat, ist verwandt mit der Angst.
Die vielen negativen Sätze, die du irgendwann und irgendwo aufgeschnappt hast und die du – noch im Zustand der Unbewusstheit – als Wahrheit abgespeichert hast, nähren die Angst in dir.
Es ist wichtig, dass du die Bewusstheit entwickelst, alle deine Denkinhalte zu erkennen, wahrzunehmen und zu entscheiden, was dir nicht dienlich ist für dein Leben.
Diese Gedanken setzt du mitsamt den dazugehörigen Gefühlen sofort vor die Tür und gestattest ihnen keinen Zutritt mehr zu deinem Geist.
Du kannst dir stattdessen jederzeit das, was du dir wünschst, in dein Leben ziehen. Wie das geht, darüber sprechen wir im nächsten Abschnitt.
Also:
Vertraue dir. Vertraue dem Leben.
Entscheide, wer und wie du wirklich sein möchtest.
Im Leben geht es um Sein, nicht um Haben.
Fokussiere dich auf deine positiven Gedanken und assoziiere die schönsten Gefühle damit.
Das ist die einzig sichere Wahrheit.
Alles andere ist falsches Denken.