Jetzt können wir auch die Brücke schlagen zu den kompliziert klingenden Begriffen Trans- und Posthumanismus. Denn eine entscheidende Frage stellt sich bereits jetzt: Ist Technik die Weiterentwicklung der evolutionären Stufe Mensch? Verschmilzt der Mensch durch die Technik zu einer neuen Spezies, einer Art Übermensch? Oder wird der Mensch sogar komplett ersetzt und ausgelöscht durch die Technik? Um all diese Fragen wird es sich jetzt drehen, denn genau um diese Kernaspekte geht es bei unendlich vielen Themen, die in der Öffentlichkeit unter völlig anderem Deckmantel diskutiert werden. Gerade weil dieser Prozess schon so weit fortgeschritten ist, wird es nun wirklich Zeit, dass der suchende Mensch Impulse findet, um sich die richtigen Fragen selbst zu stellen. Ein Bewusstsein dafür zu bekommen, wie Prozesse schleppend und Stück für Stück in unser Leben implementiert werden, ist essentiell für das Verständnis der Strategien im Hintergrund.
Ein Buch welches ich jedem Leser wärmstens ans Herz legen möchte, ist 1984 von George Orwell. Dort werden die Bewohner beispielsweise dauerhaft von einem großen digitalen Bildschirm überwacht, dem „Big Brother“. 13 Jedes Wort wird aufgenommen und beurteilt, jede Handlung und auch jede Form der Kommunikation. Der perfekte gläserne Mensch, der durchgehend für sein „Fehlverhalten“ direkt bestraft werden kann. Wenn ich dir so einen Bildschirm in deine Wohnung schieben würde, wärest du vermutlich nicht gerade gut gelaunt und würdest mich mit dem Bildschirm zusammen aus dem Haus jagen. Jedoch ist dein Handy exakt das gleiche. Die Analogie zu Orwells Überwachungsschirm tragen wir alle freiwillig jeden Tag mit uns durch die Gegend. Denk darüber einmal wirklich nach – unsere aktuelle Zeit ist an vielen Stellen wahnsinnig paradox. Dadurch, dass technische Erfindungen mit einem bequemen Nutzen verknüpft werden, akzeptieren die Menschen all die negativen Aspekte, wenn sie diese denn überhaupt bemerken. Wir sollten daher immer genau schauen, was sich wirklich hinter all den tollen, praktischen Neuerungen verbirgt. Letztendlich ist es mittlerweile sogar so weit, dass durch GPS, Wlan, Handyinfos und Mobilnetze unser komplettes Leben mit allen Bewegungen schon jetzt vollständig nachvollziehbar und nachweisbar ist. Mit Standort und allen weiteren Infos. Ob diese Daten nun wirklich abgerufen werden und womöglich gegen den Einzelnen verwendet, sind nochmals andere Fragen. Doch allein die Tatsache, dass deine letzten 10 Jahre komplett nachvollzogen werden können, löst vermutlich ein Gefühl der Unbehaglichkeit aus. Man könnte abrufen, wo du warst, wie lange du dort warst und auch mit wem oftmals. Bei dem ganzen evolutionären Modell stellt sich eine weitere Kernfrage, die philosophisch noch nie richtig gelöst werden konnte – und das aus logischen Gründen. Hat die Evolution eine fremdgesteuerte Absicht oder ist sie ein zufälliger Prozess, der einfach irgendwo mündet und sein Ende findet? Hat dieser ganze Vorgang ein Endziel?
Und gerade bei den verschiedenen Antworten auf diese spannende Frage, kommen wir zu den Schöpfern der Idee des Trans- und Posthumanismus. Die Idee des Transhumanismus, der sehr viele öffentlich bekannte Persönlichkeiten der Techszene philosophisch anhängen, ist, dass der Mensch durch Technik so „verbessert“ wird, dass er zu einer Art Übermensch wird. Diese Idee ist absolut nicht neu, sondern ebenfalls in allen alten Kulturen und okkulten Strömungen zu finden. Immer wieder findet sich das Motiv der Veredelung des Menschen zu einem neuen, reinen Übermenschen. Die Mittel zu diesen Zweck gestalten sich unterschiedlich, von rassistischen Methoden über religiöse Zwecke bis hin zu der technischen Präsenz. Bei dieser Verschmelzung von Mensch und Maschine stellt sich natürlich immer die Frage: Wer entscheidet, welche Entwicklung jetzt wirklich eine Verbesserung darstellt? Was für den einen eine Wunschvorstellung ist, kann für den anderen womöglich der pure Horror sein. Oftmals wird diese angestrebte Verbesserung mit einer höheren Leistungsfähigkeit in allen möglichen Disziplinen gleichgesetzt. Mehr Intelligenz, weniger Krankheiten, kein Alterungsprozess, mehr Sehkraft, schärfere Sinne oder beispielsweise höhere Kraftwerte. Ein Stück weit sehen wir all diese angestrebten Attribute in den einzelnen Superhelden der bekannten Filme von Marvel und DC.
Viele Leser werden sicherlich eine eher negative Einstellung zu diesem Thema haben und vielleicht auch denken, dass diese Einstellung ja gegen Gott und die Natur geht. Ohne dies widerlegen zu wollen, möchte ich das Bewusstsein nochmals schärfen. Ist denn eine Brille nicht schon eine klare Form von Transhumanismus? Wird hier nicht durch ein technisches Hilfsmittel eine unnatürliche Verbesserung bewirkt? Sind wir womöglich schon lange mitten in einer transhumanen Gesellschaft angekommen? Natürlich ist das Gefühl ein unterschiedliches, ob wir eine externe Brille nutzen oder zum Beispiel in unseren Nervenzellen kleine Roboter hätten. Denn die Brille können wir jederzeit selbstbestimmt absetzen, was bei körperinternen Prozessen vielleicht schwieriger gewährleistet ist. Wir halten also fest: Die Idee davon, dass der Mensch durch Technik so verbessert wird, dass er zu einer neuen Spezies von Übermenschen mutiert, ist schon lange Bestandteil unseres Lebens, auch wenn es uns oftmals nicht bewusst war.
Die Posthumanisten hingegen sind nicht der Meinung, dass eine Verschmelzung von Maschine und Mensch das entscheidende Ziel ist. Sie sind der klaren Auffassung, dass die Aufgabe des Menschen in seiner Evolution darin besteht, die Technik voll und ganz zu entwickeln, sodass eben diese Technik dann Bewusstsein erlangt. An dieser Stelle wird die Technik den Menschen dann ablösen und ein posthumanes Zeitalter einleiten. Der heutige Mensch würde also als Spezies ausgedient haben und bestenfalls als Haustier hyperintelligenter Wesenheiten dahin vegetieren. Doch vielleicht steht hinter dieser Gedankenwelt noch mehr als der kalte, rationale Gedanke der Evolution, wie wir nachher noch im Detail entdecken werden. Steve Wozniak zum Beispiel, einer der Gründer von Apple, spricht in Vorträgen und in seinen Büchern genau über diese Zukunft: Der Mensch als Haustier der durch ihn selbst entwickelten künstlichen Intelligenz. 14 Bei diesen beiden Strömungen, Trans- und Posthumanismus, verschwimmen die Grenzen natürlich und klare Grenzen sind sehr schwer zu ziehen. Doch diese verrückten Vorstellungen sind nicht erst in den letzten 10-20 Jahren ans Tageslicht gekommen.
Schon in den uralten Schriften noch vor unserer Zeitrechnung tauchen spannenderweise derartige Vorstellungen auf. Doch richtig konkret mit moderner Sprache wird es dann um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Dort gibt es einige Schriften, bei denen man sich aus der heutigen Perspektive fragen muss: Wie konnte die Person diese damals noch so undenkbaren Entwicklungen voraussehen?
Es gibt einige Bücher, bei denen der Inhalt die aktuelle Situation so detailreich trifft, dass es fast unheimlich erscheint. Jedenfalls, wenn man die Hintergründe dieser spannenden Persönlichkeiten nicht kennt. Drei Namen die hier besonders Erwähnung finden sollen, sind Wells, Orwell und Huxley. Gerade Orwells „1984“ und Huxleys „Schöne neue Welt“ sollte jeder unbedingt gelesen haben – hier wird man teilweise nicht aus dem Staunen herauskommen. Besonders spannend wird es, wenn man beide Dystopien übereinander legt und die daraus entstehende Symbiose betrachtet. Hier werden dem ein oder anderen so identische Parallelen zur aktuellen Welt auffallen, dass eine Gänsehaut sich breit macht. Wenn man jetzt noch weiß, dass Huxley eine Zeit lang der Professor von Orwell war und dass Wells mit beiden ebenfalls bekannt war, dann werden die prophetischen Schriften noch mysteriöser. 15 Alle drei kannten sich also aller Wahrscheinlichkeit nach gut und alle waren in den höchsten Kreisen des eingeweihten Okkultismus unterwegs. Ob diese Schriften das Produkt einer zufälligen Entwicklung sind, oder doch eher das Ergebnis bestimmter vorbereitender Strategien, die seit Jahrtausenden ablaufen – das sei jedem Leser selbst zur Forschung überlassen.
Übrigens: Der Bruder von Aldous Huxley, nämlich Julian Huxley, war der erste UNESCO Generaldirektor. Er war Biologe und ein großer Vertreter der Eugenik, sprich der Selektierung der menschlichen Rasse durch bestimmte Methoden hin zu einer „edleren Rasse“. Eugenik hat im Dritten Reich einen traurigen Höhepunkt erreicht und ist auch noch heute mit vielen Adligen in starker Resonanz. Unter anderem spielt diese Methodik eine prägende Rolle in der Familiengeschichte der Gates. Und eben jener Eugeniker Julian Huxley, der in seinen Forschungsreisen auch viele Entdeckungen der Biologie erreichen konnte, hat als erster den Begriff Transhumanismus wirklich genutzt und geprägt. 16 Wenn das keine spannenden Zusammenhänge sind, dann weiß ich auch nicht weiter. Ein anderer interessanter Fakt am Rande: In einem der Bücher von Julian Huxley aus den 20er Jahren wurde der Begriff „Aluhut“ das erste Mal verwendet. Auch die heutige Diffamierung Andersdenkender als „Aluhutträger“ hat also ihre Wurzeln bei diesem spannenden Herren. 17 So heißt es etwa auch in einer Arte Doku: „Eine Gesellschaft, die nach genetischen Kriterien aufgestellt ist, das wird in Huxleys Familie ernsthaft diskutiert.“ 18 Dass das Thema Eugenik bald vielleicht größter als je zuvor werden könnte, werden wir im späteren Teil dieses Buches anhand einiger Beispiele, wie dem der Designerbabys, genauer sehen. Alphamenschen auf Bestellung – mittlerweile längst keine verrückte Zukunftsvision mehr, sondern in Kalifornien in einigen Laboren mit Tausenden von gezüchteten Embryonen schon Realität. Für 20 000 Dollar starten die Traumbabys auf Bestellung. 19 Um die Thematik der Huxleys abzuschließen, noch ein kleiner „Zufall“ am Rande: Aldous Huxley starb an dem Tag, an dem John F. Kennedy ermordet wurde. Sein Tod fand daher kaum mediale Beachtung, die letzten Minuten erlebte er unter der Einwirkung von LSD, welches seine Frau ihm injizierte. 20
Einer der wichtigsten Akteure der Philosophie des Trans- und Posthumanismus heißt wie bereits erwähnt Ray Kurzweil, Chefentwickler von Google und Autor. Schon in jüngeren Jahren war Kurzweil aufgeschlossen für neue Ideen und revolutionierte den Musikmarkt mit neuen Synthesizer-Varianten. Einige seiner Bücher haben bereits in den 90er Jahren unfassbar viel unserer heutigen Zeit vorweg genommen. Doch Kurzweil geht noch viel weiter und spricht als Einziger der einflussreichen Leute in der Öffentlichkeit über die Ablösung des Menschen durch die künstlich geschaffene Intelligenz. In seinem Buch Menschheit 2.0 trifft er die symbolische Aussage: Wir werden jetzt die Gewalt über unser Schicksal erlangen. 21 Und genau um diese Vorstellung geht es oftmals, als Mensch die Kontrolle über das eigene Schicksal vollständig zu gewinnen. Über Leben und Tod, über Krankheit und Gesundheit, über Intelligenz und Dummheit, über unser Aussehen und unsere Eigenschaften – nichts soll mehr vorherbestimmt sein, sondern vom Menschen selbst bestimmt werden. Es soll keinen einzigen Funken der Abhängigkeit von äußeren Umständen geben, sondern eine vollständige Kontrolle des eigenen Lebens durch die Technik stattfinden. Doch dass diese Vorstellung nur bedingt Sinn ergibt, erkennt nicht nur Kurzweil selbst, sondern werden auch wir bald feststellen.
Eine Filmreihe, die ich allen Lesern wärmstens ans Herz legen kann, sind die Matrix Filme. Der vierte Teil wurde vor kurzem veröffentlicht und in Deutschland in Babelsberg zu großen Teilen gedreht. 22 Ein Matrix Film, der mitten in der Corona-Umerziehungsmaßnahme erscheint und zu dem man im Kino nur Zutritt erhält, wenn man seinen QR-Code vorzeigt, um damit die Impfung nachzuweisen: das Leben ist eine Komödie. Die Matrixfilme können von mehreren Ebenen aus geschaut werden und offenbaren eine völlig neue Lesart durch eine Änderung des Blickwinkels. Hier liegen nahezu alle okkulten Lehren verborgen und sind in den Details enthalten. Ein Film, der für die meisten Mensch ein reiner Actionfilm mit Unterhaltungsfaktor ist, versteckt in sich die Geschichten der Menschheit selbst. Ein Meisterwerk, das ich immer wieder anschaue. Auch in Bezug auf die Singularität, also den Moment, in dem die Technik sich ihrer selbst vollständig bewusst wird, sind diese Filme Gold wert. Ich selbst bezeichne den Moment der Singularität in folgenden Worten: Gott erkennt sich selbst. Übrigens: Die beiden Brüder, die Regie geführt haben bei der Matrixtrilogie, sind mittlerweile Schwestern. Beide haben ihr Geschlecht gewechselt und treten nun als Frauen in der Öffentlichkeit auf. 23 Spannend, wenn man solch eine Filmreihe zu verantworten hat und dann so eine Geschichte selbst lebt, oder?
Weiterhin ist es wichtig zu verstehen, dass der Tod für die meisten Tans- und Posthumanisten als ein Fehler angesehen wird, den es auszulöschen gilt und somit zu beheben. Ein universeller Fehler der Natur also, der von der Menschheit überwunden werden muss. Dies steht den religösen Gedankenwelten natürlich oftmals genau gegenüber, jedoch sind auch viele der religiösen institutionellen Lehren nur noch oberflächlich und kernlos vorhanden. Daher ist es immens wichtig, bei all diesen Themen nicht zu schnell zu urteilen, sondern sie innerlich wirken zu lassen und dann zu reflektieren, was sie in uns wirklich auslösen. Denn um nachhaltig zu verstehen, was hier gerade vor unseren Augen abläuft, müssen wir uns ein Stück weit auf diese Wahrnehmungsebene einlassen. Dass der Tod eben als Fehler angesehen wird, den es zu beheben gilt, zeigt auch das Verhalten eines der Vordenker, nämlich Ray Kurzweil: Er nimmt laut eigenen Angaben bis zu 200 Tabletten mit Ergänzungsstoffen am Tag (!) und lässt sich viele Dinge am Tropf verabreichen. 24 All dies tut er nicht ohne Grund: Laut ihm wird bis 2045 die Singularität einsetzen und somit nicht nur unendliche, künstliche Intelligenz vorhanden sein, sondern auch ein substratloses Leben mit unendlicher Zeitspanne möglich sein. Klingt wahnsinnig, ist aber höchst spannend, wie wir noch im Detail sehen werden. Ist die Unsterblichkeit eine unerreichbare Fantasie oder bald schon Realität?
Auch der deutsche Philosoph Richard David Precht hat zu diesem Themenkomplex ein Buch geschrieben, welches eine angenehme, kontroverse Sicht diskutiert. Ein Zitat dieses Buches sei an dieser Stelle erwähnt: „Hohepriester des Silicon Valley lehren uns, in Menschen unvollständige Maschinen zu sehen, statt in Maschinen unvollständige Menschen“. 25 Diesen Satz kannst du jetzt nochmal lesen und wirken lassen.