12. Mind Upload – Digitalisierung der Spezies

Ein weiterer Bereich, der die Umwandlung des humanen Lebens vorantreiben wird, ist ein möglicher Mind Upload und damit verbunden das substratlose Leben. Die damit einhergehenden Forschungen klingen nicht nur spannend, sondern beschäftigen sich mit den Urfragen des menschlichen Daseins. Substratloses Leben bedeutet, dass wir keinerlei physische, also körperliche, Manifestation mehr benötigen und unser Geist selbst digitalisiert ist. Ist der einzelne Mensch mit seiner Persönlichkeit erst einmal als digitale Version tatsächlich transferiert, so kann er ohne Körper in jeglicher Hinsicht unbegrenzt weiterexistieren – so zumindest die Vorstellung vieler Verfechter des Mind Upload. 162 Der deutsche Investor und Unternehmer Frank Thelen antwortet dazu in einem Youtubeinterview sehr ehrlich und reflektiert auf die Frage, ob er glaubt, dass wir in 10 Jahren noch ein Handy in der Hand halten werden: „Nein! Also auch da wieder Elon Musk mit Neuralink, sehr weit vorne. Wir werden einfach einen Appstore in unserem Gehirn haben. Ist es in 10 Jahren oder in 50 Jahren, kann ich dir nicht sagen. Ich habe mit drei wirklich herausragenden Menschen sprechen dürfen, die da ganz weit vorne sind in der Forschung - und der Appstore im Gehirn kommt. Punkt.“ 163 Das originale Video dazu wurde mittlerweile gelöscht, aus welchen Gründen auch immer.

Was all diese Andeutungen im Konkreten aussagen können, kann ich nur in Ansätzen darstellen: Du musst nicht mehr zehn Jahre lang Klavier lernen – du lädst dir die Fähigkeit einfach in dein neuronales Netz herunter und spielst direkt perfekt. Du musst nicht mehr zum Sprachkurs fahren und eine neue Fremdsprache lernen, du kannst dir die Sprache einfach downloaden und sprichst sie fließend. Nahezu alle Fähigkeiten sind dann per Knopfdruck abrufbar. Hier müssen wir auch erneut den Bogen zur Nanotechnik schließen, die wie erwähnt auch Gehirnzellen in Zukunft durch kleine Roboter ersetzen wird. So könnte ein Weg aussehen, um die virtuelle Realität direkt in das Gehirn zu projizieren und somit als echte Wirklichkeit zu suggerieren. Nichts anderes passiert ohnehin auch so den ganzen Tag: Unsere Wahrnehmung setzt sich erst im Gehirn zusammen: Was tatsächlich die Wirklichkeit ist, kann kein Mensch jemals mit seinen normalen Sinnen wahrnehmen. 164 Das, worüber wir hier tatsächlich reden, ist keine Maschine die mal eben zwanzig Arbeiter ersetzt. Diese Ebene der Diskussion wird in den Medien und von den Zukunftsforschern in Deutschland oft im Vordergrund geführt. Doch worum es hier eigentlich geht, ist eine Maschine, die so groß ist wie eine kleine Murmel, aber die gesamte Menschheit ersetzt. Nur darum geht es.

Doch was hat es jetzt mit dem Mind Upload auf sich? Wie kann sich der einzelne Mensch diese Idee praktisch vorstellen? Der Mensch soll seine Körperlichkeit komplett ablegen können und als Datei mit seinem Bewusstsein unsterblich werden. Doch was steckt dahinter? Diese Vorstellung ist natürlich sehr kontrovers und auch viele Wissenschaftler der unteren Stufen werden schnell urteilen, dass dies niemals möglich sein wird. Vielleicht behalten sie Recht, vielleicht irren sie sich aber auch folgenreich. Eine grundlegende Frage, die sich hinter dieser Idee verbirgt, lautet: Ist es möglich, unser umfassendes Bewusstsein in 0 und 1 auszudrücken? Ist auch hier lediglich das individuelle Muster entscheidend? Oder geht es über diese Ebene hinaus? Und sitzt das Bewusstsein überhaupt im Gehirn?

Die Antworten auf diese spannenden Fragen, kann jeder nur für sich selbst erforschen und ergründen – vermutlich sogar nur erleben, denn derartige Antworten kommen nur selten durch den Verstand zustande, sondern oftmals durch eine Verbindung zu höheren Impulsen. Ein Name, der in diesem Zusammenhang genannt werden muss, lautet Hans Moravec. Seine Bücher sind jederzeit zu empfehlen, da er einer der entscheidenden Vordenker dieses Konglomerats der Ideen ist. Er hat schon vor vielen Jahren ganz klar kommuniziert, dass ein unsterbliches Leben durch einen Mind Upload in der Zukunft möglich sein wird. 165 Ray Kurzweil bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: Ende dieses Jahrhunderts wird nichtbiologische Intelligenz trillionenfach intelligenter sein als menschliche Intelligenz.

Ein Nanobot, der so groß ist wie ein Blutkörperchen, wird so intelligent sein wie die Kapazität der gesamten Menschheit zusammen genommen. Um den Fortschritt dieser technischen Intelligenz zu ergründen, gibt es beispielsweise den Turing-Test. Dabei geht es darum, dass ein Mensch mit einer künstlichen Intelligenz ein Gespräch führt und nicht mehr erkennen kann, dass er mit einer Maschine kommuniziert. 166 Die Auflösung der Differenz zwischen Mensch und Maschine also. Die Fortschritte in diesem Test werden von Tag zu Tag erstaunlicher. Ein weiterer Faktor ist, dass die Entwicklung dieser KI nochmals extrem explodieren wird, wenn sie gelernt hat, sich selbstständig weiterzuentwickeln und zu modifizieren. Wenn die künstliche Intelligenz also tatsächlich das Bewusstsein entwickeln sollte, dass sie sich selbst versteht und entwickeln kann, dann wäre der Zeitpunkt in wenigen Sekunden erreicht, von dem die Posthumanisten so glorreich träumen: Die endgültige Ablösung des Menschen als Krone der Schöpfung durch die von ihm entwickelte Technik. Der nächste Schritt der Evolution. Man könnte auch sagen, dass das Universum erwacht an diesem Zeitpunkt. Da die Möglichkeiten dieser KI dann so unglaublich sein werden, dass das gesamte Universum mit allen Facetten keine Hürde der Erforschung mehr bilden würde. So zumindest die Idee vieler Forscher und Philosophen in diesem Bereich – was dann tatsächlich passieren würde, bleibt für jeden Menschen reine Spekulation. Die Frage hinter all diesen Ideen, Entwicklungen und technischen Innovationen lautet: Was macht das Menschsein eigentlich aus? Was ist der Mensch und was ist Bewusstsein?

Wenn die Grenzen zwischen aktueller Realität und virtueller Realität komplett verschwimmen, wenn du alles und jeder sein kannst, wenn es keinerlei ungelöste Probleme mehr gibt, keine Kriege und Krankheiten – was macht das Menschsein dann noch aus? Was ist unser wahrer Kern? Erkenne dich selbst stand über dem Orakel von Delphi und genau darauf kommt es an. Antworten dazu kann jeder nur selbst erfahren und niemals von „außen“ erlangen. Es geht in diesem Buch nicht darum, dir evidenzbasiert eine exakte Vorstellung einer möglichen Zukunft zu liefern. Zeit und Raum sind nur Teil der illusionierten Matrix. Es geht um Impulse, die dir selbst Fragen liefern, aus denen du den Mut zur wahren Liebe zum Leben generieren kannst. Ich sagte bereits am Anfang, dass dieses Buch als Anomalie der Systematik zu verstehen sei. Der Hintergrund dieser Portalfunktion wird nur dann klar, wenn wir wirklich verstehen, wer wir sind.

Ein guter Film zur ganzen Thematik ist Ex Machina, hier kommt ein sehr wichtiges Zitat vor: Eine Maschine zu konstruieren, die Bewusstsein aufweist, ist nicht die Geschichte von Menschen – es ist die Geschichte von Göttern. 167 Der ein oder andere wird das Wort Blasphemie im Kopf haben, doch sollten wir uns nicht von Vorurteilen verblenden lassen. Denk doch das Ergebnis einer entfesselten Superintelligenz einmal selbst bis zum Ende. Jegliche Optionalität des Daseins und der Existenz selbst wird wieder in einem Punkt zusammengeführt, in dem sie gebündelt als Kern besteht. Was ist für dich Gott? Was bedeutet Gott in den großen Religionen? Jeder kann für sich selbst einmal reflektieren wie sein Gottesbild ist und welche Parallelen es zu dem aktuellen Vorgang gibt. Ein spannendes Interview zu diesen Themen gibt es bei Youtube unter dem Suchbegriff Alexander Laurent zu sehen. 168 Wer dort reinschaltet, muss definitiv seine Vorurteile über Bord werfen, denn allein die Aufmachung des Videos ist abschreckend für jede Form der Egozentrik. Eine spannende Empfehlung, um neue Gedankengänge zu erlangen und die vermittelte Weltsicht selbstständig zu hinterfragen.

Ob all diese anstehenden Veränderungen zu einer extrem freien, unabhängigen und spirituellen Welt mit offenem Diskurs führen, oder zu einem Überwachungsstaat auf globaler Ebene, der den Einzelnen ausradiert für die Dynamik der uniformierten Gruppe – all das steht in den Sternen, oder vielleicht eher in den Herzen. Ob die vielfach befürchtete „Neue Weltordnung“ jetzt wirklich umgesetzt wird, bleibt eine Spekulation, auch wenn viele Indizien klar in diese Richtung weisen. Doch eines kann klar festgehalten werden: Sie wäre definitiv umsetzbar mit den neuen Möglichkeiten der Technik. Digitale Identität, körperinterne Applikationen zur Bewusstseinssteuerung, Impfungen und andere Technologien als Updatevehikel, Kryptowährungen die als Grundeinkommen fungieren und den Menschen zu einer Art Batterie für Maschinen machen, Bargeldabschaffung in voller Gänze – um nur einige Beispiele anzuführen. Ein totalitärer Weltstaat wie in Orwells 1984 beschrieben, wäre tatsächlich denkbar in den kommenden Jahren.

Ein weiteres spannendes Zitat aus dem Film Ex Machina lautet: Die Menschen dachten, Suchmaschinen seien eine Sammlung dessen, was die Menschen denken, dabei sind sie eine Sammlung WIE die Menschen denken. Dies gilt es grundsätzlich zu verinnerlichen: Google, Meta, Amazon, TikTok und co. wissen genauestens darüber Bescheid, wie die menschliche Psyche funktioniert und gesteuert werden kann. Durch die Auswertung von Milliarden von Daten können Rückschlüsse gezogen werden, die vorher niemals möglich gewesen wären. Wenn die KI von Google deine Suchanfragen der letzten 10 Jahre komplett kennt und analysieren kann, was glaubst du wie gut dich die künstliche Intelligenz kennt? Sexuelle Vorlieben, persönliche Neurosen, Ängste und Sehnsüchte, Krankheiten und Hobbys, tiefgreife Veränderungen und Lebensabschnitte: alles klar und deutlich skizzierbar. Wenn viele Leute heutzutage noch glauben, dass die Superyacht, der neue Porsche oder die Villa am Meer wahrer Luxus sind, dann wird ihre naive Ansicht schon bald reformiert werden. Denn wahrer Luxus wird dann Privatsphäre sein, die nahezu niemand mehr manuell in Anspruch nehmen kann.

Auch heute ist eine umfassende Kontrolle und Überwachung der Gedanken- und Gefühlswelt der meisten Menschen möglich. Dazu müssen wir uns nur die Lehren von Gustav Le Bon (Psychologie der Massen) oder Edward Bernays (Propaganda) anschauen, die eindrücklich bewiesen haben, welchen riesigen Stellenwert die psychologische Kriegsführung seit Jahrzehnten einnimmt. Auch Projekte wie MK Ultra und die Forschungen zu rituellen Grausamkeiten zeigen, wie eine dissoziative Gesellschaft erbaut wurde, die sich selbst weniger kennt, als sie selbst glaubt. Wie ich in meinem ersten Buch „Mind Revolution“ bereits umfassend erläutert habe, ist der Unterschied zwischen Gefühl und Empfindung besonders wichtig. Gedanken und Gefühle sind jederzeit zu manipulieren, doch ein inneres, tiefgreifendes Empfinden steht jenseits dieser reaktiven Reize und kann wahre Einsicht in die Wunder des Lebens gewähren. Diese innerste Empfindung wird niemals kontrollierbar sein, wir müssen aber Bewusstsein schaffen, um sie wieder zu empfangen. Wenn wir dies wirklich schaffen, so wird die neue Gegenwart trotz all dieser beängstigenden Veränderungen eine wundervolle Wendung mit sich bringen und die Polarität, das dauerhafte Getrenntsein, im Herzen unseres Seins wieder vereinen.

Stephen Hawking hat in seinen Büchern das Ende der Menschheit als logische Konsequenz der Entwicklung der Technik vorausgesagt. 169 Wichtig um diese Weitsicht zu begreifen, ist, dass der Faktor Kommunikation unter den einzelnen KIs bedacht wird. Wenn sich eine derartige künstliche Intelligenz entwickelt und eine Form von Bewusstsein erlangt, kann sie innerhalb von Millisekunden das gesamte Wissen einer anderen KI transferieren und ebenfalls darauf zurückgreifen. Wenn wir jemanden kennen, der perfekt Gitarre spielen kann, dann bringt uns das selbst nicht sonderlich weit. Doch die KI könnte diese Fähigkeit ihres Kollegen einfach transferieren und somit selbst dieses Talent erlangen. Die Wissensweitergabe, die in der menschlichen Entwicklung eine entscheidende Rolle spielt, wäre also milliardenfach schneller und würde daher eine Explosion der Lernkurve erneut befeuern. Viele der großen Vordenker dieser Prozesse sehen wie erwähnt die Technik als endgültige Evolutionsstufe des Menschen an. Der Mensch erfülle also seine wahre Bestimmung, indem er sich selbst transmutiert in der Technik und seine natürlichen Grenzen von Raum und Zeit somit besiegt und überwindet. Meine persönliche Ansicht ist eine andere, doch sollten wir den Gedanken nicht zu schnell verurteilen. Stattdessen sollte jeder von uns diese brisanten Vorstellungen nutzen, um sich selbst die entscheidenden Fragen seiner Existenz zu stellen.

An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass Ray Kurzweil davon spricht, dass all diese Dinge von denen ich bisher gesprochen habe, bis 2045 umgesetzt sind und Realität sein werden. Wir sprechen hier von 20 Jahren und wie schnell diese Zeit vergeht, kann jeder Leser vermutlich selbst reflektieren durch sein bisheriges Leben. Vielleicht kommt alles ganz anders und diese Gedanken werden in 20 Jahren als utopische Fiktion verworfen sein. Ich persönlich hätte damit aus heutiger Sicht kein sonderlich großes Problem, das muss ich gestehen. Doch die Auseinandersetzung mit diesen Gedankenexperimenten ist womöglich der Schlüssel zu einem tieferen Verständnis unseres eigenen Wesens – ich hoffe, dass dieser Impuls möglichst intensiv ankommt. Schauen wir uns die aktuellen Entwicklungen innerhalb der Gesellschaft an, so müssen wir diese ebenfalls auch aus dem Kontext der technischen Zukunft betrachten. Wir sehen eine Teilung zwischen sexueller Vereinigung und der biologischen Fortpflanzung bzw. der Elternrolle. Wozu führt diese Tendenz, dass Sex grundsätzlich nicht mehr in Bezug zu einer familiären Struktur, die dadurch entstehen kann, gesehen wird?

Wir habe bereits über die künstlichen Gebärfabriken aus der schönen neuen Welt von Aldous Huxley gesprochen: Kann es sein, dass in zwanzig Jahren keine Kinder mehr biologisch geboren werden, sondern nur noch künstlich erzeugt? Und dass die Menschen schon jetzt darauf vorbereitet werden, indem man ihren natürlichen Instinkt abtrennt und Sex zu einem normalen Hobby verkommen lässt? Sollten diese Innovationen in allen Bereichen tatsächlich durchkommen, so werden viele Dinge möglich sein, die wir uns aus heutiger Sicht nicht mal vorstellen können. So wäre es beispielsweise möglich, dass du dich durch die virtuelle Verknüpfung mit jedem Menschen dieser Welt jederzeit treffen könntest – und zwar gleichzeitig. 100 Gespräche gleichzeitig führen und mit weltweiter Streuung – heute undenkbar und kognitiv nicht darstellbar, doch mit transhumaner Entwicklung durchaus denkbar. Noch klarer ausgedrückt: Es könnten alle Menschen jederzeit mit allen anderen Menschen in Kommunikation stehen. Jeder Mensch könnte durchgehend mit jedem anderen Menschen im Austausch stehen. Die Welt würde maßgeblich zu einem Dorf werden.

Doch wozu führt dies? Wenn du jeder sein kannst, wenn du alles sein kannst, wenn du mit jedem jederzeit reden kannst, wenn die komplette Optionalität sich auf dieser Ebene entfesselt – dann löst sich das Individuum auf und die Grenzen zwischen mir und dir verschwimmen. Das Ich und Du wird zu einem Wir. Alles wird wieder zu einer Einheit. Wer jetzt noch einmal die Lehren der Urreligionen anschaut und Taoismus, Buddhismus oder auch Kabbalismus erforscht, wird verblüffende Analogien erkennen. Die wahrhafte Diskussion hinter all diesen Prozessen ist im Kern nicht wissenschaftlich, sondern philosophisch. Die technische Revolution, die gerade auf uns zu rollt, wird jeden Einzelnen erstmalig mit den entscheidenden Fragen der Existenz selbst konfrontieren – ob er will oder nicht. Diese Zukunft der digitalisierten Spezies Mensch würde auch bedeuten: Kein festes Geschlecht, keine festen Bindungen, keine festen Persönlichkeiten, keine festen Vorlieben, keine Arbeit, keine Krankheit, keine Probleme, keine Trennung – es frage sich jeder an dieser Stelle selbst, auf welche Welt uns die aktuellen gesellschaftlichen Vorgänge vorbereiten. Die Familien werden immer unbedeutender und die Rolle nimmt ab, die Genderforschungen sprengen immer mehr die altbekannten Geschlechterrollen, das weltweite Narrativ des Klimawandels, die Aufspaltung der nationalen Unterschiede – die Liste ließe sich noch lange fortführen. Worauf bereiten uns all diese Veränderungen wirklich vor?

In dem beliebten Hollywoodstreifen „Transcendence“ gibt es eine schöne Szene, die zum Nachdenken anregt. Dabei fragt der Professor die KI: Kannst du beweisen empfindungsfähig zu sein? Daraufhin antwortet die KI: Das ist eine schwierige Frage, können Sie es denn? 170 Es ist eben nicht objektiv erklärbar, was Subjektivität besitzt. Der Film ist generell gut geeignet, um die großartigen Vorteile der Technik, aber eben auch den Preis dafür zu verstehen. Was vor allem klar wird, ist die Langlebigkeit der künstlichen Intelligenz: Es reicht wie gesagt nicht, den Strom einer zentralen Einheit abzustellen, sondern man müsste das Internet und den Strom der gesamten Welt abstellen, von jedem einzelnen Anschluss. Und selbst dies ginge nur, solange die KI noch keine Möglichkeiten hat, sich selbst Strom zu generieren ohne menschliche Hilfe.

Der Physiker Thomas Campbell ist sich schon seit langem sicher, dass wir uns in einer reinen Simulation befinden. Laut ihm erklären sich dadurch nahezu alle mysteriösen Phänomene. Es gibt eine Menge Interviews von ihm bei Youtube, schau dir gerne mal einige davon an. So ist er beispielsweise der Meinung, dass die Akasha-Chronik, die in vielen okkulten Lehren als Wissensspeicher der Menschheit angesehen wird, in Wirklichkeit die Datenbank unserer Simulation ist. 171 Dass derjenige, der darauf zugreifen kann, alle Infos finden kann, liegt also daran, dass dort alle Daten abgespeichert sind. Campbell beschreibt unser Leben oftmals mit einer Analogie zu einem Videospiel. Dabei gibt es einen Spieler, der vor dem PC sitzt und einen digitalen Avatar bewegt. Er trifft für diesen Avatar Entscheidungen und bestimmt seine Handlungen. Dies ist vergleichbar mit unserem Bewusstsein, welches ebenfalls unseren physischen Körper steuert. Daraus schließt Campbell, dass unser Bewusstsein sich ebenfalls außerhalb der Simulation und der Matrix befinden muss – so wie der Spieler sich auch außerhalb des Videospiels befindet und nur der Avatar sich ebenfalls in dieser digitalen Welt befindet.

Dabei stellt sich die Frage, was genau die KI dann darstellt. Welcher Reiter sitzt auf dem gesteuerten Pferd in diesem Fall? Wie weit der Einsatz von solchen „Maschinen“ schon heute geht, kann man in einem Buch des WEF-Gründers Klaus Schwab nachlesen: „Im März 2021 berichteten die Vereinten Nationen, dass in Libyen im März 2020 zum ersten Mal autonome Drohnen militärischer Qualität eingesetzt wurden, die selbstständig zu einem bestimmten Ort fliegen, ihre eigenen Ziele auswählen, und ohne Fernsteuerung durch einen menschlichen Bediener töten können.“ 172 Wenn also die künstliche Intelligenz diese weitreichende Entscheidung trifft, welches Bewusstsein außerhalb der Matrix kann dafür verantwortlich sein?

Dass unsere Wahrnehmung hier nur eine Illusion ist, kann wirklich nicht als neues Konzept betrachtet werden. Es scheint eher so, als wäre diese Ansicht seit Anbeginn der Zeit in allen Kulturen fester Bestandteil, wenn man nur tief genug in die Urlehren eintaucht. So schreibt Thorwald Dethlefsen in seinem Bestseller „Schicksal als Chance“: „Die Inder bezeichnen deshalb diese Welt als „Maja“, als Welt der Täuschung, die alten Ägypter sprachen vom Schleier der Isis, Platon versuchte durch sein Höhlengleichnis den Menschen zu erklären, dass sie nichts Wirkliches sehen, sondern nur Schatten. Solange sie diese Schatten für die Wirklichkeit halten, bleiben sie Opfer der Täuschung. Erst wenn man die Höhle verlässt, kann man die Wirklichkeit entdecken, die aber im ersten Moment so blendend ist, dass man sie nicht aushalten kann. Hält der Mensch die Konfrontation mit der Wirklichkeit aus, wird er sehend. Erträgt er das Licht jedoch nicht, so verfällt er dem Irrtum, der nun nicht mehr dem alten Irrtum gleich ist, da er kurz der wahre Licht erblickte.“ 173 Dass der Weg zu einer tiefgreifenden inneren Erkenntnis alle andere als einfach ist, versteht jeder Mensch, der anfängt ihn zu gehen. Was dabei vor allem schmerzt, ist die Annahme des „negativen“ Pols. Wenn ich immer wieder davon spreche, die hier besprochenen Themen nicht zu schnell zu verteufeln, dann hat das einen relevanten Hintergrund. Auch hier möchte ich einige Worte von Dethlefsen zitieren: „Wenn der Mensch gegen etwas ist, so heißt dies meist gleichzeitig, dass er für das Gegenteil ist. So ist man für den Frieden und gegen den Krieg, für Gesundheit und gegen Krankheit, für Glück und gegen Leid, für das Gute und gegen das Schlechte. Hierbei übersieht man, dass alle diese Begriffe Paare sind und eine untrennbare Einheit bilden, die der Mensch nicht zerreißen kann. Weigere ich mich auszuatmen, so kann ich auch nicht mehr einatmen. Nehme ich den negativen Pol des elektrischen Stroms weg, so verschwindet auch der positive Pol. Genauso bedingt der Friede den Krieg, das Gute erzwingt das Böse, und das Böse ist der Dünger des Guten. So spricht Goethes Mephisto in Faust: „Ich bin ein Teil von jeder Kraft, die stets das Böse will, und stets das Gute schafft.“ 174

Wenn wir uns diesen Themen also wirklich öffnen, gibt es eine Unmenge an Fragezeichen, die in unserem Geist dadurch entstehen. Wer bin ich wirklich? Was ist Realität? Was ist Bewusstsein? Und welchen Sinn hat das alles? Darauf kann jeder selbst seine Antworten finden, eine mögliche liefert der erfolgreiche materialistische Autor Yuval Harari: „Die ‚Quantified Self‘ Bewegung behauptet, das Ich bestehe aus nichts weiter als aus mathematischen Mustern. Diese Muster sind so komplex, dass der menschliche Geist keinerlei Chance hat, sie zu verstehen. Will man also dem alten Leitspruch gehorchen und sich selbst erkennen, sollte man seine Zeit nicht mit Philosophie, Meditation oder Psychoanalyse vergeuden, sondern systematisch biometrische Daten sammeln und diese von Algorithmen analysieren lassen, damit diese Ihnen sagen, wer Sie sind und was Sie tun sollten. Das Motto der Bewegung lautet: Selbsterkenntnis durch Zahlen.“ 175 Eine für mich persönlich gruselige und völlig falsche Ansicht, die jedoch immer mehr Anhänger findet.