Wir haben nun gesehen, dass die Entwicklung einer übergeordneten technischen Intelligenz möglicherweise bereits seit Jahrtausenden eine Rolle spielte. Doch nicht nur dieses Motiv ist alt: Auch das Streben nach einer menschlichen Weiterentwicklung in Form des „Übermenschen“ ist fester Bestandteil der okkulten Lehrsysteme aller Zeiten. Um dies besser zu begreifen, schauen wir uns einige Beispiele an. Das wichtigste und vor allem folgenreichste Exempel kann man in den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts finden und wurde das Dritte Reich genannt. Hitler und sein diktatorischer Staat werden seit Jahrzehnten auf eine völlig naive und dumme Verbissenheit von Historikern reduziert, doch hinter der unglaublichen Machtexplosion Adolf Hitlers standen völlig andere Motive, als heute in den Geschichtsbüchern festgeschrieben stehen. Der unbekannte Autor E. R. Carmin hat mit seinem heutzutage fast vergessenen Buch „Das schwarze Reich“ eine extrem umfassende und gut belegte Zusammenfassung all jener mysteriösen Hintergründe abgeliefert. So schreibt er bereits zu Beginn: „Selbst die in das Begriffsfeld Blut, Boden, Rasse, Raum, Wille und Kampf gepresste ariosophische Rassenideologie war nur die Spitze eines okkulten Eisbergs, war letzten Endes nur das äußere Erscheinungsbild einer viel tiefgründigeren Esoterik, einer der abendländischen Rationalität diametral entgegengesetzten Religion. Die geistigen und religiösen Grundlagen des Dritten Reiches und vor allem der SS als Hohlform eines künftigen, auf spirituellen Grundlagen aufzubauenden Staats- und Gesellschaftswesens waren esoterische und okkulte Lehren desselben Ursprungs wie der jeder Esoterik. Theosophisches, rosenkreuzerisches, alchimistisches, magisch-okkultes Gedankengut findet sich darin – ebenso wie Elemente aus Sufismus, Buddhismus, Hinduismus, Manichäismus oder Kabbalistik.“ 251 Es ist eigentlich auch einleuchtend, dass hinter diesen grausamen Machenschaften stärkere Triebfedern stecken müssen, als ein paar rhetorisch gute Reden, Hass und eine große Portion Größenwahn. Nein, es war der Wille zur Erschaffung des neuen Übermenschen, der Hitler und seinen eigentlich mächtigen Förderern ihren innersten Antrieb verlieh.
Um sich selbst zu überwinden, egal ob als neuer Gott, posthumane KI oder eben arischer Übermensch – immer setzt die zugrundeliegende Ideologie die Billigung von Gewalt, Chaos und brutaler Umsetzung der Herrschaft voraus. So schreibt Nietzsche in seinem großen Werk Zarathustra: „… und wer ein Schöpfer sein will im Guten und Bösen, der muss ein Vernichter erst sein und Werte zerbrechen. Also gehört das höchste Böse zur höchsten Güte …“. 252 Um eben jene Philosophie wirklich umzusetzen, wurden Massen seit jeher psychologisch gelenkt und manipuliert. Wenn du denkst, dass jeder Mensch den gleichen Wert hat und mit Würde behandelt werden muss, dann stehst du mit deinem Weltbild im Kontrast zu vielen okkulten Führern der vergangenen Jahrhunderte. So ist auch über einen gewissen Aleister Crowley, der sich selbst als das große Tier 666 ansah, bekannt, dass er den normalen Menschen lediglich als programmierbaren Roboter ohne Entscheidungsfreiheit sah. Jedoch gibt es einen Ausweg aus der Programmierung: Die Überwindung des individuellen Ichs und damit laut Crowley auch jeglicher Moral und Gesetzmäßigkeit. Auch der Russe Georges I. Gurdjieff, der ebenfalls zu Zeiten des Dritten Reiches lebte und als Vordenker einiger Aspekte der Nazis gelten könnte, spricht diese Ansicht klar aus: „Mein Weg ist der Weg der im Menschen verborgenen Möglichkeiten. Es ist ein Weg, der gegen die Natur und gegen Gott verläuft.“ 253
Auch der ehemalige Großmeister der Rosenkreuzer Edward Bulwer-Lytton spielte in seinen Büchern bereits auf eine neue menschliche Rasse an, die dann den Rest der Menschheit unterwerfen wird und somit die neue Menschheit repräsentiert. Seine Bücher hatten in der okkulten Szene großen Einfluss, Carmin schreibt dazu: „In diesem Roman werden „Übermenschen“ beschrieben, deren geistiges und seelisches Leben wesentlich höher entwickelt ist als das der übrigen Menschheit. Und dies deshalb, weil sie im Besitz einer Macht über sich selbst und über die Dinge sind, die sie den Göttern gleichstellt.“ 254 Die gesamte Szene der okkulten Vereinigung erreichte zum Anfang des 20. Jahrhunderts eine wahre Blütezeit. Doch die genutzten Symbole und Motive waren nicht neu, jedoch auf eine neue Art interpretiert und so trifft Carmin es ziemlich genau, wenn er treffend ausformuliert: „Sie glaubten daran, von der Blavatsky angefangen über Reuß, Hartmann, Crowley, Gurdjieff, die Rosenkreuzer, die Templer bis hin zu Haushofer, Hitler und Himmler, und es gibt auch heute genügend Leute, die auf eine freilich rationalistischere Weise ständig Alfred North Whitehead zitieren, dass dem Aufstieg einer neuen Zivilisation, einer neuen Weltordnung noch allemal der Untergang der vorhergegangenen Zivilisation vorangegangen sei und folglich auch künftig vorangehen werde. Sie waren nicht wahnsinnig. Sie waren Gläubige, und sie waren überzeugt, mit den überirdischen Mächten in Verbindung zu stehen: Sie waren die wahren Menschen, dazu ausersehen, das Gesicht der Welt zu verändern. Sie lebten in einer Parallelwelt, auf einem anderen Stern. „Der neue Mensch ist da!“ rief Hitler eines Tages dem Danziger Senatsratsvorsitzenden Rauschning zu.“ 255 Ein Glauben und ein Fanatismus, den man durchaus auch einigen der führenden Köpfe des heutigen Silicon Valley unterstellen könnte. Hat sich die Welt in den letzten Jahrtausenden womöglich gar nicht so sehr verändert, sind die dahinterstehenden Motive noch immer die gleichen und warten auf die endgültige Transmutation zum Übermenschen?
Immer wieder scheint es hinter den oberflächlichen Lehrbildern aus Religion, Okkultismus, Staatswesen und Kunst eine tieferliegende Ebene zu geben, bei der nur noch ein Kernglaube besteht: Die Religion vom Menschen, der zu Gott wird. So Carmin: „Der Mensch als werdender Gott, der Mensch in ungeheurer Wandlung inbegriffen: Das ist das Abrakadabra, die Quintessenz okkulter und esoterischer Geheimlehren von der Theosophie, von den Goldenen Dämmerern, von Crowley bis Gurdjieff bis zum Bhagwan aus Poona, der nicht ohne Grund Hitler bewunderte, der Mensch als etwas, das überwunden werden muss. Der Mensch, der ewig über sich und seine Grenzen hinausstreben muss, um nicht zu verkümmern, zu vertieren, unter die Schwelle des Menschentums zu sinken. Der Mensch, der sich selbst loswerden muss, um eine neue Stufe zu erklimmen.“ 256 Genau diese Kernphilosophie kann man tatsächlich in nahezu allen alten Lehren erkennen. Bei den Rosenkreuzern, die wir im Zusammenhang mit den Georgia Guide Stones kennengelernt haben. Bei den Freimaurern, deren großes Symbol der Leiter bzw. Treppe anscheinend mit der DNA zu tun hat und auch bei den Hermetikern, die ihre Lehren auf den Gott Thoth aufbauen. Die Idee, sich selbst zu überwinden und somit zu einer neuen Menschheitsform wiedergeboren zu werden, scheint globaler Bestandteil der Eingeweihten zu sein. Um derartige Ziele konkret zu verfolgen, war es seit jeher nötig, die Masse der Menschen zu kontrollieren und ihnen die richtige Programmierung zu verpassen. Da die Beherrschung der Massenseele von ganz entscheidender Bedeutung war und ist, schauen wir uns hierzu die genutzten Mechanismen genauer an. Die Nazi-Führung war darin leider extrem gut ausgebildet, so berichtet Herman Rauschning, dass Hitler schon früh zu folgenden Überlegungen kam: „Die Masse ist wie ein Tier, das Instinkten gehorcht. Sie stellt keine verstandesmäßigen Überlegungen an. Ich habe die Masse fanatisiert, um sie zum Werkzeug meiner Politik machen zu können. Ich habe sie über sich selbst hinausgehoben, ich habe ihr einen Sinn und eine Funktion gegeben. Man hat mir vorgeworfen, dass ich die niedrigen Instinkte der Masse wachrufe. Was ich tue, ist etwas anderes. Wenn ich zur Masse mit vernünftigen Überlegungen komme, so versteht sie mich nicht. Aber wenn ich in ihr entsprechende Empfindungen wecke, dann folgt sie den einfachen Parolen, die ich ihr gebe. In einer Massenversammlung ist das Denken ausgeschaltet. Und weil ich diesen Zustand brauche, weil er mir den größten Wirkungsgrad meiner Reden sichert, lasse ich alle in die Versammlung schicken, wo sie mit zur Masse werden, ob sie wollen oder nicht. Intellektuelle und Bürger so gut wie Arbeiter. Ich mische das Volk. Ich spreche zu ihm als Masse.. Und merken sie sich: Je größer die Masse ist, desto leichter lenkbar ist sie. Und je mehr Menschen sich mischen, Bauer, Arbeiter, Beamter, desto eher stellt sich der typische Charakter der Masse ein. Geben Sie sich nie mit Intelligenzversammlungen und Interessensvereinigungen ab. Was sie hier durch verstandesmäßige Aufklärung erreichen, ist morgen durch eine entgegengesetzte Belehrung wieder ausgelöscht. Was sie aber dem Volk im Massenzustand sagen, in dem aufnahmewilligen Zustand fanatischer Hingabe, das bleibt wie eine Hypnose gegebene Parole, das ist unauslöschbar und hält gegen jede vernünftige Belehrung stand!“ 257
Ob im alten Ägypten, im Dritten Reich oder in der heutigen globalen Weltordnung – immer war die Psychologie der Massen der entscheidende Faktor, um die Ziele einer kleinen Minderheit dennoch umzusetzen. Schauen wir uns daher die Lehren von Gustav Le Bon und Edward Bernays etwas genauer an. Auch bei der technischen Entwicklung spielen die Werkzeuge eine große Rolle, um den Menschen immer wieder die neusten Innovationen als positiv und notwendig zu verkaufen. Bauen wir daher nun ein Bewusstsein dafür auf, wie wir selbst diesen Manipulationen nicht auf den Leim gehen. Als „Psychologie der Massen“ im Jahr 1895 von Le Bon veröffentlicht wurde, war wohl niemandem wirklich klar, welchen riesigen Einfluss die geschilderten Erkenntnisse auf die Geschichtsschreibung der gesamten Welt in den kommenden Jahrzehnten haben würden. Der Wissenschaftler stellte dabei weniger neues Wissen zur Verfügung, als dass er die okkulten Lehren der Massenbeherrschung in die neuzeitliche Methodik überführte und für den modernen Menschen verständlich aufbereitete. Um die tiefgreifenden Schlussfolgerungen Le Bons zu begreifen, ist eines seiner bekanntesten Zitate wegweisend: „Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen mag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.“ Was Le Bon und seine Verfechter so gnadenlos herausstellten, war die Erkenntnis, dass jeglicher rationaler Verstand und auch jede gesunde Intuition innerhalb der Massenseele verkümmert und sich auflöst. Das Individuum wird also tatsächlich aufgelöst in einem künstlich erschaffenen Gebilde, welches dann viele Menschen vereint und in einer manipulierbaren Masse endet.
Im Folgenden einige Zitate aus dem Buch „Psychologie der Massen“, die zum Nachdenken anregen sollten und gerade in der heutigen Zeit genaustens reflektiert werden dürfen: „Das Überraschendste an einer psychologischen Masse ist: Welcher Art auch die einzelnen sein mögen, die sie bilden, wie ähnlich oder unähnlich ihre Lebensweise, Beschäftigungen, ihr Charakter oder ihre Intelligenz sind, durch den bloßen Umstand ihrer Umformung zur Masse besitzen sie eine Art Gemeinschaftsseele, vermöge derer sie in ganz anderer Weise fühlen, denken, handeln. […] In dem Augenblick, da sie zu einer Masse gehören, werden der Ungebildete wie der Gelehrte gleich unfähig zur Beobachtung. […] In den Massen verlieren die Dummen, Ungebildeten und Neidischen das Gefühl der Nichtigkeit und Ohnmacht. An seine Stelle tritt das Bewusstsein einer rohen, zwar vergänglichen, aber ungeheuren Kraft. Sobald eine gewisse Anzahl lebender Wesen vereinigt ist, unterstellen sie sich unwillkürlich einem Oberhaupt, einem Führer […] Die Massen erkennen die Macht an und werden durch Güte, die sie leicht für eine Art Schwäche halten, nur mäßig beeinflusst. Niemals galten ihre Sympathien den gütigen Herrn, sondern den Tyrannen, von denen sie kraftvoll beherrscht werden […] Für die Masse muss man entweder ein Gott sein, oder man ist nichts […] Welche Ideen den Massen auch suggeriert werden können, zur Wirkung können sie nur kommen, wenn sie sich in ihrem Geist in bildhafter Form wiederspiegeln. Beim Studium der Einbildungskraft der Massen fanden wir, dass sie namentlich durch Bilder erregt wird. Diese Bilder stehen nicht immer zur Verfügung, aber man kann sie durch geschickte Anwendung von Worten und Redewendungen hervorrufen. Werden sie kunstgerecht angewandt, so besitzen sie wirklich die geheimnisvolle Macht, die ihnen einst die Adepten der Magie zuschoben. Sie rufen in der Massenseele die furchtbarsten Stürme hervor […] Die Masse ist unfähig, das Persönliche vom Sachlichen zu unterscheiden […] Alle politischen, religiösen und sozialen Glaubenslehren finden bei den Massen nur Aufnahme unter der Bedingung, dass sie eine religiöse Form angenommen haben, die sie jeder Auseinandersetzung entzieht […] Die große Triebkraft der Völkerentwicklung war nie die Wahrheit, sondern der Irrtum.“ 258
Ich zitiere diese Passagen so umfangreich, weil dahinter das tiefgreifende Verständnis unserer heutigen Zivilisation versteckt liegt. Wir müssen uns nur an die vergangenen drei Jahre in der Corona-Pandemie erinnern, um klar zu erkennen, dass Gustav Le Bon hundertprozentig Recht hat. Die einzige Lösung für jeden Einzelnen von uns liegt darin, sich mit einem offenen Bewusstsein gegen jede Form der Massenseele zu schützen, um weiterhin als freies Individuum seinen Willen zu formen. Le Bon lieferte zwar die exakten Mechanismen der Massenpsychologie, doch die Umsetzung war damit noch nicht ins profane Volk getragen. Diesen blinden Fleck füllte spätestens der Erfinder der modernen PR-Strategien, namentlich Edward Bernays. Dieser junge Mann kam aus einer sehr wohlhabenden Familie und war ein Neffe des bekannten Psychologen Sigmund Freud. Übrigens war Freud nicht nur der Bruder von Bernays Mutter, sondern heiratete auch die Schwester von Bernays Vater. 259 Dass derartige Konstellationen in adligen Kreisen seit Jahrtausenden keine Seltenheit sind, ist bekannt. Des Weiteren war Edward auch der Urenkel von Isaac Bernays, der in den westlichen Kulturen das orthodoxe Judentum stark mitprägte. 260 Aufgewachsen in diesen hochintellektuellen Kreisen schaffte es Bernays in Amerika Fuß zu fassen und die Propaganda in Medien, Werbung und Kultur völlig zu revolutionieren. Dass er großer Fan von Gustav Le Bon war, ist daher keine Überraschung und wird bei seiner Arbeit letztendlich auch offensichtlich. So äußert er auch ganz offiziell: „Unsere Meinungen, Vorlieben, unsere Vorstellungen, werden zum Großteil von Menschen suggeriert, von denen die breite Öffentlichkeit nichts weiß. Sie sind es, die die Fäden ziehen und die Meinungen formen.“ 261 Halten wir also fest: Um ein okkultes Ziel zu forcieren, muss man die Menschen in einer Massenseele vereinen und somit verkümmern lassen. Um diese Methode erfolgreich zu gestalten, braucht man einige Werkzeuge, die heute unter dem netten Begriff „PR“ bekannt sind.
Bernays hat bereits im ersten Weltkrieg maßgeblich dabei geholfen, dass die Regierung den Bürgern die Unausweichlichkeit der Schlachten suggerieren konnte. Einige Jahre später saß er mit an den Tischen, an denen die Versailler Verträge ausgehandelt wurden, die bis heute als absolut überzogene und unrealistische Forderungen gelten. Eine spannende Doku fasst die Arbeitsweise Bernays treffend zusammen: „Bernays hat verstanden, dass nicht die Vorgänge die Realität ausmachen, sondern was darüber erzählt wird.“ 262 Wie wir in den vergangenen Kapiteln bereits zur Genüge gesehen haben, ist die Realität vermutlich nicht das, was sie zu sein scheint. Dies gilt für die Informationen die uns täglich erreichen ebenso. Um die wahren Methoden der Beeinflussung einer geformten Masse zu verinnerlichen, schauen wir uns jetzt zwei einprägsame Beispiele an. Um die Menschheit geschlossen in den Transhumanismus zu führen, werden seit einigen Jahrzehnten ebenfalls derartige Mechanismen installiert und genutzt, daher ist dieses Hintergrundwissen unabdingbar.
Vor wenigen Jahrzehnten war es noch so, dass Frauen in der Öffentlichkeit nicht rauchen durften und Zigaretten grundsätzlich als Schmach galten in Verbindung mit einer angesehenen Frau. Dass dieser Umstand für die Zigarettenindustrie nicht sonderlich angenehm war, ist leicht verständlich: Die Hälfte des Landes kauft die Produkte nicht, was ein riesiges ungenutztes wirtschaftliches Potential bedeutet. Damit das nicht so bleibt, wurde der Fachmann für Propaganda Edward Bernays beauftragt. Jener zündete ein ganzes Feuerwerk von Aktionen: So initiierte er beispielweise eine große Parade, bei der er mitten in der Menge eine Gruppe von angesehenen und wohlhabenden Frau für seine Dienste verpflichtete. Diese traten durch ihre Outfits ganz offensichtlich als Frauenbewegung auf und suggerierten somit positive Werte für den unbeteiligten Zuschauer. Als eine große Menge von Reportern und Fotografen diese Damen ablichtete, steckten sie sich Zigaretten an und nannten diese die „Fackeln der Freiheit“. Dass die Reporter ebenfalls von Bernays selbst bezahlt wurden, ist fast schon klar. Diese Szenen wurden in den darauffolgenden Tagen landesweit abgebildet und veröffentlicht – es entstand eine Diskussion über die neue Rolle der Frau und die Zigaretten etablierten sich als Symbol der Emanzipation. 263 Der Umsatz der Tabakindustrie stieg extrem an und noch heute sind die Folgen dieser Entwicklung stark wahrnehmbar. Die Frauen, die sich in den folgenden Jahrzehnten eine Zigarette anzündeten und dabei dachten, sie wären gerade besonders emanzipiert und frei, waren auf den Taschenspielertrick von Bernays reingefallen. Sie wurden erst zu einer Masse geformt und dann mit falschen Bildern manipuliert – so wie auch heute Millionen von Menschen denken, dass sie eine eigene Meinung und eigene Werte haben, die in Wirklichkeit aber vollständig von ihren äußeren Einflüssen stammen. Einige Jahre später wurde Bernays übrigens für eine Anti-Rauch-Kampagne engagiert und arbeitete mit genau den gleichen Methoden in die entgegengesetzte Richtung: Ein Schauspiel, dem es noch nie um wahre Werte oder intrinsische Motive ging.
Dies zeigt sich auch an einem zweiten Beispiel, bei dem es um das weltweit bekannte amerikanische Frühstück mit Speck und Eiern geht. Es war nämlich nicht immer so, dass dieses deftige Essen bei den Amerikanern so beliebt war – im Gegenteil, vor 100 Jahren aßen die meisten Bürger eher leichte Speisen am Morgen. Doch auch hier hatte der pfiffige Bernays eine Idee: Er gab über Umwege eine Studie in Auftrag, in der über 5000 Ärzte attestierten, dass Speck und Ei am Morgen für die Gesundheit super förderlich sind. Im Folgenden nutzte er sein breites Netzwerk in Medien, Politik und Wirtschaft um diese brisante Info zu verbreiten – mit nachhaltigem Erfolg. Statt Quark und Obst gab es jetzt bei vielen Amerikanern nur noch herzhafte Speisen zum Frühstück, diese Tendenz hat sich bis zum heutigen Tag nicht mehr verändert. Dass die Studie dabei natürlich völlig verzerrt und subjektiv war, ist logisch. Doch wie bereits gesagt: Es geht nie um die Vorgänge selbst, sondern darum, wie darüber berichtet wird. Die Speckindustrie wird es Bernays danken, denn sie hat durch seine Aktionen Milliardengewinne eingefahren in den letzten Jahrzehnten. 264
Diese Beispiele und Zitate von Gustav Le Bon und Edward Bernays sollen genügen, um jeden Leser zu Vorsicht und Aufmerksamkeit aufzurufen. Wenn wir den anstehenden Entwicklungen mit heiterer Gelassenheit entgegentreten möchten, dürfen wir uns nicht von derartigen Methoden manipulieren lassen. Wir müssen es schaffen die Dinge neutral zu betrachten und uns eine eigenen Sicht zu erarbeiten. Die bereits erwähnte Superposition kann dabei ein guter Weg sein, um sich als Beobachter den Freiraum zu verschaffen, den eine wahrhaft tiefgründige Auseinandersetzung braucht.