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Die Diskussion wird immer erregter, keiner merkt, wie die Zeit vergeht. Vier junge Leute schütten Bruno ihre Herzen aus, ihre schweren Herzen. Es klingt hart und zynisch, was sie sagen. Ach, es klingt nur so …

Eine Stunde verstreicht.

Noch eine.

Nun ist es schon halb drei.

Da kommt Inge ins Zimmer. Sie sieht verstört aus.

»Telefon für Sie, Fräulein Diana. Ihr Vater …«

Diana springt auf.

»Was haben Sie denn, Inge? Sie sind ja ganz blaß!«

»Blaß? Ich? Ach, nein …« Das Mädchen eilt fort.

»Entschuldigt«, sagt Diana. »Meine Eltern werden irgendwo versackt sein, nehme ich an. Täte mir leid für Sie, Herr Knolle. Aber ab und zu verschwinden meine Eltern einfach. Sie wissen ja … gluckgluckgluck!«

Neuerliches Gelächter.

Diana geht.

Die anderen reden sofort weiter. Sie diskutieren jetzt über die Lächerlichkeit der Entrüstung, wie sie von den Eltern an den Tag gelegt wird, bloß weil ihre Kinder sich über sexuelle und moralische Konventionen hinwegsetzen.

»Was heißt hinwegsetzen?« ruft Jet. »Diese Konventionen sind doch aus dem Jahr 1864! Wir haben uns unsere eigenen Konventionen geschaffen. Schaffen müssen! Mit den alten ist nichts mehr anzufangen!«

Bruno schnüffelt, nickt und hört nur halb zu. Er hat ein schlechtes Gefühl. Warum ruft Lutter an? Warum kommt er nicht nach Hause? Verdammt, an diesem Tag passiert zuviel!

Diana kehrt ins Zimmer zurück. Sie ist so fröhlich, gleichmütig und ruhig wie zuvor. »Herr Knolle, würden Sie bitte an den Apparat gehen? Sie kennen sich ja aus im Haus und wissen, wo er steht. Mein Vater möchte auch Sie sprechen.«

»Wo ist er denn?«

»Soeben in Zürich gelandet«, antwortet Diana Lutter.