Wat is denn nu, Herr Kriminalrat? Ick …«
Prangel schluckt. Ihm ist zum Speien. Er schluckt dauernd, während er spricht, er hat Angst, daß er sich übergeben muß.
»Ich tue, was ich kann. Ich soll dir helfen. Das geht nicht in drei Sekunden. Ich habe mit den Amerikanern gesprochen.«
»Mit de …«
»Selbstverständlich. Die müssen sofort von einem solchen Vorfall Kenntnis erhalten. Nur mit ihrer Vollmacht und nach ihren Anweisungen darf ich handeln.«
»Wat denn for ’ne Vollmacht? Wat denn for Anweisungen?«
»Setz dich.«
»Ick kann nich. Ick bin zu uffjeregt!«
»Setz dich!!!« brüllt Prangel wild. Bruno weiß nicht, daß er vor Wut über sich selbst, über seine Feigheit, so brüllt. Bruno setzt sich erschrocken. Der Kriminalrat setzt sich ihm gegenüber.
Was kann ich tun? Was Snowden sagte. Sonst nichts. Gar nichts!
»Paß auf, Bruno. Es gibt nur einen Weg für dich, wenn du davonkommen willst: Du mußt genauso weitermachen, wie die drüben es dir befohlen haben.«
»Weitamachen?«
»Na klar doch! Oder willst du umgelegt werden? Du hast mir erzählt, daß du beobachtet wirst von diesem Hauptreferenten und seinen Leuten.«
»Ja, aba … aba, wenn ick weitamache … Herr Kriminalrat! Ick drehe durch! Det is doch Wahnsinn! Wenn ick weitamache, denn muß ick den Kerl doch entführn! Und det wollen die Amis?«
»Das wollen sie natürlich nicht. Was sie wollen, ist, daß die Aktion platzt – aber erst im letzten Moment! Denn dann werden ein paar Leute hochgehen, an denen die Amis sehr interessiert sind. Dein Hauptreferent zum Beispiel. Vielleicht auch dieser Lump, der Bräsig, wenn wir den rüberkriegen können.« Prangel schluckt und schluckt. »Ich will dir mal was verraten: In den letzten Jahren sind immer wieder Menschen aus Westberlin entführt worden. Immer auf die gleiche Tour. Mit Hilfe von einem, der Butter auf dem Kopf hat, so wie du. Du hast im Zet gesessen. Du weißt nicht, wie sich die Lage verändert hat. Der neue Krieg, hier findet er schon statt! Es sind nicht nur Menschen entführt worden, es sind auch welche ermordet worden – in Westberlin! Und immer nach demselben Muster. Das muß aufhören, verstehst du?«
»Der, den ick entführn soll, det is aba doch selba eena von drüm, von SSD! Der hat bloß rübajemacht und vafeift hier, watta weeß. Det is doch ’n Schwein!«
»Ja? Kennst du ihn? Weißt du, wie er heißt? Nichts weißt du! Wer sagt, daß er beim SSD war? Bräsig! Und das glaubst du auch noch? Ist deine Birne völlig weich geworden, Mensch? Was siehst du mich so an?«
»Sie sind so jrün … is Ihnen nich jut, Herr Kriminalrat?«
»Mir ist völlig gut!« antwortet Prangel und schluckt verzweifelt, denn sein Brechreiz wird stärker und stärker. »Du machst weiter. Und dafür, daß du weitermachst, bekommst du eine Belohnung.«
»’ne Belohnung?«
Der Kriminalrat muß tief Luft holen. »Eine Belohnung, ja. Die Amerikaner lassen dir sagen, daß du trotz deiner Vorstrafenlatte eine Schankkonzession erhältst. Und Kredite. Und Geld für eine eigene Kneipe. In Westberlin!«
»Aba …«
»Oder in der Bundesrepublik, wenn es dir hier zu unsicher ist. Sie fliegen dich raus, soll ich dir sagen. Das versprechen sie dir.«
Schweigen.
Dann sagt der Bruno erschüttert: »Is ja ’ne prima Erleuchtung jewesen. So bleibt man also anständich. Und sowat hat mir der Liebe Jott einjejeben! Zu Ihn’ loofen, Herr Kriminalrat! Ach, wenn ick bloß jeahnt hätte …« Er stöhnt. »Det is ja hier jenau die jleiche Scheiße wie drüm!«