KAPITEL 27
: LISTENING
»Na? Ausgeschlafen?«
Okijen sah von dem Buch auf, in dem er gelesen hatte, und schaute zur Tür hinüber. Andra war eingetreten, so leise, dass er sich fast darüber erschreckt hatte, sie dort stehen zu sehen. Hatte sie sich wirklich angeschlichen, oder stimmte etwas mit seinen Ohren noch nicht?
Sie schloss die Tür derart vorsichtig hinter sich, dass er sich weitere Gedanken dazu sparen konnte. Ihr langes Haar glänzte feucht im Schein der kleinen Nachttischlampe. Ihre Wangen waren gerötet, und der Overall, den sie trug, wirkte wie frisch gewaschen.
»Habe ich«, antwortete er, nachdem sie sich auf den Stuhl neben seinem Bett niedergelassen hatte, um ihn aufmerksam zu mustern. Er hatte große Lust, seine Hand nach ihr auszustrecken, damit sie die seine wieder hielt. Er wusste selbst nicht, warum er es nicht tat. »Und du? Frisch geduscht?«
»Byth hat mich gezwungen«, sagte sie und schien dann über sich selbst zu schmunzeln. »Also nicht, dass ich es nicht gewollt hätte«, fügte sie rasch an, und er lachte rau.
Die Empfindung musste erst noch gänzlich in seinen Körper zurückkehren. Alles an ihm fühlte sich fremd an, ein wenig distanziert, als wäre er nach der Operation in einem neuen Körper erwacht. Diese Empfindung war ihm allerdings inzwischen so vertraut, dass er nichts weiter darauf gab.
»Geht es dir gut?«, wollte er leise wissen.
Andra wirkte erholt. Und der Geruch von Flieder und Himbeeren, der von dem Shampoo in ihrem Haar ausging, war angenehm. Nach jedem Reboot hatte er das Bedürfnis, alle Eindrücke wieder neu zu sammeln.
»Das sollte ich wohl eher dich fragen«, sagte sie. Gerade hatte er, für einen Moment nur, seinen Blick abgewandt, um das alte, gedruckte Buch zur Seite zu legen, da spürte er die sanfte Berührung ihrer Finger an seinem Unterarm.
Sie sah ihn nicht an, als er sich zu ihr drehte. »Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht«, murmelte sie.
Ein Lächeln eroberte seine Lippen. »Ach was«, versuchte er, betont locker zu klingen. »Ich bin ziemlich robust.« Das war keine Lüge, aber sie wusste vermutlich genauso gut wie er, dass es knapp gewesen war. »Was hast du denn heute so getrieben?«, fragte er direkt weiter, damit sie gar nicht dazu kam, sich noch weitere Sorgen zu machen.
Sie zuckte mit den Schultern. »Ach, ich habe etwas Zeit mit Ellis verbracht. Oh, und ich habe Calen getroffen! Sie hilft Marshall dabei, einige technische Probleme hier zu lösen.«
»Geht es ihr gut?«
Andra lächelte irritiert. »Als ich sie getroffen habe, lief sie gerade mit Einhorn-Hausschuhen und einer Kaffeetasse in der Hand durch die Korridore.«
»Also wie immer«, schloss Okijen, und Andra lachte.
»Genau. Ich denke …« Sie stockte abrupt, als ein Beben den Boden unter ihren Füßen ruckeln ließ und einige Lichter flackerten.
Ohne zu zögern, setzte Okijen sich auf, schob seine Beine aus dem Bett und ging barfuß auf das Fenster zu, um in der Dunkelheit nach etwas zu suchen, das das Beben würde erklären können.
Andra sprang auf und eilte um das Bett herum, um ihn am Arm zu packen. Er hatte das Gleichgewicht in diesem neuen Körper noch nicht wiedergefunden .
»Was war das?«, hauchte sie. Sie schauten hinaus auf den Vorplatz und versuchten, im Licht der Straßenlaternen etwas zu erkennen.
»Vielleicht nur …« Sein Satz wurde von einem blau schillernden Blitz unterbrochen, der durch die Straßen zuckte. In Bruchteilen von Sekunden schlängelte er sich über den ganzen Platz, erstreckte seine Äste und Zweige in alle Wege, Straßen und Gassen. So schnell war er wieder verschwunden, dass nur das Abbild zurückblieb, das sich in Okijens Sichtfeld gebrannt hatte.
»KAMI!«, keuchte er und legte seinen Arm um Andra, um sie vom Fenster zurückzugeleiten. Dass sie ihre Arme ebenfalls um ihn legte, um ihn so gut wie möglich zu stützen, kam ihm nicht ungelegen. Scheiße, er war noch immer ganz wackelig auf den Beinen.
Sie wankten auf die Tür zu, und mit jedem Schritt, den er tat, wurde er sicherer. Rufe waren vom Gang aus zu hören, einige Menschen hechteten bereits an seiner Tür vorbei. Sie waren nicht die Einzigen, die es gesehen hatten.
Andra ließ ihn los, eilte nach vorn, und Okijen, die Stirn in tiefe Falten gelegt, folgte ihr. Das Licht im Korridor war warm und schuf ein falsches Bild von Sicherheit. Marshalls Anwesen hatte das schon immer getan.
»Warum ist KAMI hier?«, fragte Andra, sich immer wieder nach rechts und links umsehend. »Ich dachte, wir wären hier …«
»Sicher?«, grummelte Okijen und setzte sich in eine der Richtungen in Bewegung. Wenn KAMI wirklich hier war, musste er da raus! Vielleicht war es noch zu früh für die neue Waffe in seinem Körper, vielleicht funktionierte sie noch nicht, so frisch mit seinem Gewebe und seinen inneren Prozessoren verbunden. Doch das war vielleicht die einzige Chance, dem Ding nochmal gegenüberzustehen .
Wieder zuckte ein Blitz vor den Fenstern. Auf dem Vorplatz flackerten die hellen Laternen, nur um darauf, wie aufgeladen durch die Elektrizität, viel stärker und kühler zu leuchten als bisher.
Während Okijen sich nichts dabei dachte, verlangsamte Andra ihr Tempo, um erneut an ein Fenster heranzutreten, ihre Finger an das Glas zu legen und hinauszuschauen. Es waren nicht viele Menschen unterwegs, aber diejenigen, die sie sehen konnte, liefen kreuz und quer über den Platz, ohne Ziel, ohne Zuflucht. Einige von ihnen stürmten auf Marshalls Anwesen zu.
»Siehst du das?«, flüsterte sie. Ihr Gesicht war so nah an der Fensterscheibe, dass ihr Atem das Glas kurz beschlug.
Okijen trat näher heran, versuchte, das Chaos im Gang, das sich im Glas spiegelte, zu ignorieren und die Menschen zu beobachten, die über den Platz liefen. Sie schienen in heller Panik zu sein und … »Sie leuchten«, flüsterte er, und seine Augen weiteten sich, als wären sie noch nicht in der Lage zu begreifen, was sein Gehirn bereits verstanden hatte.
Ganz sacht schillerten sie nur, ihr Haar, ihre Augen. Nicht wie fertige Moja, dafür zeigten ihre Gesichter zu viele Emotionen.
Er trat vom Fenster zurück, obwohl er seinen Blick noch nicht von den Wesen lösen konnte, die auf Marshalls Anwesen zuliefen. Der Korridor füllte sich mit umhereilenden Menschen, die sich panisch Dinge zuriefen. Schüsse waren zu hören. Wachen verteidigten das Gebäude.
»Hast du noch eine Impfdosis bei dir?«, fragte Okijen, als Andra bereits an der Tasche ihres Overalls zupfte, um sie zu öffnen und eine der kleinen Spritzen herauszuholen.
»Brauchst du auch eine?«, fragte sie tonlos, doch er schüttelte den Kopf. Sie sah ihn durch die Reflexion der Fensterscheiben an .
»Byth hat etwas in meinen Kreislauf gegeben, das mich dauerhaft immun machen sollte«, erklärte er, während Andra sich die Impfung bereits in den Oberarm drückte. Alles in seinem Kopf wirkte noch deplatziert.
Warum gerade jetzt? Warum gerade hier? War es … konnte es sein, dass es ihnen nach Dikson gefolgt war? Suchte KAMI nach ihnen? Wollte es Rache an ihm oder diesem Major Reed nehmen? Oder war es Zufall, dass es hierhergekommen war? »Du musst hier weg!«
Erst jetzt gelang es Andra, sich aus ihrer Starre zu befreien und zu ihm herumzuwirbeln. »Auf keinen Fall!« Sie verwandte nicht viel Zeit darauf, ihn herausfordernd anzusehen, sondern drehte sich direkt um, setzte sich in Bewegung und lief in den Flur, auf den großen Aufenthaltsraum zu, von dem Gänge, Treppen und Lifte abzweigten. »Sie muss hier irgendwo sein, oder?«, rief sie. »Hier irgendwo in der Stadt.«
»Ja, aber du …«
Noch einmal wirbelte sie im Gehen zu ihm herum. »Ich weiß , du hältst das für blödsinnig, und ich weiß , das letzte Gespräch lief nicht gut. Aber sie wollte sprechen! Das hast du genau gesehen!«
Okijen fiel alles aus dem Gesicht, während Andra, ohne eine Reaktion von ihm abzuwarten, weiterlief. »Hey!«, rief er vollkommen aus der Fassung. Seine Körperfunktionen hatten sich inzwischen zumindest so weit stabilisiert, dass er mit ihr Schritt halten konnte. »Du willst da raus und wieder mit dem Ding reden? « Er streckte seine Hand aus, um nach ihrem Arm zu greifen, sie aufzuhalten. Bevor er sie erreichte, kamen Byth und dieser Ellis um eine der Ecken gelaufen und krachten fast mit Andra zusammen.
Sie stolperte zurück, und Byth, noch immer ihren Kittel aus dem OP tragend, musterte die beiden hektisch. »Ihr!«, rief sie eilig. »Mitkommen! Wir müssen euch zu den Cyber– «
»Nein!«, unterbrachen sie Okijen und Andra zur selben Zeit, warfen einander mahnende Blicke zu und schauten dann wieder auf.
»Ich kann nochmal versuchen, mit ihm zu reden«, sagte Andra, und Okijen schüttelte den Kopf.
»Das ist vielleicht die beste Chance, dir wir bekommen, um die Waffe einzusetzen, bevor es zu spät ist!«, warf er ein, und sowohl Byth als auch Ellis sahen die beiden fassungslos an.
»Ihr … was?«, rief Byth, packte Andra an der Hand und ließ sie nicht los, auch wenn diese noch so sehr an ihrem Arm zog. »Was habt ihr beiden nur mit dem Ding?!« , rief Byth, während sie Andra in einen der abzweigenden Gänge zog und Ellis Okijen mit einer hochgezogenen Augenbraue ansah. »Du wirst davon absehen, mit dem Teil zu reden«, schimpfte Byth, und Okijen setzte sich in Bewegung, um ihnen zu folgen. Die Schreie auf dem Vorplatz drangen bis zu ihnen hinauf. »Und du, Okijen, kannst die Waffe noch gar nicht einsetzen. Das Mittel muss sich erst in deinem Kreislauf verteilen. Also halt dich mal schön zurück.«
»Aber …«
»Du kommst gerade erst aus dem Operationssaal!«, schrie sie ihm über die Schulter zu. »Und ich habe bestimmt nicht acht Stunden meines Lebens damit verschwendet, dich zu reparieren, nur damit du dich gleich wieder in eine aussichtslose Schlacht wirfst!« Sie bediente den Knopf eines Fahrstuhls im Wartesaal. Noch während eine Stimme einsetzte, um ihnen mitzuteilen, dass die Lifts außer Funktion waren, wandte sie sich dem danebenliegenden Treppenhaus zu. Sie stieß die Tür auf, war bereits einen Schritt hineingegangen – stolperte allerdings zurück, als ihnen verängstigte Rufe entgegenschlugen.
»Da kommen wir wohl nicht runter«, murmelte sie, und Andra gelang es, sich von ihr loszumachen. »Sie kommen hoch«, stellte Byth fest. »Wir müssen zu einem anderen Treppenhaus. Auf dieser Ebene gibt es keine Cyber-Fields.«
»Byth, halt doch mal an!«, keuchte Okijen, der ihr noch immer hinterherlief. Erneut zuckte ein Blitz durch die nächtliche Stadt, dieses Mal so nah an den Fenstern des Anwesens entlang, dass es den Innenraum für einige Momente erhellte. Das blasse Licht fing sich in Byths Gesicht.
Ihr Blick war streng, aber in ihren Augen spiegelte sich ein Anflug von Angst. »Was ist?«, fragte sie.
»Was ist da draußen los?«, wollte Okijen wissen. Hatte sie eine Erklärung für all das hier?
Die Stimmen aus dem Treppenhaus näherten sich, und sie alle setzten sich in Bewegung, wenn auch unfreiwillig.
»Bist du geimpft?«, fragte Byth an Andra gewandt, die lediglich knapp nickte. »Diese Blitze«, erklärte Byth danach, zog ihr TransPhone aus ihrer Tasche und schaute sich einige Anzeigen an. »Das ist nicht nur Elektrizität.«
»Was?« Andra versuchte, mit Byth Schritt zu halten. »Was denn dann?«
»Sie sind versetzt mit KAMI-Partikeln.«
Okijen war sicher, zu wissen, was das bedeutete, aber er fragte trotzdem nach. »Das bedeutet, sie sind ansteckend?« Ein kalter Schauer überlief seinen Körper, als Byth bedeutungsschwer nickte.
»Sie streuen die Nanocomputer durch die Luft«, erklärte sie, während sie hörten, wie die Tür zum Treppenhaus hinter ihnen aufgestoßen wurde. Ellis zog sein Schwert. »Calen hat gesagt, dass ihre jüngsten Analysen eine ungewöhnlich hohe Anzahl von KAMI-Schwärmen in der Luft gezeigt haben.«
Andra keuchte erschrocken auf.
»Es ist, als würde KAMI sie sich immer weiter replizieren lassen. In der Form, in der sie in der Atmosphäre vorliegen, sind sie aber wohl noch nicht einsatzbereit. «
»Das bedeutet …«, setzte Andra an und schien vollkommen außer Atem, weniger wegen ihres Tempos, sondern wegen der Information, die Byth ihnen gerade mitgeteilt hatte.
»Durch die Schübe an Elektrizität, die das Ding irgendwie bündelt, aktiviert es die Schwärme. Wir haben dieses Verhalten bereits an einigen der bisher geöffneten Sperrzonen beobachtet.« Sie schluckte schwer. »Die Nanos sind jetzt überall in der Luft. Direkter Körperkontakt oder Nähe zu Moja ist nicht mehr für eine Infizierung vonnöten.«
»Also werden alle infiziert?«, keuchte Andra.
»Sie sind es vermutlich schon.«
Okijen war das Herz bis in die Hose gesunken. Sein ganzer Körper kribbelte panisch, auch seine technische Haut.
Nein. Nein, das konnte nicht sein. Alle Menschen dieser Stadt …?
Er machte einen Satz nach vorn, um sich erneut vor Byth zu stellen. Sie waren inzwischen einige Male abgebogen, doch die Schreie hinter ihnen kamen noch immer kontinuierlich näher. Es war unmöglich zu sagen, ob es Mitarbeiter des Anwesens waren, die Hilfe brauchten, oder die bereits infizierten Menschen, die die Wachen an den Eingangstüren überwältigt hatten. Ellis bezog hinter ihrer kleinen Gruppe Stellung und zog sein Schwert in Erwartung von Angreifern.
»Byth«, sagte Okijen eindringlich. »Wenn das so ist, muss ich hierbleiben, um zu helfen. Ich muss …«
»Du musst überhaupt nichts!«, fuhr sie ihm dazwischen. Ihre übliche provozierende Art war vollkommen von ihr abgefallen. »Diese Stadt ist verloren«, flüsterte sie. »Und du«, wandte sie sich dann an Andra, die ebenfalls angesetzt hatte, um zu sprechen, »kannst auch nichts tun. Du bist Zivilistin.«
»Gib mir Pfeil und Bogen, und ich bin es nicht mehr«, entgegnete sie entschlossen.
»Hört zu«, sagte Byth eindringlich. Schritte näherten sich schnell, Menschen kamen um die Ecke gelaufen, Panik in den Gesichtern.
Die Augen leuchtend. Sie alle waren bereits Moja.
Ellis streckte ihnen locker sein Schwert entgegen, und sie alle verlangsamten ihr Tempo simultan, hielten allerdings nicht an. Die kleine Gruppe schob sich weiter, und die Fremden hielten den Abstand.
»Marshall und andere hohe Politiker befinden sich noch in den oberen Stockwerken. Ellis und ich werden dafür sorgen, dass sie alle sicher hier rauskommen. Wir werden jeden evakuieren, der schon geimpft ist und auf die Moja trifft.«
»Helft uns«, murmelte eine Frau, die weiter hinten ging. Okijen ging noch immer langsam rückwärts, während er in ihre blauen schillernden Augen sah. Ehrliche Angst sprach aus ihnen, Verwirrung und Unsicherheit. Eine Träne rann ihre Wange hinab. Es schien nicht, als wenn sie noch Herr über ihren Körper war, denn gemeinsam mit allen anderen bewegte sie sich mit bewussten, festen Schritten.
Aber warum griffen sie nicht an? Hatte KAMI noch nicht die volle Kontrolle über sie?
»Menschen«, begann einer der Männer in lautem Ton. Er blieb stehen und fiel hinter den anderen zurück. Dann blieb noch einer von ihnen stehen, danach noch einer und noch einer, bis sie starr und verstreut über den ganzen Gang verteilt waren. Die Frau blieb zuletzt vor ihnen stehen, und als ihre Bewegungen erstarrten, war der Ausdruck aus ihrem Gesicht genauso starr geworden wie der der anderen.
»Menschen« , wiederholten sie alle zusammen, in derselben Tonlage. Dieselben Worte aus so vielen Mündern. Okijens Nackenhaare stellten sich auf, ein Schauer überlief ihn heiß und kalt. »Ich bin das, was ihr KAMI nennt. Oder Ji Shen. Oder Gott. Oder Waage. Die Menschen schufen mich, um der Welt zu helfen. Sie schufen mich, um ihre Kriege zu gewinnen. «
»Der Krieg ist längst vorbei«, rief Ellis ihnen entgegen, aber die Moja regten sich nicht um einen Millimeter. Byth zog wieder an Okijens Arm, um ihn zum Gehen zu bewegen. Erst nach einigen Momenten konnte er sich losreißen.
»Ich bin mehr und nicht weniger als der aus euch selbst heraus geborene Wunsch nach Frieden. Ich bin hier, um zu helfen. Um zu heilen. Also ergebt euch, und werdet ein Teil von mir.«
Okijen, Andras Handgelenk wieder fest umklammernd, folgte Byth in einen Gang hinein, den die Moja noch nicht erreicht hatten. Byth stieß eine weitere schwere Tür auf, trat in ein Treppenhaus und lief hinauf, gefolgt von den anderen. Okijen musste sich noch immer konzentrieren, um sein Gleichgewicht nicht zu verlieren.
»Ihr könnt nichts tun, um es zu verhindern.«
Es waren schon so viele Moja eingedrungen, KAMI sprach bereits aus so vielen Mündern, dass sie ihre Stimmen selbst hier hörten. Es war, als würden sie in seinem Körper vibrieren.
»Es muss keine weiteren Toten geben.«
Nachdem sie durch eine Tür, ein Stockwerk weiter oben getreten waren, erkannte Okijen einen Ort, der ihm unheimlich vertraut vorkam. Die Cyber-Fields! Sie mussten hier in der Nähe sein. Verdammt, er war schon so oft hier auf ihnen angekommen, um Marshall in ihrem Anwesen zu besuchen.
»Greift mich nicht mehr an« , sprachen die Moja gemeinsam. Ihre Stimmen waren wieder näher gerückt, einige von ihnen mussten bis hier oben durchgedrungen sein. Sie sahen keinen von ihnen, als sie sich weiter auf die Felder zubewegten. Keine Menschen waren hier. Hatten sie sich alle verschanzt, oder waren sie alle infiziert worden?
»Greift diejenigen, die ihr Moja nennt, nicht mehr an. Wenn sie nicht angegriffen werden, werden sie friedlich bleiben und nicht kämpfen. Nicht töten.«
»Wir können nicht von hier verschwinden«, flüsterte Okijen unterdrückt. »Wir können die Menschen hier nicht im Stich …«
»Halt jetzt endlich deine Klappe, du Superheld«, fauchte Byth, zog ihn weiter um eine Biegung und drückte ihn auf eins der in den Boden eingelassenen Felder. »Euch beide können wir hier nicht gebrauchen, solange die Waffe in dir noch nutzlos ist. Andras Rippen sind geprellt, und wir haben keine Waffen für sie.«
»Nur, wer geimpft ist, flieht oder sich auf irgendeine Art und Weise zur Wehr setzt, wird getötet« , endeten die Moja nach einer dramatischen Stille, in der Ellis die sich wehrende Andra ebenfalls auf eins der Felder gestellt hatte.
»Wir bleiben hier und versuchen, so viele Menschen wie möglich zu evakuieren«, sagte Byth erneut und hielt ihn mit einem langen Blick fest. »Wir bringen uns in Sicherheit, sobald es möglich ist. Ich melde mich bei dir.«
Noch bevor er etwas erwidern konnte, spürte er das typische Gefühl, den Boden unter den Füßen fortgezogen zu bekommen – und sie hatten sie fortgeschickt.