16. Juli 1939

Nebel schwebte an diesem Donnerstagmorgen über der Themse, als Violetta sich auf den Weg zu ihrer ersten Probe mit Brian Wilcox' Orchester begab. Normalerweise blieb sie stets einen Moment lang am Ufer stehen, um die Nebelschwaden zu betrachten. Heute jedoch kreisten tausend Gedanken in ihrem Kopf herum. Das Erlebnis auf dem Brunnenplatz in Fulham beschäftigte sie noch immer. Die Feindseligkeit, die ihr von den Straßenmusikern entgegengeschlagen war, hatte sie geängstigt. Doch noch mehr beschäftigte Brian sie. Er war ihr rettender Engel gewesen. Gleichzeitig hatte er sie verwirrt. Brian Wilcox war ein sympathischer Mann. Sie hegte gewisse Gefühle für ihn. Natürlich nur rein freundschaftlicher Art, sagte sie sich. Sie liebte doch Hans.

Hans! Verzweifelt rief sie sich sein Gesicht ins Gedächtnis zurück und erschrak, weil ihr das nicht gelingen wollte. Seine Züge waren verschwommen. In seiner Gegenwart hatte sie sich stets wohlgefühlt. Schon seit Beginn ihres Studiums hatte sie für ihn geschwärmt und sich nichts sehnlicher gewünscht, als dass er eines Tages ihre Gefühle erwidern würde.

Wenn sie doch nur ein Lebenszeichen von ihm bekäme.

Die viktorianische Villa in Kensington, in der die Proben stattfanden, erinnerte sie an die Villen in der Eilenriede. Erneut stieg das Heimweh in ihr auf. Die Briefe und Anrufe ihrer Eltern waren in der letzten Zeit rarer geworden. Die Fronten zwischen England und Deutschland hatten sich verhärtet, sodass die Post nur noch schleppend eintrudelte. Die Zeitungen schrieben, dass die Deutschen mobilmachten.

Unabhängig von der drohenden Kriegsgefahr hatte Violetta das Gefühl, dass zu Hause etwas nicht stimmte. Im letzten Brief hatten ihre Eltern nicht wie sonst humorvoll und offen, sondern verhalten geschrieben, als würde jemand ihre Zeilen kontrollieren.

Die Villa lag etwas zurückgelegen, und der üppig blühende Vorgarten war durch eine dichte Ligusterhecke von der Außenwelt abgeschottet. Ein ornamentreiches, vergoldetes Gartentor führte hinein. Bereits von außen wirkte das weiße Gebäude wie eine kleinere Ausgabe des Buckingham-Palastes. Violetta fragte sich, wie Brian es geschafft hatte, diese feudale Stadtvilla für Orchesterproben zu mieten. Welchen Beziehungen oder glücklichen Umständen mochte er das zu verdanken haben? Sie wusste nichts über ihn, außer dass er hervorragend Klavier spielen und sehr charmant sein konnte. Während seines damaligen Aufenthaltes in Hannover hatte er nie ein Wort über seine Familie oder seinen Werdegang verloren.

Violetta stieß das Tor zum Vorgarten auf, das quietschend zur Seite schwang. Großzügige Blumenbeete empfingen sie mit dem intensiven Duftgemisch von Zentifolien, Salbei und Lavendel. Bewundernd folgte sie dem schmalen Weg über Bruchsteinplatten, der zum Eingang führte. Zwei riesige Buchskugeln rahmten die dreistufige Vortreppe ein.

Als Violetta vor der doppelflügeligen Eingangstür stand, verließ sie jedoch der Mut. Gleich würde sie Brian wiederbegegnen. In Hannover war er galant, hilfsbereit und charmant gewesen. Sein Lächeln konnte Eisberge zum Schmelzen bringen. Violetta war ihm dankbar, dass er sie vor den Straßenmusikern gerettet hatte. Ohne das Geld hätte sie Constanzes Medikamente nicht bezahlen können. Hans fehlte ihr sehr.

Und wenn du ihn nicht wiedersiehst? Schnell schob sie den Gedanken beiseite. Sie würden sich wiedersehen und alle drei eine richtige Familie sein.

Oft fühlte sie sich einsam, sehnte sich nach Liebe und Zärtlichkeit. Brians Aufmerksamkeit tat ihr einfach nur gut.

Angespannt starrte sie auf den Messingtürklopfer. Sie kannte die Musiker nicht, wusste nicht, was Brian von ihr als Sängerin erwartete. Der Mut verließ sie, auch wenn sie sich sehr freute, wieder mit einem Orchester zu arbeiten. Was, wenn Brian war wie ihr Vater und die Probe erst beendet, wenn er mit der Leistung aller zufrieden war? Ihre Zeit für die Proben war begrenzt. Sie hatte Sally versprochen, bis zum Nachmittag zurück zu sein, um ihr Constanze abzunehmen.

Während Violetta grübelnd dastand, wurde die Eingangstür geöffnet, und Brian stand auf der Schwelle. Das freudige Aufblitzen in seinen Augen vermittelte ihr ein schlechtes Gewissen.

»Ich habe dich gar nicht klopfen gehört, Violetta. Schön, dass du gekommen bist.«

Sein Haar war zu lang und fiel ihm ungeordnet in die Stirn. Die Zweifel schwanden mit seinem Lächeln.

»Guten Tag, Mr Wilcox.«

»So steif? Wollen wir es nicht bei Brian belassen? Alle, mit denen ich arbeite, nennen mich so. Und wir duzen uns.«

Sie nickte.

»Komm, ich bringe dich zu den anderen.«

Er fasste sie bei der Hand und zog sie mit sich ins Haus.

Sie durchquerten eine quadratische Halle mit Säulen und Marmorboden. Der Kristallleuchter in der Mitte der Decke erinnerte sie an den im elterlichen Theater. Marmorne Büsten und Statuen schmückten die Nischen. Eine geschwungene Treppe führte zu beiden Seiten hinauf in den ersten Stock. An den Wänden der Treppe hingen Gemälde berühmter Komponisten. Sie erkannte Bach, Mozart, Schubert und ein Foto ...

Violetta riss erstaunt die Augen auf, als sie das Bildnis ihres Vorfahren Frederik von Uhlenberg erblickte.

»Frederik von Uhlenberg?«, murmelte sie und zeigte nach oben.

»Ich habe das Foto gefunden und konnte nicht widerstehen, es neben die anderen zu hängen«, erklärte ihr Brian.

»Du willst mir schmeicheln«, sagte sie amüsiert. Insgeheim freute es sie, dass Brian ihren Vorfahren auf diese Art ehrte.

»Ich wollte dir eine Freude bereiten, damit du dich hier heimischer fühlst. Außerdem bin ich wirklich ein Freund seiner Musik, wie du dich erinnern kannst.«

»Ja, ich weiß.« In Hannover hatte er ihren Eltern zu ihrem Vorfahren Löcher in den Bauch gefragt.

»Ich wusste gar nicht, dass du ein Foto von ihm besitzt.«

»Es gibt so vieles, was du nicht von mir weißt.«

Dabei blickte er ihr tief in die Augen. In seiner Nähe fühlte sie sich geborgen und wohl.

»Die anderen warten bestimmt schon auf uns.« Ihre Stimme klang heiser.

Statt einer Antwort zog er sie mit sich durch die Eingangshalle zu einem hohen Raum, in dem bereits die Orchestermitglieder auf sie warteten. Sie war froh, als sie auch eine Frau unter ihnen entdeckte.

Brian stellte ihr jeden Einzelnen vor. Sie spielten alle eine kurze Passage aus berühmten Werken. Die Virtuosität der Musiker beeindruckte sie und flößte ihr gleichzeitig Respekt ein. Wie bei ihrem Vater durfte sie sich auch hier keinen Patzer erlauben. Auf keinen Fall wollte sie sich blamieren.

Als sie sah, wie Dana Harper über ihren Kontrabass Brian ansah, versetzte ihr das einen Stich. Dennoch fühlte sie sich in der Runde willkommen. Zwei der Musiker sprachen Deutsch, was ihr manches erleichtern würde.

Sofort vertiefte sich Brian in die Arbeit.

»Wir beginnen gleich mit der Habanera«, bestimmte er und setzte sich an den weißen Flügel, bevor er ihr aufmunternd zunickte. Ihr Lampenfieber stieg. Sie wollte nicht versagen.

Brian forderte durch eine Handbewegung alle auf, sich auf ihr Spiel zu konzentrieren. Seine Hände glitten über die Tasten, und er leitete die Arie der Carmen ein. Sie liebte den sinnlichen Grundrhythmus. Die Akustik im Raum übertraf ihre Erwartungen. Violetta drückte den Rücken durch und stützte sich mit dem Ellbogen auf den Flügel. Wenn sie in sein Gesicht sah, hatte sie das Gefühl, auch die schwierigste Partie zu schaffen, denn er vermittelte ihr durch seine besonnene Art Ruhe und Gelassenheit. Diesmal kokettierte sie auch mit ihm während des Gesangs. Deutlich spürte sie die Schwingungen zwischen ihnen.

»L' amour.« Auch heute wurde Violetta zu Carmen. Brians Blicke und wie er musikalisch auf sie einging, beflügelten sie, alles in ihre Darbietung hineinzulegen. Sie tänzelte verführerisch mit wiegenden Hüften um den Flügel herum, ohne den Blick von ihm abzuwenden.

Nach dem Schlussakkord herrschte Stille. Brian und sie sahen sich noch immer an. Das Strahlen in seinen Augen verriet, dass auch er das Zusammenspiel genossen hatte. Erst der Applaus der anderen brach den Bann zwischen ihnen.

»Sie haben wunderbar gesungen, Fräulein Schwarz«, lobte sie Wilhelm Steiner mit seinem unverkennbar salzburgischen Dialekt.

»Das habe ich auch Ihnen allen durch die hervorragende Begleitung zu verdanken.« Besonders Brian, der auf jede ihrer Phrasierungen eingegangen war. Er musste sie nicht loben, seine Miene verriet mehr als tausend Worte.

»Magst du noch ein wenig bleiben, Violetta?«, fragte er. Sie sah auf die Uhr und nickte.

»Ein wenig.«

Anschließend nahm sie auf einem der Stühle Platz und lauschte dem Nocturne von Bizet, das Brians Orchester spielte. Dabei betrachtete sie seine Miene. Der verträumte, stille Charakter des Stückes wurde durch Brians sensibles Spielen hervorgehoben. Er spielte aus Überzeugung und Leidenschaft. Das zeichnete ihn aus und erinnerte sie wieder einmal an ihre Familie. Wie ihr Vater schien auch Brian alles um sich herum zu vergessen.

Ganz in Brians Bann bemerkte Violetta recht spät den älteren, elegant gekleideten Mann, der in der geöffneten Tür des Proberaums stand und zu Brian sah.

Zwischen den beiden Männern bestand eine gewisse Ähnlichkeit, dass Violetta annahm, der Fremde wäre Brians Vater. Der ältere Mann wartete, bis Brian und sein Orchester das Nocturne beendet hatten, bevor er sich mit einem Handzeichen bemerkbar machte.

»Onkel Edgar!«, rief Brian erstaunt und zugleich freudig.

»Ich muss dich sprechen, Brian. Jetzt!«

Brian stand auf und umarmte seinen Onkel, bevor er sich an die Musiker wandte. Es war offensichtlich, dass Onkel und Neffe sich gut verstanden.

»Könnt ihr vielleicht noch mal die letzte Passage spielen?«, fragte Brian die Musiker, bevor er mit seinem Onkel den Raum verließ. Violetta konnte durchs Fenster sehen, dass die beiden in den Garten gingen.

Sie standen unter einem ausladenden Birnbaum. Der Onkel redete zu Brian, dessen Gesicht rot anlief. Daraus entstand eine hitzige Diskussion, bei der beide gestikulierten. So aufgebracht hatte sie Brian noch nicht gesehen. Er schüttelte den Kopf und lief unter der Baumkrone auf und ab. Dann blieb er stehen und redete mit seinem Onkel. Der alte Herr stand auf seinen Stock gestützt da und hörte zu, bis er den Kopf sinken ließ. Brian wollte davongehen, doch sein Onkel hielt ihn zurück. Zu ihrem Bedauern konnte Violetta kein Wort verstehen, auch wenn die Stimmen der beiden Männer lauter geworden waren.

Kurz darauf stürmte Brian aufgebracht in den Proberaum zurück. Sein Gesicht glich einer starren Maske.

Der Onkel hingegen kehrte nicht zurück. Während der restlichen Probe wirkte Brian unkonzentriert und gereizt, bis er schließlich abbrach.

»Wir proben nächste Woche an drei Tagen, immer um die gleiche Zeit«, sagte er zu den Musikern, von denen keiner wagte, ihn zu fragen, was ihn derart verstimmt hatte. Während die Musiker ihre Instrumente säuberten und verstauten, blickte Brian hinaus in den Garten. In Gedanken schien er weit weg zu sein. Violetta hätte längst gehen müssen, aber sie spürte, dass er jetzt jemanden brauchte.

Nachdem die anderen die Villa verlassen hatten, blieb sie auf dem Stuhl sitzen und schaute ihn an. Er ballte die Hand zur Faust und schlug auf die Notenablage des Flügels, dass die losen Notenblätter durch die Luft auf den Boden segelten.

Violetta stand auf und ging zu ihm. Brian stützte sich schwer atmend auf den Flügel. Sacht legte sie ihre Hand auf seine Schulter, befürchtete, er würde sie zurückstoßen. Aber er tat es nicht.

»Schlechte Nachrichten?«

»Ja ... in gewisser Weise!«, rief er.

»Das tut mir sehr leid. Ich kann zuhören.«

Er schwieg.

Eine Weile blieb sie neben ihm stehen, spürte den inneren Kampf, den er mit sich ausfocht. Jeder Muskel seines Körpers war bis aufs Äußerste angespannt. Sie wusste nicht, ob ihre Worte in seinem aufgewühlten Zustand zu ihm durchgedrungen waren. Als er noch immer schwieg, drehte sie sich um und wollte den Proberaum verlassen.

»Geh nicht«, sprach er leise. Sie wandte sich wieder zu ihm um. In seinen Augen lag Schmerz, der sie tief berührte.

Aus einem Gefühl heraus umarmte sie ihn.

»Was immer es auch sein mag, ich ...«, flüsterte sie an seiner Brust.

Weiter kam sie nicht, denn er drückte sie an den Schultern zurück und sah sie an. In seinen Augen lag eine Mischung aus Wut und Schmerz.

»Ich muss eine Entscheidung treffen, die mein Leben in eine andere Richtung lenkt. Aber ich will es nicht.«

Sie konnte ihn nur zu gut verstehen.

»So wie ich, als ich meine Familie und das Theater für eine ungewisse Zukunft in England zurückließ.«

»Und hast du den Schritt bereut?«, fragte er und streichelte sanft ihre Wange.

»Ja, nur blieb mir keine andere Wahl. Sie hätten mich sicher verhaftet.«

»Du vermisst deine Familie sehr?«

»Jeden Tag. Und das Theater.« Traurig blickte Violetta geradeaus.

»Kann dich verstehen. Je nachdem, wofür ich mich entscheide, verleugne ich einen Teil von mir. Musik ist mein Leben.«

»Das Gefühl kenne ich nur zu gut. Manchmal hilft es, mit jemandem zu reden.«

Sie spürte, wie er mit sich rang. Dann erzählte er ihr offen, was ihn zur Entscheidung zwang. Lord Brian Wilcox, das war also sein Geheimnis. Es war ihr gleichgültig, ob er der Sohn eines Lords war. Sie mochte und bewunderte den Mann und Musiker Brian, die Entschlossenheit, mit der er seine Ziele anstrebte.

»Verstehst du nun? Mein Vater hat mich verstoßen! Ich will das Erbe nicht!«

Das Verhalten des Vaters hatte nicht nur Brians Stolz verletzt, sondern ihn bis ins Mark getroffen. Ihrer Mutter war es einst ähnlich ergangen.

»Er ist ein alter, kranker Mann. Er hätte dich nicht darum gebeten zurückzukehren, wenn er nicht bereuen würde.«

»Aber er hat nie wirklich verstanden, dass die Musik mein Leben ist.«

»So wie du von Wilcox Manor sprichst, bedeutet es dir etwas. Du kannst auch als Herr von Wilcox Manor weiter musizieren. Vorausgesetzt, du hast einen fähigen Verwalter für das Anwesen. Aber es wäre deins, und kein Fremder würde sein Schicksal bestimmen. Lehnst du das Erbe ab, glaub mir, würdest du es immer bereuen.«

Violetta schluckte. Ihr war klar, dass sie sich nicht mehr so oft sehen würden, wenn er Herr von Wilcox Manor war. Und wenn sie irgendwann nach Deutschland zurückkehren würde, bliebe auch er nur eine schöne Erinnerung.

»Danke für deine offenen Worte. Du hast recht, ich würde es mir nicht verzeihen, wenn Fremde die Geschicke von Wilcox Manor lenken würden.«

Irgendwo schlug eine Uhr. Das erinnerte sie daran, dass ihre geliebte Tochter zu Hause auf sie wartete. Brian wäre sicher entsetzt, wenn er von ihrem unehelichen Kind erfuhr.

»Ich ... es tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen.«

Die Enttäuschung war ihm anzusehen.

»Ich begleite dich«, schlug er vor.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, lass nur. Es ist wichtiger, dass du nach Wilcox Manor fährst und deinen Eltern deine Entscheidung mitteilst.«

»Du hast wahrscheinlich recht. Dann sehen wir uns bei der nächsten Probe?«

»Ja«, antwortete sie. Das Leben war zu kurz, um nicht jeden schönen Moment auszukosten.

Violetta kehrte bedrückt in die Pension zurück. Constanze lag in der Wiege und schlummerte friedlich. Sie beugte sich zu ihrer Tochter hinunter und küsste sie auf die Stirn. Die Kleine rekelte sich und gähnte, bevor sie ihren Daumen in den Mund steckte und nuckelte. Ein rötlicher Glanz lag auf ihrem Haar, das Violetta schmerzlich an das ihrer Mutter erinnerte. Die Eltern hatten ihren letzten Brief immer noch nicht beantwortet. Die Zeitungen waren voll mit Artikeln über Deutschlands Mobilmachung. Der Gedanke an einen bevorstehenden Krieg ängstigte sie zunehmend. Dieser würde noch zerstörerischer werden als der letzte. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, was das für das Theater und ihre Familie bedeuten könnte. Und sie war nicht da, um den Eltern bei ihren Sorgen und Nöten zu helfen.

Den Rest des Nachmittags kümmerte sie sich um ihre Tochter, aber die Unruhe blieb. Später, in der Nacht, ließen Albträume sie immer wieder aufwachen. Sie träumte von Florentina, die von schwarzgekleideten Männern abgeführt wurde, und dann wieder sah sie das Theater in Flammen. Schweißgebadet wachte sie auf. Der Morgen graute. Sie stand auf und betrachtete am Fenster die dunklen Gewitterwolken, die am Horizont aufzogen und wie ein düsteres Omen wirkten. Unheil schien auf sie zuzurollen. Violetta fürchtete sich davor, alles zu verlieren, was ihr lieb und teuer war.