Von der Straße klang lautes Hupen. Yella konnte es kaum fassen, als sie durch die Tränen hindurch das Berliner Kennzeichen erkannte. Aus dem offenen Wagenfenster klang von der Rückbank eine fröhliche Jungenstimme: »Mama! Wir sind da!«

David sprang aus dem Auto und umarmte sie, ohne eine einzige Frage zu stellen. Die Umarmung fühlte sich warm und vertraut an.

»Es tut mir so leid«, sagte David. »Ich hätte dich nie alleine fahren lassen dürfen.«

»Wir sind um Mitternacht aufgestanden«, freute sich Leo.

Er hatte sich für den großen Moment rausgeputzt und sein Elsa-Kostüm angezogen.

»Wir lassen dich nicht alleine«, sagte David. »Nicht, wenn es etwas zu feiern gibt.«

Yella trocknete ihre Tränen und versuchte sich so weit zu fassen, dass sie Leo und Nick begrüßen konnte, ohne ihre kleinen Söhne zu beunruhigen. »Ich habe euch so vermisst«, sagte sie.

Der kleine Nick war wohl gerade eben wach geworden. Seine Wangen glühten noch rot vom Schlaf, das Muster seines Pullovers zeichnete sich auf seinen herrlich runden Wangen ab. Als seine Verwirrung einem breiten Strahlen wich, lag in seinen Augen ein ganz besonderes Zwinkern, aber auch eine Melancholie, die sie sofort erkannte. Ihr Vater war nicht tot. Er

»Die Jungs erwarten eine Hochzeit wie in Frozen. Ich hoffe, sie werden nicht enttäuscht«, lachte David.

Yella schob die traurigen Gedanken einen Moment beiseite. Sie würde in diesem Leben ihre Mutter nicht mehr ändern. Das Einzige, was sie entscheiden konnte, war, ob sie weiterhin Teil ihres Lebens sein wollte.

»Ich muss dir so viel erzählen«, sagte Yella.

»Wir reden später«, sagte David leise. »Wir haben alle Zeit der Welt.«

Es klang wie eine Liebeserklärung. Yella nickte dankbar. Lag ihre wahre emotionale Basis nicht längst bei David und ihren beiden Jungen? Sie würde alles daransetzen, Leo und Nick das warme Nest zu bieten, das sie selber bis heute vermisste. Sie würde ihnen zuhören und folgen, wohin ihre Wege sie auch führten. Sie gab alles darum, ihnen zu vermitteln, dass sie wählen durften, was sie sein wollten. Auch Prinzessin Elsa.

Gerührt küsste sie erst ihre Jungs, dann David. Yella strömte über vor Liebe. Hier war ihr Zuhause. Sie wischte ihre Tränen aus dem Gesicht: »Wir müssen uns beeilen«, sagte sie tapfer. »Ich will nicht wieder zu spät kommen.«

Aller Ärger war verflogen, sie war einfach nur dankbar, David an ihrer Seite zu wissen.