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Bevor es zur Sache geht

Neugierde, Kreativität und eine gehörige Portion Humor – das sind die besten Entdeckerinstrumente auf dem Weg zu einer erfüllten Sexualität.

In einen guten Sexratgeber gehören Sextipps. Sie sollen hilfreich, konkret und kreativ sein. Sie sollen zum Ausprobieren und Entdecken anregen, vor allem aber auch praktisch und ehrlich sein. Was ein guter Sexratgeber nicht verspricht, sind Patentrezepte, die einen von heute auf morgen in den perfekten Liebhaber oder die perfekte Liebhaberin verwandeln. Ganz einfach, weil es solche Tricks und Zauberhandgriffe nicht gibt.

imageHINWEIS Nichts ist individueller als guter Sex. Was dem einen sexuelle Glückseligkeit schenkt, ist für den andern ein absolutes No-go.

Jeder Mensch ist anders. Was den einen in Verzückung versetzt, lässt den andern kalt – oder stört ihn vielleicht sogar. Was mit dem einen Partner wunderbar war, ist es mit einem neuen möglicherweise nicht mehr. Was man vor ein paar Monaten, Jahren oder auch nur Stunden für das Nonplusultra hielt, funktioniert plötzlich nicht mehr. Was jetzt ein bisschen frustrierend klingt – wer würde nicht gern den Schlüssel zum garantierten Sechser im Sexlotto kennen? –, hat auch sein Gutes: Stete Veränderung lädt ein, immer wieder Neues auszuprobieren und unbekannte Glücksgefühle zu entdecken.

Die Leichtigkeit nicht vergessen

Der vielleicht beste allgemeingültige Sextipp aller Zeiten hat nichts mit flinken Fingern oder einer bestimmten Stellung zu tun. Er lautet: Lösen Sie sich vom Leistungsdenken. Viel zu viele Leute vergessen auf der Suche nach dem perfekten Sexerlebnis, im Bett ganz einfach Spass zu haben und es zu geniessen. Guter Sex, besserer Sex, perfekter Sex – diese Ideen bauen auf Bewertungen und Leistungsgedanken auf, die zu fiesen Stolpersteinen auf dem Weg zu einem erfüllenden Sexualleben werden können.

Ein bisschen naiv mag sie ja sein, die Forderung nach weniger Leistung und nach dem Abschied von der Idee vom «besseren Sex». Denn Menschen bewerten automatisch, was sie erleben, und die meisten haben schon am eigenen Leib erfahren, dass es eben tatsächlich guten und weniger guten Sex gibt. Es gibt Sex, den man schnell wieder vergisst, weil er einfach nur durchschnittlich war; Sex, den man am liebsten schnell wieder vergessen möchte, weil er alles andere als berauschend war; und eben auch solchen, von dem man nicht genug haben kann. Es ist logisch und verständlich, dass man am liebsten möglichst nur noch umwerfenden Sex hätte, aber es ist vor allem wichtig, dass man Sex unvoreingenommen erlebt.

imageHINWEIS Sex ist selten dann am besten, wenn man Grossartigkeit plant und um jeden Preis erleben will. Sondern dann, wenn man sich genussvoll im Moment verliert.

Viele Menschen unterschätzen den Einfluss der Absicht, die hinter einer Berührung steckt. Berühre ich meinen Partner, weil ich ihn gern berühre? Weil es ihm Lust macht und ich ihm diese Lust schenken will? Und weil es mir selber Lust macht? Oder berühre ich meinen Partner, weil ich ihm einfach einen Gefallen tun und ihn möglichst schnell zum Orgasmus bringen will?

imageHINWEIS Die Suche nach dem schnellsten und effektivsten Weg zum Orgasmus ist oft absolut kontraproduktiv auf dem Weg zu erfüllendem Sex.

Der Penis ist keine Maschine

Manche Frauen bekommen Panik, wenn der Penis während des Sex weniger steif oder vielleicht sogar schlaff wird. Sie beginnen sofort, ihn fieberhaft zu bearbeiten, mit dem Ziel, ihn wieder hart werden zu lassen – und nicht, um dem Partner Lust zu bereiten. Das Resultat dieser Bemühungen ist oft wenig erbaulich.

Auf der anderen Bettseite attackieren viele Männer mit schon fast furchterregender Zielstrebigkeit die Klitoris und kommen mit diesem «Mehr hilft auch mehr»-Ansatz ebenfalls nicht weiter.

Es muss nicht immer ein Orgasmus sein

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu lustvollem Sex: sich aus der Jagd nach dem Orgasmus ausklinken (mehr zum Thema Orgasmus siehe Seite 185). Vielleicht hat der eine oder andere genau deshalb nach diesem Ratgeber gegriffen, weil er Schwierigkeiten hat, selber zum Orgasmus zu kommen oder dem Partner, der Partnerin einen Orgasmus zu verschaffen. Und natürlich ist es schön, richtig und auch wichtig, sich Inspirationen zu holen. Aber es ist auch gefährlich, beim Experimentieren – und dazu soll dieses Kapitel vor allem animieren – den Orgasmus bedingungslos als Ziel vor Augen zu haben. Steht er tatsächlich am Ziel dieser Entdeckungsreise, umso besser. Sein Ausbleiben darf aber nicht als Vorwand dienen, nichts Neues mehr auszuprobieren, weil man vielleicht mal enttäuscht wurde, etwas nicht gleich geklappt hat oder weniger schön war als erhofft.

imageHINWEIS Das Ziel von lustvollem Sex ist lustvoller Sex – und nicht unbedingt ein Orgasmus.

Wieso Experimentieren im Bett wichtig ist

Never change a running system – ändere niemals etwas, was funktioniert. Ein schönes Sprichwort, das auf die Sexualität aber nur bedingt zutrifft. Kreativität und Experimentieren sind wichtig im Bett. Niemand behauptet, dass Sie das, was Sie bereits kennen und schätzen, über Bord werfen müssen. Aber es ist essenziell, die eigene Experimentierfreude zu entdecken und zu pflegen, egal, ob Sie als Paar bereits länger zusammen sind, sich gerade erst kennengelernt haben oder Ihre Sexualität solo erkunden möchten.

Langzeitpaare können durch stetes Experimentieren verhindern, dass sich Routine einschleicht (oder sie können sie vertreiben, wenn sie schon Einzug gehalten hat), und Paare am Beginn einer Beziehung schaffen mit Abwechslung ideale Voraussetzungen dafür, dass es gar nie zur gefürchteten Öde im Bett kommt.

Mit der Einstellung «Es funktioniert ja» tun Sie sich keinen Gefallen, weil Sie sich damit die Möglichkeit verbauen, Neues zu entdecken. Denn wer weiss: Vielleicht ist da draussen ja noch viel mehr, das Spass macht. Viele Langzeitpaare beklagen, dass ihre Sexualität fade geworden oder eingeschlafen sei. Schaut man jedoch hin, was sie aktiv für Abwechslung und Veränderung tun, ist es wenig bis nichts. Das heisst nun nicht, dass Sie jeden sexuellen Kontakt in eine Probiersession verwandeln oder sich im Wochenrhythmus mit verrückten Stunts im Bett bei Laune halten müssen. Aber Abwechslung und Neues sind Dinge, die in einer gewissen Dosis in der Sexualität vorkommen sollen.

Fangen Sie bei sich selber an

Die Basis entspannten und lustvollen Experimentierens ist eine möglichst gute Kenntnis des eigenen Körpers sowie der eigenen Bedürfnisse und Vorlieben. Nur wer sich selber kennt, kann auf diesem Wissen aufbauen und dem Partner Hinweise geben. Diese Kenntnis holen Sie sich einerseits aus Quellen wie dem Anatomiekapitel in diesem Buch (siehe Seite 25), vor allem aber auch durch das Erkunden des eigenen Körpers beim Masturbieren.

Mann und Frau sind nun mal mit der Tatsache konfrontiert, dass sich ihre Genitalien massiv voneinander unterscheiden. Das mag schön sein, wenn sich Komplementäres vereinigt. Es ist aber insofern ein Handicap, als man nicht einfach so von sich auf den andern schliessen kann. Sie können also im Bett nicht ohne Weiteres auf den Partner übertragen, was für Sie selber funktioniert. Ein Penis braucht eine andere Stimulation für die Lust als eine Klitoris, und Schamlippen möchten vielleicht anders berührt werden als der Hodensack. Und bei diesen Überlegungen sind rein individuelle Vorlieben noch nicht mal mit eingerechnet.

Es ist ein grosses Geschenk, wenn jemand die Freude, Kreativität und Fähigkeit hat, die Genitalien des Partners so zu erkunden, dass es ihm Lust verschafft. Das wird jedoch nie die eigene Erfahrung ersetzen, die Sie machen, wenn Sie sich selber berühren und am eigenen Leib erfahren, was zu Lust und schliesslich auch zu einem Orgasmus führt.

imageTIPP Wer den eigenen Körper gut kennt, hat einen Wissensvorsprung, den er idealerweise mit dem Partner, der Partnerin teilt.

Haben Sie sich erst mal einen Wissensschatz über die eigene Lust und den eigenen Körper erarbeitet, sollten Sie diese Erfahrung dem Partner auch noch mitteilen können. Und das ist etwas, was den meisten Menschen auch im intimen Rahmen der Zweisamkeit schwerfällt. Dem Thema «Über Sex reden» ist deshalb ein eigenes Kapitel gewidmet (siehe Seite 121).

Wie Sie die Tipps in diesem Kapitel anwenden

Sex ist mehr als Penetration, mehr als ein blosses Rein und Raus. Natürlich gibt es Momente, in denen eine simple und vielleicht auch schnelle Nummer genau das ist, was man sich wünscht. Es gibt Tage, an denen man sich als Paar einfach nur auf die unkomplizierte und vielleicht immer gleiche Art begegnen möchte, die beide befriedigt. Ohne Trara und Candlelight-Dinner und eben auch ohne Experimente – und das ist voll o.k. Aber: Es gibt auch die anderen Tage. Und für sie sind die Tipps in diesem Kapitel gedacht.

Experimentieren im Bett braucht Raum, Zeit und die Abenteuerlust, sich auf Neues einzulassen. Es bringt nichts, versteckte Winkel der Sexualität ausloten zu wollen, wenn bereits der nächste Termin drängt oder Sie nach einem anstrengenden Tag schon fix und fertig sind. So kann es Sinn machen, eine Experimentiersession anzukünden – und Eltern oder anderweitig stark ausgelastete Paare tun vielleicht gut daran, einen entsprechenden Abend, Nachmittag oder Morgen im Voraus zu planen und sich den Termin zu reservieren.

Die Sexualität in all ihren Schattierungen schätzen

Viele Männer und Frauen sind mit folgendem Grundsatz in ihre Sexualität geschickt worden: «Zuerst kommt das Vorspiel und dann der Sex.» Dahinter steckt eine Idee, die gleich an mehreren Ecken und Enden krankt. Einerseits macht sie eine Einteilung zwischen «richtigem Sex» (gemeint ist die Penetration) und irgendwelchen Nebenaktivitäten, die offenbar zweitklassig sind. Diese Trennung und vor allem auch Abwertung ist kurzsichtig. Viele Männer und Frauen würden wohl sofort unterschreiben, dass ihnen Oralverkehr mindestens so viel Lust bereitet wie die Penetration. Und Berührungen mit den Händen, die immerhin genauso gut oder noch besser einen Orgasmus auslösen können, einfach vom «richtigen Sex» auszuschliessen, wäre ja wohl auch nicht sinnvoll.

Ein weiterer Denkfehler bei der Aufteilung von Vorspiel und Sex zielt auf die angebliche sexuelle Langsamkeit und Kompliziertheit der Frau. Das Vorspiel wird nämlich gerne als generöse Geste an die Frau ausgelegt, die diese Zusatzaufmerksamkeit braucht, um «auf Touren» zu kommen, bevor es «richtig» losgehen kann. Nun mag es durchaus stimmen, dass die Sexualität der Frau komplexer ist und dass es aufwendiger ist, ihr Lust zu machen. Viele Frauen werden aber bestätigen, dass sie, auf sich allein gestellt, spielend in der Lage sind, sich innert weniger Minuten einen wunderbaren, «richtigen» Orgasmus zu verschaffen.

imageHINWEIS Wie man es dreht und wendet: Sex hat viele Facetten, und es lohnt sich, sie alle zu entdecken und so weit auszuloten, wie es einem Spass macht. Und zwar ganz ohne zu bewerten, was «richtiger Sex» ist – Hauptsache, es macht Lust.

Wie weiss ich, was meinem Partner, meiner Partnerin gefällt?

Wer unbekanntes Territorium betritt, fühlt sich am Anfang möglicherweise etwas unsicher. Das ist absolut normal; so erging es vermutlich auch Christoph Kolumbus, als er erstmals einen Fuss auf amerikanisches Land setzte.

Auf der Erkundungsmission namens Sex machen sich viele Männer und Frauen Sorgen, ob eine bisher nie gemachte Berührung ihrem Partner oder ihrer Partnerin auch Lust und Freude bereitet und ob sie in eine bestimmte Richtung weiter vordringen sollen oder besser einen Kurswechsel machen. Gute Leitfragen beim Entdecken sind: Was möchte ich gern berühren? Von welcher Berührung stelle ich mir vor, dass sie meinem Partner, meiner Partnerin gefallen könnte? Und ganz wichtig: Welches sind die Signale, die mein Partner mir gibt, während ich ihn berühre? Es gibt nonverbale Signale wie Atmen und Stöhnen, aber auch Körperposition und -bewegungen liefern wichtige Hinweise.

Eine Frage des Vertrauens

Zum Vertrauen gehört auch, dass Sie sich darauf verlassen können, dass der Partner es signalisiert oder konkret sagt, wenn ihm etwas nicht gefällt und Sie aufhören oder etwas ändern sollen. Es kann sehr bedrückend sein, wenn das Gefühl Sie beschleicht, dass gar nicht gut ankommt, was Sie vielleicht schon eine ganze Weile im Bett gemacht haben. Entsprechend sollten Sie es ehrlich und rasch mitteilen, wenn Ihnen eine Berührung nicht gefällt. Dazu gehört auch, dass Sie es begründen und Alternativen anbieten. Ist der Druck zu stark oder zu schwach? Genau diese Stelle kitzlig? Eine Berührung zu schnell? Zu langsam? Die eigenen Wünsche und Vorlieben konkret zu formulieren, braucht vielleicht etwas Überwindung und Übung, aber es ist unerlässlich.

imageHINWEIS Gemeinsames Experimentieren setzt nicht nur Vertrauen voraus. Sich so intim zu begegnen, ist auch ein guter Weg, Vertrauen weiter aufzubauen und zu stärken.

So wichtig das offene Gespräch für den Sex und die Beziehung ist – direkt während des Ausprobierens sollten Sie sich eher auf nonverbale Kanäle verlassen. Wer beim Experimentieren ständig nachfragt, macht es dem Partner nicht einfacher, sich auf neue Berührungen einzulassen. Selbstverständlich dürfen Sie sich im Anschluss aber darüber austauschen, was besonders schön war und was beim nächsten Mal noch anders sein könnte. Dieses Erfragen und Austauschen von Wünschen kann eine lustvolle Vorbereitung auf die nächste Probierstunde sein.

Und wenn ich etwas nicht ausprobieren möchte?

Man muss nicht alles mögen, was es im Bereich der Sexualität zu entdecken gibt. Aber: Etwas abzulehnen, ohne es je ausprobiert zu haben, ist mit wenigen Ausnahmen tabu. Da verhält es sich mit der Sexualität wie mit dem Essen. Man kann nicht sagen: «Brokkoli ist eklig», wenn man ihn nie probiert hat. Vermutlich braucht es sogar mehrere Anläufe und die Kunst mehrerer Köche, bis man mit Fug und Recht sagen kann: «Nein, das kommt mir nicht auf den Tisch.» Vielleicht ist mit etwas Variieren die Sache ja gar nicht so unpassend, wie man sie sich vorgestellt hat.

Äussert der Partner nun einen Vorschlag oder einen Wunsch, bei dem Sie definitiv nicht mitmachen möchten, ist es fair, dieses Ablehnen auch zu begründen – und «Ich will einfach nicht» ist dabei keine angemessene Antwort.

Der Umgang mit pikanten Praktiken

Im Bereich der Sexualität gibt es Ideen und Praktiken, die klar nicht jedermanns Sache sind, die aber, wenn man denn draufsteht, grosse Lust machen können. Einen ultimativen objektiven Massstab dafür, was o.k. und was tabu ist, gibt es nicht. Fragen Sie sich, warum genau Sie etwas nicht machen möchten. Haben Sie einfach heute keine Lust dazu, vielleicht aber ein anderes Mal? Haben Sie es schon mal ausprobiert und nicht genossen? Ist die Idee sexuelles Neuland, und Sie wissen nicht recht, wie Sie sich verhalten sollen? Widerspricht die Sache Ihrer persönlichen ethischen Grundhaltung? Würden Sie sich oder den Partner durch die Praktik in einem Mass abgewertet sehen, das Sie nicht erleben möchten? Oder birgt der Vorschlag vielleicht die Gefahr einer körperlichen Verletzung?

Fragen wie diesen nachzugehen, ist nicht nur wichtig auf der Suche nach einer Antwort für den Partner, sondern auch für sich selber.

Offenheit nicht abstrafen

Behalten Sie beim Begründen im Hinterkopf, dass es Ihren Partner, Ihre Partnerin vielleicht einige Überwindung gekostet hat, den Wunsch zu äussern. Strafen Sie diesen Mut nicht mit einer schroffen oder abwertenden Haltung ab. Vielleicht finden Sie ja gemeinsam einen Mittelweg, wie die Fantasie ausgelebt werden kann, damit es für beide stimmt. Dabei kann es nicht sein, dass Sie sich für den Partner derart verbiegen, dass Sie sich selber dabei verleugnen, aber Sie dürfen im Bett durchaus auch mal etwas dem Partner zuliebe machen, obwohl es vielleicht auf Ihrer Wunschliste nicht zuoberst steht.

Flinke Finger: Masturbation und Intimmassage

Ob es nun die eigenen sind oder diejenigen des Partners: Die Hände gehören zu den wichtigsten Werkzeugen beim Sex. Sie können Quelle grosser Lust sein, egal, ob sie Nebendarsteller sind oder ein Solo hinlegen.

Das Besondere an diesem Kapitel ist, dass es Sextipps beinhaltet, die Sie sowohl allein als auch zu zweit ausprobieren können. Die gegenseitige Intimmassage ist nämlich so etwas wie «Fremdmasturbieren», und die meisten Techniken und Handgriffe können Sie sowohl beim Soloflug als auch in der Paarsexualität anwenden. Entsprechend können Männer und Frauen von den jeweiligen Kapiteln in gleichem Masse profitieren: entweder, weil sie Ideen für sich selber finden oder solche für den Umgang mit dem Partner.

Hier aber zunächst ein paar einleitende, grundsätzliche Überlegungen zum Thema Selbstbefriedigung.

Selbstbefriedigung: Ein wichtiger Teil der Sexualität

Masturbieren wird gern als Sexualität zweiter Klasse dargestellt. Schade, denn gerade die Selbstbefriedigung ist oft eine sehr erfüllende und kreative Form der Sexualität. Entdeckt wird sie von den meisten im Alleingang: Masturbieren ist nicht etwas, was man normalerweise von jemandem lernt oder was einem beigebracht wird. Für die meisten Teenager ist es die erste Station des Sexuallebens, die entdeckt und gelebt wird. Ein mehr oder weniger grosses Repertoire an Handgriffen bringen sich die meisten selber bei.

Dank Neugier, Kreativität und auch ein bisschen Lebenserfahrung verändern die meisten Menschen im Verlaufe ihres Lebens die Art, wie sie masturbieren. Man findet heraus, was einem gefällt und was nicht, und schnappt auf dem Weg auch den einen oder anderen Trick auf.

imageTIPP Kreative und abwechslungsreiche Selbstbefriedigung ist eine hervorragende Basis für die Paarsexualität.

90 Prozent der Schweizer Männer und 86 Prozent der Frauen geben in Untersuchungen an, sich regelmässig selbst zu befriedigen. Wie häufig, ist sehr unterschiedlich und hängt unter anderem davon ab, ob eine Person gerade einen Partner hat oder nicht. Aber auch die meisten Menschen in festen Beziehungen mit lustvoll gelebter Sexualität legen immer mal wieder selber Hand an, sei es auf der Suche nach einem schnellen Orgasmus oder aber auch einfach in der liebevollen Beschäftigung mit dem eigenen Körper und den tollen Empfindungen, zu denen er fähig ist.

Kreativität beim Masturbieren

Anders als viele Leute befürchten, stellt die Masturbation in aller Regel keine Bedrohung für das Sexualleben eines Paares dar. Sie nimmt dem Partner nichts weg und ist für die wenigsten ein Ersatz für die Paarsexualität. Sie ist schlicht eine von vielen sexuellen Spielformen, die alle nebeneinander Platz haben. Nur in ganz seltenen Fällen, etwa wenn zum Masturbieren regelmässig Pornografie als Stimulation verwendet wird, kann es sein, dass Sexualität ohne äussere Reize plötzlich schwierig wird (mehr zum Thema Pornografie ab Seite 163).

Die Selbstbefriedigung ist ein hervorragendes Mittel, um die eigenen Vorlieben zu entdecken und dem Partner so Hinweise geben zu können, was einem gefällt. Dabei ist es wichtig, dass das Masturbieren nicht in zu engen, festgefahrenen Mustern abläuft. Je flexibler man ist mit Berührungen, Körperhaltungen und Orten, desto mehr Variationen lernt der Körper, unter denen er Lust und Befriedigung erleben kann. Gewöhnt man sich dagegen an einen fixen, immer gleichen Ablauf, der zum Orgasmus führt, kann es für den Partner schwierig werden, genau diesen Ablauf zu bieten und auch einen Orgasmus auszulösen.

Masturbation und Intimmassage beim Mann

Im Genitalbereich des Mannes bieten sich folgende Zonen für die Intimmassage oder zur Selbstbefriedigung an: Penis, Hoden, Damm und After. Auch wenn diese Bereiche hier getrennt besprochen werden, heisst das nicht, dass bei einer gelungenen Intimmassage nicht mehrere dieser Regionen abwechselnd und gleichzeitig stimuliert werden können.

Penis

Eine lustvolle Penismassage umfasst weit mehr als einfach nur ein Rauf und Runter. Leider sind viele Frauen und Männer aber nicht sehr kreativ, wenn es um die Stimulation dieses Bereiches geht. Am besten gelingt sie dann, wenn man Freude am Penis hat, mutig und liebevoll mit ihm spielt und stets seine Reaktionen im Auge behält (inklusive der Reaktionen des Mannes, der dranhängt, versteht sich).

imageINFO Bei einem beschnittenen Mann ist der Einsatz eines Gleitmittels praktisch Pflicht, vor allem, wenn man die Eichel stimulieren möchte. Bei einem unbeschnittenen Mann kann die Vorhaut das Gleitmittel ersetzen.

Die folgenden Ideen für die Masturbation und Penismassage sind in keiner bestimmten Reihenfolge aufgeführt und können nach Lust und Laune ausprobiert werden:

Die Hand auf den Penis legen und ruhen lassen. So kann sich der Partner an die Berührung gewöhnen, und man kann in aller Ruhe beobachten, ob sich schon etwas tut.

Mit beiden Händen vom Damm her abwechselnd über die Hoden und den Penis bis hin zur Spitze gleiten, sodass stets eine Hand fliessend über den Penis streicht.

Den Penis mit zwei oder mehr Fingern umfassen (mit wie vielen, ist Geschmackssache) und sanft daran hoch- und runterfahren. Dabei variieren, ob man eher vorne an der Eichel massiert, am ganzen Schaft oder nur an der Basis. Druck und Tempo nach Lust und abhängig von der Reaktion verändern.

Die ganze Hand um den Penis legen und Drehbewegungen machen, als ob man einen Flaschenverschluss auf- und zumachen möchte.

Alle fünf Finger von der Penisspitze sanft über die Eichel gleiten lassen, bis die Finger die Eichel wie ein Körbchen umfassen, und diese Bewegung wiederholen.

Den Penis zwischen die geöffneten Handflächen legen und langsam die Hände reiben, als ob man mit einem Stöckchen Feuer machen möchte.

Die Hände mit verkreuzten Fingern falten, um den Penis legen und mit Auf-und-ab-Bewegungen oder Dreh-bewegungen den Penis massieren.

Die Hand öffnen, die Handfläche straff anspannen, mit dieser Fläche über die Eichel gleiten und die gespannte Hand kreisend bewegen. Diese Berührung wird oft als besonders prickelnd empfunden.

Eine sensible Stelle, die gern vernachlässigt wird, ist das Frenulum oder Vorhautbändchen (siehe Seite 35). Es befindet sich an der Unterseite des Penis beim Übergang von Schaft zu Eichel. Das Frenulum mit sanften, kreisenden Bewegungen streicheln und massieren.

Ebenfalls empfindlich ist der Eichelkranz, also die Kante, wo die Eichel in den Schaft übergeht. Je nach Vorliebe und Erregung können dort starke oder weniger starke Berührungen am angenehmsten sein.

Hoden

Die Hoden (beziehungsweise der Hodensack) werden bei der Intimmassage nicht nur von den Frauen oft vergessen. Auch viele Männer verpassen es, diesen Bereich zu stimulieren, obwohl Berührungen dort von den meisten Männern als sehr lustvoll erlebt werden.

Die Hand auf den Hodensack legen und abwarten. Der Hodensack reagiert sehr empfindlich auf Stimulation. Die Bewegungen können vom Mann nicht willentlich beeinflusst werden, und viele Frauen sind überrascht, wie stark der Hodensack auf die Berührung reagiert.

Den Hodensack massieren und dabei unbedingt sanft einsteigen. Einerseits mag nicht jeder die gleiche Intensität beim Druck, andererseits sind viele Männer aufgrund der Empfindlichkeit der Hoden etwas ängstlich, wenn der Hodensack angefasst wird.

Mit den Fingern sanfte Zupfbewegungen am Hodensack machen.

Versuchen, die Hoden im Hodensack zu ertasten und sehr sanft zu massieren.

Durch den Hodensack den Damm und die Peniswurzel ertasten und massieren.

Mit der Hand den Hodensack nah beim Penis umschliessen und ihn vorsichtig vom Körper wegziehen. Die so entstehende Spannung der Haut erhöht die Empfindlichkeit und verändert das Gefühl für Berührungen. Das sanfte Ziehen an sich ist aber auch für viele Männer sehr angenehm.

Damm

Der Damm ist für die meisten Männer und Frauen sexuelles Niemandsland, weil er zwischen After und Hodensack irgendwie vergessen geht. Das ist bedauerlich, denn in dieser Zone laufen sämtliche Muskeln des Beckenbodens zusammen; daher ist der Damm für Stimulation sehr empfänglich, und Berührungen können in den ganzen Beckenboden ausstrahlen. Für Neulinge in Sachen Dammmassage gilt: Neugierig sein und ausprobieren, beobachten, was passiert – nicht alle sprechen auf Berührungen in diesem Bereich gleich stark an.

Grundsätzlich ist der Damm ein Gebiet, das man mit eher stärkerem Druck massieren darf, auch wenn es natürlich ebenso schön ist, mit sanftem Druck der Fingerkuppen darüberzugleiten.

Mit beiden Daumen das Gebiet in kreisenden Bewegungen massieren und die Bewegungen Richtung After und Hoden auslaufen lassen.

Die Dammregion durch Pressen mit Druckbewegungen massieren. Man kann entweder mit der Faust grossflächig Druck auf die Zone ausüben oder aber gezielter mit den Daumen.

After

Für viele Paare ist die Analregion eine Tabuzone. Männer haben in der Regel grosse Hemmungen, sich in diesem Bereich zu berühren oder von der Partnerin berühren zu lassen (siehe auch Seite 67). Manchmal steckt dahinter die Idee, man könnte vielleicht homosexuell sein, wenn einem die Stimulation dieses Gebietes gefällt. Aber: Es hat nichts mit Homosexualität zu tun, wenn man Berührungen in diesem sensiblen Bereich geniesst. Oft steckt hinter den Hemmungen auch einfach fehlende Erfahrung.

imageHINWEIS Bei der Stimulation der Analregion ist es wichtig, vorher kurz abzusprechen, was man ausprobieren möchte und was tabu ist. Als Partnerin sollte man niemals den Finger einführen, ohne vorgängig grünes Licht bekommen zu haben, weil diese Bewegung sonst sehr übergriffig sein kann. Nicht vergessen: Viele Massage- und Stimulationstechniken im Analbereich machen es überhaupt nicht nötig, dass ein Finger eingeführt wird. Gleichzeitig gibt es viele Männer, die es sehr erotisch finden, in diesem Körperbereich zu experimentieren (siehe auch Kapitel Sex-Toys, Seite 115).

Ideen für die Intimmassage am After:

Zu Beginn nur den Finger oder die Hand auf die Afterregion legen und dem Partner die Gelegenheit geben, sich an das Gefühl zu gewöhnen.

Mit den Fingern sanft über die Analregion streicheln. Der Mann kann dabei auf dem Rücken oder auf dem Bauch liegen. Beim Streicheln können selbstverständlich auch andere Zonen wie Damm und Hoden miteinbezogen werden.

Den After in kreisförmigen Bewegungen mit einem oder mehreren Fingern massieren. Dabei je nach Körperbau die Pobacken sanft auseinanderziehen.

Mit einem oder mehreren Fingern sanft Druck auf die Analregion ausüben und sie mit pressenden Bewegungen massieren.

Beim Einführen eines oder mehrerer Finger darauf achten, dass die Fingernägel nicht zu lang sind und keine scharfen Kanten haben. Die Haut in diesem Bereich ist besonders empfindlich. (Weitere Tipps zur analen Stimulation siehe Seite 114.)

imageTIPP Wer sich dadurch wohler fühlt, kann für diese Massagetechniken Handschuhe anziehen oder ein Kondom über die massierenden Finger streifen.

Masturbation und Intimmassage bei der Frau

So individuell die Masturbationstechniken verschiedener Frauen sind, so vielfältig sind die Möglichkeiten der Intimmassage. Einige Frauen konzentrieren sich eher auf die Klitoris, andere beziehen die ganze Genitalregion mit ein. Manchmal gefällt eine sanfte, dann wieder eine kräftige Stimulation. Auf jeden Fall sind auch hier Abwechslung und Kreativität gefragt.

Das Ziel der Selbstbefriedigung oder der Intimmassage kann sehr verschieden sein. Mal ist es ein (schneller) Orgasmus, mal möchte eine Frau ihren Körper eher langsamer und länger geniessen. Besonders bei der Intimmassage sollte der Orgasmus als Ziel eher in den Hintergrund treten. Im Vordergrund stehen das Entdecken und vielleicht auch das Entfachen der Lust auf mehr.

Geht es um den weiblichen Intimbereich, halten sich Frauen und Männer mit Vorteil vor Augen, dass das Sexualorgan der Frau nicht nur aus der Klitoris besteht. Denn «es von Hand machen» heisst nicht einfach, möglichst schnell und möglichst stark die Klitoris zu stimulieren – dabei verpasst man eine ganze Menge. Ausserdem gilt es aufzupassen: Eine zu starke Stimulation der Klitoris kann regelrecht schmerzhaft und ein absoluter Lustkiller ein. Und der Übergang zwischen «stark» und «zu stark» ist sehr individuell.

Für die Masturbation und die Intimmassage bei der Frau bieten sich folgende Zonen an: äussere und innere Schamlippen, Klitoris, Damm, After und Scheide.

Äussere und innere Schamlippen

Viele Frauen empfinden die Massage der Schamlippen als schönen Einstieg in den Sex, für andere wiederum ist es der liebste Teil. Oft ist die liebevolle und aufmerksame Beschäftigung mit dieser Zone auch einfach eine Art, Lust auf mehr zu machen.

Die nachfolgenden Ideen müssen nicht in einer bestimmten Reihenfolge ausprobiert werden; Sie können sie frei kombinieren.

Als Einstieg einfach nur die Hand auf die Vulva legen und abwarten.

Die meisten Frauen empfinden Streichel- und Massagebewegungen als angenehmer, wenn zur Stimulation zwei oder drei Finger verwendet werden statt nur einer.

Mit zarten Streichelbewegungen vom Damm ausgehend über die gesamte Vulva fahren. Dazu wahlweise beide Hände verwenden und in den Streichbewegungen abwechseln, damit sie zu einer grossen, fliessenden Bewegung werden.

Mit zwei oder mehreren Fingern ausserhalb der Schamlippen vom Damm ausgehend zum Venushügel streichen. Sind die Schamlippen leicht geöffnet, darf ein Finger ruhig dazwischengleiten.

Die Vulva umfassen, seitlich von aussen leicht zusammendrücken und so die Schamlippen massieren.

Mit zwei Fingern leicht an den inneren oder äusseren Schamlippen zupfen.

Mit Zeigefingern und Daumen beider Hände in drückenden und kreisenden Bewegungen die inneren oder äusseren Schamlippen massieren.

Auf Entdeckungsreise gehen: Beim Übergang von den äusseren zu den inneren Schamlippen gibt es in Klitorisnähe einen Punkt, den viele Frauen als besonders empfindlich beschreiben. Dieser Punkt kann entweder auf der einen oder auf der anderen Seite liegen.

Klitoris

Diese Tipps beziehen sich auf den äusseren, sichtbaren Teil der Klitoris. Der restliche Bereich im Körperinnern lässt sich nur schwer gezielt stimulieren, er wird aber bei vielen Bewegungen und Massagetechniken sehr wohl mitstimuliert. Wenn also in diesen Abschnitten von der Klitoris die Rede ist, sind Klitoriseichel und Klitorisschaft gemeint.

Auch hier gilt: Es ist extrem unterschiedlich, welcher Druck und welche Intensität als angenehm empfunden wird. Deshalb sollte man sanft anfangen und den Druck nach Wunsch langsam steigern. Der Trick einer gelungenen Klitorisstimulation liegt weniger bei einem breiten Repertoire an Massagetechniken als bei grossem Einfühlungsvermögen und bei der Fähigkeit, spontan auf die aktuellen Bedürfnisse zu reagieren.

Wird die Klitoris berührt und gestreichelt, sollte sie feucht sein, entweder durch natürliche Sekrete, durch Gleitmittel oder Spucke. Berührungen an einer «trockenen» Klitoris sind für viele Frauen zu intensiv, als dass sie als angenehm empfunden würden.

Mit dem Daumen einen Kreis rund um die Klitoris machen, diese dabei aber nicht berühren.

Mit der Hand über die Schamlippen streichen, den Finger zwischen die Schamlippen gleiten lassen und dann bewusst über die Klitoris streicheln.

Einen oder mehrere Finger auf die Klitoris legen und mit kreisenden Bewegungen massieren. Dabei experimentieren, indem die Klitoris durch den Venushügel, durch die Klitorisvorhaut oder direkt massiert wird.

Damm

Der Damm lässt sich oft besonders gut massieren, wenn die Frau auf dem Bauch liegt. Er ist eine empfindliche Zone, weil hier verschiedene Muskelstränge des Beckenbodens zusammenkommen. Viele Frauen bevorzugen hier aber eine etwas intensivere Berührung mit stärkerem Druck, deshalb eignen sich die Daumen für die Dammmassage besonders gut.

Mit beiden Daumen das Gebiet in kreisenden Bewegungen massieren.

Mit der Faust grossflächig Druck auf die Zone ausüben und durch Pressen massieren. Alternativ kann der Druck auch durch die Daumen ausgeübt werden.

After

Wie beim Mann ist es auch bei der Frau angezeigt, zuerst gewisse «territoriale Verhandlungen» zu führen, was die Analregion betrifft. Ist beim Streicheln das Eindringen mit dem Finger erlaubt, ja erwünscht?

Berührungen im Afterbereich setzen grosses Vertrauen voraus, und wenn es hier zu Missverständnissen oder unbeabsichtigten Übergriffen kommt, ist es oft schwierig, diese Zone später gemeinsam wieder lustvoll zu entdecken.

Den Finger auf dem After ruhen lassen.

Den After in kreisförmigen Bewegungen mit einem oder mehreren Fingern massieren. Dabei je nach Körperbau die Pobacken sanft auseinanderziehen.

Mit einem oder mehreren Fingern sanft Druck auf die Analregion ausüben und sie mit pressenden Bewegungen massieren.

Beim Einführen eines oder mehrerer Finger darauf achten, dass die Fingernägel nicht zu lang sind und keine scharfen Kanten haben. Die Haut in diesem Bereich ist besonders empfindlich. (Weitere Tipps zur analen Stimulation siehe Seite 114.)

Scheide

Die Scheide hat bei der Intimmassage eine gewisse Sonderrolle: Weil sie sich im Innern des Körpers befindet, wird bei der Stimulation automatisch eine Körpergrenze überschritten. Einige Experten plädieren dafür, dass sich der Mann zuerst die Erlaubnis der Frau einholt, bevor er diese Grenze überschreitet. Versteht man dieses Erlaubniseinholen als formellen Antrag mit Brief und Siegel und einem laut formulierten «Ja, du darfst», dürfte dieser Prozess ein ziemlicher Lustkiller sein. Sieht man in ihm einfach ein sorgfältiges und vor allem bewusstes Vorgehen, ist es eine gute Idee. Und keine Angst: Die meisten Männer und Frauen sind sich einig, dass der Moment, an dem ein oder mehrere Finger oder gar der Penis in die Scheide gleiten dürfen, leicht erkennbar ist; an einem verstärkten Schnaufen oder Stöhnen, wenn sich die Finger in dieser Region befinden, an einem Entgegenpressen der Vulva oder vielleicht auch an einem intensiven Blick. Viele Männer berichten gar, dass sie einen regelrechten Zug in die Scheide empfinden und es dabei nie zu einem Missverständnis gekommen sei.

In der Scheide ist besonders das erste Drittel empfindsam. Bemühungen, mit den Fingern allzu weit vorzudringen, lohnen sich also nicht. Wie stark die bevorzugte Berührung sein soll, ist unterschiedlich. Es gibt auch Frauen, die sich zu Berührungen in der Scheide gleichzeitig die Stimulation einer anderen Körperregion wünschen, zum Beispiel der Klitoris, des Damms oder des Afters.

Zwei oder drei Finger in die Scheide einführen und einfach ruhen lassen.

Ein oder zwei Finger in die Scheide einführen und den Scheideneingang Punkt für Punkt ertasten. Das kann mit einer leichten Rein-und-raus-Bewegung passieren oder aber auch kreisend.

Meist sind Zeige- und Mittelfinger flinker und passender bei der Intimmassage. Aber gerade beim Stimulieren der Scheide kann der Daumen gute Dienste leisten, weil dabei die Hand aussen aufliegt und Gegendruck geben oder gleichzeitig andere Bereiche stimulieren kann.

Voreinander masturbieren

Masturbieren ist eine wichtige Technik, um die eigene Sexualität zu entdecken. Voreinander zu masturbieren, ist gut für die Paarsexualität, und es ist gleichzeitig ein wunderbarer Einstieg in die Intimmassage. Man lernt, welche Körperpartien bevorzugt angefasst werden, welche Arten von Berührung Lust bereiten, und man schafft gleichzeitig eine grosse Intimität, weil man diesen sonst sehr privaten Bereich der Sexualität teilt.

imageHINWEIS Viele Männer und Frauen finden es ganz einfach auch erregend, ihrem Partner bei der Selbstbefriedigung zuzuschauen.

Die meisten Menschen brauchen überraschend viel Mut, sich auf eine solche Begegnung einzulassen. Am besten gelingt es, wenn Sie es spielerisch angehen können: Musik oder Kerzenlicht können tolle Stimmungsmacher sein oder auch einfach nur die entspannte Atmosphäre nach einem guten Gespräch bei einem Glas Wein. Eine gehörige Portion Humor ist ebenfalls ein toller Helfer beim Erkunden sexuellen Neulandes. Denken Sie daran: Sex hat mit Lust zu tun und Lust mit lustig. Kommt Ihnen die Situation komisch vor? Dann schmunzeln Sie gemeinsam darüber! Verabschieden Sie sich von der Idee, dass jetzt ein erotisches Feuerwerk abgehen muss. Tut es das, umso besser. Vielleicht brauchen Sie aber auch mehrere Anläufe, bis Sie sich mit dem Masturbieren voreinander wohlfühlen. Geben Sie nicht auf. Es wird immer einfacher.

Manche Paare möchten sich einfach mal bei vollem Licht und in aller Ruhe betrachten. Auch – oder besser: vor allem – im Intimbereich. Idealerweise nehmen sie sich genügend Zeit, das Genital des anderen zu studieren, ohne sofort das Gefühl zu haben, etwas damit machen zu müssen.

Dieses Betrachten kann schliesslich übergehen in ein Befühlen. Dabei soll der Partner ruhig erklären, wie man sein Genital anfassen darf, auch abseits der sexuellen Stimulation. Viele Frauen trauen sich beispielsweise kaum, den Penis in die Hand zu nehmen, aus Angst, ihn zu hart anzufassen. Dabei gehen Männer meist alles andere als zimperlich mit ihrem Geschlecht um. Und manche Männer wiederum sind in der weiblichen Anatomie nicht ganz so sattelfest, wie sie vielleicht glauben; auch sie können nicht von vornherein wissen, welche Bereiche besonders empfindlich sind und welche eine eher kräftigere Berührung vertragen.

Eindringliche Erlebnisse: Geschlechtsverkehr

Die Penetration ist für viele das Herzstück der Paarsexualität. Sie ist ein intimer Akt, den man aus den verschiedensten (Blick-) Winkeln geniessen kann.

Er ist der Klassiker unter den Praktiken und für viele das Zentrum ihrer Sexualität – der Geschlechtsverkehr. Es ist bezeichnend, dass er zumeist gleichbedeutend ist mit «Sex haben» oder sogar einfach mit «Sex». Sex hat man dann, wenn der Mann mit dem Penis in die Scheide der Frau eindringt.

Den grössten Spielraum für Experimente sehen die meisten Paare im Wechsel der Stellungen, die sie beim Geschlechtsakt einnehmen. Tatsächlich hat die Position der Körper beim Sex einen immensen Einfluss darauf, wie Mann und Frau die Penetration und den Sex erleben. Einerseits, weil sich nüchterne Dinge wie der Winkel des Eindringens und die Reibungsart verändern. Andererseits, weil die aktuelle Stellung auch Dinge bestimmt wie die erlebte Intimität: Es macht nun mal einen Unterschied, ob man sich in die Augen schauen kann oder nicht und ob Körper eng umschlungen sind oder eben auch nicht.

Wer in diesem Kapitel Bilder von 1001 Stellung sucht, sucht vergebens. Es gibt genug Bücher und Videos, die sich nichts anderem widmen (Tipps im Anhang). Leider befassen sich nur ganz wenige Bücher damit, wie man für sich persönlich die Stellungen findet, die am meisten Spass machen. Genau diese Hilfe sollen die folgenden Kapitel bieten.

Wie findet man die beste Stellung?

Wer bereits ausgiebig in diesem Ratgeber gelesen hat, wird die Antwort bereits erahnen: So etwas wie «die beste Stellung» gibt es nicht. Neben persönlichen Vorlieben hat eine ganze Reihe von Faktoren einen Einfluss darauf, wie viel Spass eine bestimmte Stellung einem Paar macht. Es ist beispielsweise ein Unterschied, ob ein Mann von 1,90 Meter und eine Frau von 1,55 Meter für ihr Abenteuer eine Position suchen, bei der sich beide in die Augen schauen können, oder ob ein Paar, das in etwa gleich gross ist, denselben Wunsch hat. Weiter spielen Merkmale wie Gewicht oder Kraft der Sexualpartner eine Rolle, und auch Grösse und Form von Penis und Scheide haben einen Einfluss. Nach all diesen Dingen hat man noch keine besonderen Umstände wie zum Beispiel Müdigkeit oder Rückenschmerzen einberechnet, um die man am entsprechenden Tag herummanövrieren möchte oder muss.

Die Beinarbeit ist entscheidend

Den grössten Einfluss auf das Erleben aller Stellungen hat die Position der Beine der Frau. Eine Rolle spielen dabei vor allem zwei Dimensionen: erstens, ob die Beine der Frau in den Knien angewinkelt oder gestreckt sind; zweitens, ob die Beine gespreizt oder geschlossen sind.

Je gerader die Beine, desto schwieriger wird es, mit dem Penis tief in die Scheide einzudringen. Liegt die Frau beispielsweise auf dem Rücken und hat die Beine gestreckt, dringt der Penis eher wenig tief ein. Winkelt sie die Beine an, ist ein tieferes Eindringen möglich. Am meisten angezogen sind die Beine, wenn die Knie hoch zur Brust gezogen sind oder alternativ auf den Schultern des Mannes ruhen.

Die zweite Dimension – geschlossene oder offene Beine – hat einen Einfluss darauf, wie stark die Reibung ist und wie eng die Scheide sich anfühlt.

Alles unter (weiblicher) Kontrolle

Bei vielen Stellungen ist es der Mann, der mit den Stössen des Penis Takt und Intensität vorgibt. Ist die Frau beim Geschlechtsverkehr dagegen oben, hat sie mehr Kontrolle über die Bewegungen, was viele Frauen als angenehm empfinden. Sie können so besser steuern, wie respektive wie schnell der Penis in der Scheide bewegt wird. Es ist zudem eine Position, in der sich Mann und Frau gut betrachten können – was dann für manche Frauen auch schon wieder ein Grund ist, diese Stellung nicht zu mögen.

imageHINWEIS Es gibt keine «beste Stellung». Nur übers Ausprobieren und das Offensein für die Bedürfnisse des Moments findet man immer wieder neu die Position, die gerade am besten passt.

Lippenbekenntnisse: Oralverkehr

Geben, bekommen, geniessen, vermeiden – am Oralsex scheiden sich die Geister. Dieses Kapitel bietet lustvolle Tipps für Fans und Skeptiker gleichermassen.

Oralverkehr hat bei vielen Männern und Frauen einen Sonderstatus im sexuellen Repertoire. Für die einen ist er so etwas wie der heilige Gral körperlicher Glückseligkeit, für die anderen etwas, was es wenn irgend möglich zu vermeiden gilt. Abschliessend kann man wohl nicht begründen, wie dieser Sonderstatus für jeden Einzelnen zustande kommt. Es gibt aber sehr wohl einige herausragende Charakteristiken, die einen Teil der Anziehung oder Ablehnung erklären können.

Abtauchen zum Zentrum der Lust

Oralverkehr bewegt sich in einer bemerkenswerten Spannung zwischen Geben und Bekommen. Die Rollen zwischen diesen beiden Parts sind beim Oralverkehr nicht nur klar verteilt (von der Sonderstellung «69», bei der sich die Partner gleichzeitig oral stimulieren, einmal abgesehen). Es findet auch eine nicht übersehbare Verschiebung der Ebenen statt, auf denen sich die Partner begegnen: Oralverkehr bedeutet einen Abstieg für den gebenden Partner, im eigentlichen und auch im übertragenen Sinne. Das Höchste – und in einigen Kulturen sogar «Heilige» – am Körper, nämlich der Kopf, befindet sich plötzlich inmitten der Genitalien des Partners. Eine ungewohnte Situation, die nicht alle Menschen in gleicher Weise geniessen oder eben auch nur akzeptieren können.

imageHINWEIS Beim Oralverkehr entsteht eine eigentümliche Mischung aus Nähe und Distanz zwischen den Partnern, eine besondere Form der Intimität und auch einfach eine sehr intensive Körperlichkeit.

Der Wahrnehmungsfokus der gebenden Person befindet sich unmittelbar im intimsten Bereich der empfangenden Person. Ein Austausch auf Augenhöhe ist sprichwörtlich nicht mehr möglich. Gleichzeitig muss die empfangende Person ihren eigenen Körper und vor allem auch ihren Intimbereich gernhaben, um ihn einer anderen Person auf diese Weise zu offenbaren und auch zu überlassen.

Gleichzeitig dürfte für eine gebende Person Oralverkehr dann am schönsten sein, wenn sie Freude an der Beschäftigung mit dem Genitale des Gegenübers hat. Und diese Freude und Wertschätzung ist nun mal nicht bei allen gleich gross. Beim Oralverkehr zeigt es sich oft besonders deutlich, wenn jemand ein recht distanziertes Verhältnis zu den eigenen Genitalien oder denen des Partners hat. Ob Penis oder Vulva, wenn «das da unten» mehr geduldet als gemocht wird, ist das keine ideale Voraussetzung für genussvollen Oralsex.

Sind Genitalien schmutzig?

Hygienische Bedenken sind in Bezug auf Oralverkehr oft ein Thema. Die Nähe zum After und die mehr oder weniger unausweichliche Berührung des Harnröhrenausgangs mit dem Mund ist für viele ein Problem. Ein Argument, das sich medizinisch gesehen leicht entkräften lässt, da es sich beim Urin eines gesunden Menschen um eine keimfreie Flüssigkeit handelt und man in Bezug auf den After beim Einhalten minimaler Hygieneregeln auch keinem nennenswerten Risiko ausgesetzt ist.

imageHINWEIS Oralverkehr ist meist angenehmer, wenn weniger Intimbehaarung vorhanden ist. Es gibt jedoch keinen Rasurzwang auf dem Weg zu lustvollem Oralsex.

Oralverkehr beim Mann (Fellatio)

Das Wort «Fellatio» kommt vom lateinischen «fellare», was saugen bedeutet. Und das ist, um einen der unten aufgeführten Tipps zum Oralverkehr vorwegzunehmen, die wesentlich bessere Herangehensweise als das umgangssprachliche «Blasen». Diesbezüglich liegt auch der Begriff «Blowjob» aus dem Englischen zwar falsch, er berücksichtigt aber mit dem «Job» mindestens die Idee, dass die Sache ganz schön anstrengend sein kann.

Oralverkehr beim Mann heisst mehr, als nur den Penis in den Mund zu nehmen und mehr oder weniger begeistert rauf- und runterzufahren. Die hier aufgeführten Tipps werden in keiner bestimmten Reihenfolge aufgezählt und sollen Inspirationen sein, aus denen man sich wie aus einem Baukasten nach Lust und Laune bedienen kann. Sanftere, zurückhaltende Stimulationen bieten sich jedoch zum Einstieg an.

In den Abschnitten zur Intimmassage können Sie sich weitere Ideen holen. Denn eigentlich ist Oralsex nichts anderes als eine Intimmassage mit dem Mund. Und auch hier gilt: Kombinieren Sie verschiedene Techniken! Bei einem Blowjob dürfen auch die Hände ruhig mitmachen.

Penis

Den Penis küssen, ohne ihn in den Mund zu nehmen. Besonders empfindlich sind die Eichel, der Eichelkranz, das Frenulum.

Den Penis und seine empfindlichen Stellen lecken, wiederum ohne ihn in den Mund zu nehmen. Dabei die Art des Leckens variieren: Eine angespannte, herausgestreckte Zunge bekommt eine relativ harte Spitze, mit der man den Penis anders stimulieren kann, als wenn die Zunge entspannt und weich bleibt.

Den Penis in den Mund nehmen. Die Vorhaut (falls vorhanden) kann dabei mit den Lippen nach hinten gedrückt werden oder mit der Hand nach hinten gezogen werden. Die Vorhaut kann die Eichel zunächst jedoch auch weiter bedecken.

Dinge, die für immer wieder andere Stimulationen sorgen, wenn der Penis im Mund ist: den Kopf nach links und rechts drehen; summen; vorher etwas Kaltes (z.B. einen Eiswürfel) oder etwas Warmes (z.B. Tee) in den Mund nehmen.

Auch wenn es «Blasen» heisst: Saugbewegungen, Ziehen beziehungsweise das Bilden eines Vakuums sorgen für eine wesentlich angenehmere Stimulation.

Es gibt Männer, die es besonders erregend finden, wenn beim Oralverkehr der Penis auch mit den Zähnen stimuliert wird, indem sie sanft über den Schaft oder andere Bereiche gezogen werden. Für andere Männer ist das eine absolute Schreckensvorstellung und beängstigend («Bissgefahr»). Deshalb gilt: vorher fragen oder wachsam ausprobieren und die Reaktion abwarten.

Den Penis sanft anpusten, wenn er von Spucke oder Gleitmittel schon feucht ist. Nach dem Orgasmus kann diese sanfte Stimulation nochmals einen Kick geben.

Honig, Sirup, Schokoladensauce oder Ähnliches auf den Penis auftragen und ablecken.

Das Gefühl für all diese Handgriffe – oder besser «Mundgriffe» – ändert sich, wenn die Vorhaut gleichzeitig mit der Hand nach unten gezogen wird – oder eben nicht.

Hoden

Das mehr oder weniger starke Miteinbeziehen der Hoden oder genaugenommen des Hodensacks bei einem Blowjob wird von den meisten Männern als besonders angenehm empfunden.

Den Hodensack lecken, küssen. Auch hier die Spannung der Zunge variieren. Die Berührung der Zunge auf der Haut verändert sich so.

Die Hoden durch den Hodensack hindurch in den Mund nehmen und sanft an ihnen saugen.

Damm/After

Den Damm lecken oder küssen.

Auch die Analregion kann geleckt und geküsst werden (Anilingus, auch: «Rimming» von engl. rim, Rand). Hier muss man allerdings besonders auf Hygiene bedacht sein oder allenfalls ein Lecktuch verwenden (siehe Kasten auf Seite 105).

Oralsex bei der Frau (Cunnilingus)

«Mit der Zunge an die weibliche Scham» – in etwa so lässt sich der Begriff Cunnilingus übersetzen (lat. cunnus = weibliche Scham, lingua = Lippen). Auch hier gilt: Es lohnt sich vorgängig die Lektüre zur Intimmassage bei der Frau (siehe Seite 93), denn Oralverkehr ist nichts weiter als eine Massage mit dem Mund. Manche Frauen haben Hemmungen, sich mit dem Mund befriedigen zu lassen oder den Partner gar darum zu bitten, weil sie es sich unangenehm vorstellen, mit dem Gesicht in diesen feuchten und für sie selber schlecht zugänglichen Bereich vorzudringen. Der überwiegenden Mehrheit der Männer macht das aber mindestens nichts aus, viele geniessen es sogar.

Beim Oralverkehr bei der Frau ist nicht nur Kreativität gefragt, auch die richtige Liegeposition ist hilfreich. Für einen optimalen Zugang zur Vulva hilft nicht nur das Spreizen der Beine. Auch ein leichtes Abkippen des Beckens nach oben, zum Beispiel mit Unterstützung eines Kissens, kann hilfreich sein.

Auch hier gilt: Die vorgestellten Tipps sollen Anregungen sein, die nach Lust und Laune ausgeführt und vor allem auch mit Stimulationen durch die Hand ergänzt werden können.

Schamlippen

Die inneren und äusseren Schamlippen küssen.

Werden die Schamlippen mit den Fingern gespreizt – diesen Part kann auch die Frau übernehmen –, wird der Zugang zu den inneren Schamlippen erleichtert.

Die Schamlippen lecken, in Längsrichtung oder wie es sich gerade ergibt. Je nach Anatomie und Erregung der Frau sind die äusseren Schamlippen leicht geöffnet. Mit der Zunge über die Zone gleiten, wo sich die Schamlippen berühren oder eben trennen, und eventuell leicht zwischen die Schamlippen eindringen.

Eine weit herausgestreckte Zunge wird hart und spitz, eine entspannte Zunge bleibt weich. Entsprechend fühlen sich Leck- oder Massagebewegungen ganz anders an.

Mit der Hand oberhalb der Klitoris sanft gegen den Venushügel drücken. Die Schamlippen werden so gespannt, und Berührungen werden anders wahrgenommen. Oft wird dadurch auch die Klitoris zugänglicher.

Klitoris

Die Anatomie der Klitoris kann sehr verschieden sein, genau wie die Vorlieben der Frau für eine bestimmte Art von Berührung. Je nach Erregungsphase können sich diese Vorlieben zudem ändern. Im Umgang mit der Klitoris ist nicht nur Sorgfalt gefragt, sondern ein waches Auge dafür, wie die Partnerin gerade reagiert.

Mit der Zunge in kreisenden Bewegungen um die Klitoris herumfahren, ohne die Klitoris selbst gross zu berühren.

Lecken über die Klitoris, von links nach rechts oder von oben nach unten. Dabei die Spannung der Zunge und die Intensität der Berührung variieren.

An der Klitoris saugen.

Die Klitoris kann stets direkt oder durch die Klitorisvorhaut stimuliert werden.

Eine wenig beachtete Zone ist die um den Harnröhreneingang. Sie ist ebenfalls empfindlich, weil sich dort verschiedene Schwellkörper befinden.

Scheide

Die Scheide ist beim Oralverkehr nicht gut zugänglich, und die möglichen Stimulationsarten sind eher beschränkt. Man muss sich nicht verbiegen und verschlucken, nur weil man die Scheide mit der Zunge möglichst tief stimulieren möchte. Viele Frauen vermissen Stimulation durch den Mund dort nicht unbedingt, finden es aber sehr schön, wenn die Scheide während des Oralsex gleichzeitig mit der Hand stimuliert wird.

Lecken des Scheideneingangs in verschiedenen Richtungen und mit unterschiedlicher Zungenspannung.

Einführen der Zunge am Scheideneingang. Das kann mehr oder weniger gut möglich sein, aber es ist nicht wichtig, möglichst weit einzudringen. Es geht um die Bewegung.

Damm/After

Für Oralverkehr in der Region von Damm und After der Frau gelten die gleichen Tipps und Spielregeln wie beim Mann: Stimulationen sind auch mit dem Mund möglich und vielleicht gewünscht, Hygiene ist aber ganz wichtig. Tipps siehe nächstes Kapitel.

Manche Frauen sind verunsichert, wenn der Mann seine Erektion verliert, während er sie oral stimuliert. Das ist kein Zeichen dafür, dass es ihm missfällt; es ist einfach nur normal. Vermutlich konzentriert er sich gerade mehr aufs Lustmachen als aufs Lusterleben. Und: Ein Mann ist keine Maschine, und eine Erektion funktioniert nicht auf Knopfdruck.

Spass in der Tabuzone: Analverkehr

Analsex ist für viele das letzte grosse Tabu. Für alle, die diese Zone gerne einmal erkunden möchten, bietet dieses Kapitel einen kleinen Leitfaden mit Tipps und Dingen, die es zu bedenken gilt.

Analsex in allen seinen Spielarten ist für viele Männer und Frauen ein Tabu. Das macht ihn einerseits zu einem delikaten Thema, andererseits auch zu etwas Faszinierendem mit viel Anziehungskraft. Es ist aber nicht nur der Hauch des Verbotenen, der Analsex reizvoll macht. Die Analregion ist auch anatomisch eine empfindliche Körperzone, weshalb Stimulationen dort als sehr intensiv erlebt werden.

In Sachen Tipps und Dingen, die es zu beachten gilt, profitieren Männer und Frauen grundsätzlich vom Gleichen, weshalb dieses Kapitel nicht nach Geschlechtern unterteilt ist. Im Bettalltag spüren viele Paare jedoch, dass die Stimulation dieser Zone für Frauen etwas einfacher ist, weil sie es gewohnt sind, dass bei ihnen etwas eingeführt wird, was für Männer wiederum meist Neuland ist. Schliesslich gilt wie bei jeder Praktik: Erlaubt ist, was gefällt.

Spielregeln und Vorsichtsmassnahmen

Beim Analsex sind ein paar Vorkehrungen nötig, damit es nicht zu Schmerzen oder gar Verletzungen kommt. Und weil Darmbakterien präsent sind, spielt auch die Hygiene eine Rolle.

Liegen Darm- beziehungsweise Enddarmprobleme vor, sollte man auf Analsex verzichten. Das können bestimmte Erkrankungen oder Verletzungen sein oder beispielsweise eine Anfälligkeit für oder das akute Vorliegen von Hämorrhoiden.

Zu lange oder kantige Fingernägel können Verletzungen an der sehr empfindlichen Haut auslösen.

Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten ist hier besonders wichtig, weil die Analregion sehr empfindlich ist und leicht verletzt wird. Das erhöht das Übertragungsrisiko für gewisse Krankheiten.

Darmbakterien dürfen nicht in andere Körperöffnungen geraten. Der Mann schützt sich beim Eindringen am besten mit einem Kondom. Was eingeführt wurde (Penis, Finger, Sex-Toy), muss unbedingt gründlich gewaschen werden, bevor man damit andere Bereiche stimuliert. Es dürfen keine Keime in die Vagina gelangen! Alternativ kann man Finger oder andere Objekte mit einem Kondom vor Verunreinigungen schützen. Die Kondome müssen sofort gewechselt werden, wenn wieder andere Bereiche stimuliert werden.

Wer beim Analverkehr ein Objekt einführen möchte, muss darauf achten, dass es keine scharfen Kanten hat. Ausserdem muss es unbedingt einen Fuss, also eine Erweiterung am Ende, oder eine Rückholschlaufe haben. Die Darmmuskulatur und der Schliessmuskel sorgen dafür, dass Dinge regelrecht «eingesogen» werden. Ist etwas erst mal im Darm verschwunden, bleibt einem nichts als der Besuch beim Notfallarzt.

Für Analverkehr unbedingt viel Gleitmittel verwenden und während des Sex auch wieder neu auftragen. Die Darmwand ist nicht nur sehr empfindlich, sondern nimmt als Gewebe auch Flüssigkeiten und somit Gleitmittel auf.

Wer möchte, kann vorher einen sogenannten Mini-Einlauf mit einer Klistierspritze machen. Diese gibts, inklusive genauer Anleitung, in der Apotheke. Ein vorgängiger Einlauf erspart einem aber nicht die Hygienemassnahmen – und er ist auch nicht unbedingt nötig.

Quasi von null auf hundert mit Analsex zu beginnen, funktioniert für die wenigsten Leute. Er macht mehr Spass, wenn die Erregung bereits schon da und etwas grösser ist. Besonders Einsteiger sollten sich viel Zeit lassen.

Der Schliessmuskel des Afters ist dem Willen unterworfen. Es ist ganz wichtig, dass eine Person Lust hat auf Stimulation in diesem Körperbereich. Macht die Person «im Kopf zu», ist es praktisch unmöglich, lustvollen Analsex zu haben. Ein Gefühl von «heute nicht» kann mehr oder weniger bewusst vorhanden sein. Klappt es mit der nötigen Entspannung und Offenheit nicht, sollte man nichts forcieren.

Tipps für lustvollen Analsex

Mit den gerade vorgestellten Vorsichtsmassnahmen im Hinterkopf können Sie nun also zur Praxis übergehen.

Die beste Position für Analverkehr ist der Vierfüsslerstand. Die Darmwand ist empfindlich, und direkte Stösse gegen sie werden meistens als unangenehm empfunden. Im Vierfüsslerstand verbessert sich der Winkel derart, dass beim Eindringen mehr oder weniger «freie Bahn» herrscht.

Bevor ein Objekt eingeführt wird, braucht es eine Massage der Analregion (siehe Intimmassage). Anfänger beginnen am besten damit, sehr langsam und sorgfältig einen Finger einzuführen, um sich an das Gefühl zu gewöhnen. Auch jetzt schon gilt: mit Gleitcreme nicht knausern.

Beim Einführen des Penis oder eines grösseren Toys immer sehr langsam und sehr sorgfältig vorgehen.

Kreisende, pressende Bewegungen mit dem eingeführten Objekt werden als angenehmer empfunden als ein wiederholtes Rein und Raus, bei dem der Widerstand des Schliessmuskels immer wieder von Neuem überwunden werden muss.

Ganz wichtig: Alles Eingeführte muss später auch ganz langsam und ganz vorsichtig wieder herausgezogen werden.

Analsex darf nicht wehtun! Falls sich etwas nicht gut anfühlt, sofort aufhören.

Kleine Helfer: Sex-Toys

Für die einen sind sie das Tüpfelchen auf dem «i» von geil, für die anderen undenkbarer und unnötiger Ballast im Bett: Sex-Toys. Richtig eingesetzt, können sie dem Liebesleben sehr wohl Würze geben.

Wie so oft im Leben entscheidet auch beim Einsatz von Sex-Toys das richtige Mass darüber, ob etwas zum Erfolg wird – und dieses Mass kann von «nie und nimmer» bis «am liebsten möglichst oft» reichen. Einmal mehr lautet also die Devise: Erlaubt ist, was gefällt, was für einen persönlich und als Paar stimmt und was Spass macht.

Vielleicht der einzige Vorbehalt beim Zücken von Spielzeug ist, dass man sich als Paar zuerst die Zeit nehmen sollte, die eigenen Körper ohne Zusatzhilfe zu entdecken und auszukosten – und zwar ohne dass irgendein Toy dazwischensteht. Spielzeug kann einem ein gewisses Engagement und vielleicht auch die Entdeckungslust abnehmen, weil ein Toy einen Teil der (hoffentlich ja schönen) Arbeit erledigt. Es kann beispielsweise genügen, einen Vibrator auf die Klitoris aufzulegen – und schon geht die Post ab. Finger oder Zunge müssen dagegen stets in kreativer Bewegung bleiben. Dennoch sind Sex-Toys ein nettes Extra, auf das man ohne Weiteres zurückgreifen darf, wenn man sich erst mal erkundet und auch ein bisschen ausgetobt hat.

Aus dem Haushalt ...

Leider haben viele Männer und Frauen eine ziemlich eingeschränkte und auch negative Vorstellung von Sex-Toys. Da kommen vor allem mehr oder weniger ästhetische Gummipenisse oder -puppen vor. Dabei haben die meisten eine ganze Reihe von Sex-Toys in den eigenen vier Wänden, auch wenn sie noch nie einen Fuss in einen Sexshop gesetzt oder einen Klick bei einem entsprechenden Webshop gemacht haben: Ein Pinsel aus einem Malkasten kann ein Sex-Toy sein, wenn man dem Partner damit sanft über den Körper streicht. Ein Seidenfoulard kann ein Sex-Toy sein, wenn man dem Partner damit die Augen verbindet. Die Duschbrause wird zum Massagestrahl und die elektrische Zahnbürste zum Vibrator: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Das sind die wichtigsten Tipps, damit das Spiel mit improvisierten Toys aus der Lust keine Last macht:

Tabu ist alles mit Ecken, Kanten oder Teilen, die sich lösen könnten.

Dinge, die eingeführt werden, besser mit einem Kondom bedecken. Das gilt vor allem für Objekte, die nicht richtig gereinigt werden können oder die Stoffe und Stückchen abgeben könnten, etwa Früchte oder Gemüse.

Vorsicht mit improvisiertem Spielzeug im Analbereich. Dieses braucht eine Rückhaltefunktion oder Rückholschlaufe, damit es nicht im After verschwindet. (Oder dann viel Spass dabei, wie Sie auf der Notfallstation erklären, wie das da hingekommen ist ...)

... oder aus dem Sexshop

Es gibt viele stilvolle Sexshops mit gediegenem Ambiente, die ihr Sortiment sorgfältig auswählen. Manche Läden spezialisieren sich sogar besonders auf die Bedürfnisse weiblicher Kundinnen (siehe Anhang).

Das Toy-Sortiment ist mittlerweile verblüffend gross, und ein Sexshop, der etwas auf sich hält, verfügt über geschultes Personal, das einerseits die angebotenen Produkte kennt, aber auch mit den Fragen der Kundschaft umzugehen weiss.

Viele Männer und Frauen kaufen Sex-Toys am liebsten anonym im Internet. Das ist zwar praktisch, man verzichtet so aber auf die Möglichkeit einer Beratung und auf die Gelegenheit, das Toy der Wahl vor dem Kauf in die Hand nehmen zu können. Dieses «trockene Ausprobieren» lohnt sich meist, weil man nur so wirklich beurteilen kann, ob Grösse, Material und gegebenenfalls Vibrationsfunktion auch der eigenen Vorstellung entsprechen.

Dildos

Sie sind mehr oder weniger stark einem erigierten Penis nachempfunden und können aus den verschiedensten Materialien bestehen, von Plexiglas über Silikon bis hin zu Holz oder Metall. Dildos unterscheiden sich von Vibratoren, weil sie keine Vibrationsfunktion haben und die Stimulation einfach über die Form und die Bewegung durch den Anwender entsteht.

Dildos werden zur Stimulation von Scheide oder After verwendet. Je nach Verwendungszweck und Vorliebe können sie gebogen sein und besondere Oberflächenstrukturen aufweisen. Sie kommen in ganz unterschiedlichen Grössen vor. Ein kleiner Dildo ist «manövrierfreudiger» als ein grosser. Form, Material, Grösse und Optik sind ganz einfach Geschmackssache und richten sich auch nach der Technik, mit der stimuliert werden soll.

Vibratoren

Es gibt sie in den verschiedensten Varianten. Manchmal ist ihre Form einem Penis nachempfunden, manchmal haben sie formtechnisch rein gar nichts mit einem Phallus zu tun. Es gibt Vibratoren, die dafür designt sind, eingeführt zu werden, andere wiederum sind sogenannte «Auflagevibratoren», die nicht eingeführt werden. Sie sind meist kleiner und handlicher und eignen sich aufgrund ihrer Form und Grösse besonders gut zur Stimulation der Klitoris während des Geschlechtsverkehrs. Vibratoren können unterschiedliche Vibrationsstufen und -intensitäten haben.

Gerade ein solches Gerät kauft man mit Vorteil persönlich im Sexshop. So kann man Form, Grösse und Material beurteilen, aber auch die Lautstärke und das Bedienelement – die Handhabung soll schliesslich auch im Dunkeln und in hitzigen Momenten einfach und schnell sein. Ob einem die Art und Intensität der Vibration gefällt, lässt sich mit folgenden beiden Tricks testen: Halten Sie den laufenden Vibrator durch die Kleider an das Körperteil, das Sie stimulieren möchten. So können Sie prüfen, ob er in der später verwendeten Position gut in der Hand liegt, und Sie haben schon mal eine Idee, wie sich der Vibrator anfühlt. Weiter können Sie einen laufenden Vibrator an Ihre Nasenspitze halten. Das gibt Ihnen eine Vorstellung davon, wie die empfindlichen Sexualorgane auf die Intensität der Vibration reagieren.

Anal-Toys

Es gibt verschiedene Spielzeuge, die speziell auf die Verwendung im Analbereich ausgelegt sind. Sie alle haben gemein – und das ist wichtig –, dass sie eine Rückhaltefunktion haben, die verhindert, dass sie im After «verschwinden». Das kann eine Art Fuss oder breiter Boden sein, aber auch eine Rückholschnur. Bei der Verwendung von Sex-Toys im Analbereich ist es besonders wichtig, viel Gleitmittel zu verwenden und die Toys langsam einzuführen und herauszuziehen.

Spielzeug für Ihn

Lange wurden Männer von der Sex-Toy-Industrie etwas vernachlässigt. Während die Damen aus einem immer grösser werdenden Sortiment an stylischen, witzigen und vor allem auch durchdachten Toys wählen konnten, lief Spielzeug für den Mann eher unter den Kategorien «peinlich» oder «unfreiwillig komisch». In gut assortierten Sexshops gibt es aber immer mehr sehr schön gemachte Toys für Männer, angefangen bei der künstlichen Vagina über Analdildos bis zu Penisringen. Auch hier lohnt es sich, vorbeizugehen und eine Beratung in Anspruch zu nehmen.

Gleitmittel

Sex-Toys sind zwar so gemacht, dass sie sich besonders angenehm anfühlen; trotzdem ist der grosszügige Einsatz von Gleitmittel wichtig. Beim Verwenden von Sex-Toys aus Latex oder von solchen, die Latex enthalten, sollten Sie kein öl- oder fetthaltiges Gleitmittel verwenden. Silikon-Toys wiederum können durch Silikongleitmittel leiden. Gleitmittel auf Wasserbasis eignen sich für fast alle Anwendungen; im Zweifelsfall findet man auf der Packungsbeilage Tipps und Einschränkungen vom Hersteller. Manche Gleitmittel verfügen über Zusätze wie Aromen oder Stoffe, die die Durchblutung der Haut beeinflussen und für Wärme- oder Kälteeffekte sorgen.