»Meister«, sagt Konan, »was hast du da in der Tüte, zeig uns das mal.«

»Aber schön langsam«, sagt Ömer neben ihm und steht auf, fingert in der Tasche nach seinem Teleskopschlagstock. Ömer ist keiner, der stundenlang mit seiner Freundin telefoniert, wenn Not am Mann ist. Ömer ist der aktionsorientierte Typ.

Ich hole die beiden Tischtennisschläger heraus, die ich vorhin in Lichtenberg gekauft habe. »Zwei Kellen«, sage ich. »Eine für Marla, eine für mich. Ich frag sie heute.«

»Alles klar«, sagt Konan. »Die Marla vom Coffeeshop drüben? Kennst du sie? Gehst du mit der?«

»Genau die Marla«, sage ich. »Heute frag ich sie, ob sie mit mir an der Platte im Park spielt. Mal so als Anfang.«

Konan und Ömer schauen sich an und lachen, weil sie erleichtert sind wegen der Tüte oder neidisch wegen Marla. Ich lasse sie lachen und gehe an meinen Automaten. Immer noch die Hochsommerhitze, immer noch kein Ventilator. Ende August. Seit vier Monaten hat es nicht einen einzigen Tropfen geregnet. Die Tür des Wettbüros steht offen, draußen lärmt die Potsdamer Straße mit kräftigem Puls. Er pumpt den Mittagsverkehr von der Leipziger Straße, vom Potsdamer Platz in kräftigen Stößen hinein nach Schöneberg. Alle müssen hier durch. Betonmischer und Container-Schlepper mit Barnimer Kennzeichen, drüben am Park am Gleisdreieck wird neuerdings wieder gebaut, dort ragen sechs Kräne in den Himmel. Im letzten Jahr haben sie dort wochenlang den Aushub der Baugruben abtransportiert, Kolonnen von Lastern warteten bis runter auf die Potsdamer. Außerdem Lieferwagen, Handwerker und Hausmeister, ein Elektriker mit dem Slogan Erleben was verbindet, der Kastenwagen eines Glasermeisters, ein fetter Möbelwagen Ich soll Sie schön grüßen, drei Taxen, der 85er Bus vom Hauptbahnhof nach Lichterfelde, dahinter der 48er von Mitte nach Zehlendorf, Fahrräder zischen auf dem schmalen Radweg an den Passanten vorbei.

Die Potsdamer Straße: übermüdet, kurzatmig, ungeduldig, breit und staubig. Ich liebe sie. Eine räudige Straße, aber wach. Immer wach. Mein Kiez seit Jahren. Manchmal schaue ich eine halbe Stunde nur aus der Tür, statt mich auf die Wetten zu konzentrieren, den nächsten Tipp, den nächsten Einsatz. Ein Paketbote hat sein Fahrzeug auf der Busspur abgestellt und kramt in seinen Lieferungen, ein Radfahrer brüllt ihn an, der Fahrer des 85er Busses hupt. Fußgänger in Scharen auf den Gehwegen, man trägt jetzt keine FFP2-Masken mehr, nur einigen Rentnern kleben die FFP2-Masken noch unter dem Kinn, sie fühlen sich trotz der Impfungen immer noch als Risikogruppe, die Letzten ihrer Art. Viele sind gar nicht drangekommen, einige wollen nicht. An den Laternenpfählen hängen die Wahlplakate der Parteien zur Bundestagswahl, photogeshoppte Männergesichter, angestrengt lächelnd, weiße Zähne, glatte Haut. Die Wahl ist in fünf oder sechs Wochen, CDU und Grüne liegen in den Umfragen vorn, FDP und AfD schmieren ab, die haben während Corona nie einen Fuß in die Tür gekriegt. Die Berliner wählen noch dazu ihr Abgeordnetenhaus, einen neuen Regierenden. Außer den Medien interessiert das niemanden.

Es ist ein abartig heißer Sommer, die Kneipen haben endlich wieder offen, doch das Bier ist unfassbar teuer geworden, alle wollen die Ausfälle wieder reinholen, die Restaurants und Clubs auch, und die Leute drängen sich am Tresen, an den Tischen der Schankstuben, in den Hinterzimmern. Sind ja geimpft jetzt. Trotzdem ist es komisch, man ist ständig misstrauisch, wer einem in die Quere kommt, einen von der Seite anquatscht, auch wenn man dreimal geimpft ist.

Spatzen im Tiefflug zwischen den parkenden Autos. Jungtouristen auf E-Rollern, Kaffeebecher in der einen Hand, Smartphone in der anderen, Sonnenbrille im Nacken. Was für ein Sommer, der einfach kein Ende nimmt. Jeden Morgen sind Gewitter angekündigt, sie bringen aber, wenn sie überhaupt kommen, keine Abkühlung, nur zusätzliche Schwüle. Freitagmittag, die Leute machen sich bereit fürs Wochenende.

Mein seltsamer Kiez. Ein paar Häuser weiter, bei Staroske, stehen die Angestellten und Büroleute über einem Teller Soljanka, Möhreneintopf, Graupensuppe. Trotz der unablässig knallenden Sonne haben sie eingefallene Gesichter, erloschene Mienen. Jetzt schnappen sie Luft nach fünf Stunden vor dem Bildschirm, Korrekturlesen, Telefonakquise, dreißig Minuten Pause, jeden Tag die gleiche Speisenauswahl. Einer nimmt den Leberkäs, isst hastig, der Schweiß rinnt ihm die Schläfen hinunter, alle schweigen und scrollen auf ihren Handys, nur die Verkäuferinnen tratschen untereinander. Zwei Häuser weiter bei Puschel hocken die Trinker schon vor dem dritten Bier. Endlich wieder in der Kneipe sitzen, darauf haben sie Monate, ein ganzes Jahr gewartet. Einige von den früheren Stammkunden hat es erwischt, Covid-19, Intensivstation, die waren tagelang intubiert, erzählt der Wirt, die kommen nicht mehr, und keiner weiß, was aus ihnen geworden ist. Können die noch rauchen? Treppen steigen? Ich bin Anfang dreißig, auch nicht mehr ganz jung. Wenn ich in den zweiten Stock renne, pumpt mein Herz auch schon am Anschlag. Die Zigaretten, der Kaffee und die Ritalin-Pillen.

An der Ecke Pohlstraße im Café Deli stehen sie Schlange: Kunsthändler und Galeristen, junge Mütter, Italiener, die sich verlaufen haben. Marla macht den Tresen, Marla und ihr Lächeln. Mein Lieblingscafé, meine Lieblingsfrau. Heute frage ich sie, ob sie mit mir Tischtennis spielt. Mit mir ausgeht. Wir alle tun so, als beginne das Leben von vorn, wir fangen einfach mal was an, ich vielleicht was mit Marla. Aber erst mal etwas Geld verdienen. Krasniqi wartet auf seine zwölftausend. Ich habe eben zweihundert Euro im dritten Rennen auf Daddy Chill gesetzt und fünfunddreißig Euro auf einen Auswärtssieg von Bolnissi in der Evrovnuliga in Georgien, als sich zwei Männer zu mir setzen und mich fragen, ob ich einen Bekannten von ihnen für einige Tage unterbringen kann.

»Wir haben gehört, du hast ein paar Wohnungen an der Hand«, sagt der eine, der eine Iriedaily-Kappe trägt. SO-36-Style. »Wir brauchen ein Apartment für einen Freund von uns.«

Auf dem Bildschirm sehe ich, wie die Windhunde in Australien zu den Startboxen geführt werden. Daddy Chill wirkt austrainiert und schläfrig, hoffentlich ist das die Arroganz des kommenden Siegers. Ich habe nur wegen seines Namens auf ihn gesetzt.

»Kann ich, sicher doch«, sage ich. »Was sucht euer Freund? Ein Apartment in einer Partygegend?«

»Nein«, sagt der andere. Er trägt eine Brille mit Stahlgestell und einen grünen Adidas-Trainingsanzug und sucht in seinen Taschen nach Tabak und Blättchen. Ein drahtiger Typ, kalte Augen. »Keine Partygegend. Der will seine Ruhe haben, verstehst du?« Er spricht leise, verwaschen, ich muss mich vorbeugen, um ihn zu verstehen. Die beiden Vögel gefallen mir nicht, die sind kaum Mitte zwanzig, fiebrig, grinsen schräg. Wer jemanden in einem Wettbüro wegen einer Wohnung anquatscht, der kann gar nicht koscher sein. Andererseits brauche ich das Geld.

»Kein Problem«, sage ich. »Da habe ich was in Pankow, Familiengegend. Oder in der Seestraße im Wedding, zweiter Hinterhof, ganz still. Oder Fennpfuhl. In Hellersdorf habe ich auch was, aber die ist für länger vergeben.«

Der Nuschler im grünen Trainingsanzug fragt: »Gehören dir die alle? Oder machst du nur den Verwalter?«

»Ich bin Facilitator«, sage ich. Das Wort beeindruckt die meisten Leute mehr als eine Visitenkarte. Die Jungs nicken sofort, als ob sie es verstehen. Tun sie nicht. Ich erkläre es ihnen: »Ich habe fünf Wohnungen im Angebot. Wer nach Berlin kommt, um Party zu machen, ist bei mir richtig. Ich habe Amis, Briten, Spanier, Franzosen, Schweden als Kunden, und die sind alle zufrieden mit mir gewesen, weil ich nicht nur Apartments zu korrekten Preisen biete, sondern ihnen auch besorgen kann, was sie sonst noch für ihre Wochenenden brauchen: Gras, Koks, Speed, Lachgas, Ketamin, Zauberpilze. Aber das bleibt unter uns.«

Die beiden nicken jiepernd, »geil, geil«, keckern wie Teenager. Doch ich merke schon, darauf sind sie gar nicht aus. Was wollen sie eigentlich? Daddy Chill japst und wartet immer noch in seiner Box auf den Startschuss, drei Boxen weiter Mockingbird. Ich kenne mich mit Hunderennen nicht gut aus, habe ihn aber neulich in den Siegerlisten gesehen und will wegkommen von den irrwitzigen Kombiwetten für die armenische Fußballliga. Will wegkommen vom Binge-Daddeln mit den Glückspielautomaten. Gestern Abend, als ich die Sache mit Rudi aus dem Kopf kriegen wollte, habe ich da hundertachtzig Euro verloren, das bringt nichts. Ich will das umstellen. Wieder ganz seriös wetten, Sieger oder Platz, dann den Gewinn bei Ömer und Konan abholen, bunkern, und irgendwann kann ich meine Schulden zurückzahlen.

»Fennpfuhl wäre gut«, sagt der mit der Iriedaily-Kappe. »Meine Oma wohnt da. Die haben Hochhäuser wie früher, korrekte Platte, so was baut man heute gar nicht mehr. Und ich sage dir: Die Wohnungen sind heute noch tipptopp gepflegt.«

Ich will das Rennen sehen. Daddy Chill tänzelt in der Box.

»Du hast völlig recht«, sage ich. »Fennpfuhl ist ein Geheimtipp. Das wissen selbst die Berliner nicht, wie geil die Gegend ist. Die Wohnung ist nicht so superbillig, dafür ein richtiges Schmuckstück, da habe ich selber mal drin gewohnt. Dreizehnter Stock, weiter Blick über Friedrichshain und über den Alex.«

»Klingt gut«, sagt der mit der Iriedaily-Kappe. »Brauchen wir für eine Woche mindestens. Was soll das kosten?«

»Fünfhundert die Woche«, sage ich. Vielleicht sollte ich mehr fordern, denke ich sofort. »Endreinigung noch mal siebzig.«

Die beiden nicken. »Klingt doch okay. Können wir machen.«

»Außerdem ist die Gegend gut angeschlossen«, füge ich hinzu, um ihnen die Entscheidung zu erleichtern und sie endlich loszuwerden. »Falls euer Freund in die Stadt will, dann nimmt er die Straßenbahn und ist in zehn Minuten am Alex. Nach Friedrichshain kann er fast laufen. Und wenn er nur mal schnell ein Bier trinken will – die haben da auch eine Kneipe auf ihrem Dorfplatz. Plötners Destille. Das Bier zweidreißig. Da sitzen Urberliner, total authentisch.«

»Der geht nicht mehr viel raus«, sagt der andere. »Ich sag doch, der ist eher so der ruhige Typ. Sitzt gern vor dem Fernseher. Fernseher gibt’s doch in der Butze?«

»Na klar ist die Wohnung mit einem Fernseher ausgestattet, was denkst du denn«, sage ich. »Meine Güte. Ihr könnt sie euch ja vorher angucken.«

Die Hunde sind immer noch in ihren Startboxen. Daddy Chill in der 4, sein Fell nass vom Vortraining, er zittert vor Adrenalin. Mockingbird in Box 7 macht Ärger, deshalb verzögert sich der Start. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn.

»Hörst du uns überhaupt zu?«, fragt der im grünen Trainingsanzug. Er hat seine Zigarette fertig gedreht und angezündet, bläst mir den Rauch ins Gesicht. Endlich der Startschuss. Daddy Chill kommt gut aus der Box, rennt vorneweg, das Feld ist nach wenigen Metern schon weit auseinandergezogen, Mockingbird hängt noch dran. Der im grünen Trainingsanzug stößt mich an.

»Ja doch«, sage ich. »Von mir aus geht das klar. Euer Freund kann in drei Tagen rein.«

»Das ist schlecht«, sagt der mit der Iriedaily-Kappe. »Wir dachten eigentlich an heute. Besondere Umstände.«

»Heute geht nicht«, sage ich. »Ausgeschlossen. Heute sitzt noch ein Pärchen aus Boston in der Wohnung, die haben bis übermorgen gezahlt. Danach wird das gründlich gereinigt, da lege ich auch Wert drauf. Desinfiziert bis zum get no. Gib Corona keine Chance.«

»Stark, finde ich voll gut, die Einstellung«, sagt der andere. »Aber wir brauchen die Wohnung heute Abend. Das ist einfach eine dringende Sache. Wir würden auch was drauflegen, soll nicht dein Schaden sein. Wir würden das echt zu schätzen wissen, wenn du uns hier etwas entgegenkommst. Es wäre ein Gefallen.«

Die beiden Nasen verderben mir das Hunderennen, das undeutlich über den Bildschirm flackert, wo ist Daddy Chill, die Köter sehen alle gleich aus, ich kann mich nicht konzentrieren. Dabei stecken da zweihundert Euro von mir drin.

»Ich sag doch, das geht leider nicht«, sage ich. »Das ist nett, wenn ihr mir entgegenkommen möchtet, weiß ich zu schätzen, aber: Ich schulde euch keinen Gefallen.«

»Uns nicht«, sagt der andere, der mit den toten Augen. Vielleicht nimmt er die falschen Pillen oder bei ihm ganz tief innen drin ist irgendwas erloschen. »Anderen schon. Denen schuldest du einiges. Das spricht sich herum. Wir können dir helfen, wir zahlen im Voraus.«

Die leise Drohung habe ich gehört, vielleicht hat Krasniqi sie zu mir geschickt. Ich spiel das Spiel mit, nicke interessiert. Der mit der Iriedaily-Kappe holt einen Briefumschlag aus der Innentasche seines Humana-Jacketts, lässt mich kurz hineinschauen, steckt es wieder ein. Ich bin beeindruckt.

Er sagt: »Wir können dir echt helfen. Übrigens, ich bin Henne. Das ist Ronny. Uns wäre echt daran gelegen, die Wohnung schon heute zu kriegen. Uns wurde gesagt, du kannst was ermöglichen. Deshalb kommen wir ja zu dir. Tut uns leid wegen dem Hunderennen, wir sind auch gleich weg.«

»Ich kann die beiden doch nicht einfach raussetzen«, sage ich, doch meine Stimme ist unsicher geworden. Im Umschlag sind Pi mal Daumen zweitausend Euro. »Die haben bis Samstag gebucht und bezahlt.«

»Kannst du doch«, sagt Henne und rückt näher, legt mir eine Hand auf die Schulter. »Das ist deine Wohnung. Du meldest Eigenbedarf an. Dann ist die Party für die Amis jetzt eben vorbei. Müssen sie eben woanders weiterfeiern.«

Zweitausend Euro bar auf die Hand, das ist genau das, was ich jetzt brauche. Eine Finanzspritze, eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Dmitri der Locher sitzt hinten und tut, was er tun muss. Konan und Ömer im Kassenkabuff beobachten unser Gespräch, und sie wissen auch, dass ich Geld brauche. Vielleicht haben sie die beiden an mich verwiesen. Sie wissen vermutlich auch, dass ich beim Hunderennen wieder verlieren werde. Daddy Chill gibt sich alle Mühe, kratzt die letzten Körner zusammen, das kann ich sehen. Doch die anderen haben ihn mittlerweile eingeholt, so sehr er sich die Lunge aus dem Leib rennt. Die anderen sehen noch locker aus. Ich denke an Rudi und sein Beil, ein Schwall Wut schäumt in mir hoch, die ohnmächtige Wut des Verlierers, man müsste diese Fernsehschirme mal gepflegt zerlegen. Die Stimme des Kommentators überschlägt sich, als die Hundemeute auf die Zielgerade einbiegt, die sehnigen Körper in verzweifelter Ekstase. Das wird Platz fünf, bestenfalls. Meine zweihundert sind weg.

»Was ist jetzt?«, fragt der mit der Iriedaily-Kappe. Henne. »Geht das klar mit der Wohnung? Kriegst du das hin?«

»Ich kümmere mich darum«, sage ich. »Warte mal. Sekunde. Geh mal aus dem Bild.«

Auf den letzten Metern fällt Daddy Chill endgültig zurück, die Augen weit aufgerissen, die Zähne gefletscht, er wird von allen anderen überholt und macht dennoch weiter, hasst sich förmlich ins Ziel. Als Letzter. Konan nickt mir höhnisch zu und deutet auf Dmitri, der nachher meinen Wettschein kriegt. Konan grinst mich an und hebt den Daumen. Arschloch. Die Kassierer am Counter wissen es immer vorher.

»Abgemacht«, sagt Ronny und stößt mir einen Finger auf die Brust. »Das ist jetzt der Deal: Wir fahren da gemeinsam hoch, du kommst mit. Am besten, wir treffen uns hier an der Ecke. Heute Abend um zehn. Nein, halb elf.«

»Könnt ihr nicht hinkommen und wir treffen uns vor dem Haus?«, frage ich.

»Du bist heute Abend hier um halb elf«, sagt Henne und zeigt auf den Briefumschlag. »Und dann fahren wir gemeinsam mit unserem Freund hoch nach Fennpfuhl, du bringst uns in die Wohnung und kriegst dein Geld.«

Ich nicke, genervt, es fühlt sich an, als hätten sie mich grad über den Nuckel gezogen. Die beiden verschwinden im Gedränge auf der Potsdamer Straße, zwei bosnische Zocker mit Kaffeebechern in der Hand kommen herein, grüßen Ömer, holen sich das ausgedruckte Tagesprogramm und setzen sich an den Bildschirm, der die Spiele der türkischen Liga zeigt. In Australien schlüpfen zehn neue Windhunde in die Startboxen, ohne mich. Ich gehe zu Dmitri und lege ihm meinen Wettschein hin, er freut sich. Die Bosnier unterhalten sich, lachen, endlich sind sie unter sich, haben eine Auszeit von den Familien, den Frauen. Sie haben ihre Kombiwetten mit Halbzeitstand und diverse Restzeitwetten laufen, das sehe ich von hier, ist mir aber egal, ich will jetzt zu Marla. Meine gute Laune kehrt zurück. Das wird schon klargehen mit den zweitausend Euro.