Zurück in Fennpfuhl, Samstagabend. Ich bin spät dran, brauche immer noch das Geld, um Krasniqi auszuzahlen. Eine aufgeregte Amsel zetert unten am Pfuhl. Das Hochhaus der Rudolf-Seiffert wirkt normal, in meiner Wohnung im dreizehnten Stock, wo Kallatzky mit seinen beiden Bewachern sitzt, scheint Licht zu brennen, auf die Entfernung bin ich mir nicht sicher. Das Versteck ist perfekt; wenn ich nichts verrate, können sie wochenlang dort bleiben, ohne entdeckt zu werden.
Mein Vater wohnt in einem der ältesten Plattenbauten des Viertels, oben an der Storkower Straße. Die S-Bahn zieht dort vorbei, die Rettungswagen sind mit Blaulicht auf dem Weg nach Mitte. Er steht im Bademantel im Türrahmen, bullig wie eh und je, den Kopf vorgestreckt, als wittere er eine Gefahr. Fünfundsechzig Jahre, gut in Schuss.
»Sieht man dich auch mal wieder«, sagt er. »Komm rein.«
»War grad in der Gegend«, sage ich, »Dachte, ich schau mal, wie es dir geht.«
Jedes Mal, wenn ich meinen Vater besuche, fühle ich mich alt. Er sieht besser aus als ich. Er raucht nicht. Trinkt nicht. Spielt nicht. Er hat einen Punchingball in seiner Zweiraumwohnung, und mit dem arbeitet er täglich. Draußen auf den Grünflächen, wo die vietnamesischen und russischen Teenager an den steinernen Tischtennisplatten daddeln, trainiert er mit dem Springseil. Am Wochenende fährt er raus in die Kleingartenkolonie Birkenhöhe bei Bernau. Unser Familiengarten. Zieht Tomaten und Salat, baut Kartoffeln an, Erdbeeren hat er auch, schneidet die Hecke öfter als die Nachbarn, mäht den Rasen, jätet Unkraut, tut und macht. Pflückt die Johannisbeeren und kocht zu Hause Gelee. Für ihn gibt es immer was zu tun. Seit meine Mutter gestorben ist, zehn Jahre her, kommt er gar nicht mehr zur Ruhe. Vermutlich geht er nachts joggen.
»Wie läuft’s?«, fragt er. »Setz dich doch. Diese Hitze, ist wie auf Kuba. Trinkst du ein Bier mit?«
»Mir geht’s gut«, sage ich. »Bier trinke ich mit.« Setze mich auf die Couch, während er in der Küche kramt. Wie komme ich auf das Geld zu sprechen? »Trainierst du noch?«
Er kommt mit dem Bier, schaut zum Punchingball. »Na und ob! Jeden Tag. In meinem Alter musst du zusehen, dass du dranbleibst. Meine Freunde haben alle schon einen Bauch, das will ich nicht. Fett ansetzen, bei mir nicht.«
Wir stoßen an, trinken. Er sitzt locker da, keine Spur von Bauch, ein gutaussehender Mann, lebhaft, erzählt von seinem Garten, seinen Freunden, seiner Corona-Impfung. Eigentlich wartet er darauf, dass ich damit herausrücke, weswegen ich gekommen bin.
Warten kann er. Vor der Wende war mein Vater Kommissar bei der Volkspolizei, galt als feinfühliger Vernehmer. Er hörte den Leuten geduldig zu, hieß es, nahm sie ernst, konnte eine gemeinsame Gesprächsebene herstellen. Wenn sie bockten, dann gab er ihnen Zeit zum Nachdenken.
»Tom«, sagt er und nimmt einen Schluck, das Bier schmeckt ihm richtig. »Schönes Hemd hast du, dafür hast du ein Auge. Deine Mutter ja auch, die hat immer schöne Sachen gefunden. Teuer gewesen?«
Ich schaue mir mein Hemd an. Was das teuer? Kann mich nicht erinnern, wo ich das geholt habe. »Das war nicht teuer, ein paar Euro bei Humana.«
»Hast du den BMW noch?«
»Klar habe ich den noch«, sage ich. »Den gebe ich nicht weg, der fährt noch richtig gut. Aber seit gestern klappert der vorn.«
»Der klappert vorn«, wiederholt er, als sei das wichtig. Als müsse das festgestellt werden. »Und das könnte teuer werden, stelle ich mir vor.«
»Kann sein«, sage ich.
»Brauchst du Geld, Junge?«, fragt er. »Kannst du doch sagen. Sieht doch ein Blinder, dass du was auf dem Herzen hast. Jetzt mal Butter bei die Fische. Du kommst doch nicht einfach so vorbei auf Kaffee und Kuchen. Wie kann ich dir helfen? Fünfhundert Euro? Kein Problem.«
»Eher fünftausend Euro«, sage ich, damit ist es jedenfalls mal ausgesprochen. »Eingelaufene Nockenwelle oder defekte Steuerkette, keine Ahnung, aber teuer wird es. Ich trau mich gar nicht in die Werkstatt.«
Mein Vater nickt. »Kann ich verstehen. Würde mir auch so gehen, wenn ich beim eigenen Wagen so rumraten würde. Nockenwelle oder Steuerkette, das hört man doch. Die lachen dich doch aus, wenn du bei denen auf den Hof fährst und sagst: Meister, müsste die Nockenwelle sein, könnte aber die Steuerkette sein. Oder ein Defekt am Automatikgetriebe. Oder Karl Napp von der Rennbahn ist einfach mal wieder klamm und braucht deshalb fünftausend Euro.«
Er steht auf, ehe ich antworten kann, stellt einen Kräuterschnaps auf den Tisch, zwei Gläser dazu. »Komm, lass uns einen einschwenken.«
Ich mag meinen Vater, immer noch. Auch wenn er auf mir rumhackt, als wäre ich dreizehn. Trotzdem wird er mir das Geld geben, hat er bisher immer gemacht, wenn er mit seinen Vorträgen fertig war. Insgeheim wünsche ich mir, wir könnten mal die Rollen tauschen. Er käme bei mir an, weil er Geld braucht, ich biete ihm einen Schnaps an und sage: Klar, geht in Ordnung. Und verzichte auf die Vorhaltungen, einfach um ihm mal zu zeigen, es geht auch ohne.
Er kommt klar. Er hat auch einstecken müssen in seinem Leben, das lässt er sich nicht anmerken, ist aber so. Nicht nur, dass meine Mutti so früh gestorben ist. Er ist bei der Polizei rausgeflogen, als er vierzig war. Und warum? Weil er gut war. Spezialbegabung. Er konnte Phantombilder zeichnen wie niemand sonst. Das hatte er drauf, hatte einfach ein Händchen dafür. Subjektive Porträts nannten sie es. Er war so gut darin, dass die Staatssicherheit ihn manchmal von der Volkspolizei auslieh. Also in den Jahren vor dem Fall der Mauer, kann man sich heute kaum vorstellen. Das Ministerium für Staatssicherheit betrieb in Röntgental ein »Zentrales Aufnahmeheim« für Bürger, die in die DDR zurückwollten. Die drüben im Westen gewesen waren und lieber zurückwollten. Es waren nicht viele, doch es gab sie. Diese Heimkehrer wurden in Röntgental über Wochen und Monate befragt, die Stasi wollte alles über ihre Kontakte im Westen wissen, am liebsten zu Funktionsträgern in Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Landräte, Abteilungsleiter, Manager, Geheimnisträger der Bundesrepublik, die mögliche Sympathisanten, eventuelle Zuträger sein könnten. Von denen also ließ die Stasi sich Phantombilder nach den Angaben der Heimkehrer anfertigen, und dafür fragten sie meinen Vater an.
Er war nie bei der Stasi, darauf legt er Wert, sondern immer nur ausgeliehen, angefordert, abkommandiert. Diese Phantombilder wirkten unglaublich echt, als säßen die Leute einem jetzt gegenüber. Und weil ihm die Sache etwas peinlich war, hat er sie nicht angegeben, als die Mauer gefallen war und die Volkspolizei nach der Wende übernommen wurde. Man hat es rausgefunden, die Akten gelesen, verglichen, ich kieke, staune, wundre mir, der Mann war doch bei der Stasi beschäftigt, wieso gibt er das nicht an. Deshalb wurde er Mitte der Neunziger rausgegauckt. Es gab keine Abmahnung, keinen Verweis, keine Umsetzung – von einem Tag auf den anderen war er draußen. Vierzig Jahre alt.
In den Jahren darauf nahm er wie viele damals den Gang vor die Hunde: eine schäbige Detektei mit der schmutzigen Wäsche von Seitensprüngen und Scheidungen, Beschattungen von Arbeitnehmern, die krankgeschrieben waren, danach Fortbildungsmaßnahmen vom Amt, schließlich die Endstufe: Wachschutz. Seine Chefs kannte er noch von früher, von Röntgental her, sie hatten ihm auch die Tipps mit den Wohnungen gegeben.
Wir stoßen an, trinken den Schnaps, tut mir gut.
»Kann ich hier eine rauchen?«, frage ich.
»Geh auf den Balkon«, sagt er. »Ich hole schon mal das Geld. Fünftausend Euro, kannst du dir nicht ausdenken.«
Zigarettchen auf dem Balkon, Ausblick auf Hunderte, Aberhunderte von Fenstern, Fassaden, Balkons, sieht alles gleich aus und doch immer etwas anders. Manche Fenster haben Vorhänge, andere sind beklebt mit Stickern. Da stehen Kakteen auf dem Sims, bei anderen Geranien, bei den meisten nichts. Hier brennt Licht, da guckt einer Fernsehen, hinten zockt einer, das sehe ich an den harten Lichtwechseln. Leute bewegen sich in den Wohnungen, gehen von einem Zimmer in die Küche, sitzen auf dem Klo. Essen was, reden, kratzen sich. Was Leute eben so tun, nur dass es hier Tausende sind, Zehntausende. Vielleicht knutschen auch welche oder streiten sich, holen sich einen runter oder heulen. Essen Pizza vom Lieferdienst. Da drüben müssten Henne und Ronny mit Kallatzky sitzen. Was machen die mit ihm jetzt, worauf warten die?
Als ich wieder reinkomme, liegt ein Umschlag auf dem Tisch. Der Fernseher läuft, mein Vater räumt die Gläser weg. Ich schaue in den Umschlag, müssten fünftausend sein. Genau die fünftausend, die ich noch brauche, um Krasniqi am Sonntag zwölftausend zurückzugeben. Dann bin ich raus, dann können Zef und Gezim und Krasniqi mich am Arsch lecken, Ömer und Atila und Konan auch, ich setze keinen Fuß mehr in die Arena oder sonst ein Wettbüro. Nicht mal zu Dragana in die Spielhalle gehe ich. Einfach draußen daran vorbeigehen, alle anderen Leute schaffen das auch, die schauen auf ihr Handy, rauchen eine, latschen weiter und müssen nicht reingehen, keiner von denen muss reingehen. Keiner von denen hat Schulden. Und wenn ich Krasniqi die zwölftausend gegeben habe, dann habe ich auch keine Schulden mehr. Dann bin ich frei. Muss nicht mehr zocken, nie wieder spielen, nur noch Pingpong mit Marla im Park.
»Danke dir«, sage ich. »Hätte ich nicht gedacht, dass du das einfach so zu Hause hast.«
»Glaubst du, ich gebe mein Geld auf die Bank?«, fragt er. »Ich war ein einziges Mal in diesem Jahr bei der Bank. Da sitzt mir so ein Finanzberater gegenüber, sieht aus wie Philipp Amthor und grinst, als hätte er mich schon am Sack. Der wollte mir Finanzierungspläne machen, Investitionen in Immobilienfonds, ganz konservativ, garantierte Gewinnausschüttung. Ich habe meine eigenen Immobilien, sage ich, ich lege mein Geld nicht auf die Bank.«
»Kriegst die fünftausend natürlich zurück, wenn ich das Geld wieder zusammenhabe«, sage ich.
Mein Vater lacht nur. Den Spruch hat er zu oft gehört. Ich habe ihm noch nie etwas zurückgezahlt. Er stellt den Fernseher an, und wer ist Dauerthema in den Nachrichten: Max Kallatzky. Noch ein Statement, offenbar ein neues Video, jetzt hat er kein Unterhemd an, sondern ein richtiges Oberhemd, die Knöpfe bis oben geschlossen. Die Brille trägt er nicht. Er wirkt müde. Danach besorgte Politiker, die Berliner Polizeichefin im Interview. Der Fall schlägt richtig Wellen.
»Vater«, sage ich. »Es gibt noch was.«
»Tom«, sagt er und wirft sich zwei Erdnüsse ein. »Überlege dir, was du mir sagen willst. Ich habe dir eben fünftausend Euro gegeben, die liegen vor dir auf dem Tisch. Nimm sie, meinetwegen nimm sie. Wenn ich aber jetzt was von den Wohnungen höre, Wasserschaden, Schimmel im Bad, Kellerfeuchte, noch mal zweitausend Euro, dann ist Ende Gelände. Es muss auch mal gut sein. Die Wohnungen sollen uns finanzieren, nicht wir sie.«
Seine Wohnungen. Unsere Wohnungen. Sie gehören ihm, ich verwalte sie, wir beide leben davon, und niemand darf davon wissen. Die sind seine Rache am Staat, an der Polizei, an den Behörden, die ihn rausgeworfen haben. Kurz nach seiner Entlassung hat er vier Wohnungen aus einem Stasi-Fonds gekauft, Liegenschaften und Dienstobjekte an der Magdalenenstraße. Ein ehemaliger Kollege von ihm war bei der Treuhand gelandet und machte ihn auf die Gelegenheit aufmerksam, bei der Treuhand liefen solche Geschäfte unter der Hand, das fiel nicht weiter auf. Mein Vater hat sofort zugegriffen. Wenn die mir blöde kommen, hat er sich gesagt, dann können sie es so haben, wie sie es brauchen. Damals wollte niemand Etagenwohnungen in Plattenbauten kaufen. Er hat das gemacht, später weiterverkauft, die Spuren verwischt, auch im Westen die eine oder andere Wohnung gekauft, auf Zwangsversteigerungen mitgeboten. Ende der Neunziger waren noch nicht so viele auf den Trichter gekommen. Da gab es noch Schnäppchen, und von denen leben wir jetzt.
»Die Wohnung in der Rudolf-Seiffert-Straße«, sage ich. »Da habe ich gestern Mieter untergebracht. War vielleicht ein Fehlgriff. Ich sag das nicht gern.«
Mein Vater schaut auf den Bildschirm, wirft sich Erdnüsse ein, wartet, was jetzt kommt.
»Gestern haben mich zwei Typen im Wettbüro gefragt, ob ich einen Bekannten von ihnen unterbringen könnte. Ich hätte doch Wohnungen an der Hand. Ich wollte zuerst nichts davon hören, wollte mich auf Daddy Chill konzentrieren. Die ließen aber nicht locker. Mensch, haste nicht, kannste nicht, mach doch mal – auf die Tour. Ich habe ihnen schließlich die Wohnung in der Rudolf-Seiffert angeboten. Sie wollten was Ruhiges, und die ist ruhig. So. Sie wollten noch am gleichen Abend rein, ich musste die noch sauber machen, durchlüften, desinfizieren, pipapo, war abends verabredet, kam aber trotzdem hin, um ihnen die Wohnung zu zeigen, den Schüssel zu geben. Wir also hin, und wer sitzt mit denen im Wagen? Du glaubst es nicht.«
»Sag schon«, sagt mein Vater.
Ich weise auf Kallatzky auf dem Bildschirm. »Der da. Der saß im Auto. Hat keinen Ton gesagt, ich dachte, der schläft. Für den ist die Wohnung gemietet. Jetzt sitzen sie drin mit dem, und ich soll nichts sagen, sonst.«
»Sonst was?«, fragt mein Vater.
»Haben sie nicht gesagt«, sage ich. »Doch der eine ist aggressiv, ein richtiges Aas. Ich wollte sie ja rausschmeißen, hatte es mir anders überlegt, da hat er mich gegen die Scheibe gedrückt, der war mit zwei, drei Schritten an mir dran, hat überhaupt nicht lang gefackelt.«
»Und der andere?«, fragt mein Vater.
»Der andere ist normal«, sage ich. »Mit dem war nichts. Der heißt Henne.«
»Du willst mich auf den Arm nehmen«, sagt mein Vater. »Du setzt dich auf meine Couch, leierst mir fünftausend Euro aus dem Kreuz, und dann willst du mir erzählen, dass du den rechten Lutscher Kallatzky in unserer Wohnung untergebracht hast.«
»Kallatzky«, sage ich. »Genau. Ich nehme dich nicht auf den Arm.«
Er schaut auf den Fernseher, schaut auf mich, wirft sich Erdnüsse ein. Steht auf, holt zwei Bier, öffnet sie, wir stoßen an. Er tigert schweigend im Zimmer herum. Schlägt ein paarmal gegen den Punchingball, steht am Fenster und schaut raus.
»Das sind bloß vierhundert Meter Luftlinie«, sagt er. »Und die sind da noch drin?«
»Denke schon«, sage ich.
»Hatten die Waffen? War der Kallatzky fixiert? Wieso haben sie dich überhaupt da reingezogen, kanntest du die?«
»Keine Ahnung«, sage ich und rutsche unruhig hin und her. Diese Fragen immer, was will der alles wissen. »Das sind Spinner. Ich kannte die nicht, die sind einfach aufgetaucht im Wettbüro. Ich fand die harmlos. Die sind auch harmlos, bis auf den einen, Ronny. Die haben sich Pizza bestellt. Kallatzky geht’s gut, der durfte mitessen. Dann bin ich gegangen. Und heute Nachmittag war ich bei der Polizei, habe denen gesagt, dass ich weiß, wo Kallatzky steckt. Glaubst du, das hat die interessiert? Die haben mich weggeschickt, ich soll das alles mal aufschreiben.«
»Kannst du von denen nicht anders erwarten.« Mein Vater setzt sich neben mich. »Hast du den Zweitschlüssel noch?«
»Na sicher«, sage ich und hole ihn raus.
Mein Vater nimmt den Schlüssel, betrachtet ihn, wiegt ihn in der Hand, legt ihn auf den Couchtisch.
»Das würde ich mir gern mal ansehen«, sagt er. »Wie die sich da eingerichtet haben. Was der ganze Quatsch soll.«
»Da gibt es nichts zu sehen«, sage ich. »Außerdem bist du nicht mehr bei der Kripo.«
»Nur mal gucken«, sagt er. »Ist doch meine Wohnung.«
»Die haben ziemlich deutlich gesagt, dass sie lieber unter sich bleiben«, sage ich. »Der eine, Ronny, ist extrem angespannt.«
»Man müsste reingehen, wenn sie schlafen«, sagt mein Vater und steht wieder auf, geht zum Punchingball, gibt ihm leichte Schläge, denkt nach. Setzt sich wieder auf die Couch und packt mich an der Schulter, als habe er genau die richtige Lösung gefunden. »Weißt du, was wir machen? Wir gehen da rein, wenn die schlafen, und nehmen Graf Kacke mit.«
»Wir nehmen Kallatzky mit?«
»Ganz genau«, sagt er. »Der wird sich wundern, aber mitkommen wird er. Die anderen werden sich auch wundern.«
»Ohne mich«, sage ich. »Ich muss dringend schlafen. Letzte Nacht habe ich keine drei Stunden geschlafen, und morgen muss ich auch früh raus. Vielleicht ist es besser, wenn du da allein hingehst.« Ich greife nach dem Umschlag mit den fünftausend Euro, doch er ist schneller und steckt ihn ein.
»Nicht so hastig«, sagt er. »Das Geld kriegst du nur, wenn du mitkommst. Allein kann ich da nicht hingehen, da brauche ich dich. Leg dich in meinem Arbeitszimmer hin, ich wecke dich um drei.«