Epilog

Der berüchtigte Geschichtenfluch des Fantastischen Nordens sah zu, wie die Liebenden, deren Liebe unter einem so schlechten Stern gestanden hatte, es nun aber ganz und gar nicht mehr tat, die uralte Höhle verließen.

Der Fluch war erleichtert, dass sie endlich gingen. Er hatte diese Höhle noch nie gemocht – sie gab eine so düstere Kulisse ab –, und den grauenvollen Baum, der dort lebte, konnte der Fluch absolut nicht ausstehen. Er steckte jede Geschichte, die diesen verwünschten Baum erwähnte, in Brand, um die Menschen abzuschrecken, aber Menschen waren manchmal so dumm.

Der Fluch war froh zu sehen, dass dieses Menschenmädchen und ihr nicht mehr ganz menschlicher Freund so klug waren, dem Baum den Rücken zu kehren.

Wahrscheinlich machten sie sich auf zu irgendeinem Glück bis ans Ende ihrer Tage. Normalerweise war dies der Punkt, an dem der Fluch aufhörte, eine Geschichte zu verfolgen.

Glück bis ans Ende aller Tage war bekanntermaßen furchtbar langweilig und eignete sich nicht für gute Geschichten, was dem Fluch wenig zu tun ließ, es sei denn, ihm war danach, ein seliges Ende ein bisschen auf den Kopf zu stellen. Was er in diesem Fall jedoch nicht vorhatte. Allerdings gab es da eine ganz bestimmte noch offene Frage, für deren Antwort er sich interessierte.

Und deshalb sah der Fluch weiter zu, während der verletzte, nicht ganz menschliche junge Mann den Arm noch etwas fester um die Schultern der jungen Frau schlang, die er einst vom Tod zurückgeholt hatte.

Der Fluch hoffte wirklich, dass die beiden ihr Glück bis ans Ende aller Tage finden würden. Er war nicht ganz sicher, ob der nicht ganz menschliche junge Mann das wirklich verdient hatte, aber das Mädchen mit dem roségoldenen Haar verdiente es eindeutig.

Voller Bewunderung sah sie zu ihrem nicht ganz menschlichen Freund auf, trotz der Blutergüsse, Schnitte und Blutspritzer, die ihn verunzierten.

»Eine Frage hätte ich noch«, sagte sie.

Wenn der Geschichtenfluch hätte atmen können, dann hätte er jetzt vielleicht die Luft angehalten.

Gebannt beobachtete er, wie der nicht ganz menschliche junge Mann fast beleidigt eine Braue hob. »Nur eine?«

»Nein – eigentlich habe ich noch viel mehr Fragen.« Sie nahm die Unterlippe zwischen ihre weißen Zähne.

Etwas in den Augen des nicht ganz menschlichen jungen Mannes veränderte sich. Er sah aus, als hätte auch er ihre Unterlippe am liebsten zwischen die Zähne genommen. »Du kannst mich fragen, was immer du möchtest, kleine Füchsin.«

»Sehr gut!« Sie hob die Mundwinkel zu einem lieblichen Lächeln. »Erklär mir die Sache mit den Äpfeln.«

»Nächste Frage.«

»Du hast gesagt, ich darf dich fragen, was immer ich möchte.«

Der Blick des nicht ganz menschlichen jungen Mannes wurde neckend, und kleine Silberfunken tanzten in seinen Augen. »Aber ich habe nicht gesagt, dass ich antworte.«

Das Mädchen zog einen Schmollmund.

Der nicht ganz menschliche junge Mann hob die Hand und zeichnete den Schwung ihrer Unterlippe nach. »Es spielt keine Rolle«, sagte er sanft. »Ich brauche sie nicht mehr.«

Überrascht blinzelte das Mädchen.

Der nicht ganz menschliche junge Mann beugte sich vor …

Und der Geschichtenfluch beschloss, nicht weiter zuzuschauen. Es war an der Zeit, diese beiden ihrem Glück bis ans Ende aller Tage zu überlassen.

Andere Geschichten brauten sich im Fantastischen Norden zusammen.