Schwierigkeiten. Trennung. Im Nachhinein ist schwer zu sagen, ob die Wünschelruthe nun der Geschwindigkeit der neuen Zeit entsprechend schnell eingegangen ist oder ob sie bloß von Anfang an sehr langsam vor sich hin starb. Der Verleger behauptet jedenfalls, Schaden zu haben – trotz eines Absatzes von jedes Mal 300 Exemplaren, wie von Hornthal großzügig hochrechnet.

Mit dem Sommersemester 1818 haben die meisten Schustergesellen ihre Studien oder Doktorarbeiten beendet. Sie lassen Dichtung Dichtung sein und verstreuen sich in alle Lande, um auf irgendeiner kleinen Dienststelle als Advokat, in irgendeinem Kaff als Theologe oder auf irgendeinem Gut als Hauslehrer zu beginnen.

 

Er selber bedauert seinen Abschied vielleicht am meisten. Denn in diesem Sommer ist das Treiben der Studenten ungewöhnlich wild. Was er alles verpasst! Ein geringfügiger Streit mit einem Wirt oder einem Passanten und schon fühlen sich die Herren Studiosi auf den Schlips getreten und rotten sich zusammen, um demjenigen, der ihnen nicht genug Respekt gezollt hat, die Fensterscheiben einzuwerfen. Verrufserklärungen gegen Gastwirte, Hauswirte und sonstige Gewerbetreibende sind an der Tagesordnung. Am 2.Juli passiert es: Ein Student nimmt die Abkürzung durch die eng aneinandergebauten Fleischstände am Rathaus, rempelt ein Kind an, gerät daraufhin mit dem Metzger Krische in einen Wortwechsel und fängt sich eine Ohrfeige ein. Der Student beschwert sich bei der Polizei. Der Polizeisenator erklärt, dass er dem K. nur einen Verweis erteilen könne. Der Student beruhigt sich zwar, aber die Landsmannschaften sehen das anders und machen die Sache zu ihrer eigenen. Beim Prorektor verlangen sie Wiedergutmachung. Der Prorektor verweist wieder an die Polizei, die Polizei interessiert das nicht. Frechheit! Am 11.Juli verabreden sich die beleidigten Leberwürste sämtlicher Couleurs in Ulrichs Garten und ziehen zum Haus des Metzgers. Vorneweg der schwarze Block der Altdeutschen. Die Anführer haben sich vermummt. Leider ist ihnen ein Fehler unterlaufen. Das Haus, das sie verwüsten, gehört einem anderen Metzger, der unseligerweise denselben Namen trägt wie derjenige, der die Ohrfeige ausgeteilt hat. Ihm werden Fenster und Fensterläden zerschlagen, die jungen Herren dringen sogar ins Haus ein, zertrümmern im Beisein der Frau und der Tochter die Möbel und werfen sie zum Fenster hinaus.

»Mensch, jetzt hört doch mal auf mit dem Scheiß. Der Mann ist krank.«

Da schauen die Krawallanten betreten an sich hinunter, ziehen zurück auf den Ulrich und betrinken sich erst mal.

Der Magistrat sendet einen Eilboten nach Hannover, um Schutz für die Stadt zu erbitten. Man schickt Hofrat Falcke mit einem Detachement Husaren. Als sie am 17.Juli eintreffen, kommt es zu kleineren Straßenschlachten, bei denen sechs Studenten mit Säbelhieben verletzt werden. Die Husaren lassen sich nicht vertreiben. Frechheit! Die Studenten erklären den Verruf über die Georgia Augusta und verlassen die Universität Richtung Witzenhausen.