Nach Kassel

August hatte die Hülshoffer eingeladen, Annette, Jenny und Schwager Clemens, mit ihm nach Kassel zu fahren und die Grimms zu besuchen. Wilhelm Grimm und Ludwig, den Maler, kannten die Damen ja schon, aber dies war die Gelegenheit, auch die Schwester Charlotte kennenzulernen und Jacob, mit dem Wilhelm die Märchen gesammelt hatte. Die wunderbaren Märchen, in denen die Welt noch nach der richtigen Menschennatur eingerichtet und eingeteilt war: in Könige, Soldaten, Mönche und Bauern. Außerdem kam Caroline mit. Caroline von Haxthausen war siebenundzwanzig Jahre alt, und seit sich ihre Existenz als Stiftsfräulein durch die Auflösung des hochadligen, freiwilligen Stifts Sankt Bonifatius zu Freckenhorst erledigt hatte, gondelte sie zwischen den Familiensitzen hin und her, ohne sich auch nur im Geringsten nützlich zu machen. Eine Verheiratung wäre ein Segen, und es konnte nicht schaden, wenn sie gemeinsam mit Jenny und Nette ein wenig Großstadtschliff bekam.

Die Reisenden waren bereits seit drei Uhr morgens auf. Da waren sie geweckt worden, weil nach Bellersen herüber ein Brand den Himmel rot beleuchtet hatte. Zum Glück war Carl, ein weiterer älterer Bruder von August, gerade aus Hildesheim zurück und konnte es übernehmen, hinüberzureiten. Für die anderen hatte es sich nicht gelohnt, sich wieder hinzulegen, denn

Annette war übel, da sie zwischen Jenny und Caroline gequetscht gegen die Fahrtrichtung saß. Sie hätte ihre Augen gern auf einen Punkt am Horizont konzentriert, um dieser Übelkeit zu entgehen, aber so weit konnte sie leider nicht sehen. Selbst ihre Gegenüber erkannte sie ja bloß, weil es sich um die eigene Verwandtschaft handelte. Annette litt, hütete sich jedoch, jemanden darum zu bitten, mit ihr den Platz zu tauschen.

›Afrika‹, würde August sagen, ›China! Unserer Nette kann es ja gar nicht weit genug sein, wenn sie zu Hause am Kamin sitzt und Zucker in ihren Tee rührt. Aber wenn es dann tatsächlich losgeht – nicht einmal bis Kassel schafft sie es, ohne zu jammern …‹

Dabei liebte sie das Reisen wirklich. Das richtige Reisen. Wenn man von einem Ort losfuhr, um zu einem anderen Ort zu gelangen. Und dann dort zu bleiben. Zu bleiben – dass man irgendwo hinfuhr, um dann dort auch zu bleiben –, darauf kam es an. Aber Nette, Jenny und Vater Clemens hatten natürlich schon wieder die mehrtägige Rundreise hinter sich – von Bökendorf zu Onkel Fritz auf der Abbenburg –, weiter zur Hinnenburg und zu den Bocholtz-Asseburgern – weiter zu Tante Dorly in Wehrden – und wieder nach Bökendorf zurück.

»Wie war’s denn eigentlich bei Tante Dorly?«, fragte August, als hätte er ihre Gedanken erraten.

»Sehr erfreulich«, sagte Annette, »allerdings sieht das chinesische Dach auf dem Wehrturm wirklich schlimm aus. Was Dorly sich dabei wohl gedacht hat? Man hätte doch das alte Schieferdach reparieren lassen können. Und dann hat sie wieder verlangt, dass ich ihr meine neuen Gedichte diktiere. Als ich mir

»Ja, die Dorly, ihr Kopf ist der reinste Ameisenhaufen«, sagte Caroline.

»Welches Gedicht war es«, fragte August, »das mit dem Moor? Dann kann es durch die Umstellung eigentlich nur besser geworden sein.«

Caroline lachte. Etwas zu lange. Sie wollte sich gar nicht wieder beruhigen. Jenny drückte ihrer Schwester die Hand. Caroline hörte erst auf, als Clemens von Droste-Hülshoff sie fragte, ob sie ihm von neuen übersinnlichen Begebenheiten berichten könnte.

Spukphänomene gehörten zu den Dingen, für die sich Clemens von Droste-Hülshoff leidenschaftlich begeisterte – neben Orchideen und Ornithologie. Er war ein großer, breiter Mann mit einem teigigen, von Babylöckchen umrahmten Kindergesicht, der seine auffallend kleinen Hände die ganze Zeit auf der Brokatweste gefaltet hielt. Diese Hände und die erstaunliche Blässe seiner Haut – man hätte meinen können, er würde seine Tage in einer Gruft zubringen – waren, so schien es jedenfalls Annette, der körperliche Ausdruck seiner vollkommenen Lebensuntüchtigkeit. Überfordert von den Geschäften, die nun einmal in den Zuständigkeitsbereich eines Guts- und Schlossbesitzers fielen, überließ er diese nur zu bereitwillig seiner Frau, und beschäftigte sich stattdessen mit der Beobachtung selbst gefangener Vögel und dem sorgfältigen Niederschreiben westfälischer Spukphänomene in einem großen, schwer gebundenen Buch, seinem Liber Mirabilis. Caroline diskutierte nun mit ihrem Schwager, ob Spuk häufiger in Mooren oder alten Gemäuern auftreten würde. Beide stimmten darin überein, dass

»Vielleicht«, so Caroline, »hat in grauer Vorzeit doch einmal ein heimliches, nie entdecktes Verbrechen stattgefunden. Es muss ja auch nicht von einem Vorfahren begangen worden sein, sondern vielleicht von einem Lakaien.«

August hörte ihnen zu. Er hatte die Pfeife vorgenommen, die ihm Dr. Biber und Baggesen zum Abschied geschenkt hatten. Sie war vom Universitätsmaler mit dem Haxthausen’schen Wappen, einem schräg liegenden Gatter mit Ritterhelm darüber, bemalt worden. August hatte Biber dafür einen ausgestopften Namensvetter mit Hut und Wanderstab und Baggesen ein Bernhardinerfässchen voller Bier geschenkt, das er seinem Hund um den Hals binden konnte.

Als sie eine kleine Anhöhe herunterfuhren, kam die Kutsche plötzlich ins Schlingern. Fritzens Kutscher brachte sie rasch zum Halten, alle stiegen aus, und es stellte sich heraus, dass ein Riemen gebrochen war. Nicht weiter schlimm, auch wenn das bös hätte ausgehen können. Der Riemen wurde ausgetauscht und alle stiegen wieder ein. Durch den Zwischenfall waren sie endlich richtig wach geworden.

Clemens von Droste-Hülshoff wandte sich nun an August: »Du verwaltest jetzt die Güter, nicht wahr? Ich beneide dich nicht.«

»Ich soll sie erst im Herbst übernehmen«, sagte August, »bis dahin macht das noch Fritz. Aber ich habe schon mal in die Bücher geschaut und das lässt nichts Gutes erwarten.«

»Ich verstehe sowieso nicht, warum das alles ausgerechnet auf

»Nun ja«, sagte August, »außer Werner und mir kommt ja keiner mehr infrage.«

Clemens von Droste-Hülshoff nickte ernst und ging im Kopfe die Brüder seines Schwagers durch. Moritz Elmerhaus, der älteste Haxthausen-Sohn und eigentliche Erbe, hatte eine Protestantin geheiratet und war damit als Erbe der Güter ausgeschlossen. Fritz und Carl hatten ihre Domherren-Präbenden, Fritzwilm war in Spanien gefallen, den hatte Napoleon auf dem Gewissen, Wilhelm diente in Österreich …

»Vater wollte mich einsetzen, aber wir haben ihn überreden können, dass Werner die Güter bekommt. Weil er der Ältere ist und weil er durch seine Einkünfte als Regierungsrat finanziell unabhängig ist. Da können die Güter sich erholen und niemand muss sich allzu sehr einschränken. Aber Werner sitzt in Köln fest und Vater verlangt ausgerechnet jetzt, dass einer die Geschäfte übernimmt. Er kommt mit der neuen Rechtslage nicht mehr klar. Die ganzen verwickelten Verhältnisse. Werner und ich haben verabredet, dass ich ein halbes Jahr zu Hause bleiben und die Geschäfte ordnen soll. Die Äcker werden verpachtet. Ehrlich gesagt, graut mir vor dem Herbst. Du machst dir keine Vorstellung, was für ein Durcheinander in den Papieren ist, die Hälfte fehlt oder ist übers ganze Land verstreut. Und Fritz hat entweder kein Talent oder nicht den Willen, mir etwas zu erklären. Und dann die Missernten letztes Jahr. War es bei dir auch so schlimm?«

»So schlimm, wie ich es nie erlebt habe«, gab Clemens von Droste-Hülshoff zu. »Wir konnten die Leute nicht davon abhalten, das Saatgut aufzuessen. Und dann der schrecklich durchwässerte Park … Daran haben wir noch länger unsere Freude.«

»Bökendorf ist jetzt voller Tagelöhner«, sagte August, »die Ansässigen würden sie gern loswerden. Ich auch. Macht das

Clemens schüttelte voller Anteilnahme den Kopf.

»Was weiß denn so ein kleiner Wichtigtuer von preußischem Beamten von dem Verhältnis von Herr und Knecht?«, fuhr August fort. »Das frühere Verhältnis des Gutsherren zu seinen Leibeigenen kann nur als wohltätig bezeichnet werden. Man ändert doch nichts, was sich so gut bewährt hat.«

Der Wagen rollte jetzt frisch vorwärts, die Straße war plötzlich viel ebener und besaß keine mit Knüppeln aufgefüllten Schlaglöcher mehr. Unglaublich: Eine jederzeit befahrbare Straße. Links und rechts wischten Pappeln an den Fenstern vorbei, eine nach der anderen, es hörte gar nicht mehr auf, und jede stand so gerade wie ein Soldat. Das musste man den Preußen lassen, Straßen bauen konnten sie. Clemens von Droste-Hülshoff beugte sich aus dem geöffneten Fenster, ob nicht das Weichbild von Kassel endlich in Sicht käme. Aber der Anblick der Allee mit den schnurgerade aufgereihten Bäumen, deren Ende man nicht absah, ermüdete ihn rasch, und er lehnte sich zurück und schlief ein, hörte nicht mehr, wie Jenny aufquietschte, weil sie die Statue des Herkules auf der Wilhelmshöhe gesichtet hatte, und musste geweckt werden, als man am Kasseler Stadttor seinen Namen aus seinem eigenen Mund zu hören wünschte.

Punkt sechs hielt die Kutsche vor dem Hotel Zum König von Preußen. Ein vornehmes zweistöckiges Gebäude gleich gegenüber der einstigen Landgrafen-Residenz, in der inzwischen allerdings nur noch die städtische Verwaltung residierte. Fritzens Kutscher, der noch nie mit einem Kreisverkehr zu tun gehabt hatte, wäre beinahe quer über den Königsplatz gefahren, aber

Zwei Hoteldiener bemächtigten sich der großen schwarzen Truhe hinten auf der Kutsche, August und Clemens trugen den Koffer, Jenny und Annette trugen die Hutschachteln und den Proviantkorb, und Caroline trug gar nichts. Fritzens Kutscher hielt die Pferde und streichelte ihnen unaufhörlich die Nasen, weil sie die Gefahren der Residenzstadt mit ihrer völlig unberechenbaren Straßenführung so brav gemeistert hatten.

»Was wird denn heute an Unterhaltung geboten?«, fragte August beim Ausfüllen des Anmeldebuchs, und es stellte sich heraus, dass gleich um die Ecke der Don Juan gegeben wurde. Es war größte Eile notwendig. In einer Stunde ging die Vorstellung schon los. Nette brauchte mal wieder ewig und trug dann am Ende doch wieder bloß ihr blaues Kleid, das einmal einer westfälischen Vorstellung von Empire entsprochen hatte – die Taille war bei dem dicken Kattunkleid ein wenig höher angebracht.

Vor dem Opernhaus fiel Annette dann auch noch ein, dass sie noch schnell zum Friedrichsplatz müsste, weil Anna gesagt hatte, sie sollte bei Mali auf dem Friedrichsplatz unbedingt für sechs Groschen Brustpapilloten kaufen, die wären ganz unvergleichlich. Aber die anderen hatten jetzt endgültig genug von ihrer Trödelei und verboten es.

»Außerdem hat Mali jetzt schon zu«, sagte August.

Er brachte seine Nichten, Caroline und den Schwager bis zu ihrer Loge und versprach, nach der Vorstellung gleich zurückzukommen und sie wieder abzuholen. Er selber ging zur Loge der Grimms, um nachzusehen, ob Wilhelm sich dort befand. Clemens von Droste-Hülshoff führte seine Damen zu den Plätzen. In der Loge saßen bereits drei Herren, von denen zwei sehr höflich aufstanden und ihnen die besten Plätze in der vorderen

»Probieren Sie beides«, sagte er und hielt ihr die Lorgnette vor die Brillengläser.

»Phantastisch, es sieht aus, als würde die Bühne direkt vor mir liegen.«

 

Nach dem Ende der Oper hakte Nette sich bei ihrem Vater ein und Jenny folgte mit Caroline. Auf dem Gang kam ihnen August mit Wilhelm Grimm am Arm entgegen und Nette und Caroline sahen sofort zu Jenny, ob sie sich zusammenreißen konnte oder ob sie gleich wieder rot werden würde. Natürlich wurde sie gleich wieder rot.

»Darf ich vorstellen«, sagte August, »Wilhelm Grimm, von dem ich dir schon so viel erzählt habe, lieber Clemens. Mein geschätzter Schwager: Clemens Freiherr von Droste zu Hülshoff.«

Wilhelm Grimm begrüßte alle nacheinander, küsste zuerst Jenny und Caroline die Hand und zog danach sogar die Herren vor, bevor er sich ganz zuletzt an Annette wandte.

»Ah, das kecke gnädige Fräulein von Hülshoff! Wie konnte es mir nur unterlaufen, Sie als Letzte zu begrüßen. Unverzeihlich. Wirklich unverzeihlich. Ich hoffe, es geht Ihnen gut?«

»Ah, mein lieber Grimmhelm Wimm«, ging Annette auf seine gespreizte Art ein, raffte mit der freien Hand ihr Kleid und machte einen höfischen Knicks, wie ihn die Bocholtz-Asseburger nicht formvollendeter hinbekommen hätten.

»Was wird das denn?«, knurrte August. »Hör auf mit dem Blödsinn. Das reinste Rokoko.«

Grimm war von der Situation bereits jetzt vollkommen überfordert und errötete. Jenny trat Annette heimlich gegen die Hacken.

»Aua«, sagte Annette, und Grimm, der sich schon wieder gemeint und veralbert fühlte, errötete noch heftiger, ließ schnell ihre Hand los und wollte ungelenk zurücktreten.

Aber das Gedränge war so groß, dass es kein Entkommen gab.

»Nichts wie raus hier«, sagte August und schnappte sich Jennys Arm, und Wilhelm Grimm blieb nichts übrig, als Annette unterzuhaken. Clemens von Droste-Hülshoff folgte mit Caroline. Caroline zerrte den Schwager mit sich vorwärts, um zu Grimm und Annette aufzuschließen.

»Lieber Wilhelm, es ist wirklich schön, Sie endlich wiederzusehen«, rief sie.

»Oh ja, ja, ich freue mich auch.«

Er drehte sich zu ihr um und grub ganz offensichtlich in seinem Kopf, mit welcher Haxthausen er es gerade zu tun hatte.

Caroline ließ nicht nach.

»Erinnern Sie sich noch, wie Sie uns letztes Jahr Die Kronenwächter vorgelesen haben?«

»Oh, ja, ja … unter den Bäumen … ich erinnere mich gut.«

Annette neigte sich zu Grimm und flüsterte ihm ins Ohr.

Er nickte ihr dankbar zu, brachte es aber nicht fertig, ihr verschwörerisches Lächeln zu erwidern.

Sie wichen einem Rosenverkäufer aus, nahmen eine der Mietdroschken, die vor dem Theater standen, und fuhren durch das von Hunderten und Aberhunderten Lampen erleuchtete Kassel zum Hotel zurück.

»Ist es recht, wenn ich noch mit heraufkomme?«, fragte Grimm, als sie das Hotel erreicht hatten. »Wir könnten besprechen, wie wir den morgigen Tag verbringen wollen?«

Im Hotelzimmer nannten Wilhelm Grimm und August einander Bruder Graf und tauschten viele Tebelholmer und noch andere Schelmuffskyanspielungen, die die Damen nicht verstehen sollten, Annette aber sehr wohl verstand, da sie heimlich die Ausgabe gelesen hatte, die August nach Hülshoff geschickt hatte. Für den nächsten Tag schlug Grimm einen Besuch der Bildergalerie vor.

»Und hinterher gehen wir vielleicht zu uns. Durch einen seltenen Zufall sind gerade alle meine Brüder gleichzeitig anwesend. Sogar Carl ist aus Bordeaux gekommen, ey sapperment.«

Es wirkte aufgesetzt, wenn der bleiche und dünne Wilhelm die vierschrötigen Ausdrücke benutzte.

»Sie haben einen Bruder in Bordeaux?«, fragte Nette.

»Carl ist Weinreisender. Eigentlich lebt er in Hamburg.«

Jenny sagte gar nichts, sah auf ihre Hände, auf den Boden, zum Fenster, vor dem nichts außer der dunklen Nacht zu sehen war, und hin und wieder verstohlen zu Grimm.

»Ist etwa auch Ferdinand da?«, fragte August überrascht.

»Ja, er ist aus Berlin gekommen«, und dann mit einem Seitenblick auf August: »Meistenteils zu Fuß. Tebel ock!«

»Sprich ihn bloß nicht darauf an. Er wütet, weil wir alle seine Vögel verkauft haben. Aber das ging nicht anders. Sie haben am selben Tag aufgehört zu fressen, als er nach Berlin ging, und wir mussten sie für ein Spottgeld verkaufen, sonst wären sie uns verhungert.«

»Was macht er? Ist er immer noch bei den Brüdern Reimer?«

»Ja, immer noch. Buchhandel und Korrekturen. Aber wenn du ihn fragst, so ist er Zeitungskorrespondent und Literat.«

»Was ist er?«

August wandte ihm das gesunde Ohr zu.

»Talent hat er. Er schreibt jedenfalls hinreißende Briefe, wenn er auch auf die Interpunktion verzichtet. Dieses Jahr will er etwas veröffentlichen, sagt uns aber nicht, was. Planlos wie immer.«

»Ich dachte, er wollte Schauspieler werden?«

»Will er immer noch, aber dafür müsste er ja Rollen lernen. Es besteht also keine Gefahr.«

»Wie geht es Ihrer Schwester Charlotte?«, sagte Annette. »Sie ist doch wohlauf? Meine Tante Ludowine hat immer noch ein schlechtes Gewissen, weil Ihre Schwester nach dem Besuch so krank geworden ist.«

»Lotte geht es sehr gut. Sie war ja mit uns in der Loge und freut sich, Sie morgen begrüßen zu können.«

»Übrigens hat Lotte euch gesehen und Nette und Caroline sogleich für zwei Haxthausen’sche Gesichter erkannt«, sagte August.

»Und mich nicht?«, fragte Jenny.

»Dich hat sie für Frau von Spiegel gehalten.«

»Frau von Spiegel?«

»Ja, sie hat Wilhelm danach gefragt. Ist das Frau von Spiegel?«