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Neongelbe Lichter zuckten durch den Kellerraum. Köpfe und Arme bewegten sich zu dem Elektrosound. Die Luft roch nach Feuchtigkeit. Dazu mischten sich frischer Männerschweiß und zahlreiche Parfums.
Von der Eiseskälte, die draußen herrschte, war hier unten nichts zu bemerken. Ganz im Gegenteil. Xaver hatte Jacke und Hoodie an der Garderobe abgegeben. Nun trug er bloß sein schwarzes Tanktop, trotzdem war es ihm unfassbar heiß.
Gerade wischte er sich über die Stirn. Dann wippte sein Kopf weiter zu der Musik und immer wieder schweifte sein Blick umher. Er fand jedoch nicht, was er suchte – oder besser gesagt, denjenigen, den er suchte. Wie denn auch? Es waren nur Silhouetten zu erkennen und keine Gesichter.
Grell blitzten jetzt wieder die Lichter, dies machte es aber auch nicht besser. Also setzte er sich in Bewegung und entdeckte am Ende des Dancefloors einen Einschlupf. Er ging hindurch und gelangte über eine Treppe in ein noch tieferes Kellergeschoss. Durch einen schlauchartigen Flur bewegte er sich weiter und zwei offensichtlich zugedröhnte Typen kamen ihm entgegen. Sie wankten, sodass er sich an die Mauer drücken musste, um sie vorbeizulassen.
Als nächstes kamen Abzweigungen, die in weitere Räume führten. In einem war es zappenduster, er entschied sich für den anderen und fand sich erneut auf einem Dancefloor wieder, der aber kleiner war als der obere. Darüber erhob sich eine
kuppelartige Decke. Der Raum sah aus wie eine Steinhöhle. Minimal Techno kam aus den Boxen. Monoton wummerte die Bassdrum vor sich hin. Das mochte Xaver. Der Rhythmus fing an, durch seine Adern zu fließen – und die Welt um ihn herum schaltete sich ab.
Nach einer Weile fiel ihm aber doch der Kerl mit Hipsterbart auf, der ein Stück weit von ihm entfernt an der kahlen Mauer lehnte. Er trug ein Käppi mit Militarymuster, hatte ein verbrauchtes Gesicht und sein starrer Blick war auf die tanzenden Leute gerichtet.
Wer wie Xaver regelmäßig durch den schwulen Kiez zog, kannte diesen Typen, denn er trieb sich jeden Abend in den Bars und Clubs herum und vertickte sein Zeug.
Sicher, auch Xaver hatte damit mal experimentiert. Warum denn auch nicht? Man sollte alles doch mal probiert haben, oder? Mittlerweile ließ er aber die Finger davon. Zu oft hatte er Storys über Leute gehört, die zu sehr in das Zeug reingekippt waren. Am Ende machte es einem doch nur die Birne kaputt.
Er ging an die Bar und holte sich einen Drink. Zwar war seine Kohle knapp, für ein Wodka-Bull reichte sie aber noch. Er würde sich aber kein zweites holen können, denn das Monatsende war ja noch nicht einmal in Sicht.
Er war aber auch nicht in den Club gekommen, um sich einen anzutrinken. Zum Tanzen war er genau genommen auch nicht hier. Vielmehr war es das Kribbeln, dass nun doch in jene Körperregion zog, wo es auch hingehörte. Hart spannte es in seinen Jeans. Er rieb sich die Beule, ehe er den nächsten Schluck nahm, und erntete dafür einige interessierte Blicke.
Sie kamen aber nicht von dem Blonden. Den konnte er nirgends entdecken. Irgendwo musste er aber sein. Er hatte ihn doch reingehen sehen. Also machte er sich nun auf die Suche.
Nachdem er eine Runde durch den Club gegangen war, kam er wieder auf den großen Dancefloor und dort entdeckte er die Gruppe.
Er postierte sich in einigen Metern Entfernung und beobachtete die Kerle.
Sie hatten sich Bier geholt und prosteten gerade einander zu. Auch ohne ihre edlen Mäntel stachen sie durch ihre Kleidung hervor. Der Blonde trug ein Yuppie-Outfit, bestehend aus einem tailliert geschnittenem Sakko, einem schwarzem Shirt und dazupassender Hose.
Sie tranken und ihre Blicke gingen herum. Schließlich entfernte sich einer von der Gruppe und beobachtete für sich alleine die tanzenden Leute. Zwei unterhielten sich und mussten sich die Worte in die Ohren brüllen, weil sie so nah an den Boxen standen. Der Blonde sah hingegen recht unbeschäftigt aus, und das kam Xaver gerade recht.
Er bewegte sich in sein Blickfeld, lehnte sich cool an die Bar und taxierte ihn.
Der Blick wurde erwidert.
Xaver zog eine Augenbraue hoch.
Diesmal kam ein Lächeln als Reaktion.
Xaver lächelte zurück und so ging es eine Weile lang hin und her.
Genug geguckt, beschloss Xaver. Mit einem großen Schluck trank er seinen Drink leer, stellte das Glas fest auf der Bar ab und steuerte auf ihn zu. Sein Gegenüber führte gerade die Bierflasche an die Lippen, obwohl sich in dieser nichts mehr befand.
Xaver wartete das Ende dieser offensichtlichen Überschusshandlung ab. Dann nahm er ihm die Flasche aus der Hand und stellte sie auf dem Boden ab.
Ein überraschter Blick.
Xaver fing an, sich im Rhythmus der Musik zu bewegen und platzierte seine Hände an den Hüften des Kerls. Neugierig schob er die Finger unter das Shirt. Warme Haut und knackige Muskeln. Er strich darüber und sein Schwanz wurde noch härter.
Auch sein Gegenüber begann zu tanzen. Zuerst unbeholfen, doch bald wurden die Bewegungen geschmeidiger. Wieder erschien dieses schmale Lächeln in dem attraktiven Gesicht.
In Xavers Lenden fing es heiß zu ziehen an. Dazu kam ein leichtes Pochen.
Meine Güte, war er spitz auf diesen Kerl!
Der DJ schaffte einen guten Übergang in die nächste Nummer und der Dancefloor füllte sich. Bunt blitzten die Lichter, rundherum tanzten die Leute, und der Fremde kam noch ein Stück näher. Ihre Gesichter waren bloß noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Heißer Atem kitzelte auf Xavers Wangen. Da war die Frische der Airwaves und dazu etwas Bieraroma – eine aufregende Mischung.
Sein Puls beschleunigte sich. Es wurde noch enger in seiner Hose und er bewegte seinen Mund an das Ohr des Fremden.
„Weißt du, dass du heiß bist?“
Er blickte ihn an und lächelte schmal.
„Wie heißt du eigentlich?“, brüllte Xaver ihm ins Ohr.
„Simon“, kam es ebenso laut zurück.
„Bin der Xaver.“
Der Blonde nickte. „Wir haben uns heute Nacht schon einmal gesehen, nicht wahr?“
Xaver sagte nichts, sondern strich dem Fremden – Simon – übers Kinn. Die millimeterkurz gestutzten Barthaare knisterten unter seinen Fingerkuppen. Er mochte das Piksen, es war erregend. Das Kribbeln floss nun durch seine Adern und das Pochen in seinem Schritt raubte ihm jeglichen Verstand.
Es folgte ein Kuss.
Schwer zu sagen, wer damit angefangen hatte, aber spielte das eine Rolle? Simon küsste fantastisch. Das war alles, was zählte. Eine geile Mischung aus Airwaves, Bieraroma und Simons ureigenem Geschmack waberte nur so durch Xavers Körper. Sein Herz raste und sein Schwanz sprengte beinahe die Jeans.
Ihre Lippen lösten sich zwar wieder voneinander, sein Körper rieb sich aber nur noch fester an Simons. Er spürte eine Erektion. Die Härte schrammte nur so durch seinen Schritt. Hitze schoss in ihm hoch und er musste geil seufzen.
Schließlich tanzten sie weiter und versanken in neuen Küssen. Es ging eine ganze Weile so, bis Simon sich plötzlich hektisch umblickte.
„Meine Freunde …“, sagte er.
Xaver guckte ebenfalls. Auch er konnte die Leute, mit denen Simon vorhin unterwegs gewesen war, nirgends erblicken und zuckte mit den Schultern.
„Hm, hm.“
Simon schien zu überlegen. „Meinst du, ich soll sie suchen?“, fragte er und seine Stirn legte sich in Falten.
„Ich denke, sie haben gesehen, dass du beschäftigt bist“, gab Xaver grinsend zurück.
Mit der Zungenspitze benetzte er seine Lippen, die sich von den vielen Küssen – und vielleicht auch vom Winterwetter – etwas rau anfühlten. Simon beobachtete es ganz genau.
„Wollen wir hier verschwinden?“, schlug Xaver schließlich vor.
Simon schien einverstanden zu sein. Er nickte nur und nahm Xavers Hand. Sie durchquerten den Dancefloor und gingen die Treppe hoch.
Nachdem sie an der Garderobe ihre Sachen geholt hatten, traten sie hinaus.
Es war weit nach Mitternacht, dennoch spazierten noch viele Leute die Straße entlang. Eine lärmende Gruppe stiefelte an ihnen vorbei und steuerte die Eisenacher Straße an. In der Häuserzeile rundherum brannte noch hinter vielen Fenstern Licht. Da und dort blinkte der Weihnachtsschmuck und ein paar Schneeflocken wirbelten durch die Luft.
Xaver wendete seinen Blick Simon zu. Ein wärmendes Gefühl stieg in ihm auf. Wie eigenartig! Er konnte es nicht so recht zuordnen, also konzentrierte er sich lieber auf das geile Pochen in seinem Schritt.
„Zu dir oder zu mir?“, fragte Simon und schmunzelte sympathisch.
„Ich wohne beim Park am Gleisdreieck“, erklärte Xaver. „Ist zwar eine WG, das ist aber egal, denn mein Mitbewohner ist voll in Ordnung – und wahrscheinlich ist er gar nicht zu Hause, also wären …“
„Wir fahren zu mir“, stellte Simon in der nächsten Sekunde entschlossen fest.
„O-okay?“
„Ich hab eine eigene Wohnung. Da sind wir ungestört.“
„Okay, gut …“
Simon winkte das nächste Taxi heran und sie setzten sich auf die Rückbank. Er nannte dem Fahrer die Straße, dann ging es los. Ausladend klappte er die Oberschenkel auseinander, sodass es unweigerlich zu einer Berührung kam. Ein elektrisierendes Gefühl erfasste Xavers Körper und er biss sich auf die Lippe. Es war kaum noch auszuhalten, so erregt, wie er nun war.
Zuerst fuhren sie in Richtung Tiergarten und dann weiter hoch, eine gute halbe Stunde lang. Eigentlich war es egal, wohin sie gerade fuhren. Xaver wollte nur das eine, für andere Themen war kein Platz in seinem Kopf.
In den nächsten Minuten konzentrierte er sich vor allem auf Simons Hand, die sich an die Innenseite seines Oberschenkels gelegt hatte und sich tiefer in den Schrittbereich arbeitete. Sie erkundete die Beule im Jeansstoff und packte fest zu.
Xaver stöhnte leise und erntete dafür einen irritierten Blick des Fahrers durch den Mittelspiegel.
Er zählte die Sekunden und flehte innerlich, dass sie ihr Ziel möglichst schnell erreichen würden. Keine Ahnung, wann er zum letzten Mal so geil auf jemanden gewesen war. Nun kam ein sexy Blick von der Seite, was die Sache freilich nur noch verschlimmerte. Sein Körper bebte. Er konnte an nichts anderes mehr denken, als an all die versauten Dinge, die Simon hoffentlich gleich mit ihm anstellen würde.
Endlich war es soweit. Irgendwo zwischen Moabit und Wedding bog das Taxi in eine Seitenstraße ein und erreichte einen wuchtigen Ziegelbau, der von einer Brachfläche mit kahlen Bäumen umgeben war. Schornsteine ragten hoch in den Himmel. Das Gebäude sah aus wie eine alte Fabrik.
„Hier wohnst du?“, fragte er irritiert.
Simon nickte und fischte zwei Geldscheine aus seiner Manteltasche, die er dem Fahrer übergab. „Stimmt so!“
Sie stiegen aus und Xaver betrachtete das hohe Gebäude.
„Sie haben hier tolle Wohnungen reingebaut“, erklärte Simon und gab ihm einen Wink. „Komm!“
Zuerst überquerten sie das unbebaute Grundstück. Über einen Trampelpfad gelangten sie schließlich auf die Rückseite der Fabrik. In die Mauern waren große Fensterfronten eingelassen. Das Mondlicht spiegelte sich darin. Nur in einer Wohnung brannte Licht, und da es keine Gardinen gab, konnte man wie bei einem Puppenhaus in das Zimmer blicken. Ein Typ saß an einem Schreibtisch und tippte etwas in seinen Laptop.
„Komm!“, sagte Simon noch einmal und winkte Xaver weiter zum Eingang.
Sie stiegen in einen alten Lastenaufzug, der sich surrend in Bewegung setzte. Oben angekommen gingen sie durch einen dunklen Flur auf eine schwere Eisentür zu, die Simon mit einem Chip öffnete.
Sie betraten ein Loft. Der Raum war gut fünf Meter hoch. Es gab einen Küchen- und einen Wohnbereich. Um einen Tisch waren Lederstühle im Vintage-Style gruppiert. Daneben befand sich eine Sofalandschaft. An der Decke befanden sich Verstrebungen aus schwarzgestrichenem Holz und eine Treppe führte hinauf auf eine zweite Ebene.
Xaver blickte herum. Da packte Simon ihn an den Hüften und drehte ihn zu sich.
Im nächsten Augenblick waren sie wieder mit einem wilden Kuss beschäftigt. Simons Hände streiften ihm die Winterjacke von den Schultern. Danach gruben sie sich unter den Hoodie. Er streckte die Arme hoch und ließ sich das Kleidungsstück über den Kopf ziehen. Das Tanktop folgte.
Der nächste Kuss. Diesmal zog Xaver Simon aus. Mantel und Sakko glitten zu Boden. Bei Shirt und Hose half Simon tatkräftig mit. Danach trug er bloß noch enganliegende Pants mit dem Label von Calvin Klein auf dem Gummibund. Unter dem weißen Stoff zeichnete sich die Erektion detailgenau ab. Siedend heiß stieg es unter Xavers Schädeldecke. Er griff danach und knetete das Ding.
Simon stöhnte. Zu hören, wie er geil wurde, war wie Musik in Xavers Ohren.
„Komm!“ Simon nahm ihn erneut an der Hand und brachte ihn zur Treppe, die sie hochgingen.
Sie erreichten das Bett, das mit edler Satinwäsche bezogen und von zwei Kommoden in coolem Retro-Design flankiert war. Ein flauschiger Teppich verbreitete eine gemütliche Atmosphäre.
Auf einmal saß Simon auf dem Bett und zog Xaver auf seinen Schoß. Die Gesichter waren einander zugewandt und Xaver fing mit Bewegungen an, als würde er bereits seinen Schwanz reiten.
Zwar war es noch Trockensex, aber die Geilheit steigerte sich von Sekunde zu Sekunde.
Jetzt hatte Simon das Silberkettchen entdeckt, das um Xavers Hals hing. Er hakte seinen Finger darin ein und zog Xavers Kopf auf diese Weise zu sich. Ein frecher Kuss. Dann spielte er weiter mit dem Kettchen. Schließlich ließ er seinen Finger tiefer wandern und kniff ihm in den Nippel.
Xaver keuchte geil.
Ein neuer, heftiger Kuss.
Als nächstes leckte Simon die Nippel. Schließlich hob er den Kopf.
„Du bist süß“, sagte er.
Xaver erwiderte nichts. Vielmehr versuchte er gerade abzuschätzen, um wie viele Jahre älter Simon wohl war. Zehn Jahre, fünfzehn Jahre? Eigentlich spielte es aber keine Rolle. Er fand ihn rattenscharf. Das war alles, was zählte.
Aus Simons Augen kam ein eindringlicher Blick, aus seinem Mund ein Knurren. „Du bist Bottom?“, fragte er.
Xavers Atem ging schnell vor geiler Aufregung. „Klar!“
Simon lächelte. „Schön.“
Abermals ließ Xaver seine Hand über den Bart gleiten. Dieses Kitzeln! Sämtliche Nervenknospen in ihm schienen nun zu explodieren.
Im nächsten Moment packten Simons Hände ihn an den Hüften. Er wurde auf die Matratze bugsiert und die Shorts wurden ihm über die Beine gezogen. Simon entledigte sich seiner Pants selbst, dann zauberte er ein Gummi aus einem Kommodenfach und rollte es sich über den Ständer.
Xaver zog bereitwillig die Beine an die Brust und spreizte seinen Arsch.
„Fick mich“, kam es erregt aus seinem Mund.
Er schloss die Augen und ließ Simon machen.
Dieser spuckte in die Ritze und verrieb den Speichel. Dabei schlüpfte ein Finger in das Loch.
Xaver keuchte heiß. „Fick mich! Fick mich!“
Er wimmerte. Dann stöhnte er heiser auf, denn Simons Härte drang in ihn ein.
Jetzt bekam er, wonach er diese Nacht gesucht hatte. Er taumelte durch eine schöne Welt voller Glückseligkeit. „Fick mich, ja, jaah!“, stöhnte er immer wieder.