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Xaver biss in einen Zimtstern und die Zuckerglasur knackte.
„Wow … lecker.“
Sina grinste. „Alles
aus der Backstube meiner Oma ist absolut lecker“, betonte sie.
Er nickte. Auf dem Tisch war eine tannengrüne Blechdose mit einem weihnachtlichen Muster platziert, die bis zum Rand mit herrlich duftenden Plätzchen gefüllt war. Nun griff auch Sina zu und verspeiste eines.
Im nächsten Moment surrte es. Die Drohne hob wieder ab und schwebte durch den Raum.
Jonte lehnte mit der Fernbedienung im Türrahmen, konzentriert steuerte er das Ding.
Es war eine Selfie-Drohne, ausgestattet mit einer Kamera, die man mit dem Smartphone verbinden konnte – und Jontes ganzer Stolz. Er hatte sie von seinen Eltern zu Weihnachten geschenkt bekommen. Dass sie eigentlich nur für den Einsatz im Freien gedacht war, spielte für ihn keine Rolle – den ganzen Tag schon ließ er sie durch die WG fliegen.
Gefährlich nahe rauschte sie nun am Wipfel des inzwischen recht verdorrten Weihnachtsbaums vorbei.
„He, he, he!”, rief Sina alarmiert.
„Nee, du musst in der Mitte des Raums bleiben“, kam es von Simon, der sich schräg hinter Jonte platziert hatte und mit verschränkten Armen und fachmännischem Blick beobachtete, was er tat.
„Ey, ich hab das schon im Griff“, meinte Jonte amüsiert und betätigte fröhlich den Steuerknüppel. „Keine Panik, Leute! Ich kann das.“ Gerade flog das Ding haarscharf an den Oberschränken der Küchenzeile vorbei, sodass Xaver und Sina instinktiv ihre Köpfe einzogen.
„Mensch, Jonte, spiel damit doch lieber im Park!“, meinte Sina und seufzte. „Gleich wirst du das Teil gegen die Wand crashen – dann war’s das mit deiner tollen Drohne!“
„Draußen ist es aber scheißkalt“, meinte Jonte nur und die Drohne flog ihre nächste Runde.
„Darf ich noch mal?“, fragte Simon.
„Ähm, klar …“ Jonte ließ die Drohne auf dem Küchenboden landen und übergab ihm die Fernbedienung.
Schon hob sie wieder ab.
„Männer!“ Sina verdrehte die Augen.
Xaver sagte nichts dazu, sondern schob sich grinsend das nächste Plätzchen in den Mund.
Es war der 30. Dezember. Sina und Jonte waren in den letzten Tagen nach Berlin zurückgekehrt, also hatte er die Gelegenheit genutzt und Simon mit in die WG genommen, um ihn seinen Leuten vorzustellen.
Ein Aufeinandertreffen, das ganz anders verlief als das Weihnachtsessen bei Simons Leuten.
Jonte und Simon hatten schnell ihre gemeinsame Leidenschaft für Technik-Spielzeug entdeckt. Wie kleine Jungs beschäftigten sie sich nun schon seit einer guten Stunde mit der Drohne.
„Sag, kennst du dieses Youtube-Video, in dem jemand ein solches Ding in einer Schiffskajüte fliegen lässt?“, kam es nun von Jonte. „So ein krasser Typ!“
„Öhm, nee …“
„Guck mal“ Er fischte sein Smartphone aus der Hosentasche, rief das Video auf und hielt es Simon begeistert hin.
Dieser ließ die Drohne landen und blickte auf das Display. Nun kam das Surren aus den Handylautsprechern.
„Krass, oder?“
Simon nickte. „Es braucht bestimmt einiges an Übung, die Drohne so präzise zu steuern“, meinte er.
Die beiden verstanden sich prächtig. Zufrieden verputzte Xaver das nächste Plätzchen und beobachtete sie.
„Leute, nun lasst die Drohne doch mal Drohne sein“, rief Sina dazwischen. „Reden wir lieber darüber, was wir morgen unternehmen!“
„Äh, morgen?“
Morgen ist Silvester, schon vergessen?“
„Oh … ach ja, richtig.“
Jonte stoppte das Video und steuerte auf den Küchentisch zu. Simon kam hinterher und sie setzten sich.
„Also, morgen ist Silvester – Vorschläge, Ideen?“, fing Sina noch einmal an.
„Na, ich hätte schon eine“, meinte Jonte und wischte abermals über das Handydisplay, das er schließlich in die Runde hielt. Ein abfotografierter Werbeflyer war zu sehen. „Im Matrix legt morgen Andre Galluzzi auf“, erklärte er.
„Du willst in ‘nen Club? Ist doch bestimmt sauteuer, nicht?“
„Na ja, warum nicht? Morgen ist Silvester!“
Xaver überlegte. Vor Wochen schon hatte er mit Jonte und Sina vage vereinbart, dass sie an Silvester etwas unternehmen wollten – mehr aber auch nicht. Auf eine Nacht im Matrix hatte er ehrlich gestanden keine große Lust, also zuckte er nun bloß mit den Schultern und machte: „Hm …“
„Ach, kommst du morgen etwa nicht zu mir?“, kam es nun von Simon, der ihn von der Seite anblickte.
„Hm, na ja.“ Auch mit Simon hatte er bisher nicht über Silvester gesprochen, dafür waren sie in den letzten Tagen zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.
„Simon, komm doch mit ins Matrix“, schlug Jonte nun vor.
„Nee, ich kann nicht, sorry“, sagte dieser. „Ich habe Leute eingeladen. – Aber hey, wieso kommt ihr denn nicht alle zu mir? Ich gebe in meiner Wohnung eine kleine Silvesterfeier. Nichts Spektakuläres. Bloß Fondueessen, Bleigießen und Feuerwerkgucken. Es kommen ein paar Freunde – und ja, ihr seid herzlich eingeladen.“
„Hmm.“ Jonte sah nicht besonders begeistert aus. „Ist lieb von dir, danke, aber nee. Ich will morgen richtig Party machen. Tanzen im Matrix – hey, es ist immerhin Jahreswechsel!“
Xavers Blick pendelte zwischen den beiden, gerade fühlte er sich etwas überfordert.
Da erschienen Bilder vor seinem geistigen Auge. Simon und er mit Sektgläsern auf dem Dach, rundherum knallten bunte Feuerwerke. Schließlich folgte … der Neujahrskuss.
Etwas flatterte in seiner Magengrube. Nur eine Sekunde später verflog das Gefühl aber wieder.
„Sag, wer kommt denn zu deiner Feier?“, erkundigte er sich.
„Justus und Rafaela, außerdem Sascha und Matthias“, kam es als Antwort.
Damit war die romantische Vorstellung wieder dahin. Fest presste er die Lippen aufeinander und versuchte es wie ein Lächeln aussehen zu lassen. „Okay.“
Simon boxte ihm cool in die Schulter. „Gib dir einen Ruck! Es sind meine Freunde, sie sind nette Leute – wirklich! Es dauert manchmal seine Zeit, bis sie mit jemandem warm werden. Diesmal wird es besser laufen, ganz bestimmt!“
„Ist voll in Ordnung, wenn du Silvester lieber mit Simon verbringst“, sprang ihm jetzt auch Jonte zur Seite. „Wir kommen
zu zweit klar, nicht wahr?“, sagte er in Sinas Richtung und stieß sie an der Schulter.
Sie nickte. „Klar.“
In Simons Gesicht gingen die Augenbrauen hoch. „Nun?“
Gut, jetzt war Xavers Widerstand gebrochen. Wenn er sich weiterhin mit Simon treffen würde – und das wollte er unbedingt – machte es ohnehin keinen Sinn, seinen Leuten aus dem Weg zu gehen. Über kurz oder lang würde er ihnen so oder so begegnen. So gesehen war Silvester eine gute Gelegenheit, einen neuen Versuch zu wagen.
„Okay, gerne komme ich morgen zu dir“, sagte er also.
„Prima!“ Ein Grinsen sprang in Simons Gesicht und er drückte ihm einen Kuss auf den Mund.
Kurz darauf musste Sina los, weil sie noch verabredet war, und Jonte brach zu seiner Nachtschicht im Späti auf.
Xaver und Simon blieben also allein in der WG zurück. Sie gingen in Xavers Zimmer und setzten sich auf die Bettkante.
Auf einmal kitzelte es an Xavers Ohr.
„He, he, he …“ Er kicherte.
Es waren Simons Barthaare. Sein Kinn rieb sich genau an jener Stelle, an der er so superempfindlich war.
„Mmh“, brummte Simon und machte unverdrossen weiter.
„He, das kitzelt doch!“
„Na, soll es auch!“
Wieder musste Xaver kichern. Im nächsten Augenblick wurde er gepackt und mit dem Rücken auf die Matratze befördert. Simon kletterte über ihn – in die Missionarsstellung. Zwar waren sie beide bekleidet, Simon fing aber an, seine Hüften zu bewegen, so als würde er ihn ficken.
Dabei schob sich ein geiles Lächeln in sein Gesicht.
„Ist eine weise Entscheidung, dass du morgen zu mir kommst“, meinte er und machte weiter. „Weißt du, irgendwann
werden die Leute nach Hause gehen … und dann wirst du ins neue Jahr gefickt.“
Simon sprach mit leiser Stimme, beinahe flüsterte er. Das hörte sich verrucht an.
Xaver sank tiefer ins Kissen und seine Augen gingen zu. Intensiv spürte er nun Simons Härte, die sich immer fester in seinem Schritt rieb. Auch in seiner Hose baute sich gerade ein Ständer auf.
„Soso, erst morgen werde ich gefickt?“, stieß er aus und zog eine enttäuschte Miene.
„Tz, tz, tz“, kam es zurück. „Du bist sowas von gierig …“
Er schlug die Augen wieder auf und Simons Gesicht befand sich direkt über ihm. Dann folgte ein langer Kuss. Xaver wurde dabei so spitz, dass er es nicht mehr aushielt.
Eilig tastete er nach Simons Gürtelschnalle und öffnete sie. Geschickt arbeiteten sich seine Finger in die Hose und holten den Ständer heraus, der sich warm anfühlte und in seiner Hand pulsierte.
„Mmh …“, machte Simon erregt.
Da rollte Xaver sich über ihn, wanderte an ihm hinab und nahm den Ständer in den Mund.
Während er ansaugte, drehte er die Augen nach oben.
Gemütlich verschränkte Simon die Arme hinter dem Nacken. Leise stöhnend ließ er sich die Behandlung gefallen. Doch auf einmal fuhr Xaver hoch – und starrte ihm ins Gesicht.
Simon stützte sich auf seinen Ellenbogen hoch und guckte ihn verwirrt an. „Äh ... was?“
„Und Daniel?“, schoss es aus Xavers Mund. „Wird dieser Daniel morgen auch kommen?“
Simon brauchte ein paar Momente, dann fing er zu schmunzeln an. „Könntest du bitte aufhören von Daniel zu sprechen, wenn du mir gerade einen bläst?“
„Na ja.“ Xaver zuckte mit den Schulter. „Ich möchte eben wissen, ob dieser Daniel morgen auch kommt. Letztens beim Essen hast du gemeint, du würdest mir die Sache zwischen Daniel und dir noch erklären. Dazu ist es dann aber nicht gekommen.“
Simon seufzte. „Also gut“, fing er an. „Daniel ist mein Ex. Er ist aber Vergangenheit. – Und nein, er wird morgen nicht kommen.“
„Okay.“ Xaver fühlte sich erleichtert, doch etwas tief in ihm drin sagte, dass das Thema noch nicht abgehakt war. „Weißt du, letztens hatte ich den Eindruck, dass die anderen Daniel und dich immer noch als Paar sehen“, erklärte er.
„Du musst dir keine Sorgen machen. Die Sache mit Daniel ist vorbei – und zwar schon seit Monaten! Weißt du, er hatte es nicht so mit der Treue, wenn du verstehst.“
„Oh … er hat dich also betrogen?“
Simon nickte. „Mehrmals.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: “Gleich nach dem Urlaub im Sommer passierte es wieder einmal und noch dazu hat er sich geradezu idiotisch angestellt. Er hat mit dem Typen über Planetromeo geschrieben und danach nicht einmal den Internetverlauf gelöscht, na ja …“
„Aber ihr trefft euch immer noch … du und Daniel?“
„Wenn dann, nur gezwungenermaßen. Justus und Rafaela mochten ihn immer recht gerne, also haben sie ihn letztens auch zum Essen eingeladen. Sie haben mich vorher gefragt, ob es okay ist. Und ich hab ja gesagt, weil Daniel ist vielleicht nicht beziehungsfähig … aber er ist ja auch kein Verbrecher.“
„Hm, okay.“
Xavers Blick ging hinunter zu Simons Schwanz, der in der Zwischenzeit – verständlicherweise –an Härte eingebüßt hatte. Auf einmal kam er sich superdämlich vor. Hatte er wirklich gerade einen Blowjob abgebrochen, um mit Simon über seinen Ex zu reden?
Verlegen kratzte er sich an der Schläfe. „Ähm, sorry, aber dies kam mir nur gerade so in den Sinn.“
„Lieber solltest du derzeit etwas ganz anderes im Sinn haben“, kam es amüsiert zurück.
„Ähm, ja?“
Simons Hand packte ihn im Nacken und gab etwas Druck, sodass sich sein Kopf wieder auf den Schwanz zubewegte, der sich gerade aufrichtete.
Er schielte hoch. Auffordernd nickte Simon ihm zu.
„Nun blas weiter, ja?“
„Okay“, hauchte er und nahm den Ständer wieder in den Mund.