Leseprobe
Es folgt eine Leseprobe aus „Auf die Matte, Dude“ (Sportboys in Love 3)
Klappentext:
Ein Auslandssemester in Florida! Davon träumt Student Julian aus München schon seit Schulzeiten. Als die Abreise bevorsteht, überkommen ihn jedoch Bedenken. Immerhin ist er jetzt mit Mirko zusammen und es wird nicht einfach sein, die Beziehung auf eine solch große Distanz zu führen. Am Ende gibt es aber zu viele gute Argumente dafür, sich diese Chance keinesfalls entgehen zu lassen.
Auf dem College findet er rasch Anschluss zu seinen Mitstudenten, etwa zu Braydon. Der heiß umschwärmte Kapitän des Ringerteams ist nicht nur sein Zimmernachbar im Studentenheim, sondern überredet ihn auch dazu, ihn in den Kampfsport einführen zu dürfen. Bald stellt sich aber heraus, dass Braydon ihn nicht nur auf der Ringermatte flachlegen möchte.
Eine Gay Romance von Bastian Süden mit knackigen College-Boys, schweißtreibenden Ringkämpfen, einer Strandparty in Miami Beach und einem Schuss bayerischer Winterromantik.
Leseprobe:
Julian glaubte, sich verhört zu haben.
„Was soll das heißen?“, entfuhr es ihm. „Was meinst du mit einem offenen Ding , Mirko?“
Sein Freund wischte sich durchs Gesicht. „Na, ein offenes Ding eben“, wiederholte er. Mit einer zackigen Bewegung kappte er sein Frühstücksei und fing zu löffeln an. Zwischendurch sprach er weiter: „Ich sag ja nicht, dass wir unsere Beziehung pausieren müssen. Aber du bist eben verdammte sechs Monate fort. Sechs Monate, Schatz! Ein halbes Jahr ohne Sex? Das hält doch niemand aus – du nicht und ich nicht. Warum also nicht etwas Schnelles über Grindr organisieren, wenn einem von uns danach ist? Dies hat dann doch mit uns nichts zu tun, Schatz.“
„Beziehung … pausieren?“, stammelte Julian. Um Fassung ringend sah er seinem Freund zu, wie dieser entspannt weiterlöffelte, als wäre der Vorschlag, den er gerade vorgebracht hatte, der normalste der Welt.
Mirko war ein hübscher Kerl, keine Frage. Das brünette Haar kurzgeschoren, dazu ein kantig geschnittenes Gesicht. Selbst die deutlich abstehenden Ohren sahen keineswegs lächerlich aus, wie es bei vielen anderen Leuten der Fall war. Ihn machten sie nur noch süßer. Außerdem besaß er einen fitten, breitschultrigen Oberkörper – genauso wie Julian selbst.
Beim Trainieren hatten sie sich ja auch kennengelernt. Das Universitätssportinstitut bot Kurse für die Studenten aller Münchner Universitäten an. Sich für das Zirkeltraining einzuschreiben, war eine von Julians ersten Taten als Erstsemestriger gewesen. Es war ihm wichtig gewesen, sich fit zu halten, gerade weil er als Student der medizinischen Informatik künftig noch mehr Zeit vor dem Computer verbringen würde, als dies schon davor der Fall gewesen war.
Der Typ mit den süßen Segelohren war ihm sofort aufgefallen. Vor und nach dem Training kamen sie immer wieder zum Quatschen und irgendwann ließ Mirko eine Bemerkung fallen, die den Schluss zuließ, dass er schwul war. Auch Julian selbst machte kein Geheimnis daraus. Eines Tages gingen sie nach dem Training etwas trinken. Es folgte eine Verabredung am darauffolgenden Samstagabend. Sie zogen durch die schwulen Lokale. Es wurde spät, und als sie nicht mehr ganz nüchtern waren, landeten sie in einer Schlagerbar, wo sie bei „Warum hast Du nicht nein gesagt“ zu knutschen begannen. Mirkos damalige WG befand sich bloß ein paar Hundert Meter entfernt. Sie gingen dorthin und hatten wunderbaren Sex. Bald darauf waren sie fix zusammen.
Alles war so glatt gelaufen, dass ihre Geschichte ein denkbar schlechter Plot für einen Liebesfilm gewesen wäre. Es hatte keinerlei Hindernisse zu überwinden gegeben. Im ersten Studienjahr hatten sie noch getrennt gewohnt, doch im darauffolgenden Sommer waren sie zusammengezogen, denn Mirkos Onkel besaß ein Apartment im Gärtnerplatzviertel, das gerade frei geworden war. Dieses war nun seit gut zweieinhalb Jahren ihr Zuhause.
Julian richtete seinen Blick aus dem Fenster. Schneeflocken schwebten in die Tiefe und verwandelten den Innenhof in ein Winterwonderland. Auf der hohen Tanne, die bis herauf ins dritte Stockwerk ragte, lag bereits eine dicke, weiße Schicht.
Weihnachten war erst ein paar Tage her. Am Vierundzwanzigsten war es wieder einmal viel zu warm gewesen, beinahe frühlingshaft, doch nun kurz vor Silvester schaufelte eine Kaltfront feuchte Luft nach Bayern. Seit Stunden schneite es und ein Ende war nicht in Sicht. Daran gewöhnen musste sich Julian dieses Jahr jedoch nicht. Er würde ja nur noch zehn Tage in München verbringen, dann stand seine Abreise nach Florida an.
„Nein, eben nicht, es geht mir nicht darum, die Beziehung zu pausieren“, betonte Mirko noch einmal. „Ganz im Gegenteil, Schatz. Es geht bloß um Sex. Sollte sich einmal etwas ergeben, warum nicht? Sechs Monate sind eine verdammt lange Zeit.“
Julian aß sein Müsli weiter. Nachdenklich senkte er seinen Blick. Er wusste, dass er verdammt viel von seinem Freund verlangte. Es war schon eine harte Nummer, für ein halbes Jahr nach Amerika zu gehen, wenn man in einer festen Beziehung lebte. Von dem Auslandssemester in Florida hatte er aber immer schon geträumt, schon zu Schulzeiten. Noch dazu war die Cleaton Tech ein hochangesehenes College, das sich verdammt gut im Lebenslauf machen würde. Er hatte mit Mirko auch umfangreich darüber gesprochen. Hätte dieser nicht eingewilligt, hätte er es sein lassen. Allerdings waren sie gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass sie die paar Monate Trennung locker wegstecken würden – von einer offenen Beziehung war damals aber noch keine Rede gewesen.
„Ich habe dich schon verstanden“, fuhr Julian fort, „trotzdem will ich es nicht. Selbst wenn es bloß um Sex geht. Was Leute an offenen Beziehungen gut finden, hab ich noch nie kapiert. Entweder man ist zusammen oder eben nicht. Ich will keine halben Sachen!“
Wie egoistisch er sich plötzlich vorkam! Sah er die Sache zu eng? War er es seinem Freund vielleicht sogar schuldig, sich auf den Vorschlag einzulassen?
„Na, dann eben nicht“, unterbrach Mirko seine Gedanken.
Dankbar nahm Julian den Ball auf. „Ja, außerdem bin ich doch nicht durchgehend fort“, argumentierte er. „Ich komme zwischendurch zurück nach Deutschland, Ende Februar schon. Anfangs sind es also bloß eineinhalb Monate.“
„Ich weiß, die Hochzeit deiner Schwester“, erwiderte Mirko und klang dabei recht bedrückt. „Für wie lange bleibst du dann? Drei Tage, vier Tage?“
„Vier Tage.“
Mirko seufzte. „Gut, vergiss meinen Vorschlag, okay?“
Damit war Julian einverstanden. Eilig suchte er nach einem anderen Gesprächsthema. „Morgen sind wir noch nicht verplant“, stellte er freudig fest. „Wir könnten etwas unternehmen. Schlittschuhlaufen oder Langlaufen? In den Isarauen haben sie angeblich schon die Loipen gespurt. Was meinst du?“
Mirko zuckte teilnahmslos mit den Schultern. „Hm. Mal gucken.“
An einen Ausflug war am nächsten Tag jedoch nicht zu denken. Vom Morgen weg hatte Mirko fürchterlich schlechte Laune, sodass es besser war, ihn nicht anzusprechen. Also verbrachte Julian den Vormittag auf dem Sofa und spielte mit seinem Handy. Er schickte Anja, seiner Schwester, ein paar lustige Weihnachtsbildchen, die er im Internet entdeckt hatte. Von ihr kam auch eines zurück. Sie texteten eine Weile lang und verabredeten sich für den Nachmittag auf einen Kaffee im nahen Glockenbachviertel.
Der modern gestaltete Coffeeshop lag in einer ruhigen Seitengasse. Es herrschte grelles Licht, weil der viele Schnee, der vor den bodentiefen Fenstern lag, die Sonne reflektierte. Angeboten wurde Fair-Trade-Kaffee aus Guatemala, den man mit diversen Sirups verfeinern lassen konnte. Süße Düfte strömten durch das zweistöckig angelegte Lokal.
Anja und Julian hatten einen Platz auf der Galerie ergattert. Sie saßen auf Stühlen aus Bambusholz, Surfbretter hingen als Dekoration an den Wänden, Chillout-Musik rieselte aus den Boxen. Es war ein Hipster-Laden, der Strandfeeling vermitteln wollte, was trotz der aktuellen Wetterverhältnisse sogar gelang.
Anja rührte in ihrem Latte macchiato, der in einem hohen Holzbecher serviert worden war. Prüfend blickte sie Julian an. „Dich belastet doch etwas“, stellte sie fest.
Seiner Schwester hatte er noch nie etwas vormachen können. Da sie ihn so oder so durchschauen würde, fing er zu reden an: „Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob das wirklich eine gute Idee ist, das Auslandssemester.“
Ihr Blick verdüsterte sich. „Sag mal, spinnst du? Seit deiner Schulzeit redest du davon, dass du zum Studieren nach Amerika gehen willst. Warum sollte es also plötzlich keine gute Idee mehr sein? Es ist zu spät, um kalte Füße zu bekommen, mein Lieber.“
„Na ja, hm.“ Er zuckte verzweifelt mit den Schultern. Schließlich erzählte er von dem Ansinnen, das Mirko vorgebracht hatte. „Ich will das nicht“, betonte er. „Aber gleichzeitig hab ich Angst, dass unsere Beziehung kaputtgeht, wenn ich mich nicht darauf einlasse.“
„Wie meinst du das?“
„Nun ja, es könnte doch sein, dass Mirko dann, wenn ich fort bin, trotzdem … Na, vielleicht braucht er einfach auch mal die Abwechslung. Immerhin sind wir seit über drei Jahren zusammen. Es ist nicht mehr so wie am ersten Tag. Sicher, wir haben eine schöne Beziehung … meistens. Natürlich hat aber auch der Alltagstrott Einzug gehalten. Und genau in dieser Situation haue ich ab. Für ein halbes Jahr. Ist doch bekloppt, oder?“
„Julian, bitte!“ Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und sie griff nach seiner Hand. „Mach dir keinen Kopf, hm? Wahrscheinlich war es wirklich nur so ‘ne Idee von ihm. Nachdem ihr darüber geredet habt und du klargestellt hast, dass du es nicht willst, ist die Sache aber vom Tisch, auch für ihn. Mirko ist doch ein grundanständiger Kerl!“
„Selbstverständlich ist er das.“
„Na also! Lass dir deine Vorfreude auf Florida nicht verderben. – Sag, wie viele Tage sind es nun noch?“
„Neun.“
„Neun Tage“, sagte sie voller Begeisterung. „Ist das nicht klasse? Hey, bald ist der Winter für dich zu Ende. In neun Tagen fliegst du nach Florida. Sommer, Sonne, Strand – ein halbes Jahr lang. Und wenn du zurückkommst, wird es hier gerade Sommer. Mensch, du bist echt zu beneiden, also mach nicht so ein Gesicht!“
Jetzt musste Julian lächeln, denn Anja hatte ja recht. Er war ein totaler Sommermensch. Wie er die Kälte hasste! Es konnte also gar keinen besseren Zeitpunkt dafür geben, das Weite zu suchen, als jetzt, wo es in Bayern so richtig kalt wurde.
Dass sein Auslandsstudium nicht mit dem neuen Semester begann, sondern jetzt zu Jahresanfang, hatte organisatorische Gründe. An der Cleaton Tech war das Studienjahr anders aufgeteilt als in Deutschland, nämlich in Trimester. Genau genommen machte er also kein Auslandssemester, sondern zwei Auslandstrimester. Das erste dauerte von Anfang Januar bis Ende März, das zweite von Anfang April bis Ende Juni.
„Nur einmal musst du zurück in die bayerische Kältehölle“, redete Anja weiter, „und das auch nur, weil sich deine blöde Schwester einbildet, unbedingt im Februar heiraten zu müssen.“ Gespielt verdrehte sie die Augen.
„Ach was“, konterte er. „Ich freu mich doch schon total auf eure Hochzeit. Bei den Vorbereitungen läuft weiterhin alles glatt?“, erkundigte er sich.
Anja nickte. „Momentan bin ich recht gechillt, und Guido auch. Aber frag mich das in vier Wochen noch einmal“, fügte sie lachend hinzu.
„Es wird bestimmt fein. Eine Winterhochzeit am Königssee. Sowas hat nicht jeder.“
„O ja. Außerdem haben wir uns nun noch etwas Neues einfallen lassen.“
„Ach ja, und zwar?“
„Ich werde im Pferdeschlitten zur Kirche gebracht. Ist das nicht cool?“
„Ist die Kirche, St. Bartholomä, nicht bloß mit dem Schiff erreichbar? Fährt der Schlitten etwa übers Eis?“
„Aber nein.“ Sie lachte. „Ihr, also die Hochzeitsgäste – ja, ihr kommt alle mit dem Schiff. Guido wird vor der Kirche auf euch warten – und ich fahre schließlich mit dem Schlitten vor, gezogen von zwei weißen Schimmeln.“
Sie strahlte über beide Ohren. Seit gut einem Jahr waren Guido und sie damit beschäftigt, ihre rustikale, aber offenbar doch auch pompöse Hochzeit zu organisieren. Sie verdienten sich ein großartiges Fest, keine Frage. Seit fast zehn Jahren waren sie nun zusammen. Das perfekte Paar! Bestimmt würde Guido niemals auf die Idee kommen, Anja eine offene Beziehung vorzuschlagen …
So schnell, wie der Gedanke gekommen war, wischte Julian ihn auch wieder weg. Es war ein dummer Vergleich. Anja ging ja auch nicht für ein halbes Jahr nach Amerika.
„Wie kommen denn die Pferde dahin?“, fragte Julian als nächstes. „St. Bartholomä liegt doch auf dieser Halbinsel, eingekesselt zwischen Berg und See.“
„Ist eine Firma, die das organisiert. Ist nicht billig, aber romantisch!“ Sie seufzte entzückt. „Hoffentlich gibt es genug Schnee! Julian, du musst die Daumen dafür drücken, auch in Florida.“
„Klar, mach ich“, versprach er. „Aber an Schnee mangelt es momentan ja wirklich nicht, oder?“
Er wies zum Fenster, hinter dem sich die weiße Pracht türmte.
„Ja, stimmt.“ Anja schmunzelte.
Aufgeregt berichtete sie weiter von den Hochzeitsplänen. Danach kamen sie noch einmal auf sein Auslandsstudium zu sprechen. In bunten Farben malte Anja aus, wie toll es in Florida doch werden würde. Fasziniert hörte er ihr zu. Seine Schwester hatte die Gabe, andere Menschen mitzureißen und zu begeistern. Auf einmal waren seine Sorgen wie weggeblasen. In seiner Magengrube fing es zu kribbeln an. Jetzt war sie doch da: die Vorfreude auf das Florida-Abenteuer.