Kapitel 4

In den Flipperautomat

Es war ein wunderbarer Sommerabend in den Gartenanlagen. Mr Phipps hatte die beschnittenen Hecken und Riesenbüsche um den Teich mit kleinen Lämpchen geschmückt, die wie Sterne funkelten. Die Enten waren nach unten gebracht worden; sie schwammen träge im Wasser umher und quakten die untergehende Sonne an, auch wenn Betty nicht bei ihnen war.

»Das Abendessen ist angerichtet«, sagte Mrs Sparks und kümmerte sich um die Gäste, die an der kleinen Gesellschaft teilzunehmen gewünscht hatten. Dazu gehörten ein paar vereinzelte Kurzzeitgäste einschließlich Jane Yancey, die störrische kleine Tochter des Milliardärs, und ihre Mutter, Nancy Yancey. Der Vater war vermutlich an der Wall Street beschäftigt. Mrs Pompadore war mit Hainy da, der neben dem Teich saß und die Enten anbellte. Hauptmann Rickenbacker war mit Mr Phipps in ein tiefes Gespräch über die Formen der Büsche verwickelt.

»Ich möchte eine Ente«, sagte die kleine Jane Yancey, die das Teichufer nicht verlassen und nicht zum Essen kommen wollte.

»Frag deinen Vater«, erwiderte ihre Mutter.

»Möchtest du die Ente braten oder an eine Leine nehmen?«, fragte Mrs Pompadore, die keinerlei Geduld mit verwöhnten Kindern hatte.

Jane rannte an den Tisch, setzte sich neben ihre Mutter und beschwerte sich über die unverschämte Frau und ihren kläffenden Hund, dann wurde das Essen aufgetragen.

Es gab keine Großküche im Hotel, aber das war nicht weiter tragisch. Das Abendessen sowie alle anderen Mahlzeiten im Whippet wurden von einem der besten New Yorker Restaurants im benachbarten Block geliefert. Das Restaurant gehörte zu dem Whippet-Besitz und war nur für das Hotel zuständig. Wer eine gelbe oder grüne Schlüsselkarte hatte, konnte dort zu jeder Tages- und Nachtzeit essen, ohne einen Cent zu bezahlen. (Von Trinkgeld wurde auch abgeraten.) Oder die Gäste konnten das Restaurant anrufen, indem sie ihre Schlüsselkarte in einen bestimmten Schlitz in ihren Zimmern steckten. Dann wurde ihnen das Essen unter silbernen Glocken auf brühheißen Tellern ins Zimmer serviert. Die Hotelbelegschaft wurde nicht eingeladen, mit den Gästen zu speisen, es sei denn, man hieß Mrs Sparks.

Daher kam es, dass Leo schon im Keller gegessen hatte – einen Teller mit einem Nudelschnellgericht und eine Banane – und währenddessen in die violette Kiste gestarrt hatte. Sein Vater war irgendwo im Gewirr der Wartungstunnel und reparierte irgendwas, als Leo sein Funkgerät anschaltete.

»Remi, bist du da?«

Sofort kam Remis Antwort, als hätte er sein Gerät schon am Ohr gehabt und auf einen Anruf gewartet.

»Ich bin hier! Wo bist du?«

»Das ist jetzt unwichtig. Wer ist in der Lobby?«

»Ich und meine Mutter. Dein Dad ist vor ’ner Weile auf dem Weg nach oben durchgekommen, ansonsten ist es ruhig hier.«

»Weißt du, wo Hauptmann Rickenbacker ist?«

»Ja, sicher. Er ist bei der Abendgesellschaft draußen am Teich.«

»Gut. Das hatte ich gehofft.«

An seiner Gürtelschnalle war ein Lederband befestigt, das Leo herauszog. Er sah auf eine winzige Uhr, die am Ende hing. Betty war damit beschäftigt, Leos restliches Essen aufzufressen, während er redete, und eine vereinzelte Nudel hing ihr aus dem Schnabel.

»Ich habe Betty bei mir und ich muss sie und die anderen Enten in knapp einer Stunde wieder aufs Dach bringen. Inzwischen muss ich was erledigen. Ruf mich an, wenn Hauptmann Rickenbacker zurückkommt, ja?«

»Klaro!«

Kronenvignette

Remi hatte sich zu sehr hineingesteigert, und seine Mutter sah hinter dem Empfangstresen auf, wo sie sich die Nägel feilte.

»Du musst doch hungrig sein, oder?«, fragte sie.

Sie lächelte, rief Remi herbei und gab ihm einen kalten gefüllten Maiskuchen, der in Wachspapier gewickelt war.

»Du machst mich stolz, mein kleiner Türsteher. Arbeite fleißig, dann wirst du es in der Welt zu etwas bringen.«

Remi kehrte zur Tür zurück. Er hatte eine Hand in der Tasche und hielt heimlich das Funkgerät umklammert, falls Leo ihn brauchte. In der anderen Hand hatte er sein Essen, das Gleiche, was er schon zu Mittag bekommen hatte.

Aus der Ferne hörte er die Enten quaken, und er starrte über die Parkanlage und fragte sich, was Leo und Betty wohl machten.

Kronenvignette

Es gab zwei Zugänge zu Hauptmann Rickenbackers Suite im dritten Stock – einen vom Gang aus und einen durch den Wartungstunnel. Nicht alle Zimmer waren so angelegt, aber in dieser Suite hatte es in den vergangenen zwei Jahren Probleme gegeben, daher hatte Mr Whippet Leo einen geheimen Eingang gezeigt. Hauptmann Rickenbacker hatte die Angewohnheit, große Möbelstücke vor die Tür zu schieben und sich zu weigern, herauszukommen, meistens, weil sein Erzfeind, MR M., das Hotel betreten hatte. Soweit es das Personal beurteilen konnte, war dieser MR M. eine Ausgeburt von Hauptmann Rickenbackers Fantasie. Meistens wurde Leos Vater hineingeschickt, um den Hauptmann zu beruhigen und das Möbelstück von der Tür zu entfernen, damit Pilar die Suite putzen konnte.

Leo sah zu Betty hinunter. »Pass ein bisschen auf hier drin, ja? Es ist eigentlich kein geeigneter Ort für eine Ente.«

Betty schien nicht achtzugeben, während Leo das Kombinationsschloss an der Geheimtür drehte, die vom Wartungstunnel in die Suite führte. Von innen her sah es aus, als ob ein Teil der Wand aufklappte, und wenn die Tür wieder geschlossen war, dachte man, es gäbe gar keine Tür. Betty watschelte durch die Öffnung, und Leo, der die violette Kiste unter einem Arm hatte, folgte ihr. Er passte auf, dass die Tür sich nicht ganz schloss, und sah sich bewundernd in einer der gefährlichsten Suiten des Hotels um.

»Er sieht so lustig aus, aber er ist in Wirklichkeit ein Entenkiller. Sei super vorsichtig, Betty.«

Sie quakte, nickte und watschelte weiter.

Hauptmann Rickenbacker bewohnte eine große, bunte Suite, die unter dem Namen Flipperautomat oder Flippersuite bekannt war. Sie hatte hoch oben Fenster, durch die die untergehende Sonne einen goldenen Schein über alle Teile warf.

»Die Suite hat mir immer gefallen«, sagte Leo. Er war versucht, die violette Kiste abzustellen und mit einem der dreiundzwanzig Flipperautomaten zu spielen, die an der Wand des Schlafzimmers standen, aber er wusste, dass er nicht viel Zeit hatte. Es brauchte sowieso Glück, um in das Ringzimmer zu gelangen, deshalb durfte er nicht trödeln. Auf keinen Fall konnte er riskieren, dass Hauptmann Rickenbacker zurückkam und womöglich dachte, dass der kleine Junge in seinen Räumen eine Erscheinung seines erfundenen Erzfeindes MR M. war. Wenn das nämlich passierte, dann konnte Hauptmann Rickenbacker ausrasten und mit Gegenständen um sich werfen. Und es gab ganz schön viele gefährliche, schwere Gegenstände in der Flippersuite, mit denen man werfen konnte.

Leo ging weiter in das Wohnzimmer, das lang und schmal war, eben wie ein Flipperautomat. Es war das Herzstück der Flippersuite. Riesige modellierte Schlagtürme oder Flipper-Puffer waren zu Sofas und Sesseln zusammengestellt und leuchteten von innen her mit bunten Lichtern und Sprungfedern. Der schräg verlaufende Fußboden war übersät mit Lichtern und Pfeilen und Zahlen in Kreisen, genau wie bei einem richtigen Flipperautomaten. An der Rückwand des Raumes war ein Loch, das so groß war wie ein Autoreifen, flankiert von zwei Flipperhebeln. Dahinter befand sich die Tür, die auf den Gang der dritten Etage führte.

Betty watschelte durch den Raum, quakte in das Loch hinein und lauschte dem Echo. Leo sah sich um. Während er neben dem blubbernden Boiler im Keller gegessen hatte, hatte er Merganzers Nachricht nochmals durchgelesen und nach Hinweisen gesucht.

Stockwerk und drei und ein halb!

Das sollte wohl bedeuten – da war er sich sicher –, dass es geheime Zimmer in dem Hotel gab und dass sich eines über dem dritten und unter dem vierten Stock befand. Er stand jetzt in der Flippersuite, die im dritten Stock war, starrte zur Decke hinauf und überlegte, was dort wohl war.

Drücke die violette Kugel, in der Küche neben dem Flur.

Leo lief über den glatten, schrägen Boden, passte auf, dass er nicht ausrutschte, und merkte, wie er sich freute, dass die violette Kugel unter einer blauen feststeckte. Sie waren groß wie Bowlingkugeln und auch ungefähr so schwer. Die blaue Kugel musste abgeschossen werden, um die violette aus der Rampe zu holen. Um genau zu sein, musste er auch die violette Kugel abschießen, denn die Kugeln waren unter einer dicken Plexiglasscheibe aufgereiht. Sie waren erst gefährlich, wenn sie zum Spiel abgeschossen wurden. Danach konnte man sich in der Flippersuite ernstlich verletzen, was eindeutig der Grund war, warum sich Mrs Sparks so freute, dass Hauptmann Rickenbacker so lange in der Suite wohnte. Sonst wollte keiner sie buchen.

»Betty«, sagte Leo, »wir müssen ein paar Kugeln abschießen. Bleib hier bei mir, okay?«

Betty hatte nichts dagegen, auf den Arm genommen zu werden – im Gegenteil, sie mochte es sogar. Als Leo je eine Hand an ihre Seiten legte und sie hochhob, damit sie auf dem Kontrollfeld stehen konnte, seufzte sie glücklich.

Leo zog den riesigen Bolzen mit der Abschussfeder heraus und ließ ihn los. Die blaue Kugel sauste die silberne Rampe entlang aufs Spielfeld. Sie prallte an den mit Sprungfedern versehenen Sofas und Sesseln ab, wirbelte durch einen Kreisel und rollte auf einen der beiden großen Flipperhebel zu. Das Zimmer hallte wider von Klingeln und Zischen und überall blinkten Lichter. Betty war wie gebannt und verfolgte jede Bewegung der Kugel. Leo hatte vorgehabt, sie einfach von dem Flipperhebel abprallen und dann in der Mulde landen zu lassen, aber er konnte nicht an sich halten. Er musste einfach mit den Handflächen auf die Flipperknöpfe drücken (die so groß waren wie Speiseteller), so dass die Kugel wieder in Richtung Küche zurücksauste, wo sie einige Buchstaben umwarf, die MERGANZER bildeten. Auf der Rückwand drehten sich die schwarzen Zahlen auf weißen Kacheln im Zählwerk und die Kugel sauste zum Kontrollraum zurück. Sie stieß an einen Puffer, schwenkte ab und krachte in die dicke Plexiglasscheibe vor Leos Gesicht. Er lachte nervös und dachte bei sich: Wenn das Plexiglas nicht gewesen wäre, hätte mir die Kugel den Kopf abgerissen.

Betty quakte irritiert und schlug in dem engen Raum mit den Flügeln.

»Bleib ganz ruhig, dann passiert dir nichts.«

Er ließ die blaue Kugel in das reifengroße Loch plumpsen und schoss dann die violette Kugel ab. Das war der gefährliche Teil, denn er brauchte diese Kugel. Er würde hinausmüssen, um sie zu holen.

Okay, Leo, du schaffst das. Immer mit der Ruhe.

»Du wartest hier«, sagte er zu Betty und sah sie mit strengem Blick an, den sie gleichermaßen zurückgab. Betty ließ sich nicht gerne herumkommandieren.

Die Kugel sauste wild zwischen zwei Sesseln herum, während Leo aus der Sicherheit hinter dem Kontrollraum hervorkam. Er stand inmitten eines aktiven Flipperautomaten und fragte sich, wie es sich wohl anfühlen würde, eine Bowlingkugel mit fünfzig Stundenkilometern aufzufangen. Die Kugel löste sich aus dem Hin und Her zwischen zwei Puffern und raste in Blitzgeschwindigkeit den Boden entlang. Leo rettete sich und stieß nun selbst gegen einen Puffer. Er wurde herumgestoßen wie eine Stoffpuppe. Als er sich wieder zurechtfand, sah er, dass die Kugel in hohem Bogen zurückflog. Er drehte sich um, machte einen Satz und fing die Kugel, dabei wurde er auf den rutschigen Boden geworfen, konnte sie aber mit den Armen gegen den Bauch gedrückt halten. Das Gewicht der Kugel zog Leo auf das runde Loch zu, das ihn glatt verschluckt hätte. Doch Leo war fix im Denken, sogar noch inmitten eines Flipperautomaten. Er hielt die Kugel mit den Armen umschlungen, spreizte die Beine und stemmte sich mit je einem Fuß gegen die Flipperhebel rechts und links. Wenn Betty jetzt auf einen der Flipperknöpfe im Kontrollraum trat, dann war er höchstwahrscheinlich geliefert. Er behielt die Ente scharf im Auge.

Betty quakte. Sie starrte Leo, dann die großen weißen Knöpfe an.

»Betty, nein. Bitte nicht –«

Sie hielt einen Entenfuß über den rechten Flipperknopf, zögerte, dann trat sie drauf.

Leo beugte sich gerade noch rechtzeitig zu dem linken Flipperhebel, doch jetzt lachte Betty und watschelte zwischen den Flipperknöpfen herum, als hätte sie noch nie so viel Spaß gehabt.

Es dauerte ungefähr vier oder fünf Sprünge hin und her, ehe Leo an dem Loch vorbeisausen konnte. Er landete mit einem dumpfen Knall an der Tür.

»Das war nicht nett«, schalt er die Ente und stand mit der Bowlingkugel im Arm auf.

Sein geheimes Funkgerät begann zu knacken.

»Remi hier. Leo, wo bist du?«

Remi flüsterte. Kein gutes Zeichen. Leo zog die kleine Uhr an dem Band hervor – schon zwanzig Minuten vergangen!

»Ich bin hier. Was ist los?«

»Eigentlich nichts. Mir ist langweilig. Was machst du?«

Leo überlegte, was er sagen sollte. Remi war noch so neu und er kannte ihn kaum. Was passierte wohl, wenn er ihm erzählte, dass eine verrückt gewordene Ente versuchte, ihn in einem überdimensionalen Flipperautomaten umzubringen?

Er entschied sich für eine weniger abartige Version.

»Ich kann gerade nicht reden – ich weiche Bowlingkugeln aus. Ruf erst wieder an, wenn Rickenbacker raufkommt. Verstanden?«

»Hast du eine Ahnung, wie öde es ist, an der Tür zu stehen? Du weichst Bowlingkugeln aus und meine grauen Zellen zerfließen vor Langeweile. Du musst mich mitspielen lassen!«

»Nicht jetzt, Remi! Bleib auf der Hut. Ich erzähl dir später alles.« Leo sputete sich jetzt. Er setzte Betty auf den Boden der Flippersuite und rannte mit der violetten Kugel unter einem und der violetten Kiste unter dem anderen Arm zur Küche. Er schaffte es kaum, beides festzuhalten, und ließ die Kugel zweimal fast fallen. Das hätte bedeutet, alles noch einmal durchzuspielen und womöglich von einer unzuverlässigen Ente im Zimmer herumgeschossen zu werden.

Er kam in die Küche und sah die Stelle, nach der er suchte: ein Feld mit Lampen, die wie Bowlingkugeln aussahen. Eine war violett, und Leo war sicher, was er jetzt tun musste.

Drücke die violette Kugel in der Küche neben dem Flur.

Dreimal hintereinander ganz schnell. Ducken!

Er stellte die Kiste auf die Arbeitsfläche und achtete darauf, dass sie den Puffer nicht berührte. Dann hielt er die schwere violette Kugel vor die runde Lampe und drückte. Als die Kugel auf die Lampe traf, wurde sie durch die Wand gesaugt und war verschwunden. Dann ging die Lampe wieder an.

»O-oh«, sagte Leo. »Das war wohl nicht so gemeint.«

Betty quakte vom Boden her und Leo sah nach unten. Die Kugel kam aus einem anderen Loch bei seinen Füßen zurückgerollt.

»Das soll ich jetzt wohl dreimal machen, oder?«, fragte er Betty.

Betty starrte nur den Kühlschrank an, der wie ein riesiger aufrecht stehender Flipperautomat aussah.

Als Leo die Kugel wieder aufhob, war sie nur noch halb so schwer.

»Eine andere Kugel. Interessant.«

Er drückte sie wieder auf die Lampe und sie verschwand erneut in der Wand und kam bei seinen Füßen heraus. Diesmal war sie viel leichter, wie ein übergroßer Golfball.

»Liegt das nur an mir oder wird das alles immer verwirrender?«

Die einseitige Unterhaltung mit Betty war überraschend beruhigend, und Leo kam die Idee, dass er Merganzer vielleicht ähnlicher war, als er vermutet hatte. Merganzer redete nämlich gerne vor sich hin, wollte aber meistens keine Antwort.

»Noch ein drittes Mal, und ich wette, dass das Ding davonschwebt.«

Leo drückte die Kugel ein letztes Mal durch die Lampe, und da quakte Betty lauter, als Leo sie jemals hatte quaken hören.

In Sekundenschnelle erinnerte er sich an eine ganz wichtige Botschaft in Merganzers Nachricht.

Ducken!

Er ging kein Risiko ein und duckte sich. Dabei flog die ursprüngliche violette Kugel (diejenige, die das Gewicht einer Bowlingkugel hatte) aus dem Loch in der Wand und zurück in den Flipperautomaten, wohin sie ja gehörte. Sie schlitterte durch eine Flipperschleuse in der Nähe der Decke, was aus jedem anderen Winkel ein unmöglicher Schuss gewesen wäre, und alle Lichter in der gesamten Suite gingen aus. Die Kugel fiel laut in die Auffangmulde, und als sie verschwand, leuchteten die Lampen in dunklem Violett auf. Ein tiefes Summen erfüllte den Raum, ein Loch tat sich in der Decke auf und weißes Licht leuchtete auf die dunkle Bodenfläche.

Eine Leiter schwebte herunter.

Leo hatte sich schnell wieder aufgerichtet, als die Kugel an seinem Kopf vorbei war, und hatte gesehen, wie sich der Flipperautomat veränderte. Jetzt saß er wieder auf dem Boden und kauerte sich zusammen, da rollte eine weitere violette Kugel aus dem Loch heraus und stieß träge an seinen Fuß. Leo bedankte sich kurz bei Betty, dass sie ihm das Leben gerettet hatte, dann hob er die vierte Kugel auf. Sie fühlte sich an wie ein Pingpongball. Leo ließ sie fallen und sie sprang mit hohlem Geräusch zurück.

Erneut ließ sich Leo Merganzers Worte auf der Kiste durch den Kopf gehen.

Und nimm die Kugel mit. Du kannst sie brauchen.

»In Ordnung, das mach ich«, sagte Leo.

Er ging auf die Leiter zu, besorgt und nervös, da krächzte Remis Stimme aus dem Funkgerät.

»Hauptmann Rickenbacker kommt! Er ist gleich bei dir!«

Leo hatte die Suite in dunkelviolettes Neonlicht getaucht und ein Loch in der Decke aufgehen lassen, alles in nur einer halben Stunde. Er hatte allerdings keine Ahnung, wie er das alles rückgängig machen konnte.

Also tat er, was jedes Kind getan hätte: Er warf die Kugel und die Ente durch das Loch in der Decke, packte die violette Kiste und kletterte die Leiter hinauf.