Lee Barbants Autorennotizen

Also ich habe neulich mit Baby Barbant gespielt (mittlerweile fangen alle meine Anekdoten so an) und beschlossen, ihn für seinen Mittagsschlaf hinzulegen. Normalerweise ist das ein ziemlich simples Unterfangen. Das Kind mag Schlaf, was großartig ist, denn das gibt mir Zeit zum Schreiben. Ich musste dringend weiterarbeiten, weil ich ein wenig in Rückstand geraten war.

Also zog ich mein ganzes Sing- und Tanzprogramm durch, legte das Kind in sein Bettchen und schaltete meinen Computer ein. Auf geht’s!

Doch dann drangen die kläglichen Schreie meines vier Monate alten Sohnes durch das Babyfon. Ich seufzte, stapfte wie ein pflichtbewusster Bilderbuchvater die Treppe hinauf und gab ihm seinen Schnuller.

Gut. Erledigt. Er schlief wieder ein und ich schlich mich zurück an meinen PC, um herauszufinden, was Parker angesichts des Skrim-Angriffs unternehmen würde.

Nach nur zwei Sätzen plärrte es erneut aus dem Babyfon.

So ging das einige Male hin und her, bis ich ein kleines bisschen frustriert wurde. Ich meine, das Kind hat doch alles, was es braucht: Ein volles Bäuchlein, eine bequeme Windel, ein seltsames Eulen-Nachtlicht, das aus irgendeinem Grund Meeresgeräusche von sich gibt.

Was hätte er denn noch wollen können? Und trotzdem heulte er alle paar Minuten drauflos! Seine Mutter war immer noch bei der Arbeit und Chris hatte sich aktiv geweigert, rüberzukommen und zu babysitten, was bedeutete, dass nur ich übrig blieb.

Also stapfte ich zum hundertsten Mal die Treppe hoch, stieß die Tür zu seinem Kinderzimmer auf …

Und dann roch ich es.

Ah, dachte ich und fühlte mich mindestens so gewieft wie Sherlock Holmes. Da liegt also das Problem.

Trotz der Tatsache, dass Baby Barbant … na ja … Dass er wortwörtlich ein Baby ist und trotz der Tatsache, dass seine Mutter und ich alles für ihn tun, weiß er manchmal besser als wir beide, was er braucht. Er kann zwar noch nicht sprechen, aber als guter Vater muss man eben herausfinden, was er zu sagen versucht (und dann die schmutzige Windel wechseln).

Ein guter Schriftsteller zu sein, ist ganz ähnlich, das habe ich beim Schreibprozess dieses Buches gemerkt. Wir starteten mit voller Hypergeschwindigkeit und die Worte flogen nur so auf die Seiten. Es lief sogar so gut, dass wir dem Zeitplan mehrere Wochen voraus waren (ein seltenes Ereignis, das kann ich euch mal versichern).

Aber dann erreichten wir einen Knackpunkt. Irgendetwas an dem Buch fühlte sich nicht richtig an. Der Mittelteil fühlte sich an wie ein Ende und das Ende fühlte sich an wie ein Cliffhanger. Ich habe alle meine alten Tricks ausgekramt, um das zu lösen, aber wir bekamen es einfach nicht hin. Wir hatten keine Lust, euch alle ein Buch aufzutischen, das einer vollgeschissenen Windel gleichkommt.

Also nahmen wir uns einen Nachmittag Zeit und hörten auf das, was das Buch uns zu sagen versuchte. Dann trafen wir eine radikale Entscheidung.

Wir haben zwanzigtausend Wörter gestrichen, sowie die Gliederung des halben Buches umgestellt. Dadurch verloren wir unseren Vorsprung und gerieten mit Blick auf den Abgabetermin in Zeitnot.

Wie zuvor erwähnt: eine radikale Entscheidung.

Und indem wir das getan haben, glaube ich, dass wir eines der besten Bücher hervorgebracht haben, die wir bisher geschrieben haben (Wenn ihr das ähnlich seht, hüpft doch mal auf Amazon rüber und hinterlasst uns eine nette Rezension! Oh ja, ich schrecke vor dem Betteln nicht zurück!)

Das Schöne ist, dass vieles, was wir herausschneiden mussten, in Buch 7 Platz finden wird, an dem wir nun bereits arbeiten. Dieser zweite Handlungsbogen unserer ›Aufstieg der Magie‹-Reihe ist ein Riesenspaß und ich kann es kaum erwarten, bis ihr alle das Wahnsinnsfinale zu lesen bekommt, das wir uns ausgedacht haben!

In Ordnung, genug Versprechungen.

Es ist 1:00 Uhr morgens, gleich geht sicher wieder das Babyfon.

Für Irth! (und Baby Barbant)

Lee.

20. September 2017