»Warum sollte ich als Einzige zu Hause bleiben und Däumchen drehen? Es gibt noch so viel zu tun.« Entschieden schüttelte Molly den Kopf. »Das wäre den anderen gegenüber nicht fair. Aus der Idee einer weihnachtlichen Zusammenkunft im kleinen Rahmen ist ein Fest für ganz Maple Creek geworden. Der Mehraufwand ist gewaltig.«
»Du vergisst, dass dank Gabriel eine größere Gruppe unterstützend zur Verfügung steht. Allein zehn Freiwillige aus der Kirchengemeinde bereiten die Kartoffelscheiben vor. Und als wir den Schnee weggeräumt haben, kamen auf einmal von links und rechts die Leute mit ihren Schneeschaufeln, um uns zu helfen. Du hast es selbst gesehen.« Nat hob den Zeigefinger. »Außerdem gibt es sehr wohl eine wichtige Aufgabe für dich: Du musst zum Flughafen fahren und Dorothy abholen.«
»Ihr Flugzeug landet doch erst am frühen Nachmittag. Ehrlich, Nat, ich fühle mich nicht gut dabei. Überdies freue ich mich auf die finalen Arbeiten. Warum willst du mich plötzlich außen vor lassen?«
»Manches Mal, mein Schatz, besitzt du wahrlich eine elendslange Leitung«, antwortete Nat mit einem hintergründigen Lächeln. »Seit wir über unsere Weihnachten als Kinder gesprochen haben, ist es mein Wunsch, dir dein Traumfest zu bereiten. Naturgemäß war es nicht möglich, die Vorbereitungen im Geheimen durchzuführen. Dich diese letzten Stunden fernzuhalten, nehme ich mir jedoch heraus. Alle werden die Feier hoffentlich genießen, aber aus meiner Sicht findet sie nur für dich statt – und das Ergebnis ist eine Überraschung.«
Molly spürte, wie ihre Augen feucht wurden. »Das ist so lieb von dir. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Von selbst kroch eine Gänsehaut über ihren Rücken, und die Knie begannen zu zittern. Ach du liebe Güte, schoss es ihr durch den Kopf. Sie ist da! Die Vorfreude auf Weihnachten – das Kribbeln, die Aufregung, die Ungeduld. O Nat!
Mit einem leisen Schluchzen ergriff sie seine Hände. »Du ahnst nicht, welche Bedeutung das für mich hat. Ich liebe dich so sehr. Du erfüllst, was ich mir seit meiner Kindheit sehnlichst wünschte und nie erleben durfte – außer dieses eine Mal auf dem Campus. Kein schöneres Geschenk könntest du mir machen.«
Nat streichelte über ihre Wange. »Wart’s ab. Es folgt nämlich mehr. Du hast mir doch erzählt, wie schrecklich es für dich war, dass du die Stunden vor unserer Hochzeit ganz allein verbracht hast. Das wollen wir nicht wiederholen. Den Vormittag musst du leider noch einsam ausharren, aber nachdem du Dorothy vom Flughafen abgeholt hast, fahrt ihr direkt hierher zu uns nach Hause. Ihr werdet den ganzen Nachmittag gemeinsam verbringen. Wenn Jack angekommen ist, gesellt er sich vorerst zu uns Männern und hilft bei den Vorbereitungen. Ist alles fertig und bereit, holen Jack und ich euch ab. Das wird gegen sechs Uhr sein.«
Nun konnte Molly die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie ließ Nats Hände los, schlang die Arme um ihn und legte ihre Wange an seine Brust. Deutlich spürte sie die Wärme seines Körpers und hörte leise das rhythmische Pochen seines Herzens. Es war, als würde sie hoch in den Himmel zu den Sternen schweben und allen Zauber der Weihnacht in sich aufnehmen.