Der Regen fiel dichter.
Samantha hastete durch die schweren Tropfen und fischte die Hausschlüssel heraus.
»Beeil dich«, sagte Jarl Inge hinter ihr. »Ich werd klitschnass.«
Im Flur rempelte er sie von hinten an. Samantha fuhr herum und sah ihn wütend an. Geistesabwesend zog sie die Schuhe aus und hängte ihre Jacke auf.
Im Wohnzimmer sah alles wie immer aus. Es war still im Haus.
»Ich brauche jetzt ein kaltes Bier«, sagte Jarl Inge und ging an ihr vorbei in die Küche.
»Ich … auch«, sagte Samantha.
Die Sofakissen lagen nicht in ihrer üblichen Ordnung. Sie ging zum Sofa und nahm das erste Kissen hoch, schüttelte es und legte es in die Sofaecke. Als sie das zweite Kissen hochhob, hielt sie inne.
In der Ritze zwischen zwei Sitzpolstern steckten vier Schottersteinchen, und auf dem Bezug waren ein paar dunkle Flecken. Samantha fuhr mit dem Finger darüber. Die Flecken waren in den Stoff eingezogen und nicht weiter verschmiert. War das Blut?
Sie hörte Jarl Inge in der Küche eine Dose Bier aus dem Kühlschrank nehmen und sie öffnen.
Samantha drehte das Sitzpolster um und versuchte nachzuvollziehen, was Walter in ihrer Abwesenheit gemacht hatte. Auch auf dem Boden lagen kleine Steinchen. Sie ging in die Hocke, sammelte sie auf und erstarrte.
Unter dem Sofa lag ein Turnschuh. Bunt mit blauen Schnürsenkeln.
Sie beugte sich weiter vor und fand auch den zweiten Schuh.
Der Puls in ihren Schläfen begann zu pochen.
Samantha erkannte die Schuhe wieder. Sie gehörten Emma Ramm.
Jetzt sah sie auch den Sand auf dem Boden. Die Spur führte über den Flur in die Küche. Vor der Küchentür blieb sie stehen. Jarl Inge zog mit einem kreischenden Geräusch einen Stuhl vom Küchentisch weg und setzte sich, ehe er einen kräftigen Schluck aus der Dose nahm.
»Wo hast du mein Handy?«, fragte er und streckte die Hände über den Kopf, verschränkte sie im Nacken und drückte die Schulterblätter nach hinten.
Auch auf dem Küchenboden lagen kleine Steinchen.
»Hallooo?«, sagte Jarl Inge.
»Hm?«
»Mein Handy«, sagte er. »Du hast gesagt, es wäre zu Hause. Ich will die Jungs anrufen und Bescheid geben, dass ich wieder gelandet bin.«
Samantha ging in die Küche.
»Ich hab dir kein neues Handy gekauft, Jarl Inge.«
Sie nahm die Bierdose, die vor ihm stand, und spürte, dass sie kaum noch halb voll war. Er sah sie verwirrt an.
»Glaubst du wirklich, dass ich mir das leisten könnte?«
Samantha trank einen Schluck und schüttelte die Dose.
»Danke, dass du mir auch ein Bier geholt hast.«
Sie ging zum Kühlschrank und nahm eine neue Dose heraus. Öffnete sie mit einer raschen Handbewegung, schob die Hand in die Hosentasche und schummelte die graue Tablette in die Öffnung. Sie hörte es schäumen und schwenkte die Dose ein paarmal, ehe sie sie vor Jarl Inge auf den Tisch stellte.
»Ich hol grad was zu essen aus der Gefriertruhe«, sagte sie.