Die Kühlschranktür stand offen. Samantha schob sie zu, ohne Jarl Inge aus den Augen zu lassen.
»Was ist denn mit dir?«, fragte der Polizist.
Jarl Inge murmelte etwas Unverständliches und bewegte die Hände, als wäre er auf der Suche nach etwas, woran er sich festhalten könne. Mit der einen Hand erwischte er die Bierdose und warf sie um. Der Polizist reagierte blitzschnell, griff die Dose und stellte sie wieder hin. Was den Schaum nicht daran hinderte, sich auf dem Tisch auszubreiten.
Blix griff nach dem Serviettenhalter auf dem Tisch und stand auf. Der Stuhl knallte gegen die Wand hinter ihm. Jarl Inge hatte es geschafft, sich am Tisch festzuhalten, schwankte aber mit dem Oberkörper vor und zurück.
»Er sollte Wasser trinken«, sagte Samantha und drehte sich zu den Oberschränken um. Während sie mit einer Hand den Wasserhahn aufdrehte, schob sie die andere Hand in die Hosentasche. Die Tablette war noch da.
»Wollen Sie auch ein Glas?«, fragte sie.
»Nein danke«, antwortete Blix und wischte den Schaum weg.
Samantha nahm ein Glas aus dem Hängeschrank, füllte es mit Wasser und hielt es Jarl Inge hin, der sie mit großen Augen ansah.
»Du …?«, nuschelte er. »Verdammt … hast du …«
Sie drückte Jarl Inge das Glas in die Hände, der es aber nicht halten konnte. Dann hob sie es an seine Lippen, aber auch das Trinken klappte nicht. Das Wasser lief über das Kinn auf seine Brust.
Sie stellte das Glas weg.
»Wir sollten einen Arzt rufen«, sagte Blix und knüllte die nassen Servietten zusammen. »Was hat er heute zu sich genommen?«
Jarl Inge versuchte, etwas zu sagen, es kam aber nur ein Gurgeln.
»Ich weiß es nicht«, sagte Samantha. »So war er noch nie.«
Jarl Inge hing in ihren Armen, aus eigener Kraft konnte er sich nicht mehr aufrecht halten.
»Ich hab kein Telefon«, sagte der Polizist und sah sie fragend an.
Samantha wusste nicht, was sie antworten sollte. Ihr Herz hämmerte.
»Helfen Sie mir, ihn zum Sofa zu bringen«, sagte sie. »Er kippt sonst auf den Boden.«
Blix ging um den Tisch herum. Samantha warf einen hastigen Blick zu den Küchenmessern, die Zeit reichte aber nicht, um sich eins zu schnappen. Der Polizist packte Jarl Inge auf einer Seite unter dem Arm. Samantha trat auf die andere Seite. Gemeinsam zogen sie ihn hoch.
»Hat er Drogen genommen?«, fragte Blix.
»Das würde mich nicht wundern«, sagte Samantha. »Ich habe ihn aber nur Bier trinken sehen.«
Sie schleppten Jarl Inge aus der Küche. Seine Füße schlurften über den Boden, und sein Atem ging schwer. Nur mit Mühe gelang es ihnen, den kraftlosen Körper aufs Sofa zu befördern. Blix drehte Jarl Inge auf die Seite und richtete sich auf.
»Er ist völlig weggetreten«, sagte er. »Sie müssen einen Krankenwagen rufen.«
Samantha konnte sich nicht entscheiden, was sie tun sollte.
»Bleiben Sie so lange bei ihm«, sagte sie und lief zurück in die Küche, konnte sich aber nicht mehr erinnern, wo sie das Handy hingelegt hatte. War es noch im Auto?
Eine Sekunde überlegte sie, nach draußen zu laufen und es zu holen. Und etwas Zeit zu gewinnen.
Sie atmete hektisch und spürte Panik in sich aufsteigen. Vielleicht sollte sie einfach den Autoschlüssel mitnehmen und wegfahren. So weit weg wie nur möglich.
Oder sie bekam Walter irgendwie aus dem Keller, um sie zu unterstützen. Zusammen könnten sie …
Aus dem Keller waren Geräusche zu hören.
Eine Sekunde später stand der Polizist in der Tür zur Küche.
»Was treiben Sie hier?«, fragte er. »Warum rufen Sie keinen Krankenwagen?«