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Der nächste Tag war ein Arbeitstag und Anne wachte mit bleischweren Gliedern auf.

Irgendwelche Fetzen eines bösen Traums hingen wie Spinnweben in ihrem noch dämmerigen Bewusstsein, ohne Gestalt anzunehmen. Sie hörte die Müllabfuhr auf der Straße, und als hätte es nur dieses kleinen Anstoßes bedurft, verwoben sich ihre Gedankenfetzen zu dem groben Muster einer Erinnerung: Sie hatte die groteske Szene, die sich jetzt in ihrem Kopf konkretisierte, nicht geträumt, sondern erlebt.

Ihr Magen begann zu rebellieren und Anne stürzte in die Toilette. Schwanger bin ich sicher nicht, schoss es ihr durch den Kopf.

Wie ein Brandzeichen, dachte sie, als sie die Bisswunde auf ihrer Brust betastete und fühlte sich durch den verbliebenen Schmerz auf eigentümliche Weise mit Matthias verbunden.

In der Küche fand sie den kleinen Esstisch liebevoll gedeckt mit frischen Brötchen und Kaffee in einer Thermoskanne. Eigentümlich berührt bemerkte Anne, dass Matthias sogar Papier-Servietten gefunden hatte. Diejenige auf ihrem Teller hatte er beschriftet: „Du hast mir meinen Mut zurückgegeben – danke“, stand da in großzügig geschwungenen Buchstaben.