52. Eintrag Immer noch in Salamanca, hab bisher nur das El Corte Inglés, einen Waschsalon und einen Friseurladen gesehen (die Ex hat sich die Haare schneiden lassen). Wir bleiben noch bis übermorgen, denn die Stadt ist schön, vermute ich, und ich will sie endlich sehen.

Auch wenn es nicht nur die Ex nicht interessiert, wie es in meinem Kopf ausschaut, es interessiert auch sonst niemanden. Die ganze Familie schaut mit Ekel weg, wenn ich mit meinem Writer’s Block anfange; weiß gar nicht warum, ich mache ja niemanden dafür verantwortlich, nicht mal mich selber. Aber die Frage, wo in meinem Kopf der Writer’s Block ist, die ist neu. Ich stell mir den Kopf als Labyrinth vor, man kommt leicht rein in die Kopfscheiße, aber nicht wieder raus. Und irgendwo zwischen all den Lebenstrümmern, die im Kopf schwimmen, ist auch dieser Writer‘s Block, vermutlich unter falschem Namen bzw. unter falscher Flagge, aber irgendwo schwimmt da so ein Kloß aus Verzweiflung, Verweigerung, Aufbäumen, Unvermögen, ein Riesenhaufen Scheiße und ich weiß nicht, wo der Haufen ist, sonst könnt ich ihn vielleicht packen und zerdrücken.

Hier in Salamanca kann man sehr gut essen, und da der Writer’s Block nur im Kopf ist, kann ich gut fressen und gut scheißen und mein Magen, der auf den verfluchten Fett-(Ochsen)-Schwanz in dem eitlen Bergkaff Jerez de los Caballeros mit quellendem Sodbrennen geantwortet hat, hat sich auch wieder gefangen.

Von der Keine-Ehe-Front gibts was Neues zu berichten: Die Ex hat doch tatsächlich eine ganze Nacht ohne einen einzigen Schnarcher hier in Salamanca geschlafen. Ohne einen einzigen, ich fass es nicht, die ganze Nacht lag im Ehebett neben mir eine stille, friedliche Frau …

Tagsüber ist unser Verhältnis auch wieder gut, sie redet und erklärt mir die Welt, und ich spiel den Trottel, aber wenn sie zumindest nachts still ist, könnte ich sie ja fragen, ob sie mich nochmal heiraten will …