56. Eintrag Bilbao. Die Ex bringt das Kunststück fertig, in jeder Altstadt eine hübsche Wohnung zu finden! Da sitzt sie stundenlang vor dem Handy und sucht, aber es lohnt sich. Und sie findet alles, sie hat eine totale Orientierung und das ohne Google. Ich wackle wie ein alter Depp hinterher, aber sie ist heute freundlich, schaut sich nach mir um und wartet, wenn ich nicht nachkomme. Wenn ich sie verlöre, wüsste ich weder wo die Wohnung ist noch in welcher Garage das Auto steht und – vermutlich – in welcher Stadt ich eigentlich bin.
Die Stadt, die ich mehrmals „links“ liegen ließ auf meinen Fahrten durch Spanien, ist toll: eine so lebendige Mischung aus alt und neu, die einem den Atem raubt.
Apropos Atem: Ich habe heute Nacht ohne Schnarchen der Ex wunderbar geschlafen, einmal (nur!) zum Pinkeln auf und sofort weitergeschlafen, es war herrlich!
Und wir waren im Guggenheim-Museum. Der Bau, die Umgebung, das Drumherum von der Spinne bis zum Wauwau: umwerfend, grandios – wenn es in München nur einen solchen Weltplatz gäbe, wäre München eine Weltstadt. Architektur, wenn sie gut ist, „kann Welt“.
Wir sind zweimal um das irre Gebäude rumgegangen und dann rein, auch drin faszinierend, dass es einen erschlägt. Im Gegensatz dazu die Objekte, Bilder, ein grauer, öder Haufen überflüssiger Scheiß, keine Fantasie, keine Haltung, keine Kraft: Museumskunst, nur öde, blöde Museumskunst, und Museumskunst ist tote Kunst – mir hat nur ein Krikikraki von Willem de Kooning gefallen, aber der ist so beschissen, dass er schon lang zu meinen Lieblingen gehört, und das Blau ist auch bei Ives Klein meine Lieblingsfarbe; und ein ganzer Saal mit kopfstehenden Baselitzen ist auch eher ein Museumswitz als Kunst.
(Ach lass das, das ist blöd.)
Aber mir hat Museumskunst noch nie gefallen, Museumskunst ist Kommerzkunst, bestellt und abgeliefert für viel Geld und ohne Not.
Beim Heimgehen kaufe ich mir wieder eine Unterhose und Socken, der Winter ist uns auf den Fersen. Und der Ex möchte ich gern was kaufen, sie redet von einer neuen Handtasche, gern! Gern auch teuer, was bei mir Geizhals viel heißt – aber sie sucht und sucht und sucht und findet nichts.