7. November Meine Tochter ist begeistert. Die Samen einer köstlichen gallischen Melone ließ sie tagelang trocknen. Vor vier Tagen setzte sie ein paar ein und baute aus dem Boden einer Wasserflasche ein Gewächshaus. Sie rechnete mit drei Wochen, bis die Samen treiben würden. Heute, am Tag ihrer Abreise, bringe ich ihr das Töpfchen. Zwei kleine Pflänzchen sind innerhalb von vier Tagen entstanden. Ein Wunder der Natur. Sie jubelt und begrüßt jede einzeln. Ich bewundere »mein Pflänzchen« und ihre Freude. Ein schöner Moment der Dankbarkeit.

Franz möchte nicht mit in den Süden fahren, und ich bin froh, eine Auszeit zu haben. Wir setzen den Vater in Icod ab, damit er heimspazieren kann, und ich fahre erst zur Tankstelle. Es fehlt verdammt viel Luft im vorderen Reifen. Der Gedanke, gleich zwei Autos bei Santi zur Reparatur zu haben, löst in mir umgehend Wallungen aus. Wir schaffen es aber in den Süden. Ein kurzer Abschied von meinem Mädchen mit inniger Umarmung. Guten Flug!

Ich fahre nach El Médano, um meine Freundin Julia zu treffen, achtundzwanzig Jahre alt, Weltenbummlerin und aus Liebe auf Teneriffa hängen geblieben. Eine besondere junge Frau und Ersatztochter, wenn ich auf der Insel länger ohne meine Kids auskommen muss. Sie reiste mit ihrem gelben Bully bis hierher und hat eine Hippie-Philosophie, die ich bewundere. Sie braucht kaum Geld, jammert nie und macht aus wenig viel. Trotz toller Ausbildung und Beruf zieht sie den Job in einem Callcenter vor. »Ich arbeite drei Tage die Woche und verdiene achthundert netto, der Rest ist Leben.« Das gibt mir Zuversicht. Mit achthundert Euro und wenn alle doppelten Kosten wegfallen würden, käme ich auf der Insel auch über die Runden. Ob ich irgendwann ganz auswandern soll?

Es tut gut, einen ganzen Nachmittag am Strand zu sitzen und zu quatschen, kurz Urlaub zu machen und bei sich selbst sein zu können. Bei Sonnenuntergang fahre ich heim.

Er sitzt in seinem Zimmer und schreibt. Die Schreibmaschine rattert. Ich störe nicht weiter und verziehe mich automatisch nach oben.

Später begegnen wir uns in der Küche. Franz ist gut gelaunt, er hat den ganzen Tag geschrieben, Spaziergänge gemacht, gut gegessen und sagt bestens aufgelegt: »Ich bin fest entschlossen, wir machen die Reise.« Dabei erzählte mir meine Tochter während der Autofahrt, dass er nach Flügen gucke.

»Super«, antworte ich, »zur schlechtesten Jahreszeit, in Kriegszeiten mit dem höchsten Benzinpreise machen wir uns auf den Weg mit einem uralten Kübel. Wenn wir da nichts zum Schreiben haben, ist uns nicht mehr zu helfen.« Er holt sein Manuskript. »Neunzehn Seiten«, sagt er. Ich komme auf die gleiche Zahl. »Je schonungsloser wir berichten, desto lustiger wird es«, er macht eine Pause, »für den Leser.«

Abends im Bad bin ich erstaunt: Die Zahncreme steht vor dem Bilderrahmen. Ah, daher weht der Wind, das gute Teil wurde vor »Kinderhänden« in Sicherheit gebracht.

Das Meer ist wild. Wenn ich an die zweitägige Überfahrt denke, wird mir jetzt schon schlecht. Reisekaugummi notiere ich auf einen Zettel. Merkwürdig, dass die Zweier-Kombi leichter funktioniert.