38. Eintrag Die Ex war der Motor der Familie. Was vor sechzehn (genau!) Jahren für sie die ultimative Befreiung war, war für mich ein plötzliches Leben ohne Motor. Jetzt ist sie wieder Motor und lenkt mich so, dass ich ganz vergesse, dass ich eigentlich total unglücklich bin. (Notiz vom Sommer: Das Schreiben war einmal die große Befreiung, jetzt ist es ein Gefängnis, in dem ich ersticke!)
Ich will gern die absurde Reise mit dem alten Kübel machen, je mehr ich erlebe, egal was, umso mehr vergesse ich, dass ich ein toter Dichter bin.
Ich bin nicht mehr der, der ich vor zwanzig Jahren war, als ich das Auto herbrachte. Das bilde ich mir nicht ein. Wir sind nie die, die wir waren. Wir sterben viele Tode. Ich bin mindestens hundertmal den Säufertod gestorben, von den andern ganz zu schweigen.
Deshalb bin ich froh, dass ich die Ex hab: Wann fahren wir los, jetzt, wo das Auto fährt? Und sie sagt ganz selbstverständlich: Am Sonntag geht die Fähre um 19 Uhr von Santa Cruz, wir kommen in Huelva am Dienstag um 8 Uhr früh an, dort hab ich schon mal ein Hotel gebucht, dann sehen wir weiter. Lass mich nur machen! Sie hat sich in den Kopf gesetzt, dass sie einem alten Mann seinen Lebenstraum erfüllt.
Damit sie mich gefühlstechnisch nicht schon vor Antritt unserer Reise in den Rollstuhl packt, beschließe ich: Ich fahre!
Das ist ihr gar nicht recht, deshalb ist es klar: Ich fahre! Basta.