23. November Wenn ich mich selbst als alt gewordene Weißwurst im Schlafanzug bezeichne, ist das Selbstironie. Wenn aber Franz mein frustrierendes Einkaufserlebnis auslachend und brühwarm meinem Sohn erzählt, fühle ich mich scheiße. »Und deine Mutter bekommt lauter graue Haare. Hahaha.« Mein Selbstwertgefühl rast in den Keller. »Könntest du bitte aufhören, so gehässig zu sein? Es ist einfach unfair, die Schwachpunkte eines Menschen auf dem Tablett zu präsentieren. Ich rede ja auch nicht dauernd von deinem Altherrenbauch und deiner Halbglatze.« Er zieht reflexartig den Bauch ein. »Aber deine grauen Haare sind doch süß.« Zu spät, ich fühle mich trotzdem als Weißwurst.
Wir buchen die Fähre! Juhu. Die Reise kann beginnen. Am Sonntagnachmittag fahren wir von Santa Cruz los. Ich freue mich darauf, trotz der Sticheleien. Mein Honorar für sechs Wochen Dichter am Stück. So eine Reise könnte ich mir im Alleingang eben nicht leisten. Drum Freude pur auf die Abwechslung.
Am Nachmittag machen wir eine kleine Spazierrunde. Franz hat plötzlich wieder Knieschmerzen. Unter Verdacht stehen seine neuen Stöckelturnschuhe. Und er bekommt keine Luft, das Asthma meldet sich wieder retour. Da soll bloß einer sagen, dass die Psyche keinen Einfluss hat. Spätestens auf dem Schiff geht es ihm wieder gut. Davon bin ich überzeugt. Mit offenen Augen durch die Welt. Mit Lust packe ich die Kiste fürs Auto.